IN WELCHER GESTALT SICH MIR MEIN SCHICKSAL NAHTE.

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Es war am 10. Mai des Jahres 1859, ein wunderschöner Sonntagmorgen und gerade mein vierundzwanzigster Geburtstag, als ich aus Leibeskräften immer um einen großen Eichbaum herumrannte, der in der Nähe von Leytenstone, einer weiteren Vorstadt Londons, einsam auf einer blumigen Wiese stand.

Nicht etwa, daß ich dies zur körperlichen Erholung oder Uebung tat, auch handelte es sich nicht um eine Wette, noch weniger wollte ich auf diese Weise meinen Geburtstag feiern – sondern hinter mir her war ein wild gewordener Ochse oder vielmehr ein Stier, den ich in seiner Ehre gekränkt hatte, und der mich nun durchaus auf seine Hörner spießen wollte.

Während ich so, was mich meine langen Beine tragen, um den dicken Baum herumlaufe, einen Meter hinter mir immer das verrückte Vieh mit den gefährlichen Hörnern auf dem Kopfe, gestatte ich mir, mich vorzustellen. Damals freilich dachte ich an alles andere als an solch eine Vorstellung.

Richard Jansen aus Danzig, von Beruf Seemann, seit zwei Jahren Steuermann. Daß ich damals, als ich immer um den Baum herumrannte, gerade vierundzwanzig Jahre alt war, habe ich bereits gesagt.

Alt? Vierundzwanzig Jahre jung! – so muß es heißen, wenn man dies mit ergrauten Haaren schreibt.

Sonst will ich von mir nur noch erwähnen, daß ich, als man mich einmal unter den Meßapparat der holländischen Fremdenlegion stellte, zwangsweise, 1 Meter 94 Zentimeter maß, mit etwas hohen Stiefelhacken erreichte ich genau die Höhe von 2 Metern, trug ich einen Zylinder, so ging ich durch keine Tür, dabei war ich so eine Art von langbeinigem Windhund mit eingedrückten Weichen, und meine respektablen Schlenkerbeine kamen mir damals, als der wilde Stier hinter mir her war, außerordentlich zustatten.

Meine letzte Reise hatte ich als zweiter Steuermann auf einem englischen Dampfer nach Valparaiso gemacht. Nach anderthalb Jahren kamen wir zurück, die Besatzung wurde in London abgemustert. Ich erhielt rund hundert Pfund Sterling ausgezahlt.

Na, ich war noch jung – ach, noch so jung! – und ein Kopfhänger bin ich nie gewesen. Und nun das langweilige Leben mit Pökelfleisch und blau angelaufenem Salzspeck und steinharten Erbsen und wurmzernagtem Hartbrot! Anderthalb Jahre lang! Und der Seemann hat überhaupt ein ganz besonderes Blut in seinen Adern und ganz besondere Ansichten über den schnöden Mammon! Und wenn er kein Geld mehr hat, sucht er sich einfach eine andere Heuer und ist an Bord wieder wohlversorgt.

Hundert Goldfüchse in der Tasche! Hei, wie die brannten! Lordmayor, was kostet dein London? Also nun man los! Natürlich immer per Equipage, immer aus einem Tingeltangel ins andere und den geschminkten Weibsbildern Champagner eingetrichtert!

Gott sei Dank, es währte nicht einmal ganze acht Tage, so hatte die liebe Seele wieder Ruhe. Der schnöde Mammon war glücklich totgeschlagen. Jetzt also in das Heuerbureau einer Schiffsgesellschaft gegangen, Papiere vorgelegt – jawohl, mit Kußhänden, sogar gleich die Stelle eines ersten Steuermanns, zum ersten Male – zehn Pfund im Monat, ach, war ich glücklich! – Da bricht in London der große Dockstreik aus, die im Hafen liegenden Schiffe werden nicht gelöscht und nicht befrachtet, natürlich gehen keine Schiffe mehr ab, und alles ist vorbei!

Jetzt schnell zu einem Heuerbas, dort Boardingmaster genannt, der mich auf Papiere, Kleidersack und auf mein ehrliches Gesicht hin in Kost und Logis nimmt, bis ich eine Heuer gefunden habe, die Schulden mit der Advancenote, d. h., mit der als Vorschuß gezahlten Heuer einiger Monate, deckend.

Wenn man damals geahnt hätte, daß dieser Streik der Londoner Dockarbeiter – die deutschen Arbeiter nannten das damals noch ›Stricke‹ – so lange währen und alle englischen Häfen in Mitleidenschaft ziehen würde, so hätte kein Heuerbas einen stellenlosen Seemann auf Risiko aufgenommen. Na, Ausnahmen gibt es ja schließlich immer, und mit mir hatte die Fatje Mine auch schon eine Ausnahme gemacht, hatte ich bei der doch schon manche Fünfpfundnote wechseln lassen, ohne einen Penny wieder herauszubekommen, hatte ich bei der doch schon manchmal tief in der Kreide gesessen, als Matrose noch, und meine Schulden immer ehrlich bezahlt. Aber wenn ich selbst geahnt, daß der Streit so lange dauerte, so hätte ich doch die paar Schillinge aufgetrieben und wäre als vollausgerüsteter Seemann schleunigst nach Holland gefahren.

So blieben alle Seeleute in London, und ich begab mich nach dem Westindia-Dock zur Fatje Mine, die mich mit offenen Armen aufnahm und gleich ans Kap der guten Hoffnung, wie wir ihren gewaltigen Busen bezeichneten, drückte. Sie hatte noch einen Mann, der war der eigentliche Boardingmaster, aber seine Frau, die Fatje Mine, eine überdicke Holländerin von ungefähr 125 Kilo, schon über das mittlere Alter hinaus, hatte die Hosen an und war die Seele des Seelenverkäufergeschäftes.

Und nach sechs Wochen hatte sie mich denn auch wie noch manch anderen braven Seemann mit Haut und Haaren, mit Leib und Seele samt Kleidersack in der Tasche. Denn natürlich hatten wir doch unsere Papiere und Sachen abgeben müssen. Und was soll denn ein Matrose ohne Papiere und Zeug anfangen? Und in meinem Kleidersack befand sich auch noch der kostbare Sextant, ohne welches Instrument der Steuermann aufhört, ein Steuermann zu sein. Und von Hause hatte ich keinen Pfennig zu erwarten. Also konnte ich gar nicht mehr fort, jetzt hieß es warten, bis … bis in die Puppen, bis in London wieder die Seefahrerei losging.

Nun, man ist bei den Heuerbasen stets gut aufgehoben, mögen sie auch samt und sonders Seelenverkäufer sein. Ehe diese abgeschafft werden können, müssen erst andere Einrichtungen getroffen sein daß, der stellenlose Steuermann Kredit erhält. Wir hatten jeder ein gutes Bett, bekamen gut und reichlich zu essen, und ich besonders hatte nicht zu klagen; denn ich hatte bei der Fatje Mine von jeher einen großen Stein im Brett gehabt, und wenn ich sie einmal allein erwischen konnte, in der Küche oder noch besser im dunklen Keller, am allerliebsten aber in der Speisekammer, so schlang ich meinen Arm um ihre dralle Taille und drückte ihr einen Kuß auf; das nahm sie durchaus nicht übel, im Gegenteil, dafür schmierte sie mir die Butter etwas dicker aufs Brot, legte auf die obere Schnitte noch extra eine Schinkenscheibe, steckte mir einmal eine Buttel Bier zu, eine Handvoll Tabak, den sie erst ihrem Alten aus dem Knasterkasten stibitzte – die anderen Logierer hatten nicht etwa solche Vorteile, da gab es nichts bei der Fatje Mine.

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Nur Geld bekam ich nicht von ihr. Anpumpen ließ sie sich nicht. Die Fatje Mine war selber auf jeden roten Penny versessen wie der Teufel auf jede Seele. Ich versprach ihr sogar, sie nach dem Tode des Alten zu heiraten, meinetwegen noch eher, ich, ihr zwei Meter langes Herzblättchen – allein auch das zog nicht. Und in derselben Geldklemme befanden sich natürlich auch meine Maate, und es wimmelte doch in der Nachbarschaft von Bierhäusern, und trotzdem litten wir an ewigem Durst.

Zuerst hatten wir uns ja zu helfen gewußt, jeder hatte doch irgend etwas Versetzbares bei sich gehabt. Ich für meinen Teil hatte zuerst meine silberne Uhr zu Samuel Cohn getragen; dann war die goldene Nadel darangekommen, die ein seidenes Halstuch zusammenhielt; dann dieses Halstuch selbst, dann eine Meerschaumpfeife; dann zuletzt sogar mein Taschenmesser. Jetzt war mir von meinen früheren Besitztümern nur noch in der rechten Westentasche ein silberner Zahnstocher geblieben, den mir auf der vorletzten Reise eine schwarze Hotelköchin in Kapstadt als Andenken ihrer unwandelbaren Liebe geschenkt hatte. Samuel Cohn hatte mir beim zufälligen Anblick desselben sofort einen Penny dafür geboten, war bis zu drei Pence in die Höhe gegangen, allein ich … ich … nicht gerade, daß ich mit besonderer Zärtlichkeit an die schmalzduftende Köchin aus dem Mohrenlande gedacht hätte … es widerstrebte mir eben, auch noch mein letztes Besitztum zu veräußern; was nützten mir denn jetzt noch drei Pence, und ein silberner Zahnstocher ist doch etwas Schönes, es macht doch immer einen gewissen Eindruck von Wohlhabenheit, wenn man sich mit solch einem silbernen Dinge in den Zähnen herumstochert – kurz, ich war eben trotz der Einflüsterungen aller Teufel nicht zu bewegen, ihn in Bier umzusetzen.

Eines Abends stehe ich in der Cablestreet unter einer Laterne und philosophiere über die Nichtigkeit dieses Daseins, da … »Hallo, Stürmann!!« … da ist’s der Ernst, ein deutscher Matrose, mit dem ich die vorletzte Reise zusammen gemacht hatte, ebenfalls noch als Matrose, wenn auch schon im Besitze des Steuermannspatentes.

Ist mit der ›Anna Colmann‹ von Australien gekommen, heute abend abgemustert worden, hat die ganze Tasche voll Geld.

Herrgott im Himmel, wurde das eine Sauferei! Man verzeihe den Ausdruck, aber anders läßt es sich nicht bezeichnen.

Wie gewöhnlich an Land weckte mich das erste Morgengrauen. Tatsache war, daß ich in meinem Bett lag. Aber fragt mich nur nicht, wie ich hineingekommen war. Keine Ahnung! Doch Kopfschmerzen und solche Schwachheiten gab’s bei mir nicht. Auch sonst war alles in Ordnung, meine Sachen lagen sauber zusammengefaltet auf dem Stuhle.

Alles um mich herum schnarchte noch. Wenn ich einmal wach bin, duldet es mich nicht mehr in der Koje. Also mit gleichen Füßen heraus, angezogen, aus der Küche ein Waschbecken geholt und in den Hof an die Plumpe gegangen.

Als ich das Waschbecken zurücktrug, war in der Küche schon Mary, das Faktotum des Hauses, eine Jungfrau von etlichen dreißig Jahren, seit einem Jahrzehnt schon verlobt mit einem Werftschreiber, der gleichfalls in diesem Boardinghause wohnte. Die diesem Verlobungsverhältnisse nach und nach entsprießenden Kinder gab Mary irgendwo anders zum Aufheben. Aber sonst war es ein gutes Mädchen.

»Na, da gratuliere ich dir schönstens zum Geburtstage, und laß dir’s immer recht gut gehen.«

Mit diesen Worten reichte sie mir ihre rote, aufgesprungene Hand.

Was, Geburtstag? War denn heute der zehnte?

»Jawohl, weißt du denn gar nicht mehr, was du gestern abend alles zusammengeschwatzt hast? Von der Sonne und von Maikäfern und von Blumen. Und dann hast du den Kopf auf den Tisch gelegt und wie ein kleines Kind geheult. Du wolltest doch heute in die Country hinaus. Da habe ich dir schon Kragen und Vorhemdchen und Schlips zurechtgelegt, heute ist doch Sonntag, und dort steht dein Frühstück.«

Eine dunkle Erinnerung überkam mich. In halb bewußtlosem Zustande hatte ich, wie es so manchmal geht, gestern abend gewußt, daß heute mein Geburtstag sei, hatte eine unbändige Sehnsucht nach Sonnenschein und blumigen Wiesen gehabt, die mich zwischen Häusern manchmal überfällt, und hatte mit Ernst für heute früh einen Ausflug in die Umgegend verabredet.

»Aber auf Ernsten brauchst du nicht zu rechnen, der war wie ein Sack, und Geld hat er auch keins mehr, er hat noch Schulden gemacht, und überhaupt, das ist ja gar keine Gesellschaft für dich. Na hier, weil heute dein Geburtstag ist.«

Und sie gab mir erst ein Päckchen Tabak – und dann noch zwei Schillinge.

Mir stieg es ganz heiß zum Herzen empor.

»Mary, du bist ein Engel – nein, du bist ein gutes Mädchen – wenn du nicht schon verlobt wärst… «

Und ich zog sie an meine Brust, zog sie hintern Ofen, ich küßte sie, ich tat, was ich konnte. Ihr Bräutigam schlief ja noch – und dann band ich ihres Bräutigams Vorhemdchen, Kragen und Schlips um, und während ich den dickbelegten Butterschnitten zusprach, wichste Mary meine Stiefel, was sonst jeder selbst tun mußte. Aber heute war mein Geburtstag.

Nach Leytenstone sollte ich gehen. Das sei die nächste grüne Umgebung, welche man ohne Eisen- und Pferdebahn, die Sonntags so früh noch nicht gingen, erreichen könne. Den Weg hatte mir Mary schon gestern abend beschrieben, sie tat es noch einmal. Die Beschreibung war einfach genug: immer geradeaus.

Ich war sauber abgebürstet, machte in dem blauen Anzuge mit den Trichterhosen einen ganz manierlichen Eindruck. Daß Ernst nicht zum Aufstehen zu bewegen war, davon hatte ich mich bereits überzeugt.

