Die Drei Fragezeichen
Die Drei Fragezeichen

und die Kammer der Rätsel

erzählt von Ben Nevis

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

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© 2016, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-14854-9

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Eine Bitte an die Experten

Jetzt sitzen wir richtig in der Falle, dachte Justus. In einer tödlichen Falle! Eingeschlossen in der Burg, gefangen im Labyrinth der Rätsel. Ohne Ausweg. Nein, dachte der Erste Detektiv, das darf einfach nicht unser Ende sein!

Und dabei hatte alles so harmlos angefangen. Die Sonne hatte geschienen in Rocky Beach. Eine leichte Brise war vom Meer heraufgeweht, sodass sich der Sommertag angenehm sanft anfühlte, geradezu verheißungsvoll. Zusammen mit seinen Freunden Peter und Bob war Justus in der Freiluftwerkstatt des Schrottplatzes damit beschäftigt gewesen, einen Stranddrachen zu reparieren, der sich in einem Fahnenmast verfangen hatte. Justus hatte die eingerissenen Teile eins nach dem anderen sorgsam wieder zusammengefügt. Bob hatte ihm ab und zu die Schere oder einen Kleber gereicht, während Peter in den Himmel geguckt und gelegentlich einen Kommentar abgegeben hatte.

Dann war der verbeulte Pick-up auf dem Schrottplatz eingetroffen.

Sofort war Peters volle Aufmerksamkeit geweckt gewesen. Es war ein Wunder, dass der Pick-up überhaupt noch fahren konnte, so zusammengeflickt, wie er war. Was Peter jedoch faszinierte, war die Wohnkabine aus Holz, die auf die Ladefläche montiert war.

Auch Justus merkte auf. »Ist Kundschaft eingetroffen?«

Ohne den Blick abzuwenden, sagte Peter: »Ein abgetakelter Wohn-Pick-up mit einem Typen, der genau dazu passt! Vermutlich will der Kerl irgendwelche Fundstücke vom Strand verscherbeln. Deine Tante kümmert sich bereits um ihn.«

Justus’ Tante war Mathilda Jonas. Seit dem Tod seiner Eltern wohnte Justus bei ihr und ihrem Mann Titus. Gemeinsam führten sie einen Gebrauchtwarenhandel. Schon hallte ihre Stimme über den Hof: »Justuuus! Peter! Bob!«

»Auch das noch!«, murmelte Bob. »Sollen wir etwa schon wieder beim Abladen helfen?«

Justus legte den Drachen zur Seite. »Sehen wir nach, was wir tun können!«, sagte er und schob Bob nach draußen.

Tante Mathilda und der Mann kamen bereits auf sie zu. Er trug einen abgetragenen Cowboyhut, unter dem blonde Locken hervorquollen. Zwischen ihnen legte der Wind ein junges, aber schon von der Sonne gegerbtes Gesicht mit einem breiten Grinsen frei.

»Das ist Jeff Ranaldo«, stellte Mathilda Jonas ihren Begleiter vor. »Er wollte euch sprechen.« Dann senkte sie die Stimme. »Euch, nur euch, sagte er. Die drei ???

»Ja, das sind wir!«, bestätigte Justus. Die drei ??? – so nannten sich er, Justus Jonas, und seine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews, wenn sie als Detektive ermittelten. Dabei hatten sie schon eine Reihe kniffliger Fälle gelöst und manchen Verbrecher hinter Schloss und Riegel gebracht. Dann nickte er seiner Tante auffordernd zu.

»Tja, dann, ich … sollte jetzt wohl gehen«, murmelte Tante Mathilda und drehte sich enttäuscht um.

»Komme ich ungelegen?«, fragte der Mann, als sie weit genug entfernt war.

