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Heiße Tage, heiße Nächte
erotische Urlaubsgeschichten

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www.Elysion-Books.com

Autoren

Lilly Grünberg, Emilia Jones, Ananke, Christiane Gref, Sira Rabe, Kelly Stevens, Sophia Rudolph, Carrie Fox und Inka-Gabriela Schmidt entführen in »Heiße Tage, heiße Nächte« in lustvolle Urlaube und erotische Fantasien, zu prickelnden One-Night-Stands und verführerischen Spielen rund um die heißesten Tage des Jahres.

Als Ferienlektüre am Strand oder zum gemeinsamen Lesen im Urlaubsbett.

Genießen Sie alleine, oder zu zweit … oder …: -)

HEISSE TAGE

HEISSE NÄCHTE

Erotische Urlaubsgeschichten

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ELYSION-BOOKS TASCHENBUCH

1. Auflage: Juli 2016

VOLLSTÄNDIGE TASCHENBUCHAUSGABE

ORIGINALAUSGABE
© 2016 BY ELYSION BOOKS, LEIPZIG
ALL RIGHTS RESERVED

UMSCHLAGGESTALTUNG: © Ulrike Kleinert
www.dreamaddiction.de
FOTOS: © Bigstock/Oleggawriloff und Alta Oosthuizen
LAYOUT & WERKSATZ: Hanspeter Ludwig
www.imaginary-world.de
LEKTORAT: Inka-Gabriela Schmidt
ISBN Buch: 978-3-96000 -024-2
ebook: 978-3-96000-025-9

INHALT

KLAVIERSONATE

VON LILLY GRÜNBERG

DER ANIMATEUR

VON EMILIA JONES

JASPER RETTEN

VON KELLY STEVENS

STRANDTRÄUME

VON SOPHIA RUDOLPH

DER LOTTOGEWINN

VON CHRIS GREF

WELLNESSPARADIES DER SINNE

VON EMILIA JONES

NACHTS AUF IBIZA

VON CARRIE FOX

DER LETZTE FLIRT DES URLAUBS

VON ANANKE

FLUCHT INS PARADIES

VON CHRISTIANE GREF

URLAUB MIT POOLBOY

VON EMILIA JONES

ALAYAS FEUER

VON CHRISTIANE GREF

POOL UNTER PALMEN

VON CARRIE FOX

SOMMERBALL

VON SIRA RABE

LIEBE IN ALLE EWIGKEIT

VON INKA-GABRIELA SCHMIDT

SOMMERGEWITTER

VON SOPHIA RUDOLPH

AUTOREN

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Sommer2016

eingeben, um eine weitere kurze Geschichte
von Sira Rabe zum Thema Sommer zu genießen.

KLAVIERSONATE

VON LILLY GRÜNBERG

Der siebte Himmel hing voller Noten, die wunderschöne Melodien zauberten. So leicht und beschwingt hatte Ilona sich schon lange nicht mehr gefühlt. Aber sie hatte ja auch noch nie einen Freund gehabt, der die Kunst der Musik beherrschte.

Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen.

Jeden Morgen um dieselbe Uhrzeit nahm die junge Frau die S-Bahn, die sie vom Vorort in die Stadt hinein brachte. Ursprünglich hatte sie Lehramt studiert, jedoch anschließend eine Anstellung in der Realschule einer Kleinstadt erhalten, in der es ihr nicht gefiel. Die Kollegen waren zwar nett, aber das genügte Ilona nicht, um jeden Tag gerne in die Schule zu gehen und zu unterrichten. Abends und am Wochenende gab es kaum Möglichkeiten, die Freizeit interessant zu gestalten und auch ihr Freundeskreis war weit weg.

Ohne darüber nachzudenken begann Ilona irgendwann die Stellenanzeigen der Tageszeitung zu lesen und als dort die Position einer Bildungsberaterin in einer privaten Medienschule angeboten wurde, wagte sie den Versuch. Ihre Bewerbung verlief positiv, und so zögerte sie nicht, sondern nahm die Stelle an und kehrte in ihre Heimatstadt zurück. Ihre Aufgabenbereiche waren vielfältig, die Kollegen und Kolleginnen angenehm, und Ilona fühlte sich diesmal angekommen.

Freilich hätte sie lieber direkt in der Stadt gewohnt, aber die Mieten waren zu teuer und zudem schön geschnittene Wohnungen knapp. Draußen hatte sie eine preiswerte Zwei-Zimmer-Wohnung mit Balkon gefunden, nur fünf Gehminuten von der S-Bahn-Station entfernt und in knapp zwanzig Minuten war sie in der Stadt. Das war ein annehmbarer Kompromiss zwischen Wohnen und Joggen im Grünen und aktivem Leben zwischen Lifestyle und Kulturangeboten in der City.