»Na, da adjüs, Dick,« sagte Mary. »Zum Mittagessen kannst du wieder dasein, und bringe mir ein paar Blumen von der Wiese mit.«

»Die ganzen Taschen voll,« versetzte ich und machte mich, den qualmenden Kalkstummel zwischen den Zähnen, die Hände in den Hosentaschen, auf den Weg.

Es ging den letzten Rest der Cablestreet entlang, dann durch Whitechapel Road, dann kam Bow, das alte, ursprüngliche London, dann das klassische Stratford.

Hier machte ich einmal Halt. Unterdessen war es neun geworden, die Bierhäuser machten für zwei Stunden auf, ich zog mir eine Flasche Baß Ale zu Gemüte, wo einem hinterher die Kohlensäure so schön aufsteigt.

Dann ging es weiter durch Leyton, und dann kam Leytenstone. Das letzte Haus dieser Vorstadt ist die altberühmte Wirtschaft ›the green man‹, wo ich mir eine zweite Flasche Baß Ale zu Gemüte zog.

Und dann, gleich dahinter, begann die englische ›Country‹ in ihrer ganzen Lieblichkeit. Im üppigsten Graswuchs prangende Wiesen, durchsetzt von niedrigem Gestrüpp, und mit einzelnen, mächtigen Eichen bestanden, zum Schutze der weidenden Kühe gegen Sonne und Regen vom einstigen Walde stehen gelassen oder angepflanzt – das ist rings um London der Charakter der englischen Landschaft.

Und im blauen Aether jubilierten die Lerchen.

Ach, Lerchenschlag und blumige Wiesen! Das war’s, wovon ich an Bord auf einsamer Nachtwache manchmal träumte. Ich langer Lümmel war trotz aller Lasterhaftigkeit überhaupt etwas sentimental veranlagt. Zu meiner Entschuldigung diene, daß ich das Gymnasium bis zur Obersekunda besucht hatte. Wenn es nach meinen Eltern gegangen wäre, so wäre ich Pastor geworden.

Eine halbe Stunde war ich so spaziert, als ich mich nach einem Ruheplätzchen umschaute. Eine mächtige Eiche, die etwa hundert Schritte vom Wege ab auf der Wiese stand, dünkte mir am geeignetsten dazu. Weiter abseits zog sich eine lange, hohe Mauer hin, jedenfalls eine Meierei umschließend.

Es mochte ja verboten sein, die Wiesen zu betreten; aber was machte ich mir aus so etwas! Es trampelten doch auch Kühe darauf herum.

Zwischen mir und der Eiche graste eine kleine Herde, und mir fiel sofort ein prachtvolles, schneeweißes Exemplar auf, mit gewaltigen Hörnern. Das war jedenfalls der Leitstier, der seinen Harem überwachte.

Leser, war ich damals nicht ein glücklicher Mensch?

Dieser schneeweiße Ochse sollte es sein, der meinem Leben eine ganz andere Wendung gab, der mich zum Freibeuter und Piraten machte, der mich von Stufe zu Stufe sinken ließ, bis zum steckbrieflich verfolgten Raubmörder herab!

Und ich hatte dem Ochsen doch gar nichts getan.

WIE ICH SPEISTE UND MIR DANN ETWAS NICHT GEFALLEN LIESS.

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Welchen Weg ich nahm, bis ich in ein kleines Zimmer geführt wurde, weiß ich nicht mehr.

Wirr jagten die Gedanken durch meinen Kopf. Himmel, welche Zukunft eröffnete sich meinen Augen! Ich sah mich schon am Ziele meiner sehnlichsten Wünsche, die bereits den inhalt meiner Kinderträume gebildet hatten.

Wenn die mir 50 000 Taler pumpte! Ich wollte sie ihr gut verzinsen. Ach, schon 30 000 Taler genügten! Dafür bekommt man schon ein schiff. Wenigstens genügt dann die Anzahlung, und man hat noch immer Kapital für Versicherung und dergleichen in Händen. und was wollte ich nicht aus meinem schiffe machen! und mochte es auch ein noch so elender Holzkasten sein – aber eine Besatzung wollte ich zusammentrommeln und ausbilden, wie die Welt sie noch nicht gesehen hatte! und als selbständiger Kapitän würde ich nicht mit dem lieben Gott in Frankreich tauschen! Freilich hieß es dabei arbeiten, daß die schwarte knackte! Aber was gibt es denn schöneres im Leben, als arbeiten, besonders, wenn man Erfolg dabei hat? In drei Jahren mußte das schiff mein schuldenfreies Eigentum sein. und nun dann erst – ach, ihr gekrönten Fürsten der Erde, was für willenlose sklaven seid ihr gegen mich!

Nun kennt man mein ideal. Es war nicht so leicht zu verwirklichen. Wer pumpte einem armen schlucker wie mir 30 000 Taler? und soll sich einmal ein seemann, der gegen Heuer arbeitet, so viel zusammensparen. Da war es wirklich besser, er verjuxte die in zwei schweren Jahren erarbeiteten sechshundert Taler in drei Tagen. Da hatte er wenigstens eine schöne Erinnerung davon.

Außerdem wird man mir zugestehen müssen, daß ich trotz allen anmaßenden Stolzes, der mich manchmal packte, höchst bescheiden war. Ich wollte nichts geschenkt haben, ich dachte sofort an eine Verzinsung, und ich dachte nicht gleich an Millionen, mit welchen sonst bei Schiffstaufen gerechnet wird. Auch meine Lebensansichten waren gewiß sehr gesund. Ein Leben ohne Arbeit konnte ich mir gar nicht vorstellen.

»Ihr Wunsch soll erfüllt werden. Was es auch sei. Ich bin die Lady Blodwen von Leytenstone. Ihr Wunsch soll erfüllt werden – bei Thor und Odin!«

Diese Worte hallten noch mit Wucht in meinen Ohren. Und wenn ich sie nun beim Worte nahm? Ich dachte einmal an eine Forderung von Millionen. Mit einer Art von Schamgefühl verwarf ich diesen Gedanken schnell wieder.

Dann hatte sie selber gesagt, daß sie unter Kuratel stände. Aber daß sie mir 30 oder 50 000 Taler verschaffen könnte, daran zweifelte ich trotzdem nicht. Wer in solch einer Residenz lebt, sich solch kostbare Spielereien leisten darf, der muß auch solch eine Summe auftreiben können. Die Kuratel hebt doch nur das Verfügungsrecht über das Kapital auf. Zu dieser Erkenntnis reichten meine Lebenserfahrungen aus.

Der Anblick eines gedeckten Tisches rüttelte mich aus meinen Träumereien auf, indem ich mir sagte, daß ein Beefsteak im Magen besser als ein fremder Ochse auf der Wiese ist.

Es war ein sehr kleines Zimmer mit wenigen Möbeln, aber prachtvoll, ganz eigenartig. Ich wurde durch Mosaik und Wandgemälde lebhaft an die Räume des ausgegrabenen Pompeji und Herculanum erinnert, die ich gesehen hatte. Nur stellten die Gemälde Szenen aus dem altchristlichen Leben dar, desgleichen die Glasmalereien der Fenster, und … da an der Glastür war ja auch mein lieber Petrus, dem ich meine unzerschundenen Hände und meine heilen Hosen verdankte! Er war nicht allein, sondern in Gesellschaft der anderen elf Apostel.

