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Susan Mennings

Freiheit der Schmetterlinge

1. Teil der Schmetterlings-Trilogie


DANKE Nadine, Gaby, Ruth & Michaela


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Impressum

Susan Mennings

 

FREIHEIT DER SCHMETTERLINGE

Fantasy-Roman

 

eBook

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© 2014 Susan Mennings, Hamburg

 

Lektorat: Gerhard Heimsath

Covergestaltung: www.fischgraetdesign.de

Cover-Foto: iStock, Lisa Thornberg

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder

teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form sind vorbehalten.

Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und sonstigen Begebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Impressum: Susan Mennings, Herlingsburg 14, 22529 Hamburg

 

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Danke

 

 

 

 

 

 

DANKE

Nadine, Gaby, Ruth & Michaela

 

Zitat

 

 

 

 

 

 

„Freiheit macht selbst

aus Raupen Schmetterlinge“

 

HENRIK IPSEN

 

 

 

 

Prolog

 

„Wir werden alle sterben.“

Die Stimme hatte leise gesprochen. Keiner sollte hören, was im Grunde alle längst wussten, doch niemand gewagt hätte, auszusprechen. Zu tief saß die Angst, dass tatsächlich eintreten würde, was sich unaufhaltsam als Katastrophe schon seit einigen Jahren ankündigte.

 

Nur spärlich war die Höhle beleuchtet, sodass man kaum die Größe ausmachen konnte, deren Dimension über allem lag, was man sich hätte vorstellen können. Fünf Gestalten hatten sich versammelt, um über die Lage zu sprechen und nach einer Lösung zu suchen. Die Verzweiflung war groß und niemand glaubte tatsächlich daran, dass ein Wunder geschehen und sie gerettet werden könnten.

Zuvor waren sie an einen See in der Mitte der riesigen Höhle getreten, hatten ihre Arme ausgebreitet und den Kopf in den Nacken gelegt. Das Wasser schluckte in seiner Schwärze jedes noch so kümmerliche Licht. Bis ein winziger Punkt in der Tiefe des Sees sichtbar, der langsam pulsierend etwas größer wurde und die Umgebung leuchten ließ. Erschöpft ließen die Gestalten ihre Arme hängen. Kurz darauf erhoben sie sie erneut und starrten an die Decke.

Der helle Punkt vergrößerte sich stetig, bis er in der Lage war, das gesamte Wasser und die Umgebung zu beleuchten. Man konnte die Anstrengung der Gestalten spüren, die nun nicht nur ihre Arme, sondern auch ihre Köpfe hängen ließen und sich aufmachten, um sich neben dem See, an einer Art Platz, zu treffen.

Mühsam erwärmte sich die Luft und die Feuchtigkeit schien etwas erträglicher. So wie niemand es wagte, über die nahende Katastrophe zu sprechen, so traute man sich nicht einmal mehr, über die Vergangenheit nachzudenken. Zu grausam waren die Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit, in der es nichts weiter zu geben schien, als endlose Freude.

 

Damals war die Höhle lichtdurchflutet gewesen. Der See leuchtete in schillernden Farben und ließ die Umgebung wie einen Palast strahlen. Die Stalagtiten der Tropfsteinhöhle glänzten und wirkten, als wären sie aus Gold. Wasser plätscherte an ihnen herunter und füllte damit den See, der jedoch nie überzulaufen schien. Man hätte nicht annehmen können, sich unter der Erdoberfläche in einer tiefen Höhle zu befinden, denn an der Decke leuchteten Steine so hell, dass man geblendet wurde, schaute man direkt hinein.

Zu dieser Zeit war die Höhle voller Menschen gewesen. Sie trafen sich zu Gesprächen und den täglichen Routinen, die das Leben in dieser Welt ausmachten. Das Licht erlosch lediglich, um den Bewohnern etwas Ruhe für den Schlaf zu gönnen. Nach sechs Stunden erhellte sich der See erneut und die Steine an der endlos hohen Decke spendeten nicht nur genügend Licht, sondern zudem so viel Wärme, dass niemand sich in dicke Kleidung hüllen musste.

Seit einigen Monaten ließ die Kraft der Steine nach. Es gab nun Winkel in der Höhle, die für immer dunkel blieben. Die Temperatur sank täglich. Die Bewohner wollten kaum mehr ihre Behausung in Form kleiner Höhlennischen verlassen, rückten enger zusammen und wärmten sich gegenseitig. Hier und da loderte ein kleines Feuer, dass jedoch nicht in der Lage war, genügend Licht oder Wärme zu spenden.

Wo früher Lachen die Höhle erfüllte, war nun Stille. Eine Ruhe, die beängstigend wirkte und die Dunkelheit unterstrich. Trostlosigkeit lag über allem und die Höhle war zu dem geworden, was sie hätte sein sollen: ein Ort, an dem kein Leben möglich war. Inzwischen kämpften die Bewohner mit Kälte und Krankheit, anstatt sich zu vergnügen und das Leben zu genießen.

 

„Es wird Zeit.“

Die fünf Gestalten standen eng beieinander. Nicht nur, das niemand hören sollte, worüber sie sprachen, es wärmte sie, denn ihre Gewänder waren dazu kaum in der Lage. Lang hingen diese an ihnen herunter, sodass man ihre Füße nicht sehen konnte. Der Stoff war reich mit Perlen bestickt, die bunt im spärlichen Licht des Sees funkelten, aber dennoch so dünn, dass er die Körper nicht zu wärmen vermochte.

Lange Haare bedeckten die Häupter, deren Weiß sich kaum vom Teint der Haut unterschied. Die Gesichter waren alt. Falten zeugten von einem langen Leben. In den Gesichtszügen war Güte zu erkennen, die nun aber durch Angst ums nackte Überleben geprägt wurde.

„Die uns schon lange davon zu laufen scheint.“

„Ich werde krank und bin mir sicher, dass ich es nicht mehr lange durchhalten werde.“

„Aber was bleibt uns? Was können wir tun?“

„Wir müssen erneut handeln.“

„Aber das hatten wir bereits versucht und sind offensichtlich gescheitert.“

„Wie lange wird uns noch bleiben, wenn einer nach dem anderen von uns sterben wird?“

„Und was soll aus den Menschen werden? Sie verlassen sich auf uns.“

„Dann müssen wir aufgeben und die Letzten an die Oberfläche schicken.“

„Das werden sie nie überleben. Dafür fehlt ihnen die Kraft.“

„Wir haben jedoch noch eine Chance.“

Die Köpfe steckten eng zusammen, sodass niemand, nicht einmal von Nahem, hätte erkennen können, wer gerade sprach.

„Du willst ihn auch gehen lassen?“

Diese Stimme klang aufgebrachter, als die der anderen und eine Spur lauter als zuvor.