»Je nachdem, um was es geht«, sagte Justus. »Womit können wir dienen, Mr Ranaldo?«

Der Angesprochene ließ sein Grinsen verblassen, setzte eine ernste Miene auf und zog seinen Cowboyhut vom Kopf. Die struppigen Haare fielen ihm in die Stirn. »Nennt mich ruhig Jeff! Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?«

»Gerne«, sagte Justus. »Aber sagen Sie: Woher kennen Sie uns überhaupt?«

Mr Ranaldo lächelte wieder. »Es gibt den einen oder anderen Zeitungsartikel, der euch als kleine Berühmtheiten ausweist. Ich reise hin und wieder durch diese Gegend und habe von euch gelesen. Und wenn man sich in Rocky Beach umhört, wer für mein kleines Problem die größten Experten sind, dann wird nur ein Name genannt: die drei ???!«

»Das ehrt uns«, sagte Justus. »Um was genau handelt es sich bei Ihrem Anliegen?«

»Tja«, sagte der Mann, »im Grunde geht es um … Rätsel!«

Justus lächelte. Dafür waren sie wirklich Spezialisten. »Um welche Art von Rätsel?«, fragte er nach.

Jeff lächelte amüsiert. »Es geht um alle möglichen Arten von Rätseln! Unzählige Rätsel! So viele Rätsel, dass sie nur von Könnern in Bestform gelöst werden können! Aber das sollten wir bitte nicht hier besprechen.«

Erst jetzt ließ Justus von seinem Blick auf Jeff ab und sah Bob und Peter in die Augen. Von beiden registrierte er unausgesprochene Zustimmung. »Also gut«, sagte er. »Wir sind interessiert. Ich schlage vor, wir gehen … in Ihren Wagen! Dort können wir doch ungestört miteinander reden?«

Zögernd blickte ihr Besucher zu seinem Pick-up, als hätte er darin etwas zu verbergen. Oder es war darin nicht aufgeräumt, was das Wahrscheinlichere war. Schließlich nickte er. »Wenn ihr meint … also kommt.« Er setzte sich den Hut auf und lief los. Unter den kritischen Blicken von Tante Mathilda, die sich auf die Terrasse zurückgezogen hatte, folgten ihm die drei Jungen.

Jeff schritt an das Ende des Wagens und öffnete die Tür. »Also hinein in mein Reich!«

Es war eine Art Wohnhöhle, in die die drei ??? kletterten. Auf einer offenbar selbst zurechtgezimmerten Liege stand ein kitschiges Gemälde von einem Straßenmusiker, daneben knüllte sich ein halb offener Schlafsack. Benutztes Campinggeschirr stapelte sich am Rand der Liegefläche, daneben lagen ein Berg getragener T-Shirts und ein Haufen aus zerfledderten Musikzeitschriften und zerknickten Pokerkarten. Eine Gitarre hing neben dem Bord mit der Kochgelegenheit. An der Wand erkannte Justus außerdem Ansichten von San Francisco, Los Angeles und Las Vegas. Dazu Fotos wahrscheinlich von Freunden, vorwiegend in Feierlaune, mit Whiskeygläsern in der Hand und vom Blitzlicht gebleichten Gesichtern.

»Entschuldigt das Chaos«, sagte Jeff, »aber ihr wolltet es ja so. Möchtet ihr was trinken?«

Die drei ??? warfen einen kritischen Blick auf die dreckigen Kaffeetassen. »Gerade nicht«, sagte Justus.

»Also nehmt Platz, wenn ihr einen findet!«

»Bei mir sieht es auch nicht viel anders aus«, murmelte Peter.

Vorsichtig hockte er sich auf den Bettrand. Jeff nahm das Bild von der Liege und stellte es vor die Fotos. Nun konnten sich auch Justus und Bob hinsetzen. Erwartungsvoll sahen sie Jeff an.

»Tja. Es geht um eine Wette«, begann dieser und kratzte sich am Kopf. »Wie soll ich anfangen … Ich habe da letztens zwei Typen getroffen, bei einer Beachparty in Santa Monica. Wie das so ist, der Abend wurde länger und länger, und zu trinken gab es auch was, und dann kam raus, dass einer der Kerle weit oben in den Bergen hinter Los Angeles das NO-EXIT betreibt. Das kennt ihr doch bestimmt, oder?«

»NO-EXIT?«, fragte Justus zurück. »Nein, das sagt mir nichts.«

Auch Peter und Bob schüttelten den Kopf.

