Onkel Adolars Geburtstag + Als Detektive + Die Eiersucher
Seufzend stand am hellen Feuer
Fleischermeister Knödelmayer,
Während seine Frau Malwine
Reinigte die Wurstmaschine.
Beider Blick hing Träumerisch
An dem Köter unterm Tisch,
Der wie stets beim Würstekochen
Sich vergnügte mit den Knochen.
Boxerschnauze, Dackelbeine,
Ringelschwänzchen wie beim Schweine,
Borstig Haar und Bäuchlein rund,
Aber: treu war Bob der Hund! –
Knödelmayer blieb verdrießlich,
Und das war kein Wunder schließlich,
Denn schon volle dreizehn Jahr
Kinderlos die Ehe war.
Appetitliche Gerüche
Stiegen aus der Fleischerküche
Durch das schwarze Schornsteinrohr
Zu des Hauses Dach empor.
Und der Storch, der dorten stand,
Dieses sehr genußreich fand,
Doch gar bald hört durch den Schlot
Er des Fleischers Kindernot.
Und der gute Storch sogleich
Fischte aus dem nahen Teich
Ein gar drollig Zwillingspaar,
Das sich gar nicht ähnlich war.
Während schlank und groß der eine,
Spitze Nase, dürre Beine,
Ging hübsch pummelig der zweite
Mit den Gliedern mehr ins Breite.
Als ganz heimlich in der Nacht
Dieses Paar der Storch gebracht.
Floß, vermischt mit Freudentränen,
Knödelmayers Wein in Strömen.
Und am Schlusse dieser Feier,
Da erhob sich Knödelmayer
Und erklärte stolz: „Ich nenne
Meine Buben Max und Männe.“
Heute ist das Zwillingspaar
Schon im neunten Lebensjahr.
Was nun diese Schelme trieben
Ist im folgenden beschrieben.
Wenn ein lieber Anverwandter
Oder sonstiger Bekannter
(Der uns hilft mit Rat und Tat!)
Wieder mal Geburtstag hat,
Wird, weil es sich so gebührt,
Erstens herzlich gratuliert,
Zweitens durch ’ne Kleinigkeit
Das Geburtstagskind erfreut.
Diesen schönen alten Brauch
Üben Knödelmayers auch,
Denn das Wiegenfest heut’ war
Jenes Onkels Adolar,
Den man ganz besonders ehrt,
Weil ein Landgut ihm gehört
Und man von ihm dann und wann
Hintenrum was kaufen kann.
Gerade solche Hornviehzüchter
Liebt man heute mehr als Dichter.
Drum wird als Geschenk erwählt,
Was dem Onkel längst schon fehlt,
[Eine schöne lange Pfeife,]
Oben mit ’ner blauen Schleife
Und zwei dicken goldnen Quasten,
Außerdem ein Tabakskasten.
Seht hier Max und Männe springen,
Das Geschenk zu überbringen.
Maxe schwingt das Pfeifenrohr
Und kommt sich sehr wichtig vor,
Während Männe unterm Arm
Hält den Tabakskasten warm,
Der gefüllt mit edlem Knaster,
Unterstützt das Räucherlaster.
Bob der Hund läuft in der Mitte
Heut’ wie stets im Bund der Dritte.
So im hellen Sonnenschein
Zieh’n vergnügt sie querfeldein;
Doch – an eines Baches Rand,
Wo das Gras recht üppig stand
Grast, geknüpft an einen Pflock,
Ein gar böser Ziegenbock.
Jetzt beginnt schon das Verhängnis
Und des Bockes arg’ Bedrängnis,
Denn der Max aus Übermut
Hintenwo ihn kitzeln tut
Mit dem Pfeifenkopf, dem bunten,
Meistens an dem Schwänzchen unten.
Seht – der Pfeifenkopf steht offen,
Und hinein in diesen troffen
Nun des Bockes hint’re Gaben!
Ähnlichkeit sie vielfach haben
Mit dem braunen Tabakpriem –
In die Backe schiebt man ihn.
Männe ruft jetzt wutentfacht:
„Ha – was hat der Bock gemacht!“
Und mit kleinen Steinen
Wirft er nach den Hinterbeinen.