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Nr. 1377

 

Der rote Hauri

 

Versteckspiel in der Technozone – die Imago-Sucher bringen Rettung

 

von Robert Feldhoff

 

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Den Völkern der Milchstraße ist nach der Zerschlagung des Kriegerkults nur eine kurze Verschnaufpause vergönnt. Die neue Bedrohung, die auf die Galaktiker zukommt, wird Anfang des Jahres 447 NGZ, das dem Jahr 4034 alter Zeitrechnung entspricht, erstmals erkennbar, als Teile der Galaxis Hangay aus dem sterbenden Universum Tarkan in unseren eigenen Kosmos gelangen.

Im Sommer 447 ist vielen Galaktikern das ganze Ausmaß der Gefahr des Materietransfers längst klar geworden, zumal ein weiteres Viertel von Hangay in unserer Lokalen Gruppe aufgetaucht ist – unter gleichzeitigem Verschwinden einer großen Anzahl von Sonnenmassen unseres eigenen Universums.

Während die Galaktiker über diese Phänomene Spekulationen anstellen, auf Abhilfe sinnen und Atlan seine Expedition nach Tarkan startet, ist ein Galaktiker über die Vorgänge des Materietransfers bestens im Bilde: Perry Rhodan.

Jetzt, im August 447, operiert der Terraner mit seinen beiden Gefährten direkt in den Reihen des Gegners. Perry Rhodan ist ein großes Risiko eingegangen, als er sich zu dieser Vorgehensweise entschied, denn ein überaus hartnäckiger Verfolger, der ihn entlarven kann, hat seine Spur aufgenommen.

Dieser Verfolger ist DER ROTE HAURI ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner wagt ein gefährliches Spiel.

Shallun – Rhodans Helfer auf Talluur.

Shaa – Der Wasserträger gibt nicht auf.

Beodu und Nai-Leng – Der Attavenno und der Kartanin als ungleiches Team.

Narmon ald Tiil – Ein Hauri gibt religiöse Unterweisung.

Prolog

 

»Sechs kurze Tage, war das nicht der kartanische Name deiner Organisation?«

»Das war er, Prior.« Narmon ald Tiil hielt sich gerade, doch innerlich wäre er am liebsten schlaff zusammengesackt und in tiefen Schlummer gefallen. »Sechs kurze Tage, in kartanischer Phonetik Han-Shui-Kwon.«

»Ich bin sicher, dass zumindest die klugen Kartanin uns fürchten. Dies ist das Zeitalter des Sechsten Tages, Narmon, und je besser wir Hauri den Willen des Hexameron erfüllen, desto kürzer wird dieser Tag sein. Der Herr Heptamer spricht:

Girratu, die Göttin des Feuers, wird ihr Haupt erheben und Hitze verbreiten. Und am Himmel über den Sternen wird als Zeichen ihrer Macht zu erkennen sein ein Leuchten wie das der Blume Omfar. Die Sterne werden aneinanderrücken, und die Stätten werden einander näher sein.

Das sagt Heptamer, der Herr Siebentag. Ich bin weiterhin sicher, Narmon, du kennst das Buch Hexameron und all seine Lieder. Um jedoch den göttlichen Willen durchzusetzen, um die Todesprophezeiung an alle Ungläubigen und jene, die vom Herrn Siebentag unrein genannt werden, zu erfüllen, brauchen wir Erfolge. Du hingegen hast versagt.«

Der Prior wanderte ruhig in der engen Kammer hin und her, als wolle er Narmon ald Tiil nur auf die Folter spannen. Vielleicht war das tatsächlich der Fall, dachte der Hauri. Er, Narmon, war ein Abkömmling dieses Priesterbergs, er stand unter besonderem Erfolgsdruck. Andererseits hatte er einen hohen religiösen Rang inne; man konnte ihn nicht bestrafen wie einen durchschnittlichen Versager.