Doch gegenwärtig war für mich die Hauptsache, daß der Tisch schon gedeckt war. Der Diener mit den silbernen Klunkern servierte schnell. Erst kam Suppe, Bouillon mit Spargel, Blumenkohl und Gott weiß was. Dann gab es Fisch – einen Fisch, dem ich Salzwasserratte im Meere noch nicht begegnet war.

Er schmeckte ja recht gut, hatte nur ein bißchen viel Gräten, und sonst – hm – ich dachte sehnsuchtsvoll an meinen gefällten Ochsen, von dem mir ein Stück aus den Rippen heraus viel lieber gewesen wäre.

Da kommt der Klunkermann schon wieder und bringt auf einer silbernen Platte zwei mächtige Beefsteaks! Na, dann ließ ich es mir gefallen. Daß auf den Beefsteaks ein ganzes Gemüsebeet arrangiert war, wäre gar nicht nötig gewesen.

Ich hatte das zweite Beefsteak noch nicht ganz aufgegessen, als der Lakai abermals hereinkam und … einen großen Vogel angeschleppt brachte. Nämlich einen gebratenen! Auf der Platte!

Und da ging mir die große Ahnung auf! Ich sollte ja speisen! Speisen!!! Und ich speiste Table d’hote! Ahaaa!!!

Ich hatte schon viel von Table d’hote gehört und gelesen, aber selber Table d’hote gespeist hatte ich noch niemals. Schon seit sechs Jahren, nein, seit acht Jahren, seitdem ich als Matrose fuhr, hatte ich, wenn ich abgemustert war und Geld in der Tasche hatte, immer gern einmal in einem Hotel Table d’hote speisen wollen, war aber nie dazu gekommen. Wenn ich’s ausführen wollte, war immer das Geld schon alle gewesen. Ich hatte immer den geschminkten Frauenzimmern zu viel Champagner in den Hals gegossen, und dann mußte ich wieder trocken Brot knabbern.

Und nun endlich sah ich mein Ideal, soweit es das Essen anbetraf, verwirklicht! Ich speiste Table d’hote! Wirklich, es war mir ganz feierlich zumute, als ich mich über den gebratenen Vogel hermachte. Als sich dann später meine Kenntnisse in der gebratenen Zoologie erweiterten, erinnerte ich mich, daß es ein Fasan gewesen war. Innerhalb einer Viertelstunde hatte ich ihn tadellos skelettiert. Und da kam schon wieder etwas anderes – etwas, was ich nicht entziffern konnte – so ein kunterbuntes Gemengsel, das halb nach Fleisch, halb nach Gurke, halb nach Sirup und nach Gott weiß was schmeckte. Aber gut schmecken tat’s. Und so ging das weiter. Immer eine Schüssel nach der andern kam herein. Gezählt habe ich sie nicht.

Der silberne Klunkermann grinste manchmal. Ich ließ ihn grinsen. An Bord meines Schiffes hätte er es freilich nicht tun dürfen.

Zuletzt kam Brot, Butter und eine große Platte mit verschiedenem Käse, wo ich noch einmal tüchtig hineinhaute. Dann war ich wirklich satt. Behaglich lehnte ich mich zurück, streckte die langen Beine aus, und jetzt kam mir voll und ganz zum Bewußtsein, was ein silberner Zahnstocher zu bedeuten hat.

Nachdem ich den Genuß des Stocherns genügend ausgekostet hatte, ergab ich mich einem zweiten Genusse: meinem Kalkstummel und Marys Tabak. Sie war doch wirklich ein Engel, die Mary. Aber die Lady Leytenstone war auch nicht schlecht.

Versteht der Leser, was hiermit angedeutet werden soll? Frauenzimmer war damals Frauenzimmer für mich. Küchenmagd oder Ihre Herrlichkeit die Lady von Leytenstone oder die Großherzogin von, auf und zu Estramadura und Kaiserin der noch unentdeckten Weltteile – mir ganz schnuppe, ich pfiff auf den ganzen Schwindel! Die Hauptsache war, daß mir das Mädel gefiel. Und links herum tanzen mußte sie können. Die Mary hatte so rote, aufgesprungene Pfoten, und Ihre Herrlichkeit die Lady von Leytenstone hatte ein so herrisches Wesen. Die hätte ich einmal ein halbes Jahr an Bord unter meiner Fuchtel haben sollen, da würde ich den roten Trotzkopf mir bald dressieren, und dann würde sie mir vielleicht auch gefallen.

So kalkulierte ich. Ach, hätte ich glücklicher Jüngling damals geahnt, wie vermessen ich das Schicksal herausforderte! Wie es Weiber gibt, welche jeder Berechnung spotten!

Zu erwähnen vergaß ich, daß auf dem Tische eine Flasche Rotwein und eine Flasche Weißwein gestanden hatten. Die Flasche Weißwein hatte ich geleert, der Diener brachte unaufgefordert eine zweite, die, als abgeräumt wurde, ebenfalls bis auf den kleinen Rest verschwand, den schlürfte ich jetzt, und als der Klunkermann nicht von selbst wiederkam, machte ich mich einstweilen an die Flasche Rotwein.

Der Wein war schwer, sehr schwer. Aber drei Flaschen rührten mich gar nicht, ein halbes Dutzend nicht. So wie gestern abend – na, da hatte ich den Grog aus Blecheimern getrunken, ohne Wasser, den schieren Rum.

Auch die Flasche Rotwein wurde unter Träumereien aller Art geleert. Unterdessen mußten doch schon zwei Stunden vergangen sein. Jetzt hätte jemand kommen können, um mich zu holen. Mein Wunschzettel war geordnet.

Eine Klingel war nicht zu sehen. Ich ging einmal nach der Tür, an deren Glasscheibe die zwölf Apostel in allen Farben prangten. Es war eine kunstvolle Glasmalerei. Was die zwölf Apostel machten, war mir nicht recht erklärlich. Eine allgemeine Unterhaltung. Petrus stand da, als wolle er Paulussen in den Bauch boxen, und Judas bückte sich, und Johannes schien einen Anlauf zu nehmen, als wollten die beiden Bockspringens machen.

Die Tür klemmte sich. Nein, sie war – sie war — nanu, die Tür war ja von draußen zugeschlossen!? Wahrhaftig, als ich mich bückte, sah ich im Schloß von draußen den Schlüssel stecken! Einfach abgesperrt! Ich ging nach den Fenstern, wollte rufen – die beiden hohen Fenster waren von innen überhaupt nicht zu öffnen. Nochmals nach der Tür, ich konnte es gar nicht fassen – aber es war und blieb Tatsache, man hatte mich eingeschlossen.

Himmelbombenelement noch einmal, Klüverbaum und Katzenschwänze!!!

Ich weiß nicht – mir stieg das Blut plötzlich siedendheiß zum Kopfe empor. Ich wurde ganz wild. Eingeschlossen sein – entsetzlicher Gedanke für mich! Wenn ich alles vertragen kann – nur das nicht!

