Petra Liermann

 

Sand in ihren Schuhen

 

Biografischer Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für Mariam

Ein Buch aus dem FRANZIUS VERLAG

 

Cover: Jacqueline Spieweg

Cover erste Auflage, TomJay Grafikdesign

Bildlizenzen: Panthermedia

Verantwortlich für den Inhalt des Textes

ist die Autorin Petra Liermann

Satz, Herstellung und Verlag: Franzius Verlag

Druck und Bindung: SDL, Berlin

 

ISBN 978-3-945509-30-2

 

3. Auflage

 

Alle Rechte liegen beim Franzius Verlag

Hermann-Ritter-Str. 114, 28197 Bremen

 

Copyright © 2017 Franzius Verlag, Bremen

www.franzius-verlag.de

 

 

 

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

XII

XIII

XIV

XV

XVI

XVII

XVIII

XIX

XX

XXI

XXII

XXIII

XXIV

XXV

XXVI

XXVII

XXVIII

XXIX

XXX

XXXI

XXXII

XXXIII

XXXIV

XXXV

XXXVI

XXXVII

XXXVIII

XXXIX

Danksagung

Weitere Veröffentlichungen der Autorin im Franzius Verlag:

Veröffentlichungen des Franzius Verlages:

 

 

Du warst nie allein, bist nicht allein und wirst nie allein sein.

Alles, was du denkst und fühlst, wird gehört. In jeder Phase,

auch in der dunkelsten deines Lebens, wirst du unendlich geliebt.

(Robert Betz)

 

 

 

I

 

Auch wenn mein Leben sehr konservativ und geordnet anfing und die zu erwartende Entwicklung offensichtlich wenig aufregend zu sein schien, wurde es doch eine Geschichte, die für jeden etwas dabei hat: Romantik, Spannung und fremde Kulturen. Aber auch in Bezug auf Spiritualität gibt es einige interessante Entwicklungen, die wohl bis zu meinem 25. Lebensjahr niemand von mir erwartet hätte.

 

Wie erwähnt begann mein Leben in einer gut bürgerlichen, der Mittelschicht angehörenden Familie, bestehend aus Vater, Mutter, Kind. Meine Eltern sparten fleißig für den jährlichen Urlaub im Schnee und den Sommerurlaub im netten Vier-Sterne-Hotel auf den Kanaren. Nebenbei gab es die Haushaltskasse, ein Sparbuch und alle fünf Jahre ein neues Auto.

Als echte Flüchtlingskinder, die unter den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs gelitten hatten, waren meine Eltern sehr bedacht auf finanzielle Sicherheiten. Aber auch ein angepasstes Benehmen, mit dem man in der Umgebung nicht auffiel, und das Streben nach Zugehörigkeit zur „besseren Gesellschaft“ prägten meine Erziehung. Dementsprechend waren gute Noten in der Schule ein Thema, über das man erst gar nicht diskutieren brauchte. Selbstverständlich war das Kind eine gute Schülerin und konnte sich schon mit sechs Jahren in einem Fünf-Sterne-Hotel im Sauerland benehmen. Während andere Kinder noch mit den Fingern in ihrem Kartoffelbrei herumwühlten, wusste ich, dass man das Besteck von außen nach innen benutzt und fand es wenig komisch, dass für ein Essen drei Gläser und acht Besteckteile ausgelegt wurden.

 

Meine Mutter fand ich schön, ihre Schuhe probierte ich heimlich an und ihre wöchentlichen Pflegemaßnahmen betrachtete ich mit Interesse. Leider teilte ich ihren Geschmack in Bezug auf Kleidung nicht und so war das Einkaufen ein Gräuel für mich. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Zeit, in der lange Haare und eine Vanilla-Hose oder der Stufenrock total „in“ waren und ich kurzhaarig und tränenüberströmt aus einem Kaufhaus kam, weil ich eine braune Cordhose mit passender Weste und ein braun kariertes Hemd mit einem Schnürsenkel um den Kragen bekommen hatte. Bis heute ist mir die Farbe Braun bei Kleidung verhasst.

Meine Mutter zog mich nach ihren Maßstäben schick und vorteilhaft an. Denn so lange ich mich erinnern kann, hatte ich nie eine Standardgröße. Zum Leidwesen meiner Eltern war der Babyspeck nicht mit zwölf Jahren verschwunden, sondern blieb in Form von drei bis vier Kilogramm Übergewicht an meinen Hüften kleben. Da dies nicht der perfekten Tochter entsprach und das Schönheitsideal weitestgehend erreicht werden sollte, kannte ich in jungen Jahren nicht nur die 600 Kalorien-Abnehm-Kur im Schwarzwald, sondern auch die Brigitte-Diät für zu Hause. Ein Grund, warum ich diese Zeitung bis heute sehr vorsichtig in die Hand nehme.

Leider waren Diätkuren Anfang der 80er Jahre noch nicht sehr weit fortgeschritten, sodass wir in einem netten Hotel in Bad Steben saßen, tolles Essen serviert wurde, bei dem das Fleisch in cremigen Soßen nur so schwamm und mein Teller eben dieses Essen in Miniaturausgabe enthielt. Ich hatte ständig Hunger. Auch Massagen wurden mir für den Rest meines Lebens verdorben. Zwar erzählte man mir, dass ich besonders empfindlich sei und die blauen Flecken nach ein paar Tagen schon weggehen würden, aber glauben konnte ich das nicht wirklich.

Auch wenn diese Maßnahmen zeitweise von Erfolg gekrönt schienen, hatte mein Körper sein natürliches Wohlfühlgewicht scheinbar anderswo. Sehr zum Leidwesen meiner Mutter, die es nie aufgab, mir vor Augen zu führen, welch hübsches Mädchen ich hätte sein können.

 

Da ich natürlich früh eingeschult worden war, hatte ich die Rolle des Klassenkükens inne und gelangte so naturgemäß auch später in die Pubertät als meine Mitschüler. Da körperliche Nähe für mich ein Mysterium war, hörte ich meinen Klassenkameradinnen bei den Erzählungen über ihre ersten Erfahrungen mit Jungen sehr interessiert zu. Über mehr als eine Kleinmädchenschwärmerei ging es bei mir jedoch nicht hinaus. Die waren zwar dauerhaft und
intensiv, brachten aber nichts. Bis heute kenne ich noch das Autokennzeichen dieses tollen Jungen aus der zwölften Klasse, wegen dem ich Stunden in der Kälte zubrachte, nur um ihn einmal zu sehen.

Während bei unserer ersten Klassenfahrt mit Übernachtung in Südtirol die meisten abends knutschend in der Ecke lagen, sah ich diesem Schauspiel fasziniert zu und wurde so als idealer Kummerkasten sowohl für den weiblichen als auch den männlichen Part einer Beziehung auserkoren. Auch meine Aufklärung erhielt ich auf diesem Weg. Denn solch intime Details wären zu Hause niemals Thema gewesen. So hielt mich meine Angst vor einer Schwangerschaft selbst vom Küssen ab. Denn wer wusste schon, was da alles so passieren konnte.

