Michael Schneider

 

 

Auf der Spur

des Unbekannten

 

Die phantastische Welt der

Kryptozoologie

 

 

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Twilight-Line Medien GbR
Obertor 4
D-98634 Wasungen

 

3. Auflage
August 2015
eBook-Edition

© 1999 – 2015 Twilight-Line Medien GbR
Alle Rechte vorbehalten.

 

 

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Dieses Buch ist dem Andenken an

Bernard Heuvelmans

gewidmet, dessen Werk mich

inspirierte.


Inhalt

 

Über dieses Buch

 

Allgemeine Kryptozoologie

 

Hominologie

 

Dracontologie

 

Mythologische Kryptozoologie

 

OOPS (Out of Place Sichtungen)

 

Grenzbereiche: Forteanische Zoologie

 

Grundlagen: Kryptiden

 

Grundlage: Quellen

 

Neue Kryptiden

 

Entwicklung der Kryptozoologie

 

Spürsinn ist gefragt!

 

Die Methodik

 

Zeugenbefragungen

 

Ortsbesichtigungen

 

Forschungsgelder

Auswertung und Veröffentlichung

 

Wie werde ich Kryptozoologe?


Über dieses Buch

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

wenn Sie dieses Buch gekauft haben, dann haben Sie bereits eine gewisse Ahnung davon, womit sich die Thematik der Kryptozoologie befasst. Oder Sie haben bereits ein anderes Buch mit kryptozoologischem Inhalt gelesen, und möchten nun ein klein wenig mehr über die spezielle Forschungsrichtung der Kryptozoologie erfahren. Der dritte Grund wäre jener, dass Sie sich selbst ein wenig weiterbilden möchten.

 

Suchen Sie jedoch ein Buch mit Monstergeschichten oder faszinierenden Storys über seltsame und fantastische Wesen, so haben Sie nunmehr das Geld für dieses Büchlein umsonst ausgegeben. Dies freut zwar den Autoren und die Herausgeber des Buches, da Sie mit dem Kauf die ernsthafte kryptozoologische Forschungsarbeit mit einer Spende bedacht haben, jedoch wird Ihnen der Inhalt nicht so sehr gefallen.

 

Dieses Büchlein bietet lediglich einen kleinen Überblick über die Grundlagen der kryptozoologischen Forschungsarbeit, erhebt aber keinen Anspruch darauf, alle Aspekte des sehr breiten Themengebietes aufzugreifen oder gar vollständig wiederzugeben. Es zeigt vielmehr einen kleinen Ansatz, um in die fantastische Welt der Kryptozoologie einzutauchen.

 

 

 

Allgemeine Kryptozoologie

 

 

Bevor wir uns mit der vollen kryptozoologischen Thematik und den kryptozoologischen Forschungsansätzen befassen, werden wir uns erst einmal den Grundlagen der Anfänge der Kryptozoologie zuwenden.

 

Auch wenn die Kryptozoologie an sich erst in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts definiert wurde, gehen die Wurzeln bis weit in die Vergangenheit des Menschen zurück. Seit jeher war der Mensch von seltsamen und dem Betrachter unbekannten Tieren fasziniert. Viele Sagen und Legenden beruhen auf solchen alten und immer weiter ausgeschmückten Überlieferungen. Schon in der Steinzeit fertigte der Mensch prachtvolle Höhlenzeichnungen jener Tiere an, die in seinem Lebensraum und in seiner Mythologie vorkamen.

 

In der Antike und mit den Anfängen der zoologischen Klassifizierung unter Aristoteles und weiteren Gelehrten, flossen solche Wesen in das Klassifizierungsbild der Tierwelt mit ein, wo diese bis ins 17. und 18. Jahrhundert ihren festen Platz in der Tierwelt besaßen. Und es gab schon immer Menschen, die sich der Suche nach solch fantastischen Wesen verschrieben.

 

Selbst Conrad Gesner1, der wohl federführendste Vater der modernen Zoologie, nahm noch diverse mythologische Wesen (z.B. Einhörner, Drachen) in sein mehrbändiges Werk Historia animalium mit auf, allerdings bereits in einer kritischen Betrachtungsweise.

 

Während der großen Aufklärung indes verschwanden die meisten dieser fantastischen Wesen aus den Lehrbüchern dieser Zeit. Schließlich verkündete der französische Baron und Naturwissenschaftler Georges Cuvier im Jahr 1812 lautstark, dass nur wenig Hoffnung bestünde neue Tierarten zu entdecken.