»In der letzten Woche hast du in der Technozone Dienst getan, nicht wahr?« Narmon bestätigte. »Es handelte sich um eine sehr niedrig angesehene Tätigkeit im Versorgungsbereich. Ich empfehle meine Versetzung, Prior.«

»Ja ... Ich habe keine Wahl. Deine Anwesenheit dort schadet dem Ansehen des Berges Tiil – auch wenn du selbst es nicht besser verdienst. Deshalb wird dir eine neue Aufgabe zugeteilt, und zwar abermals in der Technozone. Die Ausbildungslager brauchen Lehrer. In letzter Zeit werden die Kräfte der Sechs Tage zunehmend durch Fremdrassige verstärkt, und diese wiederum benötigen dringend religiöse Unterweisung. Das ist in Zukunft deine Aufgabe, Narmon. Du kannst gehen.«

»Ja, Prior.« In ihm kochte es. Er war kaltgestellt, hineinmanövriert in eine eintönige und ausgesprochen kompetenzarme Stellung. Aber mehr hatte er nicht erwarten dürfen, dachte Narmon ald Tiil. Er konnte schon froh sein, dass man ihn nicht zum Selbstmord aufgefordert hatte.

Er verspürte keinerlei Sehnsucht nach dem Land Shamuu. Seine Glieder waren noch stark, sein Geist trotz der Niederlage im Charif-System leistungsfähig. Hatte er nicht die Pflicht, sich mit aller Macht für den beschleunigten Ablauf des Sechsten Tages einzusetzen?

»Noch etwas, Lehrer!«, rief der Prior, als er gerade hinter sich die Tür hatte schließen wollen. »Es ist dir von nun an untersagt, Tiil zu betreten. Wir wollen dich hier nicht mehr sehen.«

»Ja, Prior!«

Narmon ald Tiil schlich wie betäubt durch die Gänge des Priesterbergs.

An diesem Ort war er aufgewachsen. Hierhin gehörte er, doch was galt den Gehilfen des Herrn Heptamer ein einzelnes Leben?

Es wird Not herrschen unter den Völkern der Zwanzigstätten und der anderen Stätten bis hin an die Grenzen des Alls. Aber die Not ist ein Vorbote der Vollkommenheit, und die Gläubigen werden sie geduldig ertragen, wissend, dass die Neugeburt sie erwartet.

Ja, dachte er, und was galt dieses einzelne Leben ihm selbst?

Bescheidenheit hieß das Gebot der Stunde. Er, Narmon ald Tiil, war ein Teil des Ganzen. Ein verschwindend kleiner Teil.

1.

 

Rhodan brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er wieder klar denken konnte. Der Transmitterbogen hatte ihn ausgespien, und nun stand er mit leichtem Schwindelgefühl in der Mitte eines niedrigen, von Gerätschaften aller Art ausgefüllten Raumes.

Was war geschehen? Natürlich, er erinnerte sich genau ... Gemeinsam mit Beodu, dem Attavenno, hatte er Eperst aufgesucht, um in den Dienst des Hexameron zu treten. Dann aber hatte ein rotgekleideter Hauri ihn mit ungeheurer Energie angegriffen und zu töten versucht. Der Hauri namens Shallun, der zwei Meter weiter gerade zu sich kam, war als sein Retter aufgetreten, und gerade darauf konnte sich Rhodan keinen Reim machen.

Was steckte hinter dieser Aktion? Persönliche Motive womöglich?

Er hoffte, dass Beodu und Nai-Leng, sein kartanischer Helfer, auf Eperum in Sicherheit waren. Die Aktion des roten Hauri hatte nur ihm gegolten. So viel wusste Rhodan, ohne dass er sich die Tatsache erklären konnte. Er würde die Freunde wiedersehen – doch nun zählten vor allem die Ungewissheiten seiner eigenen Lage.

»Wo sind wir gelandet?«, wollte der Terraner wissen. Dabei fasste er den Hauri neben ihm scharf ins Auge. Shallun trug eine graue Kutte mit dem Symbol des Hexameron, einer halben aufgehenden Sonne, deren sechs Strahlen von links nach rechts an Länge zunahmen. »Und vor allem wüsste ich gern, wie es überhaupt möglich ist, dass du als Hauri mir das Leben rettest.«

Der andere sprach nun zum ersten Mal, seit sie den Transmitter verlassen hatten. »Die meisten Erklärungen müssen warten, Perry Rhodan. Wir befinden uns auf meiner Heimatwelt Talluur. Wenn meine Artgenossen uns auf die Schliche kommen, töten sie uns beide.«

»Ist das ernstlich zu befürchten?«

»Nein, eigentlich nicht; jedenfalls sind wir vorerst sicher in diesem Raum. Er ist nur mir und anderen Angehörigen Jhiakks zugänglich. Frage jetzt nicht danach. Ich erkläre es dir später. Du hast ja mit dem rotgekleideten Hauri in Eperst Bekanntschaft gemacht, der dich töten sollte. Er ist mein Bruder Shaa, ein Wasserträger. Die Sendestation des Transmitters ist explodiert – vielleicht glaubt er, dass wir tot sind, aber trotzdem muss er hier in der Empfangsstation nachsehen, ob er dessen sicher sein kann.