 

Während ich mich also Lernen, Diäten, dem Orgelspielen (mein heiß ersehntes Klavier hätte die Nachbarn verärgern können) und freundschaftlichen Treffen mit Schulkolleginnen widmete, tobte das Liebesleben bei den anderen. Doch keiner hatte die Tanzschule einkalkuliert. Dieser Sündenpfuhl brachte mich zum Leidwesen meiner Eltern doch noch vom rechten Weg ab. Denn hier lernte man nicht nur Tanzen. Sicher, wir tanzten Partyfox bis die Sohlen qualmten, aber viel wichtiger war der Klammerblues. Und um hier einen tollen Partner abzubekommen, rasten wir jedes mal vor dem Tanzcafé schnell auf die Damentoilette und packten unser Schminkzeug aus. Kajal, Wimperntusche, Rouge und Lidschatten waren Allgemeingut und hätten meine Eltern mich jemals so gesehen, hätte ich das Haus bestimmt nie wieder verlassen.

 

Da ich schon immer einen Hang zu Machotypen ohne vorhandenes Gefühlsleben hatte, versuchte ich mich mit 15 auch beim Tanzen an solchen. Und war verwundert, als ich plötzlich bei einem echt süßen Softie landete, der mir endlich die ersehnte Frage stellte, ob ich vielleicht „mit ihm gehen“ wolle. Da weit und breit und seit geraumer Zeit kein anderer Junge in Reichweite gewesen war, dachte ich mir, dass ich das doch einfach mal versuchen könnte. Christian war wirklich niedlich. Und schüchtern. Was mir mit meinen nur aus Erzählungen vorhandenen Erfahrungen sehr entgegenkam. Meistens hielten wir Händchen, aber das sehr gerne. Und wir trafen uns oft und freuten uns immer mehr darauf.

 

Während Christian Sohn einer alleinerziehenden Mutter war, die tagsüber arbeiten ging und ihrem Kind alle Freiheiten ließ, traute ich mich bei meinen Eltern nicht wirklich, von meinem neuen Freund zu berichten. Aber irgendwann wollte ich auch stolz sein und die Heimlichkeiten beenden. Das Donnerwetter zu Hause war bestimmt noch in Afrika zu hören. Zu jung, was sollen die Nachbarn denken, vielleicht mal mit 18, der schlechte Umgang in der Schule ist schuld, nie wieder Tanzschule, Hausarrest bis zur Rente und ähnliche Dinge wurden mir um die Ohren gepfeffert.

So lernte ich schnell, dass Verheimlichen und Verschweigen ein guter Weg waren. Fortan trafen wir uns in der Stadt, bei Christian oder in der Tanzschule. Wenigstens konnte so nicht viel passieren. Eigentlich war dieser Junge ein echter Traumfreund. Als ich in den Ferien in ein Kloster nach Meschede fuhr, packte ihn die Sehnsucht und er besuchte mich. Sein gesamtes Taschengeld war für die Zugfahrt draufgegangen, aber es hatte sich gelohnt. Wenn da nicht ein Machotyp gewesen wäre, der im Stall arbeitete. Den wollte ich nämlich viel lieber. Das zwar nur zeitweise, aber der Fehler war passiert.

 

Im zarten Alter von 16 lernte ich, dass ältere Jungs höhere Ansprüche an Beziehungen in Form von körperlichem Kontakt stellten und dass man eben in den sauren Apfel beißen muss, wenn man so jemanden will. Eigentlich ein System, das ich gut kannte, denn wer gute Noten nach Hause bringt, sich zu benehmen weiß und den Vorgaben entspricht, wird mit Stolz und Liebe belohnt. So schien es auch in Beziehungen zu sein. Also übertrug ich dies auf den Macho. Der nach seinem Erlebnis eigentlich nichts mehr von mir wollte, da er ja eine Freundin hatte. Doch als Idealistin und Optimistin, die ich schon immer war, beendete ich bei meinem Nachhausekommen mal eben die Beziehung zu Christian. Bis heute tut mir das leid. Nicht nur, weil ich eigentlich nur in Christian verschossen war, sondern auch, weil dieser danach in ein wirkliches Loch fiel, seinen Körper mit Piercings und Tattoos versah und mit den gefürchtetsten Jugendlichen unserer Stadt seine Zeit im Park verbrachte.

 

Nach diesem einschneidenden Erlebnis wurde es ruhig in meinem Liebesleben. Die Jungs, die ich toll fand, guckten mich nicht an, die, die mich toll fanden, fand ich total langweilig. Eigentlich hatte ich Glück, dass es nur bei dem einen dramatischen Erlebnis blieb, das ich mit 17 erlebte, als ich mich in einen 23jährigen verliebte, der so gar nicht meine Kragenweite war. Schon immer sehr offen für Neues, mit einer großen Klappe und einem Naturtalent im Flirten, hatte ich Holger so weit gereizt, bis ich mich auf einmal spät abends in seinem Manta auf einem einsamen Parkplatz wiederfand. Eigentlich wollte ich das nicht, aber meine große Klappe hatte mich dahin gebracht und ein Rückzieher kam für mich ja nun gar nicht in Frage.

 

Also stand ich mein „erstes Mal“ durch und fragte mich nicht nur, was alle so toll daran fänden, sondern am nächsten Tag auch, wie es mir hatte passieren können, dass ich in der Notfallambulanz im Krankenhaus saß, um die „Pille danach“ zu bekommen. Mit 17 Jahren war das gar nicht so einfach. Nachdem ich einem Arzt mein Dilemma geschildert hatte, holte der den nächsten, der sich alles genauestens schildern ließ, um dann wiederum einen Kollegen dazu zu bitten. Am Ende musste ich noch eine Apotheke mit Notdienst finden, die mir mein ganzes Taschengeld abnahm, nur damit ich am Abend Holger begegnen durfte, der mich nicht mehr ansah.

Eine sehr heilsame Erfahrung, die mich die nächsten drei Jahre vor ähnlichen Begebenheiten schützen sollte. Manchmal war ich zwar frustriert, weil es für meinen Topf irgendwie keinen Deckel gab, aber ich fand meine Erfüllung in meinem Dasein als Kummerkasten und diversen Schwärmereien.

Zu Hause fühlte ich mich aber mehr und mehr fehl am Platz. Schon länger hielt ich es für fragwürdig, ob dies wirklich meine Eltern seien oder ich nicht vielleicht doch vertauscht worden war. Weder war ich konservativ, noch hatte ich das Bedürfnis, Geld zu horten. Ich fand alles Neue interessant, ging gerne ein Risiko ein und sah meine Zukunft nicht in einer Ehe, Kinderkriegen und einen Ehemann umsorgen. Dementsprechend war das Verständnis bei meinen Eltern gleich Null. Schon früh hatte ich aufgegeben, meine Sichtweise verständlich machen zu wollen.

 

Und mit steigendem Alter wurden diese Probleme immer massiver. Ich probierte heimlich einfach alles aus. Rückblickend muss ich sagen, dass ich vor wirklich gefährlichen Dingen immer genügend Respekt hatte. Drogen und Alkohol waren für mich von jeher ein natürliches Tabu. Trotzdem versuchte ich diverse verbotene Dinge. Das Rauchen ist geblieben, während durchgeknallte Typen schnell wieder verschwanden. Ich jobbte in einer Pennerkneipe, besuchte esoterische Gruppen und verbrachte meine Zeit mit den wirklich schlimmen Jungs. Die Mitarbeit im CVJM war zwar weniger abgefahren, dafür aber mindestens genauso traumatisch.

Einen Höhepunkt erreichte die häusliche Krise, als mein Abitur bevorstand und ich mich an einer Universität einschreiben wollte. Denn da ich nicht gerade mit beruflichem Ehrgeiz und Durchhaltevermögen gesegnet bin, weigerten sich meine Eltern, weitere Jahre der Ausbildung zu finanzieren. BaföG kam aufgrund der Einkommensverhältnisse nicht in Frage.

 

Meine Eltern stellten sich einen sicheren, angesehenen Beruf vor, insbesondere mein Vater argumentierte, dass er kein Studium finanzieren würde, damit ich hinterher verheiratet hinter einem Herd landen würde. Wie meistens fügte ich mich. Zwar brodelten in meinem Inneren Träume von einer Gesangskarriere, einem Studium der Rechtswissenschaften und ähnliche absurden Dingen, dennoch begann ich eine Ausbildung zur Diplom-Verwaltungswirtin. Das hört sich vielleicht toll an, ist aber eigentlich nichts weiter als eine sichere, angesehene Karriere als gute deutsche Beamtin.

Mit Beginn der Ausbildung durfte ich auch das erste Mal die Freiheit einer eigenen Wohnung in Berlin kennenlernen. Ich genoss mein Leben, das eigenen Geld und die neu gewonnene Freiheit. Und als ich mit 20 dann Elmar kennenlernte, war das Glück meiner Eltern doch noch perfekt. Als Student der Elektrotechnik, einem Krankenhausdirektor zum Vater und mit einem perfekten Benehmen ausgestattet, entsprach dieser genau der Vorstellung meiner Eltern von einem idealen Schwiegersohn. Leider sind perfekt erscheinende Dinge meist ziemlich chaotisch unter der Oberfläche und auch bei Elmar war dies nicht anders. Zwar war er ein richtig netter Kerl und ich war wirklich verliebt in ihn, jedoch verstärkte sich mein Verdacht, dass ein erfülltes Sexualleben genauso realistisch war wie ein lilafarbenes Schwein, das Eier legen kann.

 

Zeitweise hatte ich den Gedanken, mich bei einem Psychologen behandeln zu lassen, weil ich frigide sein könnte. Aber alles im allem war ich zufrieden, bis neben Elmars steigendem Alkoholkonsum diverse andere Frauen unsere Beziehung störten. Auch seine Begründung, er müsse seine sexuellen Fantasien ausleben und wolle mir dies nicht „antun“, half nicht darüber hinweg, dass ich betrogen worden war. Vielleicht hätte meine Bereitschaft zum Leiden eine andere Frau noch überstanden, drei waren jedoch definitiv zu viel. Auch wenn es eine für Sex an öffentlichen Orten, eine für Sado-Maso Spiele und eine andere für den Quickie zwischendurch war.

Elmar weinte mir hinterher, während ich mich bei einem Urlaub in Zandvoort mit einem holländischen Croupier namens Fritz tröstete, der zwar die erste Liebe auf dem ersten Blick für mich war, jedoch leider auch verheiratet. Ich ließ mich all den bittenden Menschen in meiner Umgebung zuliebe zwar auf einen weiteren Versuch mit Elmar ein, konnte mich am Ende jedoch nicht so weit selbst erniedrigen, dass ich seine Spielchen weiter mitmachte.

 

Für meine Eltern brach eine Welt zusammen und die Worte meiner Mutter erstaunen mich bis heute, denn auf die Darlegung der Gründe für die Trennung erwiderte sie nur, dass man in einer Beziehung eben manchmal auch so was ertragen müsse und Elmar ansonsten doch wirklich perfekt sei. Ihren Wunsch, mir meine Entscheidung noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, ignorierte ich geflissentlich.

 

Es folgten Jahre des steilen beruflichen Aufstiegs und einer Beziehung, die zwar nett war, jedoch eher einer Freundschaft in einer Wohngemeinschaft glich. Ich entdeckte endlich, dass ich weder frigide war, noch die anderen über Sex gelogen hatten, und nahm mir, nachdem die Beziehung zur „Nur-Freundschaft“ umgewandelt worden war, das Recht, auch mal einen One-Night-Stand zu haben. Meine Figur, die sich zum Leidwesen meiner Mutter weiter verschlechtert hatte, war dabei zwar hinderlich, da sie mein Selbstbewusstsein deutlich schmälerte, verhinderte jedoch nicht die wichtigen Erfahrungen.

 

II

 

Mit 26 konnte ich dann nach einigen Beförderungen auf eine gute Position mit einem netten Gehalt, einen ausreichenden Erfahrungsschatz mit Männern und ein kaum vorhandenes Privatleben blicken. Nach den Maßstäben meiner Eltern befriedigend, nach meinen ziemlich langweilig. Ich beschloss, in einem Urlaub in Ägypten zu entspannen und mir über all dies Gedanken zu machen.

 

Schon im Flugzeug lernte ich ein Pärchen kennen, das aus meiner Umgebung kam und sehr nett schien. Annette und Gerd passten eindeutig perfekt zueinander, auch wenn ziemlich oft die Fetzen flogen. Allerdings hätte man dies auch auf die im vierten Monat befindliche Schwangerschaft von Annette schieben können, die dafür sorgte, dass sie sich ständig übergeben musste. Der Duft einer Wasserpfeife, der Geruch von Fisch oder einfach nur ein falsches Wort hatten einen Sturm aufs nächstgelegene Klo zur Folge. Trotzdem hatten wir reichlich Spaß.

Wir gingen morgens an den Strand, entspannten bis zum Snack am Mittag, schwammen ein wenig, lästerten über andere Urlauber und warteten ab 18.45 Uhr wie halb verhungerte Geier auf das Öffnen des Restaurants um 19 Uhr. Abends relaxten wir an der Bar, gingen in eine Disco oder fuhren nach Hurghada zum Shoppen. Auch Männer fehlten hier nicht. Mit meinen langen, fast schwarzen Haaren und der fülligen Figur war ich hier scheinbar der Traum aller Einheimischen. Später ging mir auf, dass auch ein deutscher Pass alleine gereicht hätte, mich derartig attraktiv auf das männliche Geschlecht wirken zu lassen. Dennoch: Die Aufmerksamkeit tat mir gut und meine Selbstzweifel bezüglich meiner Figur nahmen deutlich ab.

Allabendlich drängte mich Annette, den Typen an der Rezeption anzusprechen, der mich seit unserer Ankunft anstarrte wie ein Verdurstender ein Glas Wasser. Ich suhlte mich auch in so viel Aufmerksamkeit und füllte meine Selbstbewusstseinsvorräte für harte Zeiten in Deutschland. Weniger schön fand ich allerdings, dass dieses besondere Exemplar mich nicht ansprechen wollte. Und leider sollte der Urlaub am übernächsten Tag schon zu Ende sein.

 

„Eigentlich sollte man seine Sachen packen und hierhin ziehen.“ Annette sprach das aus, was ich auch dachte. „Das wär´s. Ein bisschen arbeiten und den Rest der Zeit mit Nichtstun am Strand verbringen“, träumte sie weiter.

„Du musst erst mal dein Kind auf die Welt bringen“, lachte ich und schaute auf den schon leicht gerundeten Bauch.

Ich hatte schon lange den Wunsch nach fremden Ländern, ihn jedoch wie alle anderen Wünsche immer begraben. Angepasst und abgesichert entsprach einfach mehr meiner Erziehung.

„Wann treffen wir uns zum Abendessen?“, wollte Annette wissen.

Gerd betrachtete sie ein wenig verzweifelt. Seit Annette schwanger war, verzehrte sie Unmengen an Nahrung und das hatte sich auch während ihres Urlaubs in Ägypten nicht geändert.

„Geht einfach, ich komme später hinterher.“

Irgendwie hatte ich so kurz vor Ende des Urlaubs keine Lust, mich von dem stummen Ägypter frustrieren zu lassen. Jeden Tag verschwand meine Hoffnung mehr, dass er sich irgendwann ein Herz fassen und seine Stimme dazu benutzen würde, mich anzusprechen.

„Im Leben nicht. Meinst du, ich will den Blick von dem Typen an der Rezeption verpassen? Ich habe noch nie jemanden gesehen, der eine Frau derartig mit seinen Blicken verschlungen hat, wie der es bei dir tut.“

Ich konnte nicht mehr als sie nur zweifelnd anzusehen.

„Ja, aber wenn er weiter nur starrt, wird es auch dabei bleiben. Außerdem fahren wir übermorgen ab. Da passiert eh nichts. Und für zwei Tage lohnt es sich auch gar nicht mehr, auf irgendwas zu hoffen.“

„Weil du dich weigerst, einfach mal an die Rezeption zu gehen und ihn anzusprechen“, erwiderte Annette.

„Was soll ich ihm denn sagen? Dass ich bemerkt habe, dass er mich anstarrt? Außerdem sind wir im Land der arabischen Machos. Wenn die es nicht schaffen, eine Frau zu umwerben und anzusprechen, wer dann?“

„’Verliebt anhimmeln’ ist wohl der bessere Ausdruck. Der will definitiv was von dir“, verbesserte Annette.

„Na ja, ein wenig vielleicht. Aber die Schweizerin, die da als Gästebetreuung arbeitet, sagte auch, dass er generell nichts mit Touristinnen anfängt und noch nicht mal mit ihnen ausgeht. Warum soll ich mich also jetzt noch zum Affen machen?“

Klar fühlte ich mich geschmeichelt, andererseits aber auch betrogen, weil es beim Starren blieb. Der Mann sah gut aus, hatte ein tolles Auftreten und redete einfach nicht. Außerdem fehlte jegliche Aussicht auf ein Happy End. Knapp 5000 Kilometer waren genauso viele gute Gründe, es beim Starren zu belassen.

„Aha, du hast dich also nach ihm erkundigt?“, zog Annette mich auf.

„Das kam irgendwie so“, versuchte ich mich rauszureden.

Natürlich wollte ich mehr über den Mann erfahren und die Auskunft, dass er kein wild in der Gegend herumschlafender Ägypter war, der es nur auf ein Visum oder Geld abgesehen hatte, tat meinem Selbstwertgefühl schon enorm gut. Aber das musste ich Annette ja nicht gleich auf die Nase binden.

„Wir haben uns unterhalten, als ich sie nach einem Ausflug gefragt habe und da kam das Gespräch auf Männer und diesen Mann eben auch.“

Ich wollte nun wirklich nicht zugeben, dass ich Wert auf den Kontakt legte. Aber wenn es Annette glücklich machte, mich dabei zu beobachten, dann bitte.

„Okay. Wir treffen uns in einer Stunde vor dem Restaurant, damit du deinen Spaß hast.“

Annette lachte nur.

An diesem Abend gab ich mir besonders viel Mühe mit meinem Aussehen, denn irgendwie musste der Mann doch dazu zu bringen sein, dass er mich ansprach. An Erfolg bei Männern mangelte es mir nun wirklich nicht. An Liebe und Beziehungen schon eher, aber was flirten und Körperkontakte anging, hatte ich eigentlich immer Glück gehabt. Also hatte ich geduscht, mich besonders sorgfältig geschminkt und war dann in mein enges, schwarzes Kleid gestiegen. Mit einer durchsichtigen Bluse sah das nicht zu aufgetakelt, aber doch elegant aus. Und es verbarg die nicht ganz idealen Körpermaße an den richtigen Stellen und betonte die gut gebräunte Haut. Die Haare, die meiner Meinung nach mein absolutes Highlight waren, ließ ich offen.

Auf dem Weg zum Hauptrestaurant war ich dann doch ein wenig nervös. Vielleicht war er ja nicht da? Oder er hatte ein neues Opfer zum Starren gefunden? Vielleicht missverstand ich ihn ja auch komplett und machte mich mit meiner Show zum Narren? Und außerdem brachte der Kerl es irgendwie fertig, mich mit seinen Blicken zu verunsichern. Was ja auch der Grund war, warum ich gar nichts mehr verstand. Denn schüchtern und unsicher wirkte er eigentlich nicht. Ich hatte zwar von einigen Mitarbeitern gehört, dass er sehr religiös war und noch nie auch nur ein privates Gespräch mit einer Touristin geführt hatte, aber trauen konnte ich der ganzen Sache nicht.

 

„Da bist du ja“, rief Annette. „Er ist da“, flüsterte sie mir grinsend ins Ohr.

Ich drehte mich um in Richtung Rezeption und sah direkt in die dunkelbraunen Augen, die mich anlächelten. Mir wurde heiß und das Blut schoss mir ins Gesicht. Ertappt. Schnell sah ich weg.

„Lass uns essen gehen“, sagte ich zu Annette und Gerd.

Besser zu flüchten und einen effektvollen Gang ins Restaurant hinzulegen, als hier zu sitzen und die Blicke zu spüren. Also stand ich lieber schnell auf und zog Annette mit. Unauffällig schielte ich noch einmal zu dem Hotelangestellten an der Rezeption. Es waren schon sehr eindeutige Blick, aber ich war zu unsicher, ob es nicht vielleicht nur ein Missverständnis wäre. Also drehte ich mich lieber um und ging Richtung Restaurant. Wir gingen direkt ans Buffet, das mal wieder mit den verschiedensten orientalischen Spezialitäten bestückt war.

„Hmmmm … Ich glaube, ich nehme alles“, lachte Annette.

Sie nahm sich von den gegrillten Lammkoteletts und dem leckeren Reis und platzierte ihren Teller auf einem freien Tisch, um die Hände für einen weiteren frei zu haben. Kopfschüttelnd setzen Gerd und ich uns und warteten auf Annettes Rückkehr vom Buffet.

Nachdem wir ausgiebig gegessen hatten und beim Nachtisch angekommen waren, führte Annette ihre Verkupplungsversuche fort.

„Ich will mal gleich fragen, wie wir heute Abend am besten noch nach Hurghada reinfahren können“, sagte Annette, während sie genüsslich ihren Kuchen verzehrte.

„Geh raus und nimm dir ein Taxi“, sagte Gerd, der den Heißhunger seiner schwangeren Frau bestaunte.

Annette stieß ihn in die Seite.

„Halt den Mund“, grinste sie verschwörerisch.

„Okay, verstanden. Wenn du Wert darauf legst, fragen wir“, erwiderte Gerd grinsend.

Ich konnte nur von einem zum anderen sehen und das Kribbeln in meinem Bauch ignorieren. Anstarren war ja aus der Entfernung ganz schön, aber mehr …? Ich konnte doch unmöglich an die Rezeption gehen, wenn der Typ da war. Hinterher entpuppte sich das alles als großes Missverständnis und mehr als berufliche Höflichkeit war da nicht. Dann lieber mit der Vorstellung, der Traum eines ägyptischen Rezeptionisten zu sein, nach Hause fahren.

 

„Macht ihr nur“, sagte ich deshalb.

Ich wollte Annettes Kuppelmanövern aus dem Weg gehen.

„Und du kommst mit“, bestimmte Annette nun, wie ich meinen Abend weiter zu verbringen hätte.

Nach einigem Hin und Her, gab ich dann endlich nach.

„Ja, ja, ich tue dir den Gefallen“, erwiderte ich in der Hoffnung, dass Annette vielleicht nicht an den Torten würde vorbeigehen können und darüber ihr Vorhaben vergäße.

Doch diese hatte ihren Plan nicht geändert und schleifte ihren Mann und mich nach dem Essen direkt zur Rezeption. Die leise Hoffnung, dass der Mann inzwischen seine Arbeitszeit beendet hatte, wurde enttäuscht. Schon von weitem wurden wir beobachtet. Ich stellte mich bewusst etwas abseits von Annette und Gerd in zweiter Reihe zur Theke auf. Aber auch als Annette ihre Frage stellte, ließ der Rezeptionist, auf dessen Namensschild „Ashraf“ stand, mich nicht aus den Augen. Als es nichts mehr zu fragen gab, wandten sich Annette und Gerd zum Gehen. Annette war sichtbar enttäuscht, aber dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, als sie das erste an mich gerichtete Wort vernahm.

 

„Könnte ich dir eine Frage stellen?“, vernahm ich auf Englisch.

Ich erstarrte und guckte Ashraf an. „Pech gehabt“, dachte ich nur. Ich hatte plötzlich Angst, ihm eine Abfuhr erteilen zu müssen, aber mindestens genauso fürchtete ich mich vor der Möglichkeit, dass ich diesen Ashraf toll finden könnte oder er mir sagen würde, dass ich eine schiefe Nase hätte und er mich nur deshalb anstarren würde.

„Sicher.“

Ich ging einen Schritt auf ihn zu, gespannt, ängstlich und verunsichert, was jetzt folgen würde.

 

„Ich weiß, wir haben uns nie unterhalten und ich mache das auch eigentlich nicht. Aber ich weiß, dass du nur noch morgen hier bist und du musst wissen, bevor du fährst, dass du die schönste Frau bist, die ich je gesehen habe. Und du musst wissen, dass ich mich noch nie zu einer Frau so hingezogen gefühlt habe wie zu dir. Ich weiß, du wirst wahrscheinlich hunderte solcher Sätze hören, aber ich habe dies noch nie gesagt. Und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht später fünf Minuten mit mir spazierengehen würdest, damit ich dir sagen kann, wer ich bin.“

Ich konnte in diesem Moment einfach nur stumm starren. Noch nie hatte jemand auch nur etwas ansatzweise ähnlich Tolles zu mir gesagt. Und noch nie hatte jemand mich so angesehen. Aus Mangel an Erfahrung wusste ich nicht, was ich sagen sollte. War das irgendwie gefährlich? War das irgendein Trick? Oder meinte er das vielleicht? Ich war komplett verwirrt. Hatte er vielleicht Hintergedanken? Oder ein Problem mit den Augen? Das mangelnde Selbstbewusstsein brach durch. Trotzdem nickte ich und gab meinem tiefen Wunsch nach, dass es wirklich jemanden gäbe, der mich so sehen könnte. Ashraf sah mich zufrieden an. Nicht glücklich, nein, zufrieden.

„Gut“, sagte er. „Ich warte auf dich, bis du wieder hier bist.“

 

„Wow, hast du das gehört?“, fragte Annette, als sie das Taxi nach Hurghada bestiegen, um die letzten Geschenke für Freunde zu kaufen. „Gerd hat mir lediglich gesagt, dass ich ganz nett bin, und mein Bier bezahlt“, lachte sie.

„Du hast mir ja noch nicht mal die Chance gelassen, dich zuerst anzusprechen“, beschwerte sich dieser.

„Mensch, jetzt guck doch mal ein wenig glücklicher. Nicht jeder bekommt so eine Liebeserklärung.“

Aber ich war mit meinen Gedanken immer noch bei den Worten von Ashraf und schwebte einerseits auf Wolke sieben, andererseits nagten Zweifel an mir.

„Ach, Annette, das ist ein Ägypter. Ich meine, ich kenne ihn nicht, ich fahre in 30 Stunden nach Hause und ich habe nicht vor, nach Ägypten zu ziehen. Und wahrscheinlich ist das alles nur ägyptisches Blabla, das er jeder zweiten Touristin erzählt.“

„Das glaube ich kaum. Erinnerst du dich, was unser Kellner erzählt hat, als ich ihn gefragt habe, wer das denn sei? Dass dieser Ashraf noch nie mit einer Touristin weg war und auch gar keine will? So, wie der dich anguckt, meint er das auch.“

 

Annettes Worte taten mir gut, aber ich wollte nicht zu optimistisch sein.

„Ich weiß nicht.“

Und vor allen Dingen und was noch viel schlimmer wäre: Was sollte ich denn machen, wenn das alles stimmte und ich ihn auch noch mochte?

 

„Jetzt mach bloß keinen Rückzieher und trau dich.“

Eigentlich hatte Annette recht. Seit wann ging ich auf Nummer sicher und plante alles haarklein? Ich mochte diese Blicke und wenn ich ehrlich war, war Ashraf anziehend und hatte genau meinen schwachen Punkt getroffen. Während die Geschäfte von Annette bestürmt wurden und sie im Kopf überschlug, wie viel Geld sie heute noch ausgeben konnte, war ich ungewöhnlich ruhig und ungeduldig. Hurghada, die Geschäfte und das bunte Treiben auf der Straße interessierten mich nicht mehr die Bohne, weil meine Gedanken nur noch bei dem Treffen waren.

 

Als wir schwer bepackt wieder ins Hotel kamen, stand Ashraf immer noch da, wo ich ihn verlassen hatte. Wo auch sonst, er arbeitet ja an der Rezeption. Aber er hatte seine Uniform gegen eine Leinenhose und ein weißes Hemd ausgetauscht. Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort. Er sah wirklich gut aus. Und er hatte etwas Männliches, Selbstsicheres, das mich anzog. Gleichzeitig war ich aber auch von Angst gepeinigt. Was würde während des Spaziergangs passieren? Was erwartete er von mir? Und war es nicht besser, vielleicht Kopfschmerzen vorzutäuschen und einfach aufs Zimmer zu gehen? Ich war hin und hergerissen. Ich wollte keine Enttäuschung, ich wollte nicht bedrängt werden und ihn abweisen müssen, ich wollte nicht, dass meine romantischen Gedanken ein jähes Ende fanden. Aber mein Verstand sagte mir, dass es Liebe auf den ersten Blick und die Cinderella-Geschichte in Wirklichkeit nicht geben konnte. Aber ich hatte nun mal zugestimmt, also musste ich auch da durch.

 

„Hi“, Ashraf lächelte mich an.

„Hi.“

Was sollte ich auch anderes sagen? Von weitem hatte ich genug Selbstbewusstsein gehabt, aber jetzt? Weg, alles weg.

„Wollen wir gehen?“, fragte Ashraf und stellte meine Einkaufstüten hinter die Rezeptionstheke.

Ich sah hilfesuchend zu Annette und Gerd und hoffte, die beiden würden mich irgendwie davon abbringen wollen, mit dem Ägypter das Hotel zu verlassen. Da keine Reaktion, sondern nur ein zufriedenes Lächeln auf Annettes Gesicht erschien, nickte ich nur und ließ alles mit mir geschehen, während mein Verstand sich mögliche Reaktionen auf alle verschiedenen Situationen ausdachte.

Eigentlich war ich ja nicht schüchtern. Flirten machte mir viel Spaß und ich gehörte eher zu dem Typ Frau, der offen und herzlich auf alle zuging. Aber es hatte ja auch noch nie jemand zu mir gesagt, dass ich die schönste Frau der Welt sei. Wie ging man damit um? Eigentlich war ich immer auf Männer zugegangen und konnte nun gar nicht darauf reagieren, da es umgekehrt war.

Wir verließen Seite an Seite das Hotel. Die Straße war nicht wirklich einladend. Eine Schnellstraße, wenig beleuchtet, mitten in der Wüste und nur ein Haus in der Nähe. Wieder fing mein Kopfkino an, diverse Filme abzuspielen. Ich beachtete kaum die wenigen Menschen auf der Straße, den sternenklaren Himmel und die Palmen vor dem Hotel.

 

„Ich wollte nicht im Hotel mit dir reden. Aber ich musste die Gelegenheit ergreifen, als du vor mir standest. Entschuldige.“

Ashraf war wirklich selbstsicher. Ihm war keinerlei Nervosität anzumerken.

„Ist schon okay, ich bin nur etwas erstaunt.“

Ich sah ihn prüfend an. War das nun ein guter Anfang oder ein schlechter? Deutete es auf irgendwas Komisches hin?

„Worüber? Dass ein Mann sich auf den ersten Blick in dich verliebt?“

Jetzt sah ich ihn noch einen Tick erstaunter an. Verliebt? Ging das? Ein paar Tage, wenige Minuten am Abend anstarren und man war verliebt?

„Ja, ich weiß auch nicht, warum und wie es passiert ist. Aber ich meinte, was ich vorhin zu dir gesagt habe. Ich habe noch nie für eine Frau das empfunden, was nur ein Lachen von dir bei mir auslöst. Und ich will, dass du weißt, wer ich bin.“

Das fehlende Interesse anderer Männer, die ich attraktiv fand, hatte mich immer verletzt und mich in meiner Vorstellung von der wenig hübschen, mit viel zu viel Figur ausgestatteten Petra nur noch bestärkt. Ich hatte mir in meinen Träumen ausgemalt, dass einmal ein toller Mann sich Hals über Kopf in mich verlieben würde. Romantik pur, nichts als Liebe und Glück. Aber die Erfüllung dieses Traums machte mir einfach Angst und ich konnte ihm nicht wirklich glauben.

Er führte mich die Straße entlang und ich fragte mich, ob er ein Ziel hatte oder wirklich nur mit mir ein wenig gehen wollte. Mein Kopf wollte einfach nicht mit dem Aussortieren aller Möglichkeiten aufhören.

„Ich bin 26 Jahre alt, ich bin Moslem und stolz darauf, ich komme aus einer guten Familie in Monoufia. Meine Brüder und Schwestern sind alle jünger als ich und mein Vater ist krank, sodass ich die Familie ernähren muss. Aber ich bin ehrgeizig und bekomme in der Regel, was ich mir in den Kopf setze. Und ich will eine Karriere, eine gute Ehefrau, Kinder und ein gutes Leben. Ich bin ehrlich, stolz auf mich selbst und intelligent, auch wenn meine Schulbildung nicht die beste war. Und seit ich dich gesehen habe, empfinde ich sehr stark für dich und ich will dich heiraten.“

Jetzt blieb ich stehen und starrte Ashraf an. Ich meinte, dass jemand seine Qualitäten aufzählte, war ja eine Sache, dass er sich verliebte und jemanden kennenlernen wollte, auch, aber heiraten? Entweder hatte der Mann zu viel Wasserpfeife geraucht oder er war noch im Mittelalter zu Hause.

 

„Du kennst mich nicht, du weißt nicht, wer ich bin, wir beide haben wenig gemeinsam. Wie kannst du all das sagen?“

Jetzt brachen doch die Zweifel durch und ich wurde eher ärgerlich. Das Gefühl, einfach nur veräppelt zu werden, wuchs stetig.

„Ich muss dich nicht länger kennen, ich kenne dich schon. Und ich weiß genau, wer du bist. Du bist mein Traum. Das reicht.“

Irgendwie war mir das dann doch zu viel. Liebe auf den ersten Blick hin oder her: Abgesehen von sprachlichen, religiösen, kulturellen und lokalen Unterschieden lief das Leben so einfach nicht ab.