In Colombo auf Ceylon sollte ich einmal vierzehn Tage eingesperrt werden. Ich hatte so einen malaiischen Polizisten verhauen. Ich hielt’s keine Stunde aus. Mit einem Anlauf rannte ich die ganze Mauer ein, riß ein paar Türen aus den Angeln, und dann war ich im Freien. Ein brauner Soldat wollte auf mich schießen. Ich nahm ihm das Gewehr weg, nahm das Kerlchen untern Arm, nahm es gleich an Bord meines Schiffes mit, wo ich ihn erst bezecht machte, ehe ich ihn laufen ließ.

Und nun hier …

Ich klopfte, ich donnerte mit der Stiefelhacke gegen die Tür, bis ich für das Schicksal der zwölf Apostel fürchten mußte. Ich wartete und donnerte weiter – niemand kam.

Nein, das konnte so nicht weitergehen. Ich lasse mich nun einmal nicht einsperren! Da hörte doch wahrhaftig alles auf.

Die Glasscheibe in der Tür saß tief genug, um, wenn ich hindurchgriff, den Schlüssel erfassen zu können. Nur mußte ich dazu erst ein Loch ins Glas machen, mußte gerade zwischen die Beine des heiligen Jakobus hindurch greifen, der sehr breitbeinig dastand. (Ich kenne die Gestalten der zwölf Apostel daher so gut, weil ich hatte Pastor werden sollen.)

Nein, das war doch nicht gut angängig. Aber ich lasse mich nicht einsperren! Also ich hob den Fuß, ein Druck, und knallend sprang die Tür auf. Freilich auch unter einem Klirren von Glas. Denn nun waren dabei die sämtlichen zwölf Apostel in die Brüche gegangen. Ich konnte ihnen nicht helfen.

Und draußen zwischen den Glastrümmern stand ein alter Mann – kein Römer, auch kein silberner Klunkerfritze, sondern ein würdevoller Herr in schwarzem Anzuge und machte eine Bewegung, als wolle er die Hände über seinem grauen Haupte zusammenschlagen, war aber dessen nicht fähig, er zitterte an allen Gliedern.

»Mein Gott, was machen Sie denn da?!« jammerte er.

Ich war noch sehr erregt.

»Die Tür habe ich aufgemacht!!« schnauzte ich ihn an. »So ’ne Gemeinheit, mich hier einzuschließen!«

»Sie haben die Glasscheibe zerbrochen,« jammerte der Alte weiter.

»Mir ganz egal, ich lasse mich nicht einschließen.«

»Das war eine Glasmalerei von dem berühmten Sandrock!«

»Mir ganz egal – und wenn Raphael oder der Prinz von Wales sie gemalt hätte – ich piepe darauf – ich lasse mich nicht einschließen!«

»Das war eine absichtslose Unüberlegtheit des Dieners.«

»Eine absichtslose Unüberlegtheit? So! Geben Sie mir den Kerl mal her, daß ich ihm Ueberlegtheit beibringe – übers Knie – und das absichtlich!«

»Aber, mein lieber Herr, seien Sie doch nicht gleich so böse, es soll ja nicht wieder vorkommen!« flehte der alte Herr und wackelte angsterregend mit Kopf, Händen und Knien.

»Das will ich mir auch stark verbitten!« schnauzte ich noch immer.

»Aber mein lieber, lieber Herr, seien Sie doch nicht so böse!« flehte jener nochmals.

Schnell war mein Zorn wieder verraucht. Wie der Alte mit den weißen Haaren so bettelte, wie er so kläglich dastand, an allen Gliedern wie Espenlaub zitternd – er tat mir leid. Wie ich später erfuhr, war es ein permanentes Zittern. Er litt am Tadderich. Nicht vom Suff, sondern aus Altersschwäche.

»Aber die bemalte Glasscheibe bezahle ich nicht!«

»Ach, wer spricht denn davon? Die Lady erwartet Sie. Sie sollen ihr doch Ihren Wunsch vortragen.«

Mein Entschluß war schnell gefaßt. Ich hatte mich ja hier nicht gerade in angenehmer Weise aufgeführt; aber daß die zwölf Apostel zersplittert am Boden lagen, das war nicht meine Schuld. Und ein heimliches Verduften gibt’s bei mir überhaupt nicht. Ich wollte mich schon rechtfertigen, und war die Dame vernünftig, so achtete sie diesen Zwischenfall gar nicht, andernfalls … von einem unvernünftigen Menschen mag ich gar kein Geld geliehen haben.

Also ich ging mit, wieder in jenen Saal zurück, wo die Lady noch immer oder schon wieder auf ihrem Throne saß, umgeben von ihrer Leibwache. Sie hatte Papiere in der Hand, und unten vor den Stufen waren eine Menge Kleidungsstücke ausgebreitet. Ich sah eine Hose, ein Hemd …

Himmel!!! Ich blickte stier hin. Ich traute meinen Augen nicht. Ich rieb sie. Ich blickte wieder hin.

Natürlich! Das waren ja meine Hosen! Das war ja mein Hemd! Das waren meine Sachen! Und dort lag ja auch mein Kleidersack! Und was die Lady in der Hand hatte, das war mein Seefahrtsbuch, waren meine anderen Papiere!!

»Ich habe von dem Boardingmaster Ihre Sachen holen lassen,« fing die Lady an. »Es waren einige … «

»Sie haben – von dem Boardingmaster – meine Sachen – holen lassen?« unterbrach ich sie ruckweise, muß aber dabei im ganzen Gesicht gelacht haben, nämlich weil ich etwas zu hören bekam, was über meinen Horizont ging. Die Lady aber mochte sich dieses Lachen anders deuten.

»Jawohl. Ich habe sie ausgelöst, es waren sieben Pfund und …«

Wieder kam sie nicht weiter.

»Sie haben – bei dem Boardingmaster – ohne meine Einwilligung – meine Sachen ausgelöst?« wiederholte ich, und diesmal mochte ich ein etwas anderes Gesicht dabei machen, daß sie mich plötzlich ganz erschrocken anblickte.

Und zum Erschrecken hatte sie auch allen Grund. Denn jetzt ging’s bei mir los.

»Na, nun hat’s bei mir aber dreizehn geschlagen! Lassen die meine Sachen holen!! Machen die meinen Kleidersack auf!! Stänkert das Frauenzimmer in meinen Papieren herum!! I du armseliger Sandsack du … «

Ich weiß nicht, was ich der alles für Titulationen an den Kopf geworfen habe. Ich schimpfte wie ein Rohrspatz. Mein erstes war, daß ich mit einem Satze die Thronstufen hinaufsprang, dem Weibsbilde meine Papiere aus der Hand riß, und dann, immer schimpfend, warf ich meine Sachen in den Kleidersack, schnürte ihn zu, hockte ihn auf den Rücken und wandte mich dem Ausgang zu, immer noch schwadronierend.

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»Ihr wärt mir gerade die rechten, meine Schulden zu bezahlen, die ich selber gemacht habe! Ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht so eine Frechheit vorgekommen. Das wagt sich ja kein Kapitän – von der Polizei gar nicht zu sprechen – und ihr unverschämtes Landgesindel … «

Ich befand mich schon draußen, strebte schon wieder der Wiese zu.

Wirklich, meine Aufregung war furchtbar. Und wer mich begreift, wird es verständlich finden. Soll einmal ein Fremder oder auch ein guter Freund in eines Geschäftsmannes Geldschrank herumstänkern. Da hört die Freundschaft auf. Und mein Kleidersack war mein Heiligtum. Dazu kam nun im besonderen noch mein ganzer Charakter, mein grenzenloser Hang zur Selbständigkeit. Ohne diesen Hang und Drang wäre ich jetzt schon Pastor gewesen.