Jeff stieß hörbar den Atem aus. »Okaaay …«, sagte er gedehnt, »dann also erst mal dazu. NO-EXIT, das … Nun, da gibt es diese Räume, in die man eingeschlossen wird. Auch Escape-Rooms genannt. Aus ihnen kann man sich nur befreien, wenn man sämtliche im Zimmer installierten Rätsel knackt und so den Schlüssel zum Ausgang findet.«

Justus nickte. So ein Rätselraum hatte letztens auch in Santa Monica aufgemacht. Man zahlte ein paar Dollar Eintritt und hatte eine Stunde Zeit, die Rätsel zu lösen, die in dem Zimmer versteckt waren. Wenn man den Schlüssel in der vorgegebenen Zeit nicht fand, wurde der Raum zwar wieder aufgesperrt, doch man hatte das Spiel verloren. Natürlich hatten die drei ??? den Rätselraum gleich an einem der ersten Tage ausprobiert. In siebenundzwanzig Minuten hatten sie alle Rätsel geknackt und sich befreit.

Rekordzeit, wie ihnen der Veranstalter beeindruckt versichert hatte.

»So ein Rätselevent existiert auch in Santa Monica«, sagte Justus. »Es handelt sich um einen Themenraum: Bei sämtlichen Rätseln geht es um Kinofilme.«

»Und? Habt ihr ihn schon ausprobiert?«

Justus nickte. »Selbstverständlich. Und wir waren die Schnellsten!«

»Wow!«, rief Jeff. »Ich wusste doch, dass ich hier an der richtigen Adresse bin!« Er feixte in die Runde. »Meine Wette ist also so gut wie gewonnen!«

Bob sah Jeff irritiert an. »Was haben wir mit dem Gewinnen einer Wette zu tun?«

»Nun, ihr löst sie!«

»Wen?«

»Na, die Rätsel! In allen sieben Räumen!«

»Sieben Räume?«, fragte Justus ungläubig zurück. »Sie wollen sagen, im NO-EXIT muss man sich gleich durch sieben Räume rätseln?«

»So ist es!« Zufrieden sah Jeff Justus an. »Sieben Räume in sieben Stunden! Wenn ihr so weitermacht, brauche ich gar nichts mehr zu erklären! Natürlich müsst ihr sie schneller lösen als das Team meines Gegners. Denn nur dann gewinne ich die Wette!«

Verwettet!

»Ich verstehe«, sagte Bob. »Wir sollen also für Sie die Aufgaben lösen. Und warum begeben Sie sich nicht selbst ins NO-EXIT

»Weil ich bei Rätseln eine absolute Niete bin!«, entgegnete Jeff. »Ich hätte keine Chance, in einer Stunde aus so einem Raum zu kommen. Und mein Gegner auch nicht! Bruce heißt der. Ein Surflehrer, da kannst du keine Rätselkompetenz erwarten! Aber der fing plötzlich an, mit seinen Freunden anzugeben: zwei Lehrer, die schon mal im Kabelfernsehen eine Quizshow gewonnen hätten. Die kennen sich angeblich in allem aus. Er prahlte mächtig rum mit den beiden und ich war so dämlich, das übertrumpfen zu wollen: Ich würde viel cleverere Leute kennen, habe ich gesagt! Das ganze Gerede von diesem braun gebrannten Muskeltyp hatte mich provoziert, schon den ganzen Abend, versteht ihr? Und wahrscheinlich kam noch hinzu, dass ich Lehrer seit meiner Schulzeit nicht leiden kann! Ich hatte immer Angst vor denen.«

»Bei uns haben die Lehrer eher Angst vor Justus«, warf Bob ein, »weil er so vieles besser weiß als sie.«

Jeff nickte kurz, aber es war nicht ganz klar, ob er die Bemerkungen überhaupt wahrgenommen hatte. »Na, jedenfalls habe ich mich mit der Behauptung weit aus dem Fenster gelehnt!«, redete er weiter. »Und dann mischte sich plötzlich dieser Mr Sardovski ein und schlug die Wette vor. Nun stecke ich in der Klemme. Frederick Sardovski, das ist der Inhaber des NO-EXIT. Ein stinkreicher Kerl, aber einer von der Sorte, mit dem du gut reden kannst. Er hat mehrere Unternehmen, vor allem im Ölgeschäft. Das Rätselschloss ist nur ein Hobby von ihm.«

»Rästelschloss?«, merkte Justus auf.

