Cover

Über dieses Buch:

Endlich ist es so weit! Überall in der Stadt freut man sich auf den Winterwundermarkt und seine vielen Attraktionen – aber  Dante ahnt, dass das Vergnügen auch Schattenseiten hat. Eines Nachts beobachtet er, wie ein Mann von einer erschreckenden Kreatur getötet wird. Handelt es sich um eins jener Fabelwesen, die am Tag von einer alten Hexe zur Schau gestellt werden? Und welches Geheimnis hütet die Frau mit dem entstellten Gesicht? Dante und Bross beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen – ohne zu ahnen, dass dies für ihre Freundin Mel zu einer ungewollten Begegnung mit ihrer Vergangenheit führen wird …

Abenteuer, Gefahren, coole Sprüche und jede Menge Action: ein rasantes High-Fantasy-Lesevergnügen!

Über den Autor:

Thomas Lisowsky wurde 1987 in Berlin geboren. Er studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie, bevor er als Autor bei einer Berliner Entwicklerfirma für Computerspiele arbeitete. 2009 wurde er mit dem ZEIT-Campus-Literaturpreis ausgezeichnet.

Bei jumpbooks veröffentlichte Thomas Lisowsky bereits den Roman Magie der Schatten. Seine Serie DIE SCHWERTER umfasst die folgenden Einzelbände:

DIE SCHWERTER – Erster Roman: Höllengold

DIE SCHWERTER – Zweiter Roman: Drachenblut

DIE SCHWERTER – Dritter Roman: Duell der Klingen

DIE SCHWERTER – Vierter Roman: Hexenjagd

DIE SCHWERTER – Fünfter Roman: Schwarzer Turm

DIE SCHWERTER – Sechster Roman: Verbotenes Wissen

DIE SCHWERTER – Siebter Roman: Feuerteufel

DIE SCHWERTER – Achter Roman: Blutiger Sand

DIE SCHWERTER – Neunter Roman: Dämonenzorn

Lernen Sie Thomas Lisowsky im Internet kennen – auf seiner Homepage (www.thomaslisowsky.com) und bei Facebook (https://www.facebook.com/thomas.lisowsky.8).

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com (greglith, Unholy Vault Designs, Atelier Sommerland, Algol)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-156-2

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Thomas Lisowsky

DIE SCHWERTER
Hexenjagd

Vierter Roman

jumpbooks

1. Kapitel

Der Körper fiel mit einem platschenden Geräusch zu Boden. Zwei Diener hievten ihn aus der Seilschlaufe und schoben ihn über den schwarzen Obsidianstein. In der Opfergrube lagen noch viele weitere Leiber; das verriet der bestialische Gestank, der von dort emporstieg.

Dunkle Flüssigkeit rann von den Gliedern des Toten, den sie eben heraufgeholt hatten. Tristan rückte seinen Stuhl zurecht, sah in das halb verfaulte Gesicht des Leichnams, schüttelte den Kopf, lehnte sich wieder zurück und sagte: »Weiter, macht weiter.«

Es konnte noch lange dauern, bis sie die richtige Leiche fanden. Aber er würde warten – wie er schon all die Jahre gewartet hatte, bis er hierher hatte zurückkehren können, ausgestattet mit der Macht, das Triumvirat zu stürzen.

Hastige Schritte kündigten einen Dienstboten an, und Tristan wandte sich ihm zu. Der Junge trippelte die letzten Meter heran, den Blick gesenkt, und warf sich vor ihm nieder. Seine zu große Robe floss weit über den Boden und bot einen seltsamen Anblick.

»Steh auf.« Tristan machte eine herrische Geste.

Der Junge hob langsam den Kopf, als erwartete er eine Strafe. Er keuchte und würgte. »Ich habe Nachricht, Herr. Erlaubt Ihr mir zu sprechen?«

»Wenn nur Worte aus deinem Mund kommen und nichts anderes, ja.«

Der Junge hatte kurzgeschorenes, schwarzes Haar, das an eine Lederkappe erinnerte. Er stand auf und entrollte dabei ein Pergament, das viel zu groß für seine Hände war und ihn wie einen ulkigen Zauberlehrling aussehen ließ. »Es sind Berichte von den Priestern eingetroffen.«

»Was berichten sie mir denn?« Er hatte ein Auge auf den nächsten Leichnam, der gerade aus der Opfergrube gezogen wurde. Der Körper blieb hängen an den armlangen Widerhaken am Grubenrand, die Fleisch und Haut von einem Bein schälten.