Mit den 50 000 Talern war es nun freilich vorbei. Auch mit den 30 000. Machte nichts. Lieber sich sein ganzes Leben lang mit halsstarrigen Segeln herumbalgen, als so einen eigenmächtigen Griff in seine heiligen Rechte dulden.

EINE GESPENSTERGESCHICHTE, UND WAS ICH IM GEISTERTURM ERLEBTE.

Inhaltsverzeichnis

Ich war krank. Gemütskrank. Im Magen. Faktisch. Unberührt war das Frühstück fortgetragen worden, ich hatte Mittagessen bestellt, und jetzt stand das auch noch da, und ich saß daneben, den Kopf in die Fäuste gestemmt und stierte vor mich hin.

So konnte das nicht weitergehen. Ich wollte fort. Ich mußte erst tausend Knoten Salzwasser zwischen uns haben. Ich wollte hin zu ihr und es ihr sagen, sie um Entschuldigung bitten, ich hätte mir die Sache anders überlegt. Aber ich wagte es nicht. Morgen, morgen! Ich schimpfte mich selber einen elenden Feigling. Richard Hasenherz.

Der Leser weiß, wie es mit mir stand. Mich hatte etwas gepackt, was ich bisher noch nie gekannt. Hatte ich einmal so etwas gehört, hatte ich darüber verächtlich gelacht. Und da muß ich langer Lümmel …

Mein Diener kam. Die Lady wünsche mich zu sprechen. Und da war mir, als ob der schwarzgekleidete Diener eine ganze Flutwelle von goldenem Sonnenschein mit hereinbrächte, der Sonnenschein drang mir ins Herz und drang mir in den Magen, daß ich gleich wieder Appetit bekam. Nun war es aber zu spät.

Einen bedauernden Blick auf das kaltgewordene Essen, und ich ging. Ich glaube, ich tänzelte. Ich sollte sie ja sehen, sie sehen!! Und auf diesem Wege ward mir klar, daß ich nicht mehr leben konnte, wenn ich sie nicht täglich sah. Ich wäre einfach verhungert. Und das geht bei mir schnell.

Sie sah in der römischen Tunika wieder ganz frisch aus. Jedenfalls hatte sie noch ein Schläfchen hinter sich. Und sie setzte schon wieder ein unnahbares Gesicht auf. Aber daraus machte ich mir nichts. Ich war schon glücklich, sie nur sehen zu können.

Mit einem Male versuchte sie ein ganz geheimnisvolles Gesicht zu machen.

»Haben Sie schon einmal einen Geist gesehen?«

»Nee!« war meine prompte Antwort, ob dieser unvermuteten Frage wieder etwas in meinen alten Ton fallend.

»Sie glauben wohl gar nicht an Geister?«

»Nee.«

Und nun kam es langsam heraus:

»Ich – habe – schon – einen – Geist – gesehen!«

»Einen richtigen Geist?« vergewisserte ich mich nochmals.

»Ja.«

»War er weiß?«

»Ja.«

»Dann war’s ein Mensch, der sich ein Bettuch umgehangen hatte,« war meine sofortige Erklärung.

Ueber ihr schwermütiges Gesicht ging wieder jenes eigentümliche Zucken.

»Sie glauben mir nicht, daß ich schon einmal einen Geist gesehen habe?«

»Mylady, Ihr Wort in Ehren – aber ich bin bisher noch keinem Geiste und sonstigem Gespenste begegnet, und es ist bisher auch meine Ansicht gewesen, daß es keine sogenannten überirdischen Erscheinungen gibt, obgleich ich Shakespeare nicht widersprechen will, daß zwischen Himmel und Erde Dinge existieren, die wir mit unserer Schulweisheit niemals fassen werden. Und werde ich betreffs der Geister eines anderen belehrt, bekomme ich nur einen einzigen handgreiflichen Beweis für ihr Vorhandensein, dann will ich gern aus einem Saulus ein Paulus werden.«

Man wird mir trotz aller sonstigen Offenheit, die manchmal an Grobheit grenzen konnte, ein gewisses diplomatisches Geschick nicht absprechen, und wenn ich wollte, so konnte ich sprechen wie ein Buch. Ich hatte ja auch Pastor werden sollen.

»Setzen wir uns.«

Ich war in einem der gepanzerten Zimmer empfangen worden, aber nicht in dem mit dem Geldschrank, wo ich ganz sicher hinter einer Portiere auch ihr Bett vermutete.

»Eine kleine Stunde von hier,« begann sie dann, »in der Nähe von Wanstead, steht auf freier Haide ein Turm. Haben Sie überhaupt noch nichts von diesem Hunger- oder Geisterturm von Wanstead gehört?«

»Nein.«

»Eigentlich kennt jeder Engländer ihn, er kommt in Spukgeschichten sehr häufig vor, es existiert über ihn schon mehr eine eigene Literatur, die ganze Umgegend weiß noch heute von geheimnisvollen Erscheinungen zu erzählen, und ich wünsche sogar, daß sie sich zuvor darüber orientieren, wozu ich Ihnen dann einige Adressen geben werde.

»Dieser Turm ist der stehengebliebene Rest eines ehemaligen Schlosses, welches der Königin Elisabeth gehörte. Das Schloß selbst ist wohl noch zu Elisabeths Zeiten abgetragen worden, man erkennt unter dem Haidekraut kaum noch die Grundmauern, nur den Turm hat man aus irgendeinem Grunde stehen lassen.

»Nun meldet die Mär, daß Königin Elisabeth in diesem Turme einmal eine Kammerzofe oder vielleicht auch Ehrendame namens Florence Cook habe einsperren und verhungern lassen, wohl weil sie die Eifersucht der Königin erregt hatte, und der Geist ihres Opfers soll noch heute darin spuken, man will nächtlicherweile Lichterscheinungen in dem Turme gesehen haben, es sollen auch mutige Männer eine Nacht darin verbracht haben, die zwar lebendig wieder herauskamen, aber oftmals gebrochen an Leib und Seele, jedenfalls konnten sie immer Entsetzliches erzählen.

»Der Turm steht auf meinem Grund und Boden. Als ich von dem Spuk erfuhr und hörte, daß sich in dem Turme noch immer nächtliche Lichterscheinungen und Seufzen und Stöhnen wahrnehmen ließen, besonders in mondlosen Nächten, stand bei mir fest, der Sache auf den Grund zu gehen.

»Eingezogene Erkundigungen ergaben sehr wenig. Es sei stets das östliche Zimmer im zweiten Stock, in dem sich manchmal ein Licht zeige. Es wollten wohl schon Männer darin übernachtet haben, und sie sollten, wie schon gesagt, Schreckliches erzählen können – nur schade, daß ich keinen einzigen dieser Zeugen sprechen konnte, sie lebten nicht mehr oder waren ausgewandert, verschollen.