Um pünktlich zu sein, ohne sich abhetzen zu müssen, nahm Ilona den Zug jeden Morgen um dieselbe Uhrzeit und fand sich in der Regel im gleichen Waggon ein. So kam es, dass ihr bald ein Mann auffiel, wie sie Ende zwanzig, oder Anfang dreißig, der stets an der nächsten Haltestelle einstieg. Braune kurz geschnittene Haare, Wangen und Kinn manchmal mit Drei-Tage-Bartstoppeln überzogen, die seine Attraktivität nicht schmälerten. Aufmerksamkeit erregte er jedoch dadurch, dass er während der Fahrt Notenblätter studierte. Leichtes Wippen eines Fußes zeigte den Takt an, die Bewegungen der rechten Hand gaben mit etwas Fantasie Aufschluss über Rhythmus, Tempo und Art der imaginären Musik. Es kam aber auch vor, dass er ein mit Klaviertasten bedrucktes Band ausrollte, um darauf zu üben, als wären es echte Tasten.

Viele Mitreisende belächelten dann den in ihren Augen wohl seltsamen Menschen. Ilona aber nicht, sie bewunderte ihn. Denn für sie war es nur schwer vorstellbar, wie sich jemand Töne im Kopf vorstellen konnte beziehungsweise ohne sie zu hören wissen konnte, ob er gerade die richtige Taste traf. Eines der größten musikalischen Genies war Beethoven gewesen, das wusste sie, der im Alter taub gewesen war und trotzdem noch überragende Kompositionen erschaffen hatte. Aber das traf nicht auf den normalen Durchschnittsmenschen zu, der in der Regel nicht einmal Noten lesen konnte.

Als der Fremde eines Morgens von seinem Klaviaturband aufsah, trafen sich ihre Blicke. Für einen Moment wirkte er auf Ilona wie weit entrückt, ganz in seine imaginäre Musik eingetaucht. Dann jedoch klarten seine Augen auf und er schenkte ihr ein freundliches Nicken als Guten-Morgen-Gruß. Obwohl es nicht mehr war, befiel Ilona ein leises Kribbeln.

Jedes Details seines Gesichtes kannte sie inzwischen, weil sie es nicht lassen konnte, ihn stets aufs Neue zu beobachten. Seine dunkelbraunen Augen, umrahmt von einem dichten Wimpernkranz, darüber ein paar schmale dunkle Brauen, seine schlanke Nase, deren Flügel sich ab und an blähten wie die Nüstern eines Pferdes, dazu die leicht eingefallenen Wangen mit dem Dreitagebart – alles hatte sich längst in ihrem Kopf eingeprägt.

Von da an wartete sie jeden Morgen darauf, dass er sie wahrnahm und sich im Idealfall ihr Gegenüber setzte. Obwohl sie noch nie ein Wort miteinander gesprochen hatten, erschien er ihr unendlich vertraut und sie fühlte sich in seiner Nähe wohl und beschwingt.

Diese Tage waren die besten in jeder Woche. Sie begannen mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen suchte. War der Fremde einmal nicht da, fragte Ilona sich sofort, ob er krank war oder womöglich weggezogen.

Obwohl Ilona sich selbst als etwas schüchtern bezeichnete, war sie diejenige, die den ersten Schritt wagte. Eines Montags hatte sie in einer kleinen Box frische Früchte dabei, die sie am Vortag auf einem Erdbeerfeld gepflückt hatte. Frühling und Sommer waren ihre liebsten Jahreszeiten. Alles grünte und blühte, vor ihrem Schlafzimmerfenster zwitscherten morgens die Vögel ein fröhliches Konzert und es fiel ihr leichter aufzustehen als in der dunkleren Jahreszeit. Ihre liebsten Früchte kamen nicht aus dem Gewächshaus, sondern von Feldern, schmeckten vollmundig gereift und saftig.

Ihr Herz hämmerte erwartungsvoll, als sie in die S-Bahn einstieg. Was für ein Glück. Er war da und der Platz ihm gegenüber war noch frei.

»Guten Morgen, mögen Sie eine Erdbeere? Ganz frisch und lecker«, fragte sie, kaum dass sie sich gesetzt hatte und hielt ihm die Box hin. Ihr Magen zog sich ängstlich zusammen, wie er reagieren würde.

»Oh, danke. Das ist sehr nett von Ihnen«, erwiderte der Mann überrascht und griff lächelnd hinein. Puh, sie hatte alles richtig gemacht. Sie beobachtete ihn dabei, wie er von der Erdbeere abbiss, genussvoll den Bissen im Mund hin und her schob – am liebsten hätte sie ihm mit ihrer eigenen Zunge dabei geholfen. Das restliche Stück saugte er beinahe zwischen seinen Lippen ein, als wäre es eine. ..

Du meine Güte, hoffentlich sieht er mir nicht an, was ich gerade denke!, rief sie sich erschrocken zur Ordnung.

Später erinnerte Ilona sich nicht mehr an jedes einzelne Wort, das sie von da an gewechselt hatten. Aber an seinen freundlichen Blick und die feinen Züge seiner Lippen, wenn Marius sprach. Marius Alexander Böhm. Marius, erklärte er, hätten ihn seine Eltern nach Marius Müller-Westernhagen benannt, dessen Musik seine Mutter während der Schwangerschaft bevorzugt gehört habe. Alexander ganz altmodisch nach seinem Vater und dessen Vater.