»Sie haben nichts finden können, Herr.«

Tristan trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Ja, weil sie unfähig sind.« Aber auch seine größte Hoffnung hatte versagt, der Mann in Schwarz, dem er genug Erfahrung zugetraut hatte, und auch Gnadenlosigkeit, Kälte und Entschlossenheit. »Bist du auch unfähig?«

»Ich?« Der junge Dienstbote hob den Blick. Er war unsicher, ja, aber in seinen Augen stand nicht dieselbe Angst wie in denen der anderen.

»Nein, bist du nicht«, sagte Tristan, und sofort entspannte sich der Junge. »Du bist nur ein Überbringer von schlechten Nachrichten. Früher haben Könige solche Männer mit Vorliebe aufgeknüpft oder vierteilen lassen. Ein nutzloser und ungerichteter Akt des Zorns.«

»S-Seid Ihr denn zornig, Herr?«

»Ja, auf dich. Weil du kaum einen Satz ohne Herr beenden kannst.« Tristan nahm den Jungen am Arm und zog ihn näher zu sich heran. »Sag mir ehrlich, was denkst du über den Mann, der das Triumvirat zerschlagen hat, die kirchliche Ordnung zerstört und nun die heiligen Körper der Ritualopfer aus der Grube zerren lässt? Alte Gebetsmeister und junge Krieger zittern und stottern vor mir, seit sich herumgesprochen hat, was ich mit den Attentätern gemacht habe. Das langweilt mich.«

Plötzlich wich die Anspannung aus dem Körper des Jungen. »Es wurde Zeit«, sagte er.

Der Leichnam aus der Grube platschte drüben auf den Boden. Einer der Diener wischte sich mit einer Hand den Schweiß von der Stirn und hinterließ eine Blutspur darauf.

Tristan hielt den Blick auf den Jungen gerichtet. »Wofür wurde es Zeit?«

»Ihr habt die Männer getötet, die all das hier getan haben.« Der Junge ballte die Fäuste. »Ich bin nur hier, weil ich von Euch lernen will.«

Tristan konnte nicht anders, als zu lächeln. Das hatte er bislang hier noch nicht gehört.

Unvermittelt erfasste etwas sein Innerstes, heiß und schwer wie ein Fieber. Gerade kam die nächste Leiche mit dem Seilzug herauf. Mit traumwandlerischer Sicherheit stand er auf und ging hinüber. Er schob den Diener, der den Körper herabzog, an der Schulter beiseite und betrachtete die Tote.

Das lange braune Haar verdeckte ihr Gesicht. Ein Zittern durchlief ihn, seine Hände bebten. Er wagte kaum, sie zu berühren. Flecken von dunkler Flüssigkeit, hervorgerufen durch die Hunderte verrottender Leichen dort unten, bedeckten ihre Körper. Er strich ihr die Haare aus der Stirn, und es war wie an dem Tag, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte.

Er taumelte zurück wie betrunken. Die Haare fielen wieder herab und bedeckten ihr Gesicht. Sie war es, und doch auch nicht. »Bringt sie zu den Einbalsamierern. Sie wissen, was zu tun ist.« Er durfte sie nicht ansehen, nicht jetzt, nicht so.

In seinem Magen rumorte es. Er verfluchte sich deswegen, aber es war nur natürlich, dass ihr Körper nicht … unverändert geblieben war.

Taumelnd kehrte er zu dem Jungen zurück, kniete sich vor ihn, so dass sie auf Augenhöhe waren, und fixierte ihn. »Du willst also von mir lernen. Das ist mal etwas Neues. Dann komm mit.«

***

Dante zog die Decke enger um den Körper und setzte sich auf. Der Wind blies durch die Fenster des kleinen Gotteshauses, draußen flatterten lautstark die Banner.

Sie waren in einem Tempel untergekommen, der den Namen von Ari, der Mutter der Ähren, trug. Einige weitere Gestalten lagen in Decken gehüllt an der Wand oder auf den Bänken. Die Kerzenleuchter spendeten schwindendes Licht in den Seitenschiffen. In einer Stunde würde es völlig dunkel sein.

»So fühlt sich also die Hauptstadt an: hart am Rücken.« Bross saß an der Wand und hatte zwei Decken um seinen massigen Körper geschlungen.

Dante starrte in die Dunkelheit des Altarraums. Dort sollte niemand nächtigen, also brannten auch keine Kerzen. »Es kann dauern, bis wir eine Audienz bekommen.« Er stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab. »Wir sind nicht mehr in Minlund, wo man den höchsten Priester der Stadt einfach auf dem Marktplatz ansprechen kann. Der Soras-Hohepriester hat hier so viele Verteidigungslinien wie eine Königsburg – bürokratische Verteidigungslinien.«

Mel wälzte sich auf ihrer Bank von einer Seite auf die andere. »Schön, dass er sich lieber um entlaufenes Vieh kümmert als um Dämonenwesen, die das Reich bedrohen.«