„Was haben wir denn für eine andere Wahl? Uns wird nichts übrig bleiben, als auch ihn auf die Suche zu schicken.“

„Aber dann sind wir ungeschützt. Er ist der Letzte, der Kraft genug hat, um uns vor der Außenwelt zu bewahren.“

„Er wird erfolgreich sein. Ganz sicher. Das muss er.“

„Und wenn er ebenso wenig zurückkehrt wie sein Bruder?“

„Nein, das wird er nicht. Er ist rein.“

„Das hatten wir von Lorenzo auch angenommen und ihr seht ja, was dabei herausgekommen ist.“

„Wie konnte es überhaupt erst soweit kommen? Warum hat niemand von uns bemerkt, was tatsächlich in ihm steckt und das er von Grund auf böse ist?“

„Wir wurden nicht dazu ausgebildet, zu erkennen, was schlecht ist.“

„Und das wird unser Ende bedeuten. Wir haben versagt.“

 

Auf der obersten Stufe einer endlos langen Treppe, die zur Decke der Höhle führte, tauchte ein Mann auf. Er wirkte klein und verloren, so viele Stufen waren zu überbrücken. Die fünf Gestalten sahen zu ihm auf. Einer von ihnen nickte mit dem Kopf und er machte sich auf den Weg hinab zum See.

Seine langen Beine steckten in weißen Hosen, dessen Stoff fließend seine Bewegung zeichnete. Je dichter er kam, desto deutlicher erkannte man, dass er keinesfalls klein war. Ganz im Gegenteil, zudem war er stark gebaut. Breite Schultern unterstrichen seine Erscheinung.

Obwohl er schnellen Schrittes die Treppe herunter kam, würde es noch einige Minuten dauern, bis er die Gruppe erreicht hatte.

 

„Also, was werden wir nun tun?“

„Er wird gehen und Lorenzo und das Kind suchen.“

„Glaubst du, dass Lorenzo es bereits gefunden hat?“

„Ich hoffe nicht, das wäre fatal und würde uns mehr in Schwierigkeiten bringen, als wir uns überhaupt vorstellen können.“

„Soll Tomasio denn erst nach dem Kind suchen?“

„Besser er findet es, bevor es zu spät ist.“

Wintermorgen

 

Es war früh am Morgen. Erst in ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen. Marisa hasste die Dunkelheit. Ihr war kalt und selbst der heiße Kaffee, den sie duftend in ihren Händen hielt, konnte nicht verhindern, dass sie fröstelte. Gern wäre sie im Bett geblieben, so wie jeden Morgen. Das frühzeitige Aufstehen war etwas, was ihr in keiner Weise lag. Und sie gewöhnte sich einfach nicht daran, obwohl sie es nun schon einige Jahre tun musste.

Ein letztes Mal kontrollierte sie ihr Aussehen und schaute in den Spiegel. Eine Strähne ihrer schwarzen Locken hatte sich aus der streng gebundenen Frisur gelöst. Vorwitzig hing sie ihr ins Gesicht.

„Komm mir nicht so“, sagte sie laut zu sich selbst und steckte sie schnell wieder zurück.

Mit den Händen strich sie erneut über ihre Haare, um zu kontrollieren, dass alles perfekt saß. Eine weitere Unbändigkeit wollte sie nicht durchgehen lassen. Ihr spärliches Makeup sah gut aus. Sie machte grundsätzlich nicht viel Aufhebens darum, fand aber dennoch, dass es nötig war und ungeschminkt hätte sie niemals das Haus verlassen.

Es passte einfach zu ihrer gesamten Erscheinung. Meist trug sie schlichte Kostüme in gedeckten Farben. Einzig ein buntes Halstuch ließ sie als Akzentuierung zu. Aber meistens blieb sie eher grau. Es war in ihrer Position einfach besser, unauffällig zu bleiben. Außerdem entsprach die Farblosigkeit absolut ihrem Naturell. Stets achtete sie auf die Qualität ihrer Kleidung und dass diese in einem einwandfreie Zustand war. Es wäre unmöglich gewesen, wenn jemand Anstoß an ihrem Äußeren genommen hätte. In den Kreisen, in denen sie sich aufhalten musste, war ein gewisses Maß an Stil erforderlich. Daher genoss sie es, in ihrer Freizeit eher sportlicher gekleidet zu sein, wenn auch nicht weniger grau.

Sie schaute auf ihre Armbanduhr und wurde leicht hektisch. Schnell griff sie nach ihrem Mantel, zog ihn im Gehen an, hatte den Kaffeebecher dabei auf die Kommode im Flur gestellt, und verließ das Haus.

 

Eisiger Wind fegte ihr ins Gesicht. Die Dunkelheit war schwer genug zu ertragen. Was sie jedoch am meisten am Winter hasste, war die lausige Kälte, die durch den ewigen Wind noch verstärkt wurde. Ihren Schal hatte sie sich lediglich um den Hals gelegt. Es würde sich nicht lohnen, ihn enger zu ziehen oder gar den Mantel zu schließen, denn im Auto war es warm. Als sie den Wagen vorfahren sah, zog sie ihn sogar aus, denn die Fahrt würde eine knappe Stunde in Anspruch nehmen. Während sie darauf wartete, dass der Wagen vor ihr anhielt, hatte sie den Mantel über den Arm gehängt. In der anderen Hand trug sie einen kleinen Aktenkoffer.

Jetzt war ihr richtig kalt. Sie war sich sicher, dass, würde sie nicht umgehend ins Warme kommen, sie sich erkälten würde. Ihre Füße wurden bereits eiskalt und ihre Zehen fühlten sich taub an. Der Boden war gefroren. Erst vor ein paar Stunden war der Schnee vor ihrer Tür geräumt worden. Ihre Schuhe waren keinesfalls den Witterungsverhältnissen angepasst. Sie trug das ganze Jahr über Pumps, deren Absätze jedoch nie eine Höhe von neun Zentimetern überschritten, da sie sonst knapp einen Meter achtzig gewesen wäre und das war eindeutig zu groß und hätte ihre schlanke Figur zu sehr betont. Sie war darum bemüht, quasi unsichtbar zu sein. Auf gar keinen Fall wollte sie Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

An diesem Morgen schien es ihr kälter, als an all den anderen Tagen dieses lausigen Winters und die Zeit, bis der Wagen endlich bei ihr war, endlos zu sein. Ebenso wie dieser Winter, der nun bereits seit November anhielt. Inzwischen war es Ende Januar geworden und die Kälte wollte noch immer nicht von Norddeutschland lassen.

Mühsam quälte sich das Auto durch den Schnee, denn auf der Auffahrt war nicht geräumt worden. Gerade, als es wieder anfing zu schneien, konnte sie endlich ins warme Innere steigen. Sie legte den Mantel und den Aktenkoffer zur Seite und rieb sich mit den Händen ihre Oberarme.

„Guten Morgen, mein Schatz“, sagte der Fahrer, ohne sich zu ihr umzudrehen, „warum wartest du nicht im Haus, bis ich vor der Tür stehe. Es ist doch viel zu kalt da draußen, du holst dir noch den Tod.“

„Papa, warum fährst du schon wieder? Du sollst das doch nicht mehr.“

„Ach Spätzchen, du weißt doch, dass ich nicht ohne Arbeit auskomme. Es ist so verdammt langweilig. Ich habe es versucht, wirklich, aber ich kann nicht den ganzen Tag auf dem Sofa liegen.“

„Du sollst ja auch nicht auf dem Sofa liegen, sondern dir ein Hobby suchen und deinen Ruhestand genießen.“

„Bist du bereit?“, fragte ihr Vater, der in der Zwischenzeit einige hundert Meter weiter gefahren und vor einem prächtigen Haus zum Stehen gekommen war.

Marisa legte den Mantel sorgsam zur Seite, zog noch einmal den engen Rock ihres Kostüms zurecht und kontrollierte erneut den Zustand ihrer Haare. Das machte sie jeden Morgen, es war ihr zu einem Ritual geworden. Ebenso wie die kurze Unterhaltung mit ihrem Vater, die sie sehr vermissen würde, sollte er sich tatsächlich entschließen, seine Rente zu genießen. Aber sie wusste, dass es besser wäre, sich daran zu gewöhnen mit einem anderen Fahrer auszukommen, denn der Gesundheitszustand ihres Vaters war nicht der allerbeste.

Die Seitentür wurde geöffnet. Ihr Vater war ausgestiegen, um seinem Chef, wie es sich gehörte, in den Wagen zu helfen. Eiskalter Wind blies herein und wieder fröstelte es Marisa. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken. Dann endlich saß ihr Chef neben ihr und die Tür wurde wieder verschlossen.

„Guten Morgen, Herr Fischer“, sagte sie, sah ihn dabei nicht an, sondern öffnete ihren Aktenkoffer, um ihren Laptop hervorzuholen und ihn einzuschalten.

„Guten Morgen, Marisa, haben Sie gut geschlafen?“

Das fragte er jeden Morgen und jeden Morgen sagte Marisa, dass sie noch nie so gut geschlafen hätte, wie in der letzten Nacht.

„Haben Sie sich schon überlegt, womit wir heute starten werden?“

Schnell hatte Marisa alle relevanten Programme hochgefahren, denn sie wusste, Zeit ist Geld und Carl Fischer verschwendete ungern weder das eine noch das andere. Mit den Händen auf der Tastatur wartete sie auf seine Instruktionen.

„Rolf, was habe ich dir gesagt“, sagte Carl Fischer anstatt ihr zu antworten, „du bist jetzt Rentner, ich möchte das nicht. Wozu glaubst du, hab ich einen neuen Fahrer eingestellt?“

„Aber ich bitte Sie“, sagte Marisas Vater, „bei den Straßenverhältnissen fahre ich Sie lieber selbst. Der neue Fahrer ist noch so jung und sicher vollkommen unerfahren. Ich habe ihn für den heutigen Tag mit anderen Aufgaben belegt.“

Rolf, Marisas Vater, war gerade erst fünfzig geworden. Um in Rente zu gehen eigentlich viel zu jung, weshalb er sich damit nicht abfinden konnte. Aufgrund einer schweren Krankheit, die seine Nieren befallen hatte war er zu einhundert Prozent schwerbehindert und von Carl Fischer in den frühzeitige Ruhestand geschickt worden.

„Aber die anderen Wagen wurden letzte Woche schon gereinigt, was also sollte der neue Fahrer zu tun haben?“, sagte Marisa und wusste, dass sie sich damit in eine Sache einmischte, die sie nichts anging.

Böse sah ihr Vater sie durch den Rückspiegel an.

„Schon gut, so ist es nun“, sagte Carl Fischer, „aber dennoch, du wirst mich nicht mehr jeden Tag fahren. Haben wir uns verstanden?“

Rolf nickte und konzentrierte sich auf den Verkehr, denn in diesem Moment verließen sie das große Anwesen.

„Bei dem Wetter wird die Fahrt leider länger als normal dauern“, sagte Rolf, als er sah, wie zäh der Verkehr sich durch den Schnee quälte.

„Das ist äußerst ärgerlich und unbefriedigend. Aber es lässt sich nicht ändern. Warum müssen aber auch alle anderen immer um diese frühe Uhrzeit unterwegs sein“, sagte Carl Fischer.

‚Wenn wir einfach ein oder zwei Stunden später fahren würden’, dachte Marisa, ‚dann würden wir auch nicht im Stau stehen.’ Sie hasste es, wie viele andere offensichtlich auch, um sieben Uhr das Haus zu verlassen. Zugegebenermaßen war immer viel zu tun, aber sie schaffte ihre Arbeit ohnehin nie, da ihrem Chef immer etwas Neues einfiel, womit er sie beschäftigen konnte. Zumal er es nicht mehr nötig hatte, Geld zu verdienen.

Das Vermögen seiner Familie war derart groß, dass er, und selbst seine beiden Kinder, es nicht geschafft hätten, es auszugeben. Dennoch war er bestrebt, seinen Besitz nicht nur zu erhalten, sondern ihn zu vermehren. Marisas Aufgabe bestand darin, sich um sein Vermögen zu kümmern und ihm dabei zu helfen, wo immer es ging, Profit zu erwirtschaften.

Obwohl sie mit Kunst nicht viel anfangen konnte, als sie ihre Ausbildung beendet hatte, war sie mittlerweile zu einer Expertin geworden. Sie hatte sich alles angeeignet, was sie über zeitgenössische Kunst wissen musste und ein wahnsinnig gutes Gespür dafür entwickelt, welchen Künstler es sich lohnte zu unterstützen und dessen Werke zu kaufen, oder aber Werke von bisher eher unbedeutenden oder bereits verstorbenen Künstlern auf Auktionen zu ersteigern. Nach kurzer Zeit konnten diese Werke mit hohem Gewinn wieder veräußert werden, was Carl Fischer über die Maßen zufriedenstellte.

Er konnte sich mittlerweile nicht mehr vorstellen, auf die Dienste der Tochter seines Chauffeurs zu verzichten, die er damals lediglich einstellte, um Rolf einen Gefallen zu tun und damit sichergestellt war, dass Marisa die Stadt nicht verlassen würde, um Arbeit zu finden.

Abgesehen davon war Marisa in gewisser Weise wie eine Tochter für ihn, denn sie wuchs mit seinen beiden Kindern auf. Wenn man das soweit hätte sagen können, denn diese mussten ihre schulische Ausbildung auf einem Internat absolvieren. Trotzdem hielt Carl Fischer es für sinnvoll eine gewisse Distanz zu wahren, wenngleich sein Sohn und seine Tochter zu Marisa ein enges Verhältnis hatten.

Inzwischen war Marisa achtundzwanzig und hatte noch nie einen anderen Arbeitgeber als Carl Fischer. Manchmal dachte sie darüber nach, dass es ihrer Karriere sicher dienlich wäre, wenn sie gekündigt hätte, um an anderer Stelle ihre Dienste anzubieten. Aber ihr Gehalt war überdurchschnittlich hoch. Und sah man einmal von den unmöglichen Arbeitszeiten ab, hatte sie nichts auszustehen.

Jeden Morgen wurde sie mit einer schicken Limousine ins Büro gefahren. Zudem wohnte sie auf dem riesigen Anwesen in einem eigenen Haus, dass vor über hundert Jahren für Dienstboten errichtet worden war. Miete brauchte sie dafür nicht zu zahlen. Sie wäre also dumm gewesen, diese Stelle aufzugeben. Kein anderer Arbeitgeber konnte ihr das bieten.

Der Alte

 

Einige Wochen zuvor, kurz vor der Jahreswende, saß ein alter Mann in einem riesigen Raum in einem Chalet in den Schweizer Bergen. Er wirkte klein und verloren in dem riesigen ledernen Ohrensessel, der vor dem Kamin stand. Dieser Eindruck verstärkte sich, da der Kamin so groß war, dass man darin hätte stehen können. Das Feuer loderte schon seit einigen Stunden und konnte doch den Raum kaum wärmen. Auf den Betrieb einer zusätzlichen Heizung hatte der alte Mann verzichtet, das erschien ihm zu kostspielig. Als ob Geld für ihn eine Rolle gespielt hätte. Knackend fiel Holz, verbrannt zu Kohle, in sich zusammen und ließ für einen Moment glühende Asche aufleuchten, wie ein winziges Feuerwerk. Jemand hätte frisches Holz nachlegen müssen, um das Feuer am Leben zu erhalten und eventuell den Raum doch noch mit seiner Wärme zu füllen.

Der alte Mann starrte in die glimmende Asche. Sein Blick war leer und doch konnte man in seinen Augen erkennen, dass er vor kurzem etwas Furchtbares gesehen hatte. Diese Furcht ließ seinen alten, geradezu gebrechlichen Körper zittern. Nie wieder wollte er diesen Mann sehen. Ihm nie wieder begegnen. Nie wieder durfte der ihn berühren und ihm derart schlimme Schmerzen verursachen.

 

Als der junge Mann vor ihm stand, hatte der Alte ihn ausgelacht. Vor so einem jungen Menschen brauchte er keine Sorge und schon gar keine Angst zu haben. Es wunderte ihn jedoch, dass dieser Mann so einfach zu ihm vordringen konnte, denn er hatte seinen Angestellten Anweisungen gegeben, niemals gestört zu werden.

„Das, was Sie wollen“, hatte der Alte gesagt, „werden Sie nie bekommen. Was glauben Sie, mit wem Sie es zu tun haben? Lächerlich. Verschwinden Sie auf der Stelle.“

„Sie werden mich darum bitten, Ihnen die Gemälde abzunehmen. Sie werden um Gnade winseln, wenn ich mit Ihnen fertig bin. Mein Angebot, Ihnen die Kunst gegen einen erheblichen Geldbetrag abzukaufen, ist in diesem Moment erloschen.“

„Was wollen Sie tun? Mich umbringen? Glauben Sie denn, dass sie damit durchkommen? Ich sage es noch einmal: lächerlich.“

Der junge Mann war im dunklen Teil des Raumes beinah nicht wahrzunehmen. Die Holztäfelung ließ den Raum kleiner wirken als er war. Das dunkel Holz schluckte geradezu das spärliche Licht, denn außer dem Kaminfeuer hatte der Alte nur eine kleine Leselampe auf einem Tisch neben seinem Sessel eingeschaltet. Daher war er kaum in der Lage, den jungen Mann zu erkennen, dessen Angebot ihn amüsierte.

Dennoch, etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Es irritierte den Alten, dass er lediglich die Stimme des jungen Mannes hörte, die fest und entschlossen klang, was ihn beunruhigt hätte, hätte der Alte nicht gewusst, dass jeden Moment einer seiner Angestellten durch die Tür kommen würde, um den ungebeten Gast zu entfernen.

Unerwartet war der junge Mann aus dem Dunkel getreten und der Alte konnte erkennen, mit wem er es überhaupt zu tun hatte. Er überlegte, ob ihm die Gestalt des Mannes an irgendwen erinnern sollte. Aber er war ihm komplett fremd, noch nie zuvor hatte er ihn gesehen.

Trotz der Dunkelheit, die ihn zum Teil noch immer umgab, konnte der Alte erkennen, wie weiß die Haut des Fremden war. In seinem perfekt sitzenden dunklen Anzug wirkte er wie aus Marmor. Die blonden, akkurat kurz geschnittenen Haare unterstrichen seine Blässe, als ob er noch nie dem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen war. Er war aber kein Albino, dafür war das Haar zu dunkel und jetzt, wo er dem Alten immer näher kam, funkelte das Grün seiner Augen so intensiv, dass es so aussah, als hätte er statt Augen geschliffene Steine in seinem Kopf.

Und genauso war auch der Blick des jungen Mannes, der zielstrebig immer näher kam. Noch nie hatte der Alte in einem Menschen nicht erkennen können, was der vorhatte. Sein ganzes Leben war davon bestimmt gewesen, andere zu manipulieren. Das war eine seiner Stärken gewesen und hatte ihn zu dem vermögenden Mann gemacht, der er heute war. Er war nicht nur mit unendlichem Reichtum in Form von Kunstwerken ausgestattet, er gehörte auch zu einem der einflussreichsten Männer, die sich dennoch im Hintergrund und bedeckt hielten, um eben ihren Einfluss weiter ausleben zu können.

In der Gegenwart dieses jungen Mannes, der gerade Anfang dreißig sein konnte, fühlte er sich verletzlich und gar nicht mehr überlegen. Obwohl der Alte nun schon über achtzig war und sein Körper schon lange nicht mehr das machte, was er sollte und ihn mit Gebrechen überhäufte, die er nicht mit Geld entfernen konnte, war er immer noch eine Respektsperson.

Sein Körper war dünn geworden. Haut überzog die Knochen, wo sich früher einmal Muskeln abgezeichnet und feine Frauenhände ihm Freude bereitet hatten. Diesen Freuden gab er sich schon lange nicht mehr hin, was er durchaus bedauerte. Das war etwas am Älterwerden, was der Alte mehr als alles andere verabscheute.

Wenn er jetzt den körperlichen Freuden zugetan war, musste er eine Frau dafür bezahlen, wo sich zu besseren Zeiten die Frauen darum gerissen hatten, es ihm für eine Nacht oder zwei schön zu machen. Das Allerschlimmste aber war, dass es ihn nicht mehr in dem Maße befriedigte wie früher. Und das lag keinesfalls nur an der Tatsache, dass die Frau, die ihre Dienstleistung anbot, absolut keinen Spaß an ihm hatte und es mehr widerwillig vollzog.

Er zwang die Frauen mit Geld, wenigstens so zu tun, als hätten sie Freude an ihm. Aber trotzdem, es blieb unbefriedigend, denn er war inzwischen so schwach, dass er lediglich auf dem Rücken lag, als wenn man eine Schildkröte umdrehte und dabei zusah, wie sie verzweifelt mit den Beinen anfing zu rudern. Hilflos dem ausgeliefert, was die Frau mit ihm tun würde. Hilflosigkeit war etwas, was er verabscheute und ihm ausschließlich Freude bereitet hatte, wenn er den Ausdruck in den Gesichtern seiner Widersacher sah.

Es war schon lange her, dass er sich eine Frau bestellt hatte und doch war ihm das Gefühl augenblicklich präsent, als der junge Mann immer näher kam und er nicht wusste, was er von ihm zu erwarten hatte.

 

„Ein allerletztes Mal biete ich ihnen nun an, mir Ihre Kunstgegenstände zu überschreiben“, sagte der junge Mann, der nun direkt vor dem Alten stand und auf ihn herabsah.

Wo zum Teufel blieben seine Angestellten? Der große Kerl, den er nur aus dem Grund eingestellt hatte, da ihm sein umfangreicher Bizeps davon überzeugt hatte, dass er ihn entsprechend würde schützen können.

„Und ich sage es Ihnen nun auch ein letztes Mal: verschwinden Sie. Sie können froh sein, dass sie noch am Leben sind.“

Dabei grinste der Alte, in dem Glauben, dass sich jetzt die Tür öffnen und der Fremde die Tracht Prügel seines Lebens erhalten würde. Aber statt dass er von dem jungen Mann befreit wurde, setzte eine Art Angstzustand ein, den der Alte so noch nie empfunden hatte. In der Vergangenheit war er es, der bei anderen diesen Zustand auslöste. Aber noch nie in seinem Leben hatte er empfunden, was er bisher anderen angetan hatte. Und wenn er geahnt hätte, was für entsetzliche Qualen ihm bevorstehen würden, er hätte dem jungen Mann augenblicklich sein gesamtes Vermögen überlassen, nur damit er dem entkommen konnte.

Da er jedoch nichts davon wusste, blieb er stur und sah ihn mit festem Blick an, schaffte es allerdings nicht, diesen lange genug aufrecht zu erhalten und senkte den Kopf. Ihm war danach, um Gnade zu flehen. Das war absurd. Das hatte er noch nie getan. So viele Male hatte er diese Worte von anderen Menschen gehört, die ihn anflehten. Er aber war hart und unnachgiebig geblieben, bis er hatte, was er wollte.

„Du willst es nicht anders“, sagte der junge Mann, trat noch einen Schritt an den Alten heran, steckte eine Hand in die Hosentasche seines Anzugs und legte die andere auf den Unterarm des Alten.

Augenblicklich verzog sich das Gesicht des alten Mannes zu einer Fratze. Die Mundwinkel hingen so tief, dass es schmerzte. Das war jedoch nichts gegen die Schmerzen, die ihn dann überfielen. Sein Körper wurde gebeutelt, als ob Hunderte scharfe Messer seine Haut ritzten. Es trat jedoch kein Blut hervor, denn niemand verletzte ihn tatsächlich. Sein Magen zog sich zusammen, als hätte er gerade ein großes Glas Salzsäure getrunken und diese würde nun seinen Körper von innen her zerfressen. Langsam krabbelte der Schmerz von seinem Magen sternförmig in alle Richtungen seines Körpers. Er verspürte den Drang, seinen Darm zu entleeren, ebenso wie seine Blase. Normalerweise hätte es ihn verängstigt, wenn er in so eine Situation geraten wäre, nun aber hatte er keine Zeit darüber nachzudenken, was es für Folgen hätte, würde er sich hier in seinem Ohrensessel vor dem Kamin entleeren. Die Schmerzen wurden unerträglich und sein Herz fing an, erst schneller und dann in einem sehr unregelmäßigen Takt zu schlagen. Er musste seine Augen schließen, um die Qualen besser ertragen zu können.

Aber was er nun sah, war noch schlimmer, als alles, was er sich je hätte vorstellen können. Er sah so viel Leid und Schmerz, dass es unerträglich schien, zu atmen. Dass, was er sah, war so unbeschreiblich, dass er keine Worte für die Grausamkeiten finden konnte. Er wollte nur, dass es aufhörte, er wieder seine Augen öffnen konnte und nie mehr sehen musste, was ihm sein Gehirn für Bilder vorgespielt hatte.

Er war sich sicher, dass er nie mehr wieder schlafen würde, aus lauter Angst, beim Schließen der Augen wieder diesen Schmerz zu spüren und er war sich sicher, diesen das nächste Mal nicht zu überleben.

Reisende

 

„Buchen Sie umgehend Flüge nach New York“, sagte Carl Fischer.

„Sicher“, sagte Marisa und machte sich Notizen in ihrem Laptop, „wann genau möchten Sie reisen?“

„Am besten noch heute, aber ich weiß, das wird so kurzfristig nicht möglich sein. Jedoch spätestens morgen. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

„Um dann was genau in New York zu tun?“

„Lesen Sie keine Zeitung?“

Marisa hasste es, wenn Carl Fischer von ihr erwartete, seine Gedanken zu lesen, was sie nach den vielen Jahren in seinen Diensten teilweise durchaus vermochte. Sie kannte ihn besser als er sich selbst. Jede noch so kleine Marotte war ihr bekannt. Und daher wusste sie, dass es sie in ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde, so schnell einen Flug nach New York zu buchen, denn sie würde kaum die Zeit haben, alles zu seiner Zufriedenheit vorzubereiten. Es war fraglich, ob sie in New York das Zimmer würde reservieren können, was er grundsätzlich im Plaza belegte. Eine Alternative kam für Carl Fischer nicht in Frage. Wenn nicht alles exakt so geregelt war, wie er es sich vorstellte, konnte er noch unangenehmer werden als ohnehin schon. Das war etwas, was sich wohlhabende Menschen leisten konnten und dies auch taten.

Es war Carl Fischer komplett gleichgültig, ob er nett zu seinen Angestellten oder zu irgendwem war. Einmal hatte er sich dermaßen über den Geschäftsführer eines Restaurants echauffiert, dass er am nächsten Tag dem Inhaber ein Angebot unterbreitete, das über jeglicher finanzieller Vernunft lag und dieser es nicht ablehnen konnte, nur um diesen Geschäftsführer sofort zu entlassen und das Restaurant für immer zu schließen.

Marisa war damals schockiert über die Kaltblütigkeit ihres Arbeitgebers und sie wusste, sie würde sich niemals mit ihm anlegen wollen. Wer so viel Geld hatte, brauchte sich über zwischenmenschliche Beziehungen keine Gedanken zu machen. Weshalb seine Ehe mit einer reizenden Engländerin nach nur wenigen Jahren scheiterte und die beiden daraus resultierenden Kinder in ein Internat in Großbritannien geschickt wurden.

„Was haben Sie nur heute Morgen wieder in Ihrem hübschen Köpfchen. Gehen Sie doch einfach mal früher schlafen“, sagte Carl Fischer, da Marisa geschwiegen hatte.

Was hätte sie darauf auch sagen sollen, denn sie hatte keine Ahnung, was er meinen könnte und worum es ging. Obwohl sie selbstverständlich jeden Tag die Tagespresse studierte und ebenso keine relevante Nachrichtensendung im Fernsehen ausließ, um immer auf dem Laufenden zu sein. Noch bevor sie Schlafen ging, sah sie ein letztes Mal Nachrichten und am Morgen hörte sie keine Musik im Radio, sondern ließ sich von einem Nachrichtensender informieren.

„Haben Sie denn nicht davon gehört, dass Sotheby’s in New York einen Teil einer seltenen Kunstsammlung versteigert?“

„Doch sicher“, log Marisa, nur sehr schwach wollte sich vor ihrem inneren Auge eine Schlagzeile zeigen, „aber ich hatte angenommen, dass dies nicht für Sie in Frage kommt, denn immerhin handelt es sich um Kunst aus dem letzen und vorletzten Jahrhundert. Und ich glaube mich daran zu erinnern, dass die Herkunft noch fraglich war. Es seien Gemälde aufgetaucht, die als verschollen galten. Sie wissen schon, etwas, womit man nichts zu tun haben möchte.“

„Das lassen Sie mal meine Sorge sein. Seit wann sollten Sie über so etwas entscheiden?“

„Sicher, es geht mich nichts an. Entschuldigen Sie. Ich werde mich um alles Weitere kümmern.“

Ihr Blick richtet sich stur auf den Monitor ihres Laptops, sie rang mit ihrer Fassung, denn Carl Fischer schaffte es immer wieder, sie an den Rand ihrer Tränen zu bringen. Sie hatte in ihm immer so etwas wie einen reichen Onkel gesehen, der es gut mit ihr meinte und der sich um sie kümmerte. Sein Sohn und seine Tochter waren wie Geschwister für sie, denn sie selbst war Einzelkind. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und ihr Vater wollte nicht noch einmal heiraten und blieb seither allein.

Schnell flogen ihre Finger über die Tasten. Sie wusste, dass sie, noch bevor sie in seinem Kontor angekommen waren, einen Flug reserviert haben musste, sonst würde er noch wesentlich ungehaltener werden.

Es herrschte Stille im Wagen, die durch die wenigen Geräusche, die von außen eindrangen, unterstrichen wurde. Das Schneetreiben wurde heftiger und der Wagen verlangsamte noch einmal das Tempo. Marisa war sich nicht sicher, ob es tatsächlich am Schnee lag, dass ihr Vater die Geschwindigkeit verringerte, oder ob er ihr die Möglichkeit geben wollte, den Auftrag, einen Flug und das Hotel zu buchen, rechtzeitig zu erfüllen.

Normalerweise telefonierte sie bei derart kurzfristigen Buchungen mit dem Hotel, um sicher zu gehen, das auch wirklich alles organisiert wurde, was ihr jetzt jedoch unmöglich war. Denn Carl Fischer hasste es, bei derlei unwichtigen Dingen anwesend zu sein, das langweilte ihn.

Er hatte das Licht seitlich in der Tür eingeschaltet, sich seine Zeitung genommen und war dahinter verschwunden. Auch hier war sich Marisa nicht sicher, ob er bemerkt hatte, dass er zu weit gegangen war und sie tief verletzt hatte und ihr damit quasi eine Art Rückzugsort schaffen wollte, damit sie in aller Ruhe arbeiten konnte, oder ob er sich so sehr über sie geärgert hatte, dass er sich ablenken musste, um sie nicht in Grund und Boden zu brüllen.

Ihr was es im Prinzip gleichgültig, denn sie war im Stress und das bereits um kurz nach sieben am Morgen. Der erste Kaffee hatte noch nicht einmal die Möglichkeit gehabt das Koffein in ihre Blutbahn zu transportieren und sie damit ein wenig wacher werden zu lassen. Mit müden Augen und innerlich aufgewühlt durchforstete sie das Internet nach zeitlich günstigen Flügen.

Von Hamburg aus gab es keine Direktflüge nach New York. Carl Fischer hasste es, an einem Flughafen länger als nötig Aufenthalt zu haben, auch wenn er sich selbstverständlich in der Lounge der Erste-Klasse-Reisenden seine Zeit vertreiben konnte. Anfänglich genoss Marisa die Zeit in der Lounge. Sie fühlte sich privilegiert und fand die Annehmlichkeiten, die ihnen geboten wurden, mehr als angemessen. Aber sie konnte das Angebot kaum in Anspruch nehmen. Sie durfte keinen Champagner oder sonst eine Form des Alkohols zu sich nehmen. Carl Fischer erwartete von ihr, dass sie grundsätzlich zu einhundert Prozent ansprechbar blieb und alles für ihn erledigte, was erforderlich war. Selbst kulinarisch musste sie sich zurückhalten.

Einmal hatte sie sich gerade am Buffet bedient und es sich auf einem riesigen Ledersessel, in dem sie zu versinken drohte, gemütlich gemacht. Sie wusste, dass sie über eine Stunde Zeit hatten, bis sie ins Flugzeug steigen würden. Aber kaum hatte sie den ersten Bissen im Mund, bat Carl Fischer sie, noch etwas zu erledigen. Sie musste aufstehen und sogar die Lounge verlassen, um in einem zollfreien Geschäft eine bestimmte Sorte Whisky zu kaufen, ohne die Carl Fischer nicht reisen wollte, denn er genoss es jeden Abend sich vor dem Schlafengehen einen letzten Schlummertrunk zu genehmigen. Wenn er den nicht bekam, konnte er ungehalten werden und er wollte sich keinesfalls darauf einlassen, dass eben diese Sorte Whisky vor Ort eventuell nicht zu bekommen war.

Auch hier war sich Marisa nicht sicher, was dieser Auftrag bedeuten sollte. Denn zukünftig aß sie nichts mehr in der Lounge und wurde nie wieder losgeschickt, kurzfristig etwas zu besorgen. Was allerdings auch daran lag, dass sie nun grundsätzlich dafür sorgte, dass sein bevorzugter Whisky bereits im Hotelzimmer auf ihn wartete. Sie war darum bemüht, generell alles zu tun, was ihn zufriedenstellte und ihm keinen Grund gab, ihr gegenüber aufbrausend zu werden.

Erst wenn sie im Flugzeug waren, immerhin war Carl Fischer großzügig und sie durfte ebenfalls Erste-Klasse reisen, und sie sichergestellt hatte, das alles in bester Ordnung für ihn war, konnte sie sich entspannen, tatsächlich ein Glas Champagner trinken und sich den Annehmlichkeiten dieser Form des Reisens hingeben.

 

Marisa schaute aus dem Fenster. Sie waren erstaunlich gut vorangekommen. Die meisten Straßen in der Stadt waren geräumt und der Verkehr floss, wenn auch langsam, aber es gab keinen Stau. Sie erkannte im gelben Licht der Laternen den typischen roten Backstein der Gebäude des Kontorhausviertels und wusste, dass sie nur noch wenige Minuten haben würden. Erleichtert lehnte sie sich zurück.

„Morgen früh um acht Uhr fliegen wir nach Frankfurt.“

„Marisa …“, sagte Carl Fischer.

„Ja, ja, ich weiß, Sie bevorzugen die Lounge in London, aber wir haben in Frankfurt keine Zeit für die Lounge und werden uns beeilen müssen, um den Flug nach New York nicht zu verpassen, aber wir werden unter diesen Umständen bereits am frühen Mittag dort sein. Das Hotel ist gebucht. Erst einmal auf Weiteres, da ich nicht wusste, wie lange Sie gedenken dort zu bleiben.“

„Sehr gut, ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“

Er hatte die Zeitung sorgsam zusammengefaltet, was einen geräuschvollen Klang im Wageninneren verbreitete und tätschelte ihren Arm. Mit einem freundlichen Lächeln nickte er zudem mit dem Kopf und Marisa war erleichtert.

„Bezüglich der Länge unseres Aufenthaltes kann ich noch nicht viel sagen, es kommt auf den Erfolg der Versteigerung an. Darum kümmern Sie sich bitte umgehend, sobald wir im Kontor sind.“

Carl Fischer bevorzugte diesen Ausdruck für sein Büro lediglich aus der alten Tradition seiner Familie, die seit Generationen einen Teil in einem der größeren Kontorhäuser besaß. Inzwischen hatte er sich deutlich verkleinert, denn im Prinzip gab es nur noch Marisa und ihn und ein paar wenige Angestellte, die im Grunde nur dafür da waren, um Carl Fischer das Leben angenehmer zu gestalten.

Die Kunstgegenstände, wie beispielsweise Gemälde, hingen an den Wänden seiner Villa, oder waren kostspielig eingelagert, damit sie unversehrt blieben, bis man sie mit hohem Gewinn wieder veräußerte. Manchmal gab Carl Fischer Leihgaben an Museen oder große Galerien. Aber in erster Linie sammelte er Kunst, um sich daran zu bereichern.

„Wenn es Sie nicht stört, würde ich mir in dem Fall ein Appartement nehmen“, sagte Marisa.

„Das geht nicht, was ist, wenn ich Sie brauche?“

„Ich werde immer in Ihrer Nähe sein. Aber Sie wissen, wie sehr ich Hotels hasse und wenn wir länger in New York bleiben, dann würde ich den Rahmen einer kleinen Wohnung bevorzugen.“

„Na, meinetwegen. Weil Sie sich jetzt nicht so blöd angestellt haben, werde ich es Ihnen erlauben.“

Marisa hatte keine Ahnung, warum er immer wieder diese spitzen Pfeile gegen sie schießen musste.

Alex

 

Seit geraumer Zeit saß Marisa an ihrem Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm ihres Rechners. Sie hatte schnell herausfinden können, welche Kunstgegenstände bei Sotheby’s versteigert wurden. Nicht nur das, sie wusste zudem alle Termine und hatte sich bereits angemeldet. So wie immer, würde sie allein dort erscheinen. Carl Fischer gab sich mit diesen Dingen nicht ab. Das war für ihn Arbeit und für Arbeit hatte man Angestellte. Es machte ihm nicht einmal Freude, sich die Kunst vorher anzusehen, denn es war ihm komplett egal. Er vertraute auf Marisas Urteilsvermögen, die sich sehr viel besser in all dem auskannte als er. Bisher hatte sie ihn diesbezüglich noch nie enttäuscht.

Nun war sie kurz davor zu verzweifeln. All diese Kunstgegenstände, vor allem Gemälde, waren ihr unbekannt. Sie wusste deren Wert nicht einzuschätzen und wusste daher nicht, wann sie aufhören sollte, dafür zu bieten. Obwohl sie annahm, dass es wohl keine Rolle spielte und sie auf jeden Fall nach einem Jahr das Doppelte dafür bekommen würde.

Außerdem beunruhigte es sie, dass sie kaum Zeit hatte, sich mental auf die Versteigerung einzustellen. In der Vergangenheit hatte sie es sich zum Ritual gemacht, eine gewisse Zeit vor der Versteigerung das Auktionshaus zu besuchen und sich mit Angestellten zu unterhalten, sich die Kunst anzusehen, eventuell mit einem Künstler zu sprechen und, wenn es besonders gut lief, konnte sie bereits im Vorfeld herausfinden, wer außer ihr zur Versteigerung kommen würde.

Eine ihrer Stärken lag darin, Menschen einzuschätzen, zu wissen, wann der Punkt gekommen, beziehungsweise die Schmerzgrenze erreicht war, und derjenige aufhören würde, weiter zu bieten. Wenn sie die Möglichkeit hatte, mit ihren Konkurrenten zu sprechen, war sie sogar in der Lage, diese derart zu beeinflussen, dass manche die Auktion im Vorfeld verließen.

Für all das würde sie keine Zeit haben, und das setzte sie erneut an diesem Vormittag in einen Stresszustand, den sie wie kaum etwas anderes verabscheute. Sie war grundsätzlich die Ruhe selbst und wollte sich diese auch nicht nehmen lassen. Nun saß sie an ihrem Schreibtisch, starrte auf den Monitor und merkte, wie langsam ein wenig Panik in ihr hochkroch. Seit geraumer Zeit rieb sie an ihrem Anhänger, den sie grundsätzlich an einer Kette um ihren Hals trug. Sie besaß kaum Schmuck und machte sich erst recht nichts daraus.

Wozu auch? Diese Kette, beziehungsweise der Anhänger daran, war ihr Ein und Alles. Er war alles, was ihr von ihrer Mutter geblieben war.

 

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An ihrem achtzehnten Geburtstag überreichte ihr Vater ihr in einer alten abgewetzten Schachtel ein Schmuckstück, was im Grunde eher billig anmutete. Die Silberkette war angelaufen und der Anhänger sah geradezu schäbig aus. Ein kleiner Stein, der wirkte, als wäre er verstaubt, oder man hätte ihn gerade aus der Erde gezogen. Sie nahm ihn in die Hand und versuchte herauszufinden, was er darstellen sollte.

„Sei vorsichtig damit“, hatte ihr Vater gesagt, „er ist etwas ganz besonderes und deine Mutter wollte, dass du ihn bekommst, wenn du achtzehn wirst. Vorher, meinte sie, würde er nicht die Kraft entwickeln.“

„Was soll das bedeuten?“

„Keine Ahnung, für deine Mutter war er wichtig. Er war alles, was ihr aus ihrer Heimat geblieben war.“

„Möchtest du jetzt mit mir darüber sprechen, woher sie kam?“

„Du weißt doch, ich habe sie in Italien kennengelernt und mehr weiß ich auch nicht.“

„Ja, ja, sie hatte Schwierigkeiten mit ihren Eltern und ist abgehauen, direkt in deine Arme. Liebe auf den ersten Blick und so …“

Auf einmal veränderte der Stein in ihrer Hand die Farbe und sah sehr viel edler aus als zuvor. Er fing an zu glitzern und schillerte in wunderschönen Farben. Als er warm in ihrer Hand wurde, ließ sie ihn vor lauter Schreck zurück in die Schachtel fallen.

„Was ist das?“, fragte sie leicht verängstigt.

„Es ist eben ein besonderer Stein, er soll dir Kraft geben, mit dem Leben fertig zu werden. Ist wahrscheinlich nichts weiter als so ein Aberglaube, aber deine Mutter hat daran geglaubt.“

Der Stein hatte wieder seine Ursprungsfarbe angenommen und wirkte unscheinbar in der Verpackung. In dem Moment, als Marisa ihn wieder in die Hand nahm, veränderte er erneut sein Aussehen. Jetzt erkannte Marisa, dass es sich um die Form eines Schmetterlings handelte. Es erinnerte sie an etwas, aber ihr wollte nicht einfallen, woran. Und es erschien ihr nicht wichtig, daher vergaß sie den Gedanken so schnell wie er gekommen war.