 

Wie sehr sich Cuvier jedoch irrte, zeigen die Entdeckungen der letzten Jahre eindeutig. Nach dessen Einschätzung hätten der Berggorilla (1903), das Okapi (1901), der Komodowaran (1912) oder das Saola (1992) niemals existieren können, stellen diese doch sehr große Vertreter von landbewohnenden Tieren dar, obwohl man bereits im 19. Jahrhundert unsere Welt für erforscht erklärte.

 

Dass dies eben nicht der Fall ist und wir im Grunde genommen gerade erst richtig beginnen unsere Welt systematisch zu erforschen, belegt recht eindeutig die Zahl der bislang bekannten Tierspezies auf der Erde. Grob überschlagen kennen wir heute bislang etwa 1,75 Millionen Spezies2, davon kennen die meisten Menschen weniger als 0,01 Prozent. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich bei diesen nur um einen Bruchteil aller existierenden Arten handelt. Schätzungen gehen davon aus, dass die Gesamtzahl aller Arten der Erde deutlich höher ist. Die extremen Annahmen reichen dabei bis zu 117,7 Millionen Arten, am häufigsten werden jedoch Schätzungen zwischen 13 und 20 Millionen Arten angeführt3, wobei man sich allgemein auf einen Mittelwert von 15 Millionen verschiedenen Spezies festgelegt hatte.

 

Einen Großteil dieser bislang unbekannten Arten wird man unter den Insekten und Wirbellosen finden, aber auch eine Unzahl höherer Tiere warten noch auf ihre Entdeckung. Allerdings müssen wir gerade heute sehr vorsichtig agieren, da wir viele Arten vermutlich durch das Eingreifen des Menschen bereits ausgerottet haben, bevor diese überhaupt entdeckt werden konnten.

 

Die Zoologie wird noch über Jahrhunderte immer neue Arten entdecken und in die Klassifikation hinzufügen und ergänzen. Vor allem in der Tiefsee und entlegenen Lebensräumen wird man stetig neue, bislang unbekannte Arten finden können.

 

Der normale Ablauf einer zoologischen Entdeckung verläuft so, dass man in einem bestimmten Gebiet alle möglichen Tierfunde dokumentiert und Beschreibungen der Tiere anfertigt. Stimmt eine Beschreibung mit keiner bekannten Art überein, hat man eine neue Art entdeckt. Diese kann dann anschließend klassifiziert und wenn möglich weitgehendst untersucht und das Verhalten und Ökologie des Tieres dokumentiert werden. Somit sind rein zoologische Funde im Grunde genommen immer reine Zufallsfunde.

 

Doch kommen wir wieder zur Thematik der Kryptozoologie zurück, welche sich als eine gewisse Form, oder besser gesagt erweiterte Methodik, der Zoologie darstellt. Wie bereits gesagt, gab es seit jeher Menschen, welche auch solchen Wesen nachspürten, welche aus Sagen, Legenden und alten Mythen entsprungen schienen. Oder solchen Tieren, die in Geschichten und Berichten auftauchten, für welche es aber keinen fundierten Beweis gab.

 

Doch erst in den frühen 50er Jahren des 20. Jahrhunderts sollte hier eine zusammenfassende Methode zur Klassifizierung und Erforschung solcher Wesen entstehen.

 

Bernard Heuvelmans4, welcher auch als Vater der Kryptozoologie galt, war promovierter belgisch-französischer Zoologe. Er befasste sich mit der wissenschaftlichen Suche nach verborgenen Tieren und begründete damit die Kryptozoologie im modernen Sinne. Er publizierte verschiedenste Bücher und Artikel, vor allem im Bereich der Kryptozoologie, zur Theorie der initialen Bipedie (ursprüngliche Zweifüßigkeit der Ursäuger), aber auch zur Jazzmusik. Bernard Heuvelmans wurde als Sohn eines belgischen Richters und einer holländischen Mutter, die aus einem Musikergeschlecht stammte, geboren. Durch die Geburt auf französischem Boden, in Le Havre, bekam Heuvelmans die französische Staatsangehörigkeit zugewiesen, ebenso erhielt er jedoch die belgische Nationalität seines Vaters. Nach dem Zweiten Weltkrieg steigerte sich sein Interesse an allem, was ihm innerhalb seines Fachgebietes, der Zoologie, ungewöhnlich oder anormal erschien. So fasste er 1948 den Entschluss, systematisch Berichte und Zeitungsartikel über alles zu sammeln, was aus dem Rahmen fiel. Der Wendepunkt in seinem Leben war in diesem Jahr ein Artikel von Ivan T. Sanderson in der Saturday Evening Post, der sich mit möglicherweise überlebenden Dinosauriern im Kongobecken („There could be Dinosaurs…“) beschäftigte. In diesem Moment kam ihm der Gedanke, ein ganzes Buch über derartige unbekannte Tiere zu schreiben.