»Ja, oder eher eine Rätselburg. Eine echte. Sie liegt ziemlich abgelegen in den San Bernardino Mountains. Das macht das Rätseln noch geheimnisvoller.«

»Was gewinnen Sie eigentlich, wenn Ihr Team das schnellere ist?«, wollte Peter wissen.

Jetzt lächelte Jeff breit und er betonte jedes Wort: »Rate mal! Ich gewinne … einen neuen Campingwagen!«

»Wow!«, sagte Bob. »Das ist natürlich ein lohnendes Ziel! Der Surflehrer andernfalls auch?«

»Nein, Bruce würde eine schicke Holzhütte für seine Surfschule bekommen! Die ich diesem Angeber null gönne. Das Ganze ist natürlich total verrückt! Aber Sardovski ist Geld ziemlich egal – er hat ja genug – und es war ihm den Spaß wert. Ich muss zugeben, wir hatten auch ganz schön einen im Tee …«

»Das bringt mich zu der Frage, ob eigentlich ein Vertrag über die Wette existiert?«, warf Justus ein. »Nicht, dass plötzlich der eine oder andere eine Erinnerungslücke hat …«

»Und alles vergebens ist? Natürlich. Drei Ausfertigungen, eine besitze ich. Kann ich euch gleich zeigen. Aber erst mal: Seid ihr überhaupt dabei?«

Die drei ??? sahen sich an.

»Wir sollen also für Sie die Rätsel im NO-EXIT lösen«, fasste Peter zusammen. »Und das in möglichst kurzer Zeit. Aber was haben wir eigentlich davon?«

Jeff holte Luft. »Ich habe schon befürchtet, dass ihr das fragt. Nun, ich besitze nicht viel Geld, da will ich euch gar nichts vormachen. Ich ziehe in meinem Pick-up herum und singe zu meiner Gitarre in den Einkaufszonen. Hits – alles, was bei den Leuten so ankommt. Ich sage immer: Popsongs von damals bis heute – für Kinder und ältere Leute!«

»Dann sollen das auf dem Bild wohl Sie sein?«, fragte Justus und zeigte auf das Gemälde.

Jeff nickte. »Hat eine Straßenkünstlerin für mich gemalt.«

»Okay«, sagte Peter, »aber etwas werden Sie sich doch für uns überlegt haben?«

»Nun, ich zahle natürlich die Eintrittskosten für die Rätselräume. Und vielleicht wollt ihr ja auch mal einen entspannten Urlaub mit meinem neuen Campingwagen machen! Ist doch klar, dass ihr ihn benutzen dürft! Gerne auch öfter! Ich habe genug Freunde, bei denen ich in der Zwischenzeit unterkommen kann.«

Justus warf einen prüfenden Blick auf Bob, doch Peter hatte schon eine bessere Idee. »Wissen Sie was, Jeff? Wenn wir es schaffen, schenken Sie uns einfach den alten Pick-up! Den brauchen Sie doch dann nicht mehr.«

Jeff sah sich um. »Das kaputte Ding wollt ihr haben? Es ist kaum noch was wert! Aber das Auto ist mir in all den Jahren ganz schön ans Herz gewachsen …«

Peter lächelte ihn an. »Geben Sie sich einen Ruck, Jeff! Zwei Autos können Sie eh nicht gleichzeitig fahren. Mit Titus Jonas’ Hilfe können wir den Wagen wieder herrichten. Und dann machen wir eine tolle Tour nach San Francisco! Was meint ihr, Kollegen?«

Bob stimmte zu, nur Justus zögerte. »Wir nehmen gewöhnlich kein Honorar«, erläuterte er und dachte nach. »Aber in dieser Angelegenheit handelt es sich ja nicht um einen detektivischen Fall. Sie wollen, dass wir für Sie eine Wette gewinnen, wovon Sie materiell profitieren würden. Da uns der Wettinhalt durchaus herausfordert, willigen wir also zu der Bedingung ein, dass wir bei einem erfolgreichen Abschluss unserer Tätigkeit – den ich natürlich nicht garantieren kann, aber von dem ich selbstverständlich ausgehe – den genannten alten Pick-up von Ihnen zum endgültigen Behalt übergeben bekommen.«

Jeff strahlte. »Dann sind wir uns also einig! Und wenn ich mal jemanden für einen abgefahrenen Text brauche, werde ich gerne auf dich zurückgreifen, Justus.«

Peter und Bob grinsten sich an.

»Eigentlich sollten Sie nun unsere Karte erhalten, wie jeder unserer Auftraggeber«, sagte Justus. »Doch da es sich nicht um einen detektivischen Auftrag handelt, müssen Sie leider darauf verzichten.«

Jeff nahm das gelassen hin und gab stattdessen den drei ??? den Wettvertrag. Die Wette wurde dort klar beschrieben und er war von allen drei Beteiligten unterschrieben.

Zufrieden gab Justus das Blatt zurück. »Danke.«

»Kein Problem.« Jeff warf das Papier auf die Musikzeitschriften. »Ich melde mich bei euch, wenn ich die Rätseltour gebucht habe! Und das so schnell wie möglich!«

»Gerne«, sagte Justus und gab das Zeichen zum Aufbruch. Zusammen verließen sie die Campingkabine.

Jeff stieg in die Fahrerkabine, setzte sich ans Steuer des Wagens und ließ ihn an. Eine schwarze Abgaswolke quoll aus dem Auspuff. Jeff hupte, dann brauste er durch das Einfahrtstor nach draußen.

»Justuuus!« Tante Mathilda war von der Terrasse getreten und eilte auf die drei ??? zu. Sie hatte sie kaum erreicht, als sie schon rief: »Nun sagt schon! In was für einer Sache steckt ihr da wieder drin? Das war doch kein vertrauenswürdiger Mensch! Der ist schon einmal hier herumgestromert, als so ein aufdringlicher Kuckucksuhrensammler da war. Was habt ihr da bloß in diesem Campingwagen gemacht? Ihr habt doch nicht etwa …«

»Wir haben nichts Gefährliches zu uns genommen und uns auch sonst nicht in Gefahr begeben«, sagte Justus. »Und wir werden es auch nicht tun! Es verhält sich in diesem Fall eher … wie früher, weißt du noch, als wir damals den Knobelclub hatten! Es geht um nichts anderes als um einen Haufen Denksportaufgaben und Rätsel! Gänzlich harmlos!«

»Das sagst du immer, und einen Tag später stürmt ein Spezialkommando der Polizei den Platz!«

»Diesmal bestimmt nicht, Tante Mathilda! Und außerdem hat bisher höchstens einmal Inspektor Cotta in Begleitung eines oder zweier Kollegen vorbeigeschaut.«

»Verharmlose bitte nicht immer eure Kriminalgeschichten! Ihr würdet euch viel nützlicher machen, wenn ihr …«

»… ab und zu auf dem Schrottplatz aufräumen würdet. Aber ja, Tante Mathilda.« Justus ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. »Ich weiß, die Reifen sollen umgelagert werden. Gleich helfen wir dir ein wenig, versprochen. Wir müssen nur noch ganz kurz etwas besprechen!«

Man sah deutlich, dass Mathilda Jonas ein Einwand auf der Zunge lag, doch besänftigt von Justus’ Geste nickte sie nur und ließ die drei Jungen gehen.

Justus, Peter und Bob zogen sich in den Campingwagen zurück. In ihren Campingwagen. Er stellte die Zentrale ihres Detektivbüros dar. Allerlei Gerümpel, rostige Bleche, ausrangierte Schränke und alte Holzlatten hielten ihn vor neugierigen Blicken anderer verborgen. Hier hatten die drei ??? ihre Ruhe und konnten sich ungestört beratschlagen.

»Sieben Rätselräume, das wird bestimmt der Hammer!« Bob hatte sich in den Sessel fallen lassen. »Ich freue mich riesig drauf! Der in Santa Monica hat schon so viel Spaß gemacht!«

»Und den alten Campingwagen würde ich wirklich gerne haben!«, sagte Peter und schnappte sich eine Cola. »So schlecht sein Zustand auch ist, diese Holzverkleidung hat einfach Stil! Stellt euch mal vor: Wenn wir ein paar Tage freihaben, fahren wir los zu den tollen Stränden im Norden! Mit Cola, Grill und Surfbrettern. Nachts bleiben wir einfach da …«, er zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich neben Justus, der vor dem Computer Platz genommen hatte, »… und schauen in die Sterne! Aber sagt mal ehrlich: Glaubt ihr die Story von Jeff? Vertraut ihr ihm? Eine Wette, eine Rätselburg, ein reicher Typ aus dem Ölgeschäft, das klingt natürlich alles verlockend, das muss ich ja zugeben! Aber nicht vielleicht sogar zu verlockend? Ihr wisst doch ganz genau, wie das immer bei uns endet …«

Leider geschlossen

Wenige Tage später reisten die drei ??? in die San Bernardino Mountains. Sie waren früh aufgestanden. Schweigend steuerte Bob seinen VW Käfer durch den morgendlichen Verkehr.

Justus saß auf dem Beifahrersitz und redete unablässig. Das Thema hieß: Wie überzeuge ich Peter, dass sich die Geschichte dieses Mal nicht zu einem erst mysteriösen, dann aufregenden und schließlich total lebensgefährlichen Drama entwickelt?

»Es handelt sich um eine ganz normale Wette, Peter!«

»Ja, aber …«

»Eine Wette ist kein Fall! Und Jeff Ranaldo erschien mir sehr glaubwürdig als Rumtreiber und Glücksjäger.«

»Das schon, aber …«

»Und das NO-EXIT existiert. Es gehört auch einem Frederick Sardovski. Ich habe ihn zwar nicht sprechen können, aber das ist auch kein Wunder. Er ist ganz groß im Ölgeschäft, das kannst du alles nachlesen.«

»Das bezweifele ich ja gar nicht, aber …«

»Und Sardovski hat sich zur fraglichen Zeit in Santa Monica aufgehalten. Bob hat das alles genauestens recherchiert. Sardovskis Jacht lag im Hafen von Marina Del Ray, es gab ein Fest dort. Alles passt doch!«

»Ich weiß, aber …«

»Peter, wir haben es überprüft! In Kürze werden wir ganz normal an einer ganz normalen öffentlichen Veranstaltung teilnehmen, zusammen mit ganz normalen Menschen!«

»Wir werden eingeschlossen sein, Justus!«

»Das NO-EXIT hat seine Regeln und Vorschriften. Man wird uns die ganze Zeit beobachten und jederzeit herauslassen, was soll uns da passieren! Tag für Tag fahren Besucher dorthin. Einfach um zu rätseln.«

»Das sind aber nicht wir!«

»Peter, wir werden gegen zehn Uhr dort sein. Wenn wir für die sieben Räume sieben Stunden brauchen, dann sind wir spätestens gegen sechs wieder auf dem Rückweg. Und ich gehe davon aus, dass wir sehr viel schneller erfolgreich sein werden. Mit etwas Glück sind wir sogar zum Sonnenuntergang in Palm Springs und können dort wie geplant den Rest der freien Tage in der Sonne verbringen!«

»Ja, ich weiß doch! Nur …«

»Nur … was?«

»Nur … trotzdem!«

»Nur trotzdem.« Justus holte Luft. Dazu gab es keine Gegenargumente mehr.