Ilona erinnerte sich noch daran, dass sie ihn auf Musik angesprochen hatte, und was er jeden Tag in der Bahn übe. Es handelte sich nicht nur um klassische Musikstücke, wie sie vermutet hatte, denn er beschäftigte sich auch mit Jazz, Musicals, und sogar mit Rock’n’Roll. Als eines der jüngsten Mitglieder des örtlichen Philharmonieorchesters.

Ilona war beeindruckt.

Zwei Stationen bevor sie aussteigen musste, fragte er: »Wollen wir uns mal treffen? Ich meine, außerhalb der S-Bahn?«

»Ja gerne. Ihr gebt nicht zufällig demnächst ein Konzert?« Dumme Kuh, er meint das bestimmt nicht so! Manchmal sprach sie Sachen aus, die unwichtig oder einfach nur daneben waren. Wenn sie verlegen war und ihr Mund sprach ohne den Kopf einzubeziehen.

Er lachte. »Auch. Wir geben ständig Konzerte. Aber das heißt ja nicht, dass ich dir nicht persönlich vorspielen könnte. Ganz exklusiv.« Um Zustimmung heischend zwinkerte er ihr zu.

Hitze stieg ihr in die Wangen. Was meinte er mit exklusiv? Natürlich nur die Musik, was glaubst du denn? Bestimmt war er virtuos, nicht nur weil er ständig übte und einem bedeutenden Orchester angehörte. Nein, wer solche feingliedrigen langen Finger wie er hatte, der musste einfach sein künstlerisches Metier beherrschen. Ilona konnte sich an diesen schlanken langen Händen nicht sattsehen. Ob die wohl auch sensibel streicheln konnten? Ihr wurde noch heißer.

»Was hältst du von, sagen wir, morgen Nachmittag um drei Uhr? Bei mir?«

Bei ihm zuhause? Aber klar, er wollte ihr vorspielen, also hatte er bestimmt ein Klavier zuhause stehen. Dazu konnten sie sich nicht in einem Café treffen. Sie schluckte. Wieso sollte er an etwas anderes denken. In der S-Bahn hatte er ja auch nur seine Musik im Kopf. Vielleicht war er sogar ein musikalisches Genie, am Ende war sein Name für Fans längst Programm, und sie ahnte davon nicht einmal etwas.

Nachdem sie noch Adresse und Telefonnummer ausgetauscht hatten, machte Ilona sich auf den Weg zur Arbeit. Am nächsten Vormittag war einkaufen angesagt. Unter der Woche besorgte sie nur das Notwendigste wie Obst oder Brot. Alles andere erledigte sie am Samstag. Allerdings schweiften Ilonas Gedanken einige Male ab. Bestimmt hatte sie etwas vergessen. Ihre Aufregung stieg mit jeder Stunde.

Der Wohnungsputz musste heute warten. Lieber widmete Ilona sich um die Mittagszeit ihrer eigenen Pflege im Bad. Sie genoss es normalerweise in der Wanne zu liegen, ein Glas Orangensaft und ein Buch zur Hand, leise Musik aus dem Badradio. Aber heute fand sie nicht die nötige Gelassenheit. Zu gespannt war sie auf das Treffen mit ihrer neuen Bekanntschaft.

Sorgfältig, aber dennoch dezent geschminkt und in einem leichten Sommerkleid machte sie sich auf den Weg.

Die Wohngegend gehörte zu den besseren Lagen der Stadt. Altgewachsene, gut instand gehaltene und behutsam modernisierte Gebäude prägten das Bild. Kleinere, in die Wohnblocks integrierte Geschäfte hatten sich bislang halten können, anstelle großer Supermarktketten, für die ohnedies kein Platz war. Nur der Mietspiegel war für Ilonas Geschmack ein wenig zu hoch, sonst hätte sie sich auf eine der Wartelisten eintragen lassen, die es mittlerweile für viele Häuser gab. Zog jemand aus, war die Wohnung am nächsten Tag schon wieder belegt.

Schmale, hohe Sprossenfenster kennzeichneten das Haus als Altbau mit höheren Decken. Ilona musste sich fest gegen die hohe Eingangstür stemmen, um sie aufzudrücken. Ein Durchgang unter dem Gebäude führte in den Hinterhof und zum Rückgebäude. Über eine seitliche Steintreppe gelangte Ilona zu den beiden Wohnungen im Hochparterre.

Es dauerte einen Moment, bis auf Ilonas Klingeln Schritte zu hören waren. Dann stand Marius vor ihr, leger mit einem gestreiften Polohemd und Jeans bekleidet und reichte ihr die Hand.

»Hallo, schön dass du da bist. Hast du gleich hergefunden?«

»Ja danke, kein Problem. Klasse Wohngegend«, erwiderte Ilona und reichte Marius eine Flasche Prosecco. »Ich hoffe, du trinkst sowas?«

»Na klar«, grinste er. »Ich leg sie mal schnell kalt, bin gleich wieder da.«

»Wow!«, entfuhr es Ilona beim Betreten des Wohnzimmers. »Wie bist du denn an diese geile Wohnung gekommen?«

Marius erschien hinter ihr und zuckte mit den Schultern. »Vitamin B.«

Ilona zog eine Augenbraue hoch, während sie ihn über die Schulter hinweg anschaute, und er lachte. »Die Wohnung hat meiner Großtante gehört und die hat sie mir samt ihrem Flügel vermacht, als sie vor ein paar Jahren zu meinem Onkel ins Haus gezogen ist. Wegen versorgt sein und so.«

Ilona nickte und blickte sich um. Wahnsinn. Zum einen war das Wohnzimmer doppelt so groß wie ihr eigenes, mit einem gepflegten alten Parkett ausgelegt, insgesamt sehr klar und übersichtlich gestaltet, denn die Möbel waren zu den Wänden hin aufgeräumt und auf das Notwendigste beschränkt. Zum anderen wurde es von dem schwarz glänzenden Flügel dominiert, der mitten im Raum stand. Wie riesig so ein Flügel war! Beeindruckend. Wie man den wohl einst in die Wohnung bekommen hatte? Ihr Kopfkino schickte ihr ein Bild, wie das Zimmer um den Flügel herum gebaut wurde und sie musste an sich halten, nicht zu kichern.

Die linke Zimmerwand bestand fast durchgängig aus gut gefüllten Bücherregalen, darunter viele mit alten Ledereinbänden, die sicherlich auch von besagter Großtante stammten.

Die rechte Wand wirkte hingegen fast kahl. Dort gab es nur ein altes, dunkelgrün bezogenes Sofa mit geschwungenen Armlehnen. Legte Marius denn gar keinen Wert auf eigene Möbel? Auch wenn alles gut erhalten und stilvoll war – wo blieb sein eigener Geschmack? Oder war dies auch seiner? Sie würde es irgendwann herausfinden, im Moment war dies nebensächlich. Auf einem kleinen Beistelltisch am Sofa standen zwei Gläser und eine Karaffe mit offenbar frisch gepresstem Saft bereit. Wie aufmerksam. Offenbar war ihm aufgefallen, dass Ilona morgens immer Obst für den Arbeitstag dabei hatte.

Ansonsten war der Raum schmucklos. An den pastellgelb gestrichenen Wänden hing kein einziges Bild und keine Uhr. Auch die fünf vergleichsweise kleinen Fenster mussten ohne Gardinen oder Blumen davor auskommen. Als Sichtschutz gab es lediglich weiße halbtransparente Schiebegardinen, das einzige moderne Accessoire. Durch die Höhe wirkte der Raum noch größer. Von der Mitte hing eine Lampe mit schlichtem weißem Schirm herab, deren Höhe sich durch Ziehen variieren ließ.

»Ich habe noch nie bei jemandem zuhause so viele Bücher gesehen. Hast du die einfach nur übernommen oder auch gelesen?«

Ilona trat näher an die Regalwand heran. Es machte sie nervös, dass Marius neben ihr stand und sie wusste nicht, worüber sie reden sollten. Ihr Kopf war im Moment wie leer gefegt. Insofern kam ihr die Ablenkung mit dem Bücherregal gerade recht.

»Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich sie vielleicht lesen. Sind tolle Klassiker darunter. Meine Tante ist sehr gebildet und war immer an Geschichte und Literatur interessiert. Aber ich. .. nein, gelesen habe ich nur die, die etwas mit Musik zu tun haben.«

Das war klar.

»Magst du was trinken?«

»Gerne, danke.«

»Möchtest du einen Schuss Prosecco in den Saft?«

Ilona zögerte. »Vielleicht später. Ich finde es noch zu früh. ..«, brachte sie mühsam hervor. Warum nur war sie so nervös?

Marius nickte, goss Saft in die beiden Gläser ein und brachte ihr eines davon.

»Hm, lecker. Selbst gepresst?« Der Geschmack war fruchtigfrisch, der Saft gut gekühlt, aber nicht zu kalt.

Er grinste. »Nicht von mir gepresst. Ein Straße weiter gibt es einen Obstladen, die bieten das als Service an.«

»Sehr fein. Mango, Banane, Orange. ..«

»… und ein bisschen Ingwer.«

Er stellte sein Glas an einen freien Platz im Bücherregal, wandte sich dann ab und setzte sich an den Flügel.

Es war ihm also ernst damit, dass er sie zu sich nach Hause eingeladen hatte, um ihr vorzuspielen? Ilona war sich nicht sicher, ob sie sich geehrt fühlen sollte. Wenn sie in sich hineinhorchte, war sie doch ein wenig enttäuscht, dass dies der einzige Grund sein sollte.

Als die Musik einsetzte, ein langsames, gefühlvoll dargebrachtes Stück, fing in ihrem Nacken ein Kribbeln an. Wie unglaublich leise man auf diesem riesigen Instrument spielen konnte!

Sie stellte ebenfalls ihr Glas ab, drehte sich um und ging hinüber. Nein, sie ging nicht einfach. Sie tänzelte, wiegte sich im Takt, fühlte sich wohlig beschwingt. Wenn ihr Musik gefiel, wenn Melodie und Rhythmus sie erreichten, dann bewegte sie sich gerne dazu und tanzte schon mal quer durch ihre Wohnung.

Gewiss spielte er etwas Klassisches und sie hatte keine Ahnung, um was für ein Stück oder welchen genialen Komponisten es sich handelte – aber es gefiel ihr und erreichte ihr Innerstes. Es genierte sie auch nicht, sich vor Marius zur Musik zu bewegen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Über solche Hemmnisse war sie hinweg, gerade weil ihr letzter Freund sich darüber lustig gemacht hatte. Aber dies war ein Teil von ihr. Sie musste sich einfach bewegen, der Melodie folgen, und die Stimmung in sich aufsaugen, sich von ihr forttragen lassen. Vielleicht hatte der Ballettunterricht dazu beigetragen, an dem sie einige Jahre intensiv teilgenommen hatte. Vielleicht lag es ihr auch einfach nur im Blut.

Ihre Brust hob und senkte sich deutlich unter ihrem Atem und sie hielt am Flügel inne, als das Lied ausklang, und lehnte sich über den Rand, um in das Innere zu blicken, da der Deckel hochgestellt war. Ordentlich sah es darin aus und kompliziert. Drähte, Holz, Stellschrauben. .. Irgendwo hatte Ilona mal gehört, dass die besten Klavier- und Flügelstimmer Blinde sein sollen, da diese das absolute Gehör hätten, von nichts anderem abgelenkt.

Doch das Interesse am Innenleben des Instrumentes währte nur kurz. Als sie aufsah, begegneten sich ihre Blicke und ihr wurde heiß.

»Du hast ein gutes Rhythmusgefühl«, stellte Marius fest und sah sie auf eine Weise an, dass es ihr kalt und heiß den Rücken hinunter rieselte. Kam der eigentümliche Glanz in seinen Augen davon, dass er ganz und gar mit der Musik verschmolz oder steckte noch etwas anderes dahinter?

»Tu dir keinen Zwang an, mach weiter. ..«, murmelte er und begann erneut zu spielen. Das Lied begann sanft und leise, steigerte sich aber bald zu einem wilden Orkan, der Ilona außer Atem brachte. Sie hatte Strickjacke und Riemchensandaletten von sich geworfen und wirbelte barfuß und völlig losgelöst durch den Raum. Ihre langen Haare umgaben sie dabei wie ein Schleier.

Ein wenig atemlos kam sie neben der Klavierbank zum Stehen, als das Lied ausklang und strich ihre Haare mit beiden Händen nach hinten.

»Das war schön«, lächelte sie ihn an.

Ehe sie sich versah, hatte er sie um die Hüfte gefasst und sie fand sich neben Marius sitzend in seinem Arm wieder, seine Lippen leidenschaftlich auf ihren. Sein Kuss war wunderbar und seine Nähe fühlte sich rundum gut an. Die schweigsame kurze Pause, in der sie sich in die Augen schauten und nur ein Lächeln schenkten, machte alles klar. Sie waren füreinander gemacht. Er empfand wie sie, dazu bedurfte es vorerst keiner Liebeserklärung. Der Ausdruck in seinen Augen und in seinem Gesicht sprach ausführlich genug.

Ilona gab alles. Sie legte eine Hand in seinen Nacken, küsste sanft seine Lippen, seine Nase, seine geschlossenen Augen. Seine Haut fühlte sich gut an und sie mochte seinen Geruch. Es war schön, seine Hände zu spüren, die sie sicher an ihn drückten. Spielerisch knabberte sie an seinen Lippen, bis er sie öffnete und leise wohlig seufzte: »Tanz nochmal für mich.«

Ilona drückte sich soweit von ihm weg, dass sie ihn anschauen konnte. »Das gefällt dir?«

Er stupste ihre Nase mit seiner an und sagte: »Ja, meine kleine Ballerina. Tanz, und gib dich ganz deinen Gefühlen hin.«

Der Druck in ihrem Rücken verringerte sich und Ilona stand auf. Verwundert sah sie ihm zu, wie er den Deckel des Flügels zuklappte. Es lag ihr auf der Zunge zu fragen, warum er dies machte, aber ihre Zunge klebte am Gaumen. Ihr Körper fühlte sich an, als loderte Feuer durch ihre Adern und in ihren Beinen kribbelte es, nur allzu bereit, der nächsten Melodie zu folgen.

Das Stück war ungewöhnlich, wechselte zwischen langsameren, sensiblen Passagen und turbulenten, aufpeitschenden. Zuerst wusste Ilona nicht recht damit umzugehen. Zwar reagierten ihre Beine automatisch, führten sie dahin und dorthin, um den Flügel herum, sogar so nah an Marius vorbei, dass sie ihn streifte. Ein »Entschuldigung« formulierte sich in ihrem Kopf, doch heraus kam es nicht. In der nächsten Sekunde war sie schon wieder weiter, schaute ihn an, jedoch waren seine Augen konzentriert auf die Tasten gerichtet. Nahm er überhaupt wahr, wie sie dem Rhythmus folgte und wie gefangen sie von dieser Musik war?

Es durchfuhr sie wie ein Blitz von oben nach unten, vom Kopf bis in ihre Füße, als er auf einmal aufsah. Sein Gesichtsausdruck war jetzt anders, unbeschreiblich anders. Er lächelte nicht, aber er schaute auch nicht grimmig. Ilona kam es vor, als dringe er mit seinen Augen in sie ein, führte sie, manipulierte sie wie eine Marionette am Faden. Es war ihr nicht unangenehm, nur fremdartig fühlte es sich an, heiß, pulsierend.

Wozu nur tanzen? In der nächsten Sekunde hatte sie sich auf den Flügel hochgestemmt, rutschte bäuchlings näher zu ihm, und wurde im selben Moment gewahr, dass sie stöhnte und schnurrte wie eine Großkatze. Du meine Güte, so habe ich mich ja noch nie aufgeführt! Aber schuld ist ja nur er daran, warum hat er auch den Flügel zugeklappt! Fast musste sie über sich selbst lachen, wäre es nicht so erregend gewesen. Es fühlte sich richtig an, und es fühlte sich vor allem deshalb richtig an, weil sein Blick ihr dies sagte und sie geradezu aufforderte, weiter zu machen und ihren Empfindungen freien Lauf zu lassen.

Ilona stöhnte lauter. Ihre Lippen öffneten sich mehr, sehnten sich nach seinen, nach einem leidenschaftlichen Kuss. In ihrem Unterleib kribbelte und pulsierte die Begierde so sehr, dass sie ihn am liebsten angefleht hätte: »Nimm mich!«

Die glänzende Oberfläche des Flügels fühlte sich angenehm an und sie räkelte sich darauf hin und her wie eine rollige Katze. Ab und an streckte sie die Arme nach ihm aus, und wenn er sich vorbeugte, als wolle er ihre Hände küssen – was rein physikalisch gar nicht machbar war, denn so lange Arme hatte kein Mensch – dann zog sie sich zurück.

Seine Lippen hauchten »Biest« und sie fauchte zurück. Was für ein herrliches Spiel.

Der Flügel unter ihr bebte und machte sie noch wilder. Den Saiten und Tasten wurde das Äußerste abverlangt. Lebte er nur für die Musik?

Ilona wollte sich das nicht vorstellen und sie war bereit ihn mit allen Mitteln zu verführen. Während sie sich auf den Rücken umdrehte, versuchte sie das Kreuz durchzudrücken, nach hinten seinen Blick zu erhaschen und strich sich mit den Fingern genüsslich über die Brustspitzen. Von seiner Warte aus müsste er in den V-förmigen Ausschnitt ihres Kleides schauen können. Macht ihn das nicht an?

Wie in Zeitlupe, als wäre dies ein Traum oder ein Film, fern jeglicher Realität, so nahm sie wahr, dass er nun doch aufstand, neben den Flügel trat und seine Hände über ihren Körper streichelten.

Roar!

Wann und wie er ihren Slip abgestreifte, hätte sie später nicht beantworten können. Aber dass sie ihm dabei zugesehen hatte, wie er sich vor ihr auszog und wie schön sein Körper war. Davon erinnerte sie jede Sekunde. Schlank und drahtig wirkte er, die Haut leicht bronziert.

Dann stemmte er sich hoch und kam zu ihr auf den Flügel. Als er zwischen ihren Beinen kniete und sich über sie beugte, um sie zu küssen, überrollte sie ihr erster Orgasmus. Sie hatte nicht wahrgenommen, wann genau er in sie eingedrungen war. Nur das heftiger werdende Pulsieren, das köstliche Gefühl endlich ausgefüllt zu sein, und vor allem dieses Ganzkörper-Wohlgefühl, dass sie fast zu Tränen überwältigte und ihr nun einen Schrei höchsten Genusses entlockte, den er auf der Spitze ihres Höhepunktes mit einem wilden Kuss erstickte.

DER ANIMATEUR

VON EMILIA JONES

Mit beiden Händen hielt Kristina den rosa-weiß-geblümten Overall in die Höhe und schnitt ihm eine frustrierte Grimasse.

»Oh Mann, habe ich mir das wirklich richtig überlegt?«, fragte sie sich. Aber nun war es wohl zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Sie stand in einer winzigen Kammer, die als Umkleideraum für fünf bis sechs Personen ausreichen sollte. Hier gab es weder einen ordentlichen Schrank noch eine Kommode oder sonst etwas. Lediglich ein paar Haken ragten schief und unkontrolliert verteilt aus den Wänden heraus. An ihnen hing kreuz und quer eine Vielzahl an Kostümen. Vermutlich wurde keines von ihnen jemals gewaschen oder gebügelt. Zumindest sahen sie so aus.

Todesmutig schnupperte Kristina an dem Overallstoff. Er roch ein wenig vermodert, aber zum Glück nicht ganz so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Der Gedanke, sogleich in dieses Kostüm hinein schlüpfen zu müssen, gefiel ihr überhaupt nicht. Dennoch würde sie keine andere Möglichkeit haben.

»Was habe ich mir nur dabei gedacht?«

»Hey, Krissi, bist du bald mal fertig? Die anderen wollen sich auch noch umziehen.« Steffi, ihre beste Freundin seit Kindertagen, quetschte sich durch die Tür in die Kammer hinein. Nun stand sie vor ihr, schlaksig und hochgewachsen überragte sie Kristina fast um eine Kopfeslänge, so dass der Eindruck entstand, sie blickte auf ihre Freundin herab.

»Sorry. ..«, stotterte Kristina, »… ich hab nur. .. ich wollte. .. hm.« Da sie nicht die richtigen Worte fand, hielt sie Steffi als Erklärung den Overall entgegen.

Die antwortete mit einem Seufzen. »Ja, ich weiß, die Kostüme sind nicht das Gelbe vom Ei. Aber der Job macht echt Laune. Wirst schon sehen.«

Der Job. Das war eine befristete Anstellung als Animateurin in einer Ferienanlage auf Ibiza. Hier sollten die beiden Freundinnen mindestens die nächsten drei Monate verbringen und bei den Gästen für gute Laune sorgen. Und warum? Weil Kristina keine Ahnung gehabt hatte, was sie nach ihrem erfolgreich bestandenen Abitur mit sich anstellen sollte. Steffi war dann auf die Schnapsidee gekommen, bei den Schnuppertagen für Animateure vorbei zu schauen. Die waren zufälligerweise gerade von einem großen Reiseveranstalter in ihrer Stadt angeboten worden.

Warum ausgerechnet ihnen beiden sofort eine Anstellung auf Ibiza zugesagt worden war, verstand Kristina immer noch nicht. Vom Tag ihres Bewerbungstrainings bis zu dem Moment in der Umkleidekammer waren gerade einmal zwei Wochen vergangen. Vielleicht, überlegte Kristina, hatte der knackige Chef-Animateur doch seine Finger im Spiel gehabt. Er hieß Peter und pflegte mit blondem Kurzhaarschnitt und hübsch gebräunter Haut den perfekten Look eines Sonnyboys. Wenn er nicht ins Ferienparadies auf einer Insel passte, wer sonst?

Kristina bildete sich vom ersten Moment an ein, er hätte ein besonderes Auge auf sie geworfen. Allerdings konnte sie sich dessen nicht vollkommen sicher sein. Es war mehr eine Art Katz-und-Maus-Spiel, was er da mit ihr trieb. Zuerst näherte er sich ihr an, flüsterte ihr anzügliche Dinge ins Ohr, nur um sich gleich wieder zu entfernen und so zu tun, als wäre nichts gewesen.

Trotzdem hatte allein die Aussicht, mit ihm zusammen zu arbeiten, ausgereicht, um in Steffis Jubelschreie über die Job-Zusage einzustimmen.

Nun stand sie da, in dem rosa-weiß-geblümten Overall, und wusste noch gar nicht so recht, was sie eigentlich als nächstes zu tun hatte. Steffi, neben ihr, trug einen grün-weiß-gestreiften Overall, der mindestens genauso moderig roch wie ihr eigener. Gemeinsam traten sie aus der Kammer heraus und wurden vor der Tür von Peter empfangen.

Der Chef-Animateur steckte in einem hautengen rosa Badeanzug. Natürlich wirkte das ein wenig albern, aber dennoch sexy genug, um Kristina gehörig ins Schwitzen zu bringen. Sie konnte sich nicht davon abbringen, auf die beeindruckende Ausbeulung in seiner Hose zu starren. Sämtliche Säfte in ihrem Schoß zogen sich erst kurz zusammen, wie vor Schreck, um sich dann aus ihrer Spalte heraus zu schleichen und ihre Libido heftig zum Pochen zu bringen.

Kristina schluckte. Abermals fragte sie sich, ob sie sich das alles eigentlich richtig überlegt hatte. Wie sollte sie nur an der Seite dieses Prachtexemplars eine Show abliefern und nebenbei ihre aufwallenden Lustgefühle unterdrücken?

»Was genau sollen wir eigentlich tun?«, hörte Kristina sich fragen. Ihre Stimme klang dumpf, als hätte sie Watte in den Ohren.

»Ein bisschen die Pausenclowns spielen halt.« Peter zuckte mit den Schultern und grinste sie frech an. »Wir machen heute nur etwas zum Auflockern, um euch ans Publikum zu gewöhnen. Für die richtigen Showeinlagen müssen wir dann natürlich erstmal proben.«

»Aha«, meinte Kristina.

Steffi hopste auf und ab, während sie in die Hände klatschte. »Wie lustig. Ich kann’s kaum abwarten.«

Als Peter ihnen den Rücken zukehrte und voran schritt, offenbarte er den Freundinnen gleichzeitig einen Blick auf seinen wohlgeformten Hintern. Er trug einen String-Badeanzug, so dass seine Pobacken in aufreizender Weise offen lagen. Steffi kicherte albern. Kristina allerdings hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Wie es sich wohl anfühlte, dieses wunderbare Hinterteil? War es hart und fest und die Haut samtig? In dem gebräunten Ton sah es jedenfalls so geschmeidig und ebenmäßig aus, dass Kristina am liebsten eine Hand ausgestreckt und hinein gekniffen hätte.

In ihrem Inneren pulsierte ein leidenschaftliches Verlangen, das nur von dem Zusammentreffen mit zwei weiteren Animateuren unterbrochen wurde. Sally und Lenny, ein Pärchen aus England. Die beiden jobbten nach eigener Aussage schon seit Jahren in diversen Ferienanlagen. Einer richtigen Arbeit nachzugehen, kam ihnen schlichtweg zu öde vor. Zum zweiten Mal bildeten sie in dieser Anlage ein Team mit Peter und sollten Kristina und Steffi quasi an die Hand nehmen. Sie trugen ebenfalls diese dämlichen Overalls. Sicher müffelten sie auch genauso nach Moder, sagte sich Kristina, und fand durch diesen Gedanken wenigstens ein klein wenig Ablenkung von Peters Knackpo.

Gemeinsam marschierten die Animateure in die hoteleigene Bar. Hier hielt sich Abend für Abend ein Großteil der Gäste auf, um sich unterhalten zu lassen oder sich einfach nur zu betrinken. Auf jeden Fall wollten sie Spaß haben und ihre Alltagssorgen vergessen, egal wie.

Peter machte Kristina und Steffi deutlich, dass sie zur Belustigung hier waren. Sie sollten einfach irgendwelchen Quatsch machen, die Leute zum Lachen bringen. Natürlich war Steffi sofort Feuer und Flamme. Sie hopste davon wie ein wild gewordenes Karnickel und landete beim erstbesten Herrn älteren Semesters direkt auf dem Schoß. Der gluckste fröhlich mit puterrotem Kopf. Die Dame neben ihm, offenbar seine Frau, schien hingegen weniger begeistert, verhielt sich jedoch ruhig.

Kristina betrachtete die Szene desinteressiert. Peter stand immer noch neben ihr, so dicht, dass ihre Haut am ganzen Körper kribbelte. Als er seinen Kopf neigte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, spürte sie seinen Atem auf ihrer Wange. Sie schloss die Augen für den Bruchteil einer Sekunde und stellte sich vor, dass er an ihrem Ohrläppchen knabberte. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken.

»Na los, ich möchte sehen, wie du den Leuten so richtig einheizt«, wisperte er. Einen Moment hielt er inne und atmete weiterhin heiß und sinnlich gegen ihre Wange. Dann leckte er einmal über ihre Ohrmuschel. Es war wie ein Anreiz, ein Versprechen auf mehr. Kristinas Unterleib flammte auf. Sie wandte sich ihm zu und wollte seine Liebkosung erwidern, doch da war er längst in den Fängen einer anderen Frau. Einem Gast natürlich. Sie schlang einen Arm um Peters Hals, zog ihn an sich und knipste mit der freien Hand ein Selfie.

»Das kommt gleich auf Facebook«, hörte Kristina die Frau noch hysterisch kreischen, bevor sie sich selbst unter die Leute mischte.

Steffi hockte weiterhin auf dem Schoß des älteren Herrn und hatte offenkundig sehr viel Spaß dabei. Sie trank einen Schluck von seinem Bier, bevor sie es ihm an die Lippen setzte und ihn dazu animierte, es auf ex zu trinken. Steffi wippte auf und ab. Alle anderen am Tisch feuerten den Mann an, abgesehen von seiner Ehefrau. Die fasste sich mit einer Hand an die Brust und sah aus, als würde sie jeden Moment Schnappatmung bekommen.

Der Barraum wirkte plötzlich unnatürlich heiß. Kristina fächelte sich mit einer Hand Luft zu. Das Kostüm kratzte. Überhaupt fühlte sie sich unwohl und wusste nichts mit sich anzustellen.

»Den Leuten einheizen. Haha. ..«, nuschelte sie vor sich hin und schlenderte dabei ziellos durch den Raum. Eigentlich hatte sie sich eine engere Zusammenarbeit mit Peter erhofft. Sie wollte nicht bei anderen, wildfremden Männern auf dem Schoß hocken, so wie Steffi es tat.

War sie für den Job der Animateurin überhaupt geeignet?

Sie blieb vor einem vollbesetzten Tisch stehen und blickte sich um. Dass es sich bei der Gruppe, auf die sie direkt zugesteuert war, um eine Horde sturzbetrunkener junger Männer handelte, bemerkte sie zu spät. Schon hatte der erste von ihnen eine Hand auf ihrem Hintern.

»Ey, Puppe«, lallte er, »ich hätt’ dich auch so gern auf meinem Schoß. Komm kuscheln.« Breitbeinig und lässig zurück gelehnt hing er auf seinem Stuhl, mit der einen Hand zwickte er ihr in den Po, mit der anderen kraulte er sich die Eier.

Sein Verhalten widerte Kristina an und am liebsten hätte sie ihm eine gescheuert. Aber natürlich gab sie sich diese Blöße nicht. Schließlich war sie doch hier, um die Gäste zu belustigen. Oder besser gesagt: ihnen richtig einzuheizen.

»Also gut«, dachte sie sich, »soll Peter doch bekommen, was er will.«