 

Das Buch „Sur la Piste des Bêtes Ignorées“ erschien einige Jahre später 1955 in einer französischsprachigen Ausgabe in zwei Bänden und wurde gleich zu einem Bestseller. Heuvelmans musste seine gesamten Forschungen selber finanzieren, da ihn keine Universität, wegen seiner unorthodoxen Herkunft unterstützte. „Deshalb musste ich meine Bücher immer für die größtmöglichste Leserschaft faszinierend machen“, so Heuvelmans. Es wurde 1958 ins Englische (On the Track of Unknown Animals) übersetzt, mehr als eine Million Exemplare wurden weltweit in über 20 Sprachen verkauft, darunter Japanisch, Serbokroatisch und Slowenisch – aber bis heute ist es noch nicht auf deutsch erschienen. Der erste Band befasst sich mit verborgenen landlebenden Tieren in Süd-Ostasien und Ozeanien, der zweite mit solchen in Afrika, Amerika und Sibirien. Die Wirkung von „Sur la Piste des Bêtes Ignorées“ und der späteren englischen Übersetzung war enorm. Ein Kritiker bemerkte damals: „Weil seine Forschung auf einer strengen Widmung der wissenschaftlichen Methode und Lehre und seinem Hintergrund als Zoologe basiert, sind Heuvelmans Feststellungen durch die gesamte wissenschaftliche Gemeinschaft respektiert“.

 

Das Buch brachte Heuvelmans genug Geld ein, sein restliches Leben seiner speziellen Suche nach unbekannten Tieren zu widmen, obwohl er im Laufe der Jahre auch immer wieder andere zoologische Themen, wie die Initiale Bipedie, anschnitt. Seit den 60er Jahren engagierte sich Heuvelmans zudem auch im Fernsehen mit der Sendung „Sherlock au Zoo“ oder im Radio mit „Les Coulisses de l’Arche de Noé“.

 

1959 wurde der Begriff Kryptozoologie, den Heuvelmans zuvor lediglich in privaten Korrespondenzen benutzte, zum ersten Mal nachweislich in einem Heuvelmans gewidmeten Buch von Lucien Blancou über die Canidae (Hundeartige) gebraucht („Heuvelmans, Maitre de la Cryptozoologie“). Der Begriff setzt sich aus den drei altgriechischen Wörtern kryptos „verborgen“, zoon = „Tiere“ und logia „Lehre“ zusammen. In Anlehnung an diesen Begriff wurde auch das Wort Kryptid (Plural: Kryptiden), für die Tiere, mit denen sich die Kryptozoologie beschäftigt, geprägt und von Heuvelmans sofort übernommen.

 

Der Begriff Kryptozoologie bedeutet somit soviel wie „Lehre der verborgenen Tiere“, was den eigentlichen Hintergrund dieser speziellen Forschungsrichtung passend zusammenfasst. Heuvelmans selbst definierte die Kryptozoologie als „die wissenschaftliche Studie von Tierformen, deren Existenz nur auf Zeugenaussagen, Indizien oder auf Material, das jemand als ungenügend bewertet hat, basiert.

 

Das Hauptziel der Kryptozoologie ist somit klar definiert, nämlich die Suche nach vor der Wissenschaft verborgen lebenden Tieren, welche zwar in verschiedensten Quellen oder durch Zeugen sowie durch Indizien (Felle, Knochen, Spuren, usw.) belegt sind, für welche es jedoch keinen eindeutigen Beweis für deren reale Existenz zur jetzigen Zeit gibt.

 

Die Kryptozoologie in ihrer Definition gab es jedoch schon lange vorher, denn sie ist und war im Grunde schon immer ein Teil der Zoologie. David Livingstone, Richard Burton, John Speke und viele andere Entdecker die tief in die unbekannten Regionen unseres Planeten vordrangen - sie alle brachten Berichte über fremdartige und unbekannte Kreaturen mit nach Europa, die den Naturvölkern schon lange bekannt waren. Kryptozoologie war, in einem geschichtlichen Bezug gesehen, zu diesen Zeiten gewissermaßen die Zoologie selbst.

 

Während sich die rein zoologische Methodik heute jedoch vornehmlich um bereits bekannte Tiere kümmert und Neuentdeckungen aufgrund von Zufallsentdeckungen geschehen, trennt sich heute die Forschungsrichtung der Kryptozoologie von der Zoologie ein wenig ab und bildet eine erweiterte Suchmethode innerhalb der Zoologie, welche auf den bereits benannten Kriterien der Bestimmung einer kryptozoologischen Untersuchung unterliegt.

 

Generell kann man die Kryptozoologie und deren Ansätze in folgenden Punkten zusammenfassen: