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Über das Mindestmaß an Erziehung hinaus möchten immer mehr Hundehalter die Bindung zu ihrem vierbeinigen Freund durch ein erweitertes Erziehungs- und Trainingsprogramm festigen. So wird mittlerweile jeder Familienhund zu einem angenehmen Begleiter erzogen, der darüber hinaus einige Tricks beherrscht oder sogar Hundesport betreibt.

Die Hundewelt ist sich einig: Ein Hund muss erzogen und beschäftigt werden – und das geht am besten mit Spaß.

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Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Copyright © 2014 by Cadmos Verlag, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: Ravenstein und Partner, Verden
Lektorat der Originalausgabe: Dorothea von der Höh

Coverfoto: Tierfotoagentur.de/D. Geithner
Fotos im Innenteil: Nicole Röder, Ralph Weires
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach
vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN: 978-3-8404-6183-5

Inhalt

Vorwort

Equipment für Hund und Halter

Warum der Spaß am Training so wichtig ist

Positiv bestärken ist hui – Alphadenken pfui

So lernt der Hund

Warum Stress und Angst das Hirn blockieren

Motivation und effektives Belohnen

Ausflug in die Lehrkiste

Aller Anfang soll gut sein – die Grundschule

Die Grundprinzipien des erfolgreichen Zusammenlebens

Erziehung mit Spaß – von Anfang an

Die Welt ist eine Auster – öffnen wir sie gemeinsam

Sitz, Platz, Aus und Bleib – Lernen ist spitze

Flegeljahre sind eine Chance – kein Ärgernis

Wider die temporäre Taubheit

Die Bindung stärken

Endlich erwachsen – auf dem Weg zur Perfektion

Fußarbeit ist spitze

Apportieren für jederhund

Spiele, Tricks und Showeinlagen

Spaziergehspiele

Versteckspiel

Ein Ball, viele Möglichkeiten

Suchspiele

Rückwärtslaufen

Zeitung, Hausschuhe, Leine bringen

Winken

Verbeugung

Schäm dich

Teamsportarten

Agility

Obedience

Dogdancing

Fehler sind menschlich

Zu guter Letzt

Literatur zum Weiterlesen

Interessante Adressen und Weblinks

Vorwort

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Etwa fünf Millionen Hunde erfreuen in Deutschland täglich ihre menschliche Familie. Ein Mindestmaß an Erziehung erhält glücklicherweise fast jeder dieser Hunde, und immer mehr Menschen möchten die Bindung zu ihrem vierbeinigen Begleiter durch ein erweitertes Trainingsund Erziehungsangebot stärken. Der Zulauf in Hundeschulen und Hundevereinen wächst stetig, und auch in den eigenen vier Wänden wird geübt, was das Zeug hält. So exotisch Begriffe wie Clickertraining, Dogdancing, Obedience und dergleichen noch vor wenigen Jahren anmuteten, so gebräuchlich sind sie mittlerweile im Hundehaltervokabular. Jeder Familienhund wird zum angenehmen Begleiter erzogen, der auch den einen oder anderen Trick beherrscht, und die Anzahl der sportlich geführten Hunde wächst. Die einhellige Meinung scheint also zu sein, dass ein Hund erzogen und beschäftigt werden soll. So übereinstimmend diese Ansicht in der Hundewelt ist, so unterschiedlich sind jedoch die Ansätze, nach denen ausgebildet wird. Von rein positiver Bestärkung bis hin zu längst überholten, aber dennoch allgegenwärtigen Dominanztheorien ist alles zu finden. Der vorliegende Ratgeber soll dem interessierten Hundehalter einen grundsätzlichen Überblick darüber geben, was für das Hundeleben wichtig ist, wie unsere Vierbeiner lernen und welche Möglichkeiten es gibt, um Grunderziehung und weitere Ausbildung erfolgreich in die rechten Bahnen zu lenken. Über allem steht der Grundsatz, dass Hundetraining jede Menge Spaß machen soll, und zwar beiden Parteien: Glücklich und entspannt lernt und arbeitet es sich einfacher, besser und aufmerksamer – dies gilt für Menschen wie für Tiere. Wenn der Hund gut mitarbeitet, macht auch das Lehren mehr Freude, und gut lernen kann der Hund nur, wenn er positiv an Neues herangeführt wird. Wie ein solcher positiver Trainingskreislauf entstehen kann, soll im vorliegenden Buch erläutert werden, sodass letztlich jeder voller Überzeugung sagen kann: Hundetraining mit Spaß macht Spaß!

Equipment für Hund und Halter

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Aus Hundesicht ist das wichtigste Utensil beim Training die Zeit, die wir ihm schenken. Aber ganz ohne praktisches Zubehör kommt man nicht aus.

Kein Hund braucht einen eigenen Schrank, in dem es für jeden Tag eine andere Kombination aus Leine, Halsband oder Brustgeschirr gibt. Auch Kisten voller Spielzeug – von Wurf- über Zerrspielen bis hin zu speziell angefertigten Intelligenzholzspielen – gehören nicht zu den wichtigsten Dingen im Hundeleben. Häufig freut sich eher das Kind im Hundehalter, wenn viele bunte Bälle, modische Accessoires und Leckereien in allen Varianten die heimischen Regale schmücken. Wer seine Kauflust ausleben möchte, kann dies natürlich gern tun – regelmäßige Spieleinheiten freuen den Vierbeiner in jedem Fall. Dabei ist es diesem jedoch egal, ob das Zerrspiel mit handgeknüpftem Baumwolltau in Regenbogenfarben oder mit einem ausrangierten T-Shirt aus dem Kleidersack stattfindet. Für unseren Vierbeiner zählt vor allem, dass wir Zeit mit ihm verbringen und ihn Neues lehren, die Welt zusammen mit ihm entdecken und manchmal einfach nur wild toben. Wenn Sie aber gern für Ihren Hund shoppen, dann achten Sie unbedingt auf Qualität. Tennisbälle gehören genauso wenig ins Hundemaul wie Billigartikel, die Weichmacher und abfärbende, giftige Farben enthalten.

Die Grundausstattung lässt sich schnell zusammenstellen. Für den Zweibeiner empfiehlt sich beispielsweise die Anschaffung folgender Kleidungsstücke:

•  bequeme Gummistiefel, mit denen auch längere Spaziergänge ohne Fußschmerzen zu bewältigen sind

•  leichte Trekkingschuhe mit gutem Profil

•  Regenbekleidung

•  Leckerchenbeutel oder Gürteltasche

•  eine leichte Jacke, die Wind und Wasser trotzt und schnell von Schmutz befreit werden kann

Der Filzbelag auf Tennisbällen schmirgelt die Zähne ab und gehört daher aus der Hundespielkiste verbannt. Es gibt für jeden Geldbeutel und jeden Farb- und Formgeschmack den passenden Ball – dieser darf aber niemals so klein sein, dass er vom Hund verschluckt werden und in den Hals rutschen könnte. Auch Kauspielzeuge gibt es in den verschiedensten Varianten, und auch hier sollte eine gute Qualität oberstes Kaufgebot sein. Was splittern, färben oder verschluckt werden kann, gehört nicht in den Hundehaushalt! Das gilt übrigens auch für Stöckchen, die für Vierbeiner tabu sein sollten, da sie ein erhebliches Verletzungsrisiko bergen.

Die Basisausrüstung für den Vierbeiner besteht aus:

•  Leine: für den täglichen Gebrauch eine 2-Meter-Leine, die individuell in der Länge regulierbar ist und sich beim Spaziergang bequem umhängen lässt. Die Leine sollte passend zu Körpergröße und Gewicht des Hundes ausgewählt werden, weder zu schwer noch zu leicht sein und gut in der Hand liegen. Wichtig ist, besonders bei großen Rassen, die gute Verarbeitung des Karabiners, damit der Hund sich nicht losreißen kann. Eine Beratung ist immer empfehlenswert, denn eine gute Qualität bei Leine, Halsband und Brustgeschirr ist nicht nur äußerst langlebig, sondern kann im Extremfall auch (Hunde-)Leben retten.