»Zunächst stattete ich dem Turme am Tage einen Besuch ab. Er ist noch ganz angefüllt mit altertümlichen Möbeln. Sonst konnte ich nichts Auffälliges bemerken. Erwähnen will ich schon jetzt, daß das betreffende Zimmer, das östliche im zweiten Stock, unter anderem so eine Schreibkommode enthält, wie sie zur damaligen Zeit Mode waren. Sie war verschlossen, aufbrechen wollte ich sie nicht, sie erregte ja auch nicht mein besonderes Interesse.

»Bei dem nächsten Publican, welcher nach polizeilicher Vorschrift einen Schlüssel zum Turme besitzt, hinterließ ich die Weisung, daß man schnellstens zu mir schicken sollte, sobald sich wieder einmal die Lichterscheinung zeigen würde. Und richtig, schon in der nächsten Neumondnacht, so gegen elf Uhr, kam ein Bote. Jenes Turmzimmer sei wieder erleuchtet, man höre darin ein Wimmern.

»Ich war schon vorbereitet. Sofort in den Wagen. Der alte David mußte mich begleiten. Unterwegs nahmen wir noch einen Konstabler mit.

»Ich erzähle ganz kurz. Auch wir drei sahen das betreffende Fenster schwach erleuchtet. Dabei ein ganz eigentümliches Licht. So – so – nicht weiß, nicht gelb — ein fahles Geisterlicht, anders kann man sich nicht ausdrücken. Und dabei ein wimmerndes Stöhnen, auch von draußen ganz deutlich hörbar.

»Wir drangen ein. Nichts! Absolut nichts! Kein Licht, drinnen war auch nichts von dem Wimmern zu hören. Nun aber kommt das Merkwürdigste. Draußen standen der Publican und noch einige andere Leute, und diese behaupteten, auch als wir drin gewesen wären, hätten sie noch immer das Fenster erleuchtet gesehen und das Wimmern gehört, und daß dies wirklich so war, davon überzeugte ich mich sofort selbst. Die drinnen sahen und hörten nichts, aber ich selbst sah von draußen den Lichtschein und hörte die schrecklichen Töne. Doch sobald ich die Schwelle der Turmtür überschritt, verstummte auch für mich der Ton, von einem Lichte keine Spur, während die Draußenstehenden mir zuriefen, daß der Lichtschein am Fenster noch immer zu sehen sei. Wie können Sie sich das erklären?«

»Das war einfach ein reflektierter Lichtschein,« entgegnete ich, »und auch bei den Tönen handelt es sich um eine akustische Täuschung.«

»So? Ganz einfach? Eine optische und akustische Täuschung?« wiederholte sie spöttisch, und in diesem Augenblicke wollte sie mir gar nicht gefallen. »Nun, warten Sie nur, was noch weiter folgt.

»Der Publican und die anderen Eingeweihten sagten, daß dies ganz selbstverständlich sei. So hätte der Spuk es immer gehalten. Draußen das Licht zu sehen und das Wimmern zu hören, und wenn man eindrang, war alles dunkel und ruhig. Aber allein sollte man einmal eine Nacht drin verbringen, ganz allein, dann würde man schon etwas erleben.

»Mein Entschluß stand fest. In der nächsten Neumondnacht machte ich mich wieder auf den Weg, ganz allein, zu Fuß – niemand wußte etwas von meinem Vorhaben und sollte es auch nicht erfahren, damit man nicht etwa Vorbereitungen zu einem künstlichen Spuk inszenieren könne.

»Gegen zehn Uhr erreichte ich den Turm, zu dem ich selbst den Schlüssel besaß. Heute war von einer Lichterscheinung und einem Wimmern nichts zu bemerken. Das sollte sich ja auch immer erst in der elften Stunde zeigen und um eins wieder aufhören.

»Ich drang ein, begab mich in das betreffende Zimmer, stellte die brennende Kerze auf den Tisch, kochte auf einer Spiritusmaschine Kaffee und wartete nun des Kommenden. Und es sollte denn auch kommen.«

Die Erzählerin machte eine Pause, sie wurde plötzlich noch blasser, wie ein Schauern ging es durch ihre Glieder.

Und ich sah sie starr an. Wie? Gestern hatte sie sich vor einer Maus gefürchtet, und damals wollte sie eine einsame Nacht in dem Spukzimmer verbringen? Wie reimte sich das zusammen? Das gestern mit der Angst vor der Maus war mir ja gleich erkünstelt erschienen – und dennoch … mir kam an der ganzen Sache gleich etwas nicht ganz geheuer vor. Aber war jetzt dieses noch nachträgliche Entsetzen nicht unbedingt echt?

Sie hatte sich wieder gefaßt, mit ihrer ruhigen Stimme fuhr sie fort:

»Ich muß eingeschlafen sein. Wie es geschah, weiß ich nicht. Eine Art von Betäubung kam über mich. Plötzlich erwachte ich. Ein wimmernder Ton hatte mein Ohr getroffen. Und da sah ich – und da sah ich …«

Ein neues Entsetzen der Erinnerung befiel sie, und ich gestehe, daß ich selbst mit angesteckt wurde, am hellerlichten Tage.

»Nun, was sahen Sie?« flüsterte ich.

Mit Gewalt rang sie ihre furchtbare Erregung nieder.

»Meine Kerze war erloschen. Trotzdem herrschte in dem Zimmer ein schwaches Licht. Es ging von einer menschlichen Gestalt aus, die vor der Schreibkommode saß, deren oberer Teil jetzt heruntergeklappt war. Eine weiße, etwas leuchtende Gestalt – ein Weib – es machte durch die gebückte Haltung und dann durch ein Hüsteln, welches immer durch das Stöhnen und Wimmern klang, auf mich auch gleich den Eindruck eines alten Weibchens – und ich konnte auch von dem Sofa aus, auf dem ich saß, ganz deutlich sehen, was sie tat. Sie hatte ein Federmesser in der weißen, durchsichtigen Hand und radierte mit diesem auf einem gelblichen Bogen Papier herum, auf dem ich auch Schriftzüge unterscheiden konnte.

»Fragen Sie mich nicht, was ich dachte. Ich weiß auch nicht, wie lange ich so die weiße Gestalt mit entsetzten Augen beobachtete. Ich war unfähig, mich zu rühren, war wirklich wie gelähmt. Dazwischen immer das Hüsteln, Seufzen und ein lautes Wimmern, während sie ständig auf ein und derselben Stelle des Papiers herumschabte. Dann erhob sie sich mit einem schweren Seufzer, legte den gelben Bogen und das Radiermesser in ein aufgezogenes Fach der Schreibkommode, verschloß deren Deckel, d. h., klappte diesen herunter – von einem Schlüssel bemerkte ich nichts – jetzt drehte sie sich herum, ich sah das Gesicht, wirklich das eines alten Weibchens – aber nun diese Augen, wie kalt und starr und leer die auf mich gerichtet waren! – doch sie schien mich gar nicht zu bemerken, schwebte an dem Tisch vorüber, nach der Wand zu, es war mir, als dränge sie durch dieselbe hindurch … mit einem Male war alles vorbei – meine Kerze brannte wieder, ich fühlte wieder Leben in mir … wie ich die Treppe hinunter und zum Turme hinausgekommen bin, weiß ich nicht.«

Die Erzählerin schwieg, wurde aber von einem neuen Schaudern geschüttelt, und dementsprechend war ihr Gesicht.