„Ashraf, du bist ein netter Mann, aber ich fahre übermorgen nach Deutschland und ich komme so schnell nicht wieder hier hin.“

Ich konnte nicht glauben, dass er wirklich meinte, was er sagte. Ich wusste nicht genau, warum er das alles sagte, aber es war einfach unmöglich, dass jemand so nach einigen Tagen Blickkontakt empfand.

„Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass wir morgen heiraten. Ich wollte nur, dass du weißt, was ich denke und fühle und wer ich bin. Das ist alles.“

Kein bisschen Unsicherheit, keine sichtbaren Zweifel: Dieser Mann hatte einfach ein Selbstbewusstsein, das kein Ende kannte.

 

„Es tut mir leid, dass ich dir nicht mehr sagen kann, aber ich kenne dich nicht. Und ...“, setzte ich an, um ihm eine Abfuhr zu erteilen. Mein Verstand sagte mir einfach, dass das ein viel zu unrealistisches Szenario war.

Ashraf unterbrach mich: „Ich weiß, und ich erwarte nicht mehr als das. Ich will, dass du meine Telefonnummer hast für den Fall, dass du mich irgendwann einmal erreichen willst.“

Ich nahm den Zettel mit der Nummer und starrte auf das Papier. Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Ich wollte ihm den Zettel schon zurückgeben und ihm sagen, dass er es bei einer anderen dummen Touristin mit der Masche versuchen sollte, aber dann hielt mich etwas zurück. Vielleicht ein kleiner Funken Hoffnung, dass es doch stimmen könnte. Ich musste dringend auf mein Zimmer und nachdenken.

 

Der Weg zurück verlief schweigend. Er hatte wirklich kein Ziel gehabt und wollte nur seinen Text loswerden. Ab und an sah Ashraf mich an.

„Ich werde dich morgen nicht sehen. Ich habe Urlaub und fahre heute Nacht noch nach Hause. Wann immer du mich anrufen willst, tu es bitte.“

Das war ja nun wirklich der Hammer. Er fuhr weg? Ein kleiner Schmerz in der Herzgegend durchzuckte mich, bevor mein Kopf wieder anfing, diese neue Information zu verarbeiten. Ich hatte gehofft, noch einen Tag die Bewunderung genießen zu können. Trotzdem nickte ich nur und blickte ihn an. Bis zur Eingangshalle erwartete ich, dass er noch irgendetwas sagen würde wie: „Ich brauche übrigens einen neuen Computer.“ Oder dass er versuchen würde mich zu küssen und zu einer gemeinsamen Nacht zu überreden. Aber nichts passierte. Und ein wenig war ich sogar darüber enttäuscht. „Gute Nacht“ und ein Handschlag war alles, was es dabei gab.

 

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert. Die Nacht war ein wenig schlaflos verlaufen. Immer wieder durchlief ich den Abend und rief mir die Sachen ins Gedächtnis, die Ashraf gesagt hatte. Das Ganze war so surreal, dass ich zeitweise überprüfte, ob ich wach war. Danach wog ich die Wahrscheinlichkeiten ab. War es möglich, dass so etwas passierte? Wie hoch waren die Erfolgschancen einer solchen Beziehung? Was könnte Ashraf noch beabsichtigt haben?

Komischerweise glaubte ich ihm, was er sagte. Das machte das Ganze schwierig. Und ich musste verhindern, dass ich zu viel darüber nachdachte. Deutschland war weit entfernt, ein Leben hier mit einem Moslem etwas, das absolut unmöglich war. Meine Eltern würden mich enterben, steinigen, aus ihrem Leben streichen. Und meine Freunde würden mich für total abgedreht halten. Außerdem war dies kein Land für emanzipierte Frauen. Ich wollte Gleichberechtigung, Unabhängigkeit, einen Mann, der mich als gleichwertigen Partner respektierte und schon gar kein Leben in einem Dorf im Hinterland.

Ich hatte mich hochgearbeitet, ein gutes Gehalt und Freunde. Meine Wohnung war schön eingerichtet, ich hatte mein Traumauto - einen kleinen, netten Zweisitzer - und mein Leben mit Männern. Zwar alles andere als perfekt, aber auch nicht zu langweilig. Unabhängig und zufriedenstellend. Nichts Aufregendes und nicht die große Liebe, aber vollkommen zufriedenstellend. Gefühle, wie Ashraf sie beschrieben hatte, reizten und schreckten mich zugleich ab. Und ich wollte auch nicht mehr darüber nachdenken. Denn wäre das alles möglich und real, bestünde das Risiko, dass es mich irgendwann verletzen würde. Und dass ich alles dafür stehen- und liegenlassen würde. Die Chancen dafür standen ziemlich gut.

 

Annette bestürmte mich beim Frühstück sofort und bereitwillig erzählte ich ihr, was Ashraf gesagt hatte. Reden hatte schon immer geholfen und beim Erklären klärten sich auch meist die Gedanken und ein Entschluss reifte. Nur heute schien das anders zu sein.

„Ein harter Brocken. Selbstbewusst, sieht gut aus, zielstrebig und auch noch nett. Vielleicht solltest du darüber nachdenken.“

„Ja Annette, was soll ich denn da nachdenken? Da gibt es nichts zu denken. Es ist nicht nur unmöglich, es ist auch total unlogisch, ungesund und unvernünftig.“

Ich wollte nun wirklich niemanden, der mir auch noch gut zuredete, etwas absolut Verrücktes zu tun.

„Unvernünftig, unvernünftig ... Die gute deutsche Beamtin braucht System“, lachte Annette und biss herzhaft in ihr Brötchen mit Marmelade.

Das Frühstück verlief ziemlich ruhig, denn meine Gedanken waren überall, nur nicht beim Essen.

 

Den Rest des Tages verbrachte ich für mich sehr untypisch still neben meinen neuen Freunden am Strand. An diesem Morgen hatte kein Ashraf an der Rezeption gestanden und der Gedanke, dass ich ihn nicht mehr sehen würde, machte mir zu schaffen. Die Möglichkeit, dass hier der erste Mann war, der mich so wollte, wie ich war, ließ mich trauern. Zwar bestand mein Kopf weiterhin darauf, dass ich froh sein sollte, endlich wieder in den gewohnten Trott mit normalen Männer und bekannten Verhaltensweisen zurückzukehren, aber mein Herz, das ich versuchte, zum Schweigen zu verdonnern, begehrte auf.

Meinen Koffer packte ich nach dem Abendessen mit weniger Elan, als es notwendig gewesen wäre. Als wir das Hotel am nächsten Tag verließen, empfand ich das Gefühl des Verlusts. Nur ein wenig, aber dennoch genug, um sich nicht richtig auf zu Hause zu freuen. Auch der Rückflug verlief größtenteils schweigend. Die Telefonnummer von Ashraf war in meiner Handtasche. Ich hatte keine Ahnung, ob ich sie jemals benutzen würde, aber mein Verstand hatte mich noch nicht weit genug gebracht, um sie wegzuwerfen. Ich versuchte mir einzureden, dass das bald geschehen würde, sobald ich wieder in meinem täglichen Trott war.