Ihr Vater nahm ihr die Kette ab und legte sie ihr um den Hals. Augenblick wurde ihr warm. Eine angenehme Wärme, die durch ihren Körper floss. Sie fühlte sich wohl und hatte den Eindruck, als würde ihre Mutter, die sie nur von wenigen Fotos kannte, in der Nähe sein.

 

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Jedes Mal, wenn sie eine knifflige Aufgabe zu bewältigen hatte, nahm sie den Anhänger in ihre Hand und rieb daran, bis er warm wurde. Sofort hatte sie dieses gute Gefühl, als würde sie von ihrer Mutter beschützt werden und diese ihr sagen, was zu tun sei. Die Bewegung war zu einem Ritual geworden und sie bemerkte nicht einmal mehr, wenn sie es tat.

So wie an diesem Januarvormittag, der sie bisher so sehr unter Druck gesetzt hatte und an dem ihr nicht einfallen wollte, wie sie mit der Aufgabe, einige Kunstgegenstände zu ersteigern, fertig werden sollte.

 

„Buchst du mir auch einen Flug?“

Zu allem Überfluss betrat Alex, die Tochter von Carl Fischer, ihr Büro.

Sie mochte die kleine Schwester von Steve, Carl Fischers Sohn, der fünf Jahre älter war als Marisa. Und obwohl Alex nur zwei Jahre jünger war als sie, wirkte sie grundsätzlich wie ein kleines, hilfloses Kind. Durch ihren zierlichen Körperbau wirkte sie verletzlich und jeder hatte das Bedürfnis, sie zu beschützen.

Auch wenn sie nicht verwandt waren, so fühlte sich Marisa doch ein wenig verantwortlich für Alex. Jedes Mal, wenn Marisa in ihr Gesicht sah, erkannte sie Carl Fischer darin und konnte sich denken, dass er als junger Mann sicher reihenweise die Herzen der Frauen gebrochen hatte.

Trotz des eher kantigen Kinns und der beinahe harten Gesichtszüge hatte Alex etwas Gütiges in ihrem Ausdruck. Ihre Wimpern waren lang und weich geschwungen und wenn sie einen ansah, dabei ihre Augen schloss und langsam wieder öffnete, war jeder gefangen von ihrer einnehmenden Art und konnte gar nicht anders, als ihr behilflich zu sein.

Carl Fischers Haare waren inzwischen grau geworden, aber Marisa wusste, dass sie einmal ebenso blond gewesen waren, wie Alex’ glatte Haare, um die Marisa sie beneidete. Zum einen, weil sie nicht widerspenstig machten, was sie wollten und auch deshalb, weil das Blond natürlich war. Im Sommer glitzerte es in der Sonne und fiel weich auf ihre Schultern. Alex war durch und durch norddeutsch. Ihr gesamtes Wesen war hanseatisch und sie strahlte beinahe etwas Aristokratisches aus, was sicher den britischen Wurzeln ihrer Mutter geschuldet war. Marisa fand es erstaunlich, wie man so ein Verhaltensmuster offensichtlich mit der Muttermilch aufnahm. Denn schon immer war Alex anders als sie selbst. Was sicher mit dem Bewusstsein einherging, dass Alex nie in ihrem Leben würde arbeiten müssen.

 

Obwohl auch ihr Bruder Steve blond war, sah er doch ganz anders aus und hatte das gute Aussehen seiner Mutter geerbt, was ihn eher wie ein Unterwäschemodel aussehen ließ als einen Rechtsanwalt. Während Steve schon immer ehrgeizig war – als ob er es je nötig gehabt hätte – bereitete sich Alex darauf vor, von einem gut aussehenden Mann geheiratet zu werden und sich nach einigen Jahren des Jetsets auf ein Landgut zurückzuziehen und eine Familie zu gründen.

Leider hatte Alex bisher kein gutes Gespür für Männer bewiesen. Die tatsächlich meist gut aussehenden Kerle, die sie der Familie vorstellte, erwiesen sich als nichts anderes als Enttäuschungen, die sich in ein bequemes Nest, geschaffen aus Reichtum, niederlassen wollten. Männer, die über ebensolchen Reichtum wie den der Familie Fischer verfügten, genügten kaum ihren Ansprüchen. Sie waren ihr zu langweilig und spießig, oder aber sie sahen alles andere als gut aus, etwas, das für Alex nicht in Frage kam. Sofort dachte sie an die Kinder, die sie einmal haben würde. Auf gar keinen Fall sollten ihre Nachkommen hässlich sein.

Da Alex keiner Arbeit nachgehen musste, hatte sie nichts weiter gelernt und nach dem Abitur das Internat verlassen, um sich auf Reisen zu begeben und das Leben zu genießen.

Ihr Bruder hingegen fing an, Jura zu studieren und schaffte es sogar zu promovieren. Carl Fischer war mächtig stolz auf seinen Sohn, der nun einen Doktortitel trug. Dass seine Tochter überhaupt gar keine Ambitionen hatte, etwas anders aus ihrem Leben zu machen, als den Reichtum ihrer Familie zu dezimieren, störte ihn nicht. Egal wie viel sie verschwenden würde, sie würde es nicht schaffen, das Vermögen derart zu schmälern, dass sie sich hätte Gedanken machen müssen.

 

„Is’ schon ‘ne Weile her.“

„Aber nicht für mich“, dabei lachte Alex und setzte sich Marisa gegenüber an den Schreibtisch, „ich habe mal wieder Bock auf New York. Hier ist das Wetter so trostlos. Ein bisschen Shopping wird mich aufheitern und ich kann den Liebeskummer besser bewältigen.“

„Nichts weiter. Er wurde mir einfach zu viel. Fing an zu klammern und sprach von Hochzeit und Kindern …“

„Natürlich habe ich ein Problem. Ich finde eben keinen Mann, in den ich mich wirklich verlieben kann und mit dem ich mir vorstellen könnte, eine Familie zu gründen. Der Mann muss mich aus den Latschen hauen, damit ich bereit bin, meine Figur zu versauen und Kinder zu bekommen.“

„Was machst du grad?“

„Ja, ja, schon gut, tu nur so, als hättest du so wahnsinnig viel zu tun.“

„Du wirst doch bestimmt einen Weg finden, damit ich euch begleiten kann.“

„Ich bin mir sicher“, sagte Alex und war bereits aufgestanden, „dass du das hinbekommen wirst, so wie immer. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Die Daten meines Reisespasses hast du ja sicher noch.“

Es war sinnlos, sich mit Alex darüber zu streiten, dass es quasi aussichtslos war, für sie ein weiteres Ticket und alle relevanten Formulare auszufüllen, damit sie in die Staaten einreisen durfte.

Alex stand in der Tür und drehte sich noch einmal um.

„Doch, Papa hat mir erzählt, dass du dir ein Appartement nimmst. Das wird lustig werden.“

„Komm schon, wirst sehen, abends gehen wir gemeinsam aus. Ist doch besser als allein zu bleiben oder mit dem alten Griesgram essen zu gehen.“