Also stellt sich die Frage, wie wir ungesehen das Gebäude verlassen. Du bist zu auffällig, Perry Rhodan, verstehst du? Shaa wird die Bewohner des Viertels ausfragen.«

»Verstehen wäre übertrieben. Ich sehe nur einen kleinen Ausschnitt der Sachlage.« Rhodan musterte nachdenklich den hochgewachsenen, dürren Fremden in seiner Kutte. »Was unternimmt dein Bruder Shaa jetzt?«

»Eigentlich hat er nur eine Wahl«, erklärte Shallun mit angenehm tiefer Stimme. Rhodans Translator übersetzte die Hauri-Worte automatisch ins Interkosmo. »Er wird eine Interplanetarfähre nehmen und sehr bald hier auftauchen. In vier Stunden schätzungsweise.«

»Das gibt uns Zeit genug. Welcher Art sind die Geräte in diesem Raum?«

»Es handelt sich um Ausrüstungsmaterial. Wenn ein Angehöriger Jhiakks einen der zweiundsechzig Planeten des Ushallu-Systems besuchen will, findet er hier für jede Art Einsatz das Richtige. Natürlich existieren nicht überall Empfängerstationen.«

»Natürlich nicht«, gab Rhodan ironisch zurück. Das wäre auch zu viel Glück auf einmal gewesen. Er hätte so vielleicht Cheobad, den fünften Planeten, besuchen können. Irgendetwas bereiteten die Hauri dort vor, und er wollte wissen, was es war. Später konnte er Shallun darauf ansprechen. Zunächst aber mussten sie unauffällig diesen Raum verlassen.

»Gibt es unter den Gerätschaften auch Deflektoraggregate?«, fragte er. »Etwas, was uns unsichtbar macht?«

»Sicher ... Aber das nützt wenig, weil außerhalb der Technozone ein dichtes Ortungsnetz aufgebaut ist.«

»Technozone? Erkläre zumindest mit ein paar Worten, was das ist!«

Der Hauri wurde immer nervöser. Rhodan hätte ihm mehr Nervenstärke zugetraut, gerade in Anbetracht seines Verhaltens auf Eperum. Immerhin hatte sich Shallun gegen den rotgewandeten Artgenossen gestellt, und Rhodan wusste ja, welch ein Kämpfer der Rote war.

»Du musst dir zumindest so viel Zeit nehmen«, drängte Rhodan.

»Nun gut. Die Technozone ist eine Enklave des Planeten Talluur. Sie durchmisst mehr als hundert Kilometer und ist dicht besiedelt. Es gibt sehr viele Ausbildungszentren, Forschungsanlagen und Energieerzeuger. Ringsum ist Wüste ohne nennenswerte Besiedlung.«

»Das reicht aus.« Die Grundsituation schien dem Terraner vertraut, als habe er sie schon mehrfach erlebt. Und noch im selben Atemzug nahm seine Idee Gestalt an: »Wir können eine Übergangslösung praktizieren. Wenn ich dich recht verstehe, darf man dich nicht in der Nähe dieses Gebäudes sehen, genauso wenig wie mich. Außerhalb der Technozone würde man mit etwas Pech die Deflektoren orten, richtig?« Er wartete Shalluns Bestätigung nicht ab, sondern fuhr in aller Seelenruhe fort: »In der Technozone selbst wird die Ortung nicht eben präzise arbeiten, denke ich. Deshalb nehmen wir zunächst die Deflektoren und Ausrüstungsmaterial und tauchen in der Technozone unter. Mit deiner Ortskenntnis dürfte das nicht schwierig sein ...«

»Ich verfüge nur über wenig Ortskenntnis«, unterbrach Shallun, setzte jedoch hinzu: »Trotzdem geht dein Plan so weit in Ordnung. Weiter bitte, Perry Rhodan.«

»Der Rest ist einfach. Wo wir unbeobachtet sind, kommen wir zum Vorschein. Dann können wir uns frei bewegen und die Technozone auf normalem Weg verlassen.«

»Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme verberge ich dich in einem Container, zusammen mit Nahrung und anderem, und wir gehen ein paar Tage in die Wüste ... Du würdest sonst zu sehr auffallen. Die meisten Bezirke der Technozone sind Hauri vorbehalten. Jemand wie du kann nur in den Ausbildungslagern frei herumlaufen.«

Rhodan entsann sich, dass man ihm auf Eperum ohnehin eine Passage in eines dieser Ausbildungslager bewilligt hatte. Wenn alles glatt ging, würden in drei Tagen auch Nai-Leng und Beodu dort eintreffen. Bei näherer Betrachtung bot die Lage doch erstaunliche Perspektiven, fand er.

»Wir können uns zusätzlich schützen, Shallun. Enthält das Ausrüstungslager auch Thermitladungen? Wir brauchen geringe Sprengwirkung mit viel Hitzeentwicklung.«

»Auch das ist vorhanden. Worauf willst du hinaus, Perry Rhodan?«

»Ganz einfach«, erklärte er dem verdutzten Hauri. »Wir bringen im Transmitter eine solche Thermitladung an. Sie wird am Gebäude von außen keinerlei Schäden hinterlassen und deshalb mit etwas Glück nicht bemerkt. Innen sieht es anders aus. Der Transmitter muss samt Aufzeichnungen über seine Tätigkeit zerschmelzen. Ist der Sender auf Eperum nicht explodiert? Wenn auch hier nur Trümmer sind, wird unser Tod wahrscheinlicher.«

Hatte der Hauri zuvor einen verdutzten Eindruck gemacht, so wirkte er jetzt regelrecht fassungslos. »Wo bin ich mit meinen Gedanken?«, rief er. »Du hast natürlich recht. Ich schäme mich, dass ich bei all der Ausbildung nicht selbst darauf gekommen bin.«

Shallun suchte aus den wohlgefüllten Regalen und Behältnissen ein paar Gegenstände zusammen und schichtete sie vor sich auf. Rhodan erkannte zwei Komponenten, die sich zu einer Thermitladung zusammenfügen ließen, und weiterhin zwei etwas klobige Kistchen. Dies mussten die Deflektoren sein.

»Eine weiterführende Frage noch«, meinte der Terraner. Sein Translator wandelte die Worte in perfektes Haurisch um, das er aus eigener Kraft leider nur mangelhaft sprach und verstand. »Wie beurteilst du die Psychologie deines Bruders? Wir wissen ja, dass man aus der Thermitwirkung und der Explosion im Sender auf unseren Tod schließen könnte. Aber wird Shaa das auch tun?«

Shallun überlegte eine Weile. Rhodan sah die ledrige, dunkelbraune Haut seines Gesichts zucken. Der andere quälte sich; so viel verstand Rhodan, obgleich die haurische Mentalität ihm nach wie vor ein Rätsel war.

»Vielleicht glaubt Shaa tatsächlich an unseren Tod. Aber es besteht nicht die geringste Chance, dass er sich darauf verlässt. Er wird uns suchen.«

»Dann ist es besser, wir modifizieren den Plan. Du hast gesagt, auf den übrigen Planeten des Ushallu-Systems bestünden weitere Empfangsstationen. Welcher Planet mit Sauerstoffatmosphäre besitzt die am wenigsten übersichtliche Oberflächenstruktur?«

Shallun überlegte eine Weile. »Nummer elf, denke ich. Eine zerklüftete Eiswelt, viele Gebirge, aber auch Vulkanismus. Es gibt kaum Besiedlung dort.«

»Das ist ideal«, stellte der Terraner zufrieden fest. »Bevor wir also dieses Gebäude hier von innen zerstören, schicken wir eine weitere Thermitladung mit Zeitzünder nach Nummer elf. Als Verzögerung schlage ich zwanzig Minuten vor. Shaa wird in Erwägung ziehen, dass wir uns auf Nummer elf versteckt haben. Der Zeitzünder soll ihn bestärken. Wenn er herausfindet, welche Bombe zuletzt explodiert ist, wird er uns dort suchen.«

In Shalluns Gesicht machte sich ein skeptischer Zug breit. »Die Sache scheint mir zu simpel. Wenn er nicht darauf hereinfällt ...«

»Es ist unsere beste Chance. Du hast gesagt, dass Shaa uns aus eigener Kraft finden muss. Nummer elf lässt ihm kaum eine Chance dazu. Vulkanismus und Gebirge – schlechter kann er es nicht treffen. Und bedenke noch etwas: Ihr Hauri seid mit hochtechnisierter Umgebung vertraut, gerade dann bieten simple Tricks hohe Aussicht auf Erfolg.«

»Nun gut«, gab sich Shallun geschlagen. »So machen wir es.«

Er stellte eine zweite Thermitladung zusammen, koppelte sie mit der nötigen Zünderschaltung und justierte den Transmitter. Ein Knopfdruck ließ das kleine Paket verschwinden. Hoffentlich befand sich während der Explosion niemand im Gefahrenbereich, dachte Rhodan.

Shallun überreichte ihm eines der Kistchen. »Das ist dein Deflektor. Hier ist der einzige Knopf; arretiert ist das Feld in Betrieb, lässt du den Knopf herausspringen, wirst du sichtbar.«

Sorgfältig verankerte Rhodan das Gerät am Gürtel seiner Netzkombination. Er sah zu, wie Shallun die zweite Thermitladung fertig stellte und im Schaltteil des Transmitters unterbrachte. Den Zeitzünder stellte er auf fünf Minuten ein.

»Besitzt du selbst Vorräte, Perry Rhodan?«

Der Terraner klopfte kurz seine Taschen ab und sagte: »Für ein paar Tage reichen die Konzentrate. Aber ich brauche Wasser.«

»Wasser, sicher ... Wir Hauri vertragen kein reines Wasser, es wirkt wie ein Suchtgift bei uns. Deshalb muss ich zusehen, dass wir später ein Reservoir ausfindig machen.«

Rhodan schaute überrascht auf. Diese Information bezüglich haurischer Physiologie war ihm neu. Doch er erinnerte sich an Varro pak Duur, an seine erste Mahlzeit in Gesellschaft mehrerer Hauri. Dort hatte es nur Urkhiitu und Ponaa gegeben. Es ging durchaus an, dass Ponaa, die flüssige Komponente haurischer Ernährung, Wasser lediglich in gebundener Form enthielt.

Shallun schwang sich einen gefüllten Vorratsbehälter auf den Rücken und bedeutete Rhodan Aufbruchbereitschaft.

»Wir müssen uns bei den Händen fassen, sonst verlieren wir Kontakt.«

Der Mann begriff, dass die Hauri nicht über Antiflex-Brillen verfügten. Jene Geräte, die einander trotz Deflektorfeldern Sichtkontakt verschafften, waren auf Terra schon seit vielen Jahrhunderten bekannt.

Vorsichtig nahm er Shalluns kühle, extrem trockene Hand und aktivierte gleichzeitig mit seinem Retter das Kistchen am Gürtel. Er sah den Hauri verschwinden, hielt aber fest des anderen Hand im Griff.

»Rasch jetzt!«, sagte Shallun. »Wir haben noch drei Minuten.«

Rhodan folgte bereitwillig dem Zug in Richtung Ausgang.

»Wir müssen das Schott passieren, so schnell es geht. Sonst beobachtet jemand den Öffnungsvorgang und meldet eine Fehlfunktion.«

»Ich weiß, worauf es ankommt.«

Shallun ließ die Schotthälften beiseitegleiten. Rhodan zögerte keine Sekunde – er sprang und passierte so unmittelbar hinter dem Hauri die Öffnung. Dabei trug der eigene Schwung ihn drei Meter weit, und sein Handkontakt zu Shallun ging verloren. Noch im Fallen sah er, wie das Schott sich schloss. In der folgenden Sekunde deutete nichts mehr auf den Vorgang hin.

Shallun war ungeheuer geschickt gewesen, das begriff Rhodan; er selbst hätte den Verschlusskontakt von außen nicht annähernd so schnell erreicht. Vielleicht musste er seine Einschätzung des anderen von Grund auf revidieren.

»Perry Rhodan!«