 

III

 

Meine Katzen begrüßten mich kalt bis eiskalt. Was meine Stimmung nicht wirklich steigerte. Regen, Wolken und Temperaturen unter 20 Grad machten mich depressiv. Da half es auch nichts, dass ich wieder in meinem MG fahren, die Einsamkeit meiner schönen Wohnung genießen und meine Freunde wiedersehen konnte. Der erste Arbeitstag zog sich in die Länge, die liegengebliebene Arbeit lenkte mich nur wenig von meinen trostlosen Gedanken ab und die Kollegen waren wie immer: Gute deutsche Beamte, die meine Mentalität nicht wirklich verstehen konnten.

 

„Wie war es denn im Urlaub? Toll? Hast du nette Männer kennengelernt?“

Wenn ich ihnen jetzt auch noch von meinem Erlebnis erzählen würde, wäre ich unwiderruflich als Sonderling abgestempelt.

„Ja, alles super, tolles Hotel, geniales Wetter und einfach viel Spaß“, war meine Standardantwort.

Eigentlich hätte mich die Arbeit genug ablenken sollen. Denn vor meinem Urlaub hatte sie zumindest dafür gesorgt, dass ich meine Freunde kaum noch sah, geschweige denn etwas mit ihnen unternahm. Sieben Uhr arbeiten, 18 Uhr nach Hause, essen, gestresst auf dem Sofa fernsehen und dann schlafen. Am Wochenende ein paar Marketingveranstaltungen und vielleicht ein Kommunikationstraining geben und sich in einem abgelegenen Kaff von sturen Beamten erklären lassen, dass sie ja nicht verbeamtet worden seien, um nett zu einfachen Bürgern zu sein. Mein Leben bestand mehr oder weniger nur aus Arbeit.

 

Eine Zeit lang hatte ich meine musikalischen Fähigkeiten genutzt und Gesangsunterricht in der Hoffnung genommen, dass aus mir doch noch eine begnadete und berühmte Sängerin werden würden. Aber da es zu meiner Zeit kein DSDS oder Supertalent gab, gelangte ich lediglich bis zum Background eines bekannten Musicals und hinterher auf kleinere Bühnen mit einer Galaband. Meine sichere und gut bezahlte Position bei der Krankenkasse gab ich nie auf. Die langjährige Arbeit meiner Eltern, aus mir eine Standard-Mittelstandsfrau zu machen, hatte also wirklich Früchte getragen. Vielleicht fehlte mir aber auch einfach die Kraft, mich allen zu widersetzen und einfach meiner inneren Stimme und meinen Wünschen zu folgen. Und ähnlich war es jetzt auch wieder. Denn ich saß vor dem Fernseher und bekam eigentlich nichts von dem mit, was gezeigt wurde.

 

Ich dachte daran, was wäre, wenn ich frei wäre und mich trauen würde, nach Ägypten zu fahren und zu sehen, was aus Ashraf und mir werden könnte. Der Zettel mit der Telefonnummer lag auf meinem Schreibtisch. Jeden Tag nahm ich mir vor, entweder anzurufen oder ihn wegzuwerfen. Bis ich auf einmal die Lösung hatte: hinfliegen. Doch was würde mein Chef sagen? Und meine Eltern? Denen könnte ich nun wirklich nicht erzählen, dass ich noch mal nach Ägypten fliegen wollte. Da ich aber in einer ihrer beiden Eigentumswohnungen wohnte und sie direkt unter mir, konnte ich auch schlecht eine glaubhafte Geschichte erfinden. Trotzdem ließ mich der Gedanke nicht los. Und als Annette und Gerd mich besuchten, ließ ich ganz nebenbei einen Satz einfließen, der ihre Reaktion testen sollte.

„Ich bekomme hier noch schwerwiegende Depressionen bei dem Wetter. Und dann die Arbeit ... Ich habe so viele Überstunden, dass ich eigentlich glatt noch mal eine Woche nach Hurghada fliegen könnte.“

Annettes Augen sprangen mich förmlich an.

„Wow, der muss ja Eindruck in den fünf Minuten gemacht haben“, grinste sie.

Eine Widder-Frau verstand die andere eben einfach sofort. Gerd guckte nur erstaunt.

„Meinst du nicht, dass das ein wenig zu viel des Guten wäre?“, meinte er.

„Ja, wahrscheinlich hast du recht. Aber hier ist es wirklich im Moment unerträglich.“

„Das ist es doch immer in den ersten Tagen nach einem Urlaub.“

„Nun lass sie doch. Vielleicht redest du ihr gerade ihre ganz große Liebe aus. Ich finde die Idee toll.“ Auf Annette war wirklich immer Verlass. „Was sagst du deinem Chef und deinen Eltern?“

„Keine Ahnung, ich habe ja auch noch nichts wirklich beschlossen“, schränkte ich ihre Begeisterung ein.

„Vielleicht rufst du ihn mal an?“ Gerds Ideen waren typisch kopfgesteuerter Mann, der von der Spontaneität einer gefühlsgesteuerten Frau keine Ahnung hat.

„Nein, das wäre ja zu einfach. Dann kann er sich drauf vorbereiten. Wenn, dann solltest du es schnell machen!“ Annette lieferte mir genau den Zuspruch, den ich brauchte.

„Und meine Eltern? Mein Chef ist kein Problem, aber wenn die das mitbekommen ...!“

„Du fährst mit uns ... .hmmm, jaaaaaaaaa, du fährst mit mir zu meiner Mutter, weil Gerd keine Zeit hat und ich unbedingt vor der Geburt noch mal hin will.“

„Aber du verabscheust deine Mutter.“

Annette und ich sahen Gerd verzweifelt an. Männer!

„Ja, aber das müssen Petras Eltern doch nicht wissen, oder?“

Annette war sichtbar der Meinung, dass Gerd sich besser heraushalten sollte.

„Gut, das ist gut. Dann also nur noch ein Flug“, dachte ich die ganze Aktion weiter.

„Und ein Hotel“, meinte Annette.

„Nö, kein Hotel. Dafür habe ich wirklich kein Geld mehr. Da wird sich schon was finden und bestimmt ist es billiger, wenn man direkt in einem Hotel bucht.“ Wenn schon spontan, dann richtig.

Gerd wurde immer verzweifelter.

„Du kannst doch nicht spontan in ein arabisches Land als Frau fliegen, ohne zu wissen, wo du schlafen wirst. Und dann noch zu einem Mann, mit dem du nur fünf Minuten geredet hast. Also, das ist doch wirklich etwas zu spontan für meine Begriffe.“

„Gerd, ich bin gute deutsche Beamtin. Lass mir doch einmal eine Woche als Abenteurer und dann bin ich auch wieder ganz brav und angepasst, versprochen.“