»Sie werden geträumt haben, Mylady,« sagte ich. »Ihre Einbildung war sowieso mit … «

Nur der Ausdruck ihrer seltsam großen, auf mich gerichteten Augen war es, was mich unterbrach.

»Ich versichere Sie, daß ich nicht geträumt habe,« erklang es feierlich, »so wenig wie jetzt – ich sah den Geist so deutlich, wie ich Sie jetzt vor mir sehe – wollen Sie mir das glauben?«

Da konnte ich nur die Schultern heben.

»Haben Sie noch einmal nachgeforscht?«

»Zwei Tage brauchte ich, um mich von meinem Schreck zu erholen. Gesprochen habe ich zu niemandem darüber. Was ich gesehen hatte, konnte mir keiner abstreiten. Ich bildete mir selbst ein Urteil. Es gibt etwas, was … über unsere Begriffe geht. Das gelbe Dokument, das Radieren … hier war einmal eine Urkundenfälschung oder etwas Aehnliches geschehen, was dem Täter keine Ruhe im Grabe ließ. Am dritten Tage begab ich mich nochmals hin. Die Schreibkommode war verschlossen. Ich ließ einen Kunstschlosser holen, der sie nach vieler Mühe öffnete. Sehen Sie, und ich erblickte genau dieselben Fächer, die eigentümliche Schnitzarbeit, wie ich alles in jener Nacht gesehen hatte. Ich wußte auch noch genau die Schublade, welche offen gewesen war, links die dritte von oben. Aber sie war leer wie alle anderen Schubfächer. Auch nicht ein einziges Stückchen Papier darin.«

»Nun, also, Mylady – und Sie wollten doch deutlich gesehen haben, wie das geisterhafte Weibchen das Radiermesser und das Papier in die Schublade zurücklegte und … «

»Bitte, das war doch jedenfalls nur Einbildung des Geistes – er führt im traumhaften Zustande nur eine eingebildete Handlung aus – der lebende Beobachter aber ist nun gezwungen, dies mitzusehen, für ihn wird das eine reelle Handlung. Es ist eine Theorie – verstehen Sie nicht, wie ich das meine?«

O ja, ich verstand. Das heißt, ich konnte diese Theorie recht wohl begreifen. Sonst wollte ich mich jetzt jeder eigenen Meinung enthalten.

»Haben Sie die Sache weiter verfolgt?«

»Nein. Meine Cousine, Mrs. Milner, hat Ihnen doch von meinem Schicksal erzählt, von meiner unglücklichen Ehe und allem anderen.«

Ich bejahte. Es war das erstemal, daß sie dieser Cousine erwähnte und von ihrem eigenen Unglück eine Andeutung machte.

»Nun, gerade damals begann der Prozeß – der Kampf um mein Eigentum – alles andere verlor jedes Interesse für mich – ich hatte mit lebendigen Menschen zu kämpfen, nicht mit Geistern – nein, ich habe mich nie wieder darum gekümmert. Gestern hatten wir die erste Neumondnacht. Und heute erfahre ich, daß gestern abend wiederum im Geisterturm der Lichtschein und das Winseln beobachtet worden ist. Dann wiederholt es sich ganz bestimmt auch heute nacht. Und bevor ich Abschied von hier nehme, jedenfalls für immer, will ich dieses Rätsel … «

Ich hatte mich, einer Eingebung folgend, schnell erhoben.

»Gestatten Mylady, daß ich diese Nacht in dem Geisterturme verbringe!«

Es war eine ganz merkwürdig staunende Freude, mit der sie zu mir emporblickte.

»Wie, das würden Sie wagen?!«

»Selbstverständlich, und da gibt es doch auch gar nichts zu wagen, haben Sie es doch schon selbst gemacht!«

Es waren nur wenige Worte, die wir noch wechselten. Dann befand ich mich auf dem Wege nach meinem Zimmer, den Kopf erfüllt von gar vielen Gedanken.

Wir Geschwister hatten als Kinder viele Gespenstergeschichten hören müssen. Unser Großvater war ein Sonderling gewesen, hatte wohl schon immer zu übersinnlichen Dingen hingeneigt, und als er dann im Alter etwas schwachsinnig wurde, auch uns Kinder mit Gespenstergeschichten traktiert, so sehr auch unsere vernünftigen Eltern es zu hindern suchten. Für uns Kinder war es ja gar zu schön, so hinter dem warmen Ofen das Gruseln zu lernen.

Tatsache war, daß in unserem Hause, ehe mein Vater es übernahm, ein scheußlicher Mord passiert war, ein Bruder hatte den anderen aus Habgier getötet, oben in einer Bodenkammer, der Mörder hatte sich dort auch aufgehängt.

Doch das bekamen wir erst jetzt mit allen Einzelheiten von unserem Großvater zu hören, und dann weiter, daß die Seele des Mörders noch jetzt dort oben spuke, er selbst hätte den Geist gesehen. Es war eben ein kindischer Alter, der nicht mehr dafür verantwortlich zu machen war.

Es läßt sich denken, mit welchen Empfindungen wir Kinder von da an auf den Boden gingen. Ja, auch ich bekam immer eine Gänsehaut, daraus mache ich gar kein Hehl.

Aber fürchten? Ich schämte mich eben, daß ich mich wirklich fürchtete. Meine Eltern, meine Lehrer und alle vernünftigen Menschen versichterten doch, daß es gar keine Geister gebe, der liebe Gott dulde so etwas nicht, und so weiter.

Kurz, es war ein Schamgefühl, welches mich bestimmte, eine Nacht in der spukhaften Bodenkammer zu verbringen. Ich wollte den Geist sehen! Wohl mit einer Gänsehaut, aber ich tat es doch!

Ich sah nichts, meine Einbildung gaukelte mir nichts vor, und ich war ein für allemal von jeder Gespensterfurcht geheilt. Heute darf ich sagen, daß ich mich damals als ein kleiner Held gezeigt hatte.

Das zweitemal sah ich einen wirklichen Geist. Er spukte auf dem benachbarten Kirchhofe. Ich lauerte ihn auf, sah die weiße Gestalt wirklich zwischen den Gräbern wandeln und … schoß ihr mit dem Blaserohr einen Stechbolzen ins Bein. Quiekend rannte er davon und kletterte über die Kirchhofsmauer, und ich hatte einen wirklichen Geist besiegt, einen alten Spaßmacher, der da seine Allotria trieb.

Der zweiten handgreiflichen Geistererscheinung war ich vor noch gar nicht so langer Zeit begegnet, in New-York, wo es manchmal auf dem Boden eines Boardinghouse spukte. Ich produzierte mich wiederum als Geisterbanner, sah ihn, packte ihn, verwalkte ihn – bis er in meinen Händen ein weißes Bettuch zurückließ. Auf der Flucht verlor er außerdem noch einen Schinken und eine Kiste Zigarren. Denn ohne Bettuch nannte sich dieser Geist Friedrich und war in dem Boardinghouse als Hausknecht angestellt.

Das waren meine bisherigen Erfahrungen auf dem Gebiete der Geisterwelt. Und nun sollte ich zum dritten Male einem wirklichem Gespenste zu Leibe gehen.

Ich weiß nicht, die Erzählung der Lady kam mir etwas …