•  Früher oder später sollte auch eine 1-Meter-Leine angeschafft werden – für Obedience- und Erziehungstraining ist sie unabdingbar, leistet aber auch bei Stadt- oder Zoobesuchen gute Dienste.

•  Halsband oder Brustgeschirr: Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Persönlich rate ich immer zum gut sitzenden und gepolsterten Brustgeschirr, insbesondere dann, wenn der Hund noch am Anfang seiner Ausbildung steht. Die Halswirbel des Vierbeiners werden es Ihnen danken, wenn Sie auf das Halsband verzichten. Aber egal ob Geschirr oder Halsband, denken Sie immer daran: Wenn Hunde miteinander toben, wird alles ausgezogen, damit es nicht zu Verletzungen durch Hängenbleiben kommen kann. Körbchen, Decke, Matte und/oder Hundebox sollten beim Einzug bereits vorhanden sein, sodass der Vierbeiner von Anfang an seinen ruhigen Rückzugsort hat.

•  Zeckenzange, Kotbeutel und Fellsowie Pfoten- und Krallenpflegeutensilien sollten Sie ebenfalls beizeiten anschaffen.

•  Die notwendigen Dinge für die eigene kleine Hundeapotheke können Sie sich von Ihrem Tierarzt zusammenstellen lassen. So sind Sie stets für die kleineren Wehwehchen gerüstet.

An Trainingsequipment sollte sich in jedem Hundehaushalt finden:

•  Ball an einer Schnur – dieser kann sehr weit geworfen werden und ist gleichzeitig auch als Zerrspielzeug geeignet.

•  Ein befüllbares Spielzeug ist beim Üben des Alleinbleibens und beim Boxentraining empfehlenwert.

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Mit Schleppleine und (leicht!) befülltem Hunderucksack steht einer entspannten Wanderung auch mit dem jagdlich ambitionierten Vierbeiner nichts im Wege.

•  Sehr gute Leckerchen sind unabdingbar. Hiervon kann man anfangs gar nicht genug im Haus haben. Wer seinem Hund etwas besonders Gutes tun will, der backt selbst oder mischt regelmäßig gute Käse- oder gekochte Fleischstücke unter die Goodies.

•  Sehr empfehlenswert ist die Anschaffung eines Clickers.

•  Ein Futterbeutel wird den Einstieg in Such- und Bringspiele enorm erleichtern.

•  Mit einer Schleppleine oder einem Bergsteigerseil (reißfest und leicht) wird gerade die hündische Pubertät für beide Seiten sicherer und nervenschonender.

•  Eine gute Hundepfeife ist empfehlenswert, wenn man selbst mehr schlecht als recht pfeifen kann.

Es muss nicht immer die teure Variante aus dem Fachgeschäft sein. Viele Spielzeuge kann man sich aus Materialien zusammenstellen, die sich in jeder Wohnung finden. Zum Zerren eignen sich Socke und Shirt ebenso gut wie ein Baumwolltau. Ein Schlampermäppchen aus Leder ist ein hervorragender Futterbeutel, und Intelligenzspiele wie das Hütchenspiel, bei dem der Vierbeiner aus verschiedenen Bechern den herauspicken soll, unter dem sich seine Leckerei versteckt, lassen sich bestens mit Joghurtbechern und dergleichen nachbasteln. Und wer das Alleinbleiben schmackhafter gestalten möchte, der füllt einfach eine leere PET-Flasche zu einem Drittel mit Hundefutter auf und lässt den Hund dieses herausarbeiten.

So viel zu den Dingen, die käuflich zu erwerben sind. Besonders wichtig ist darüber hinaus eine positive Grundstimmung, wenn man mit seinem Hund etwas Neues erarbeiten möchte. Wenn der Mensch gestresst ist, einen schlechten Tag oder schlichtweg keine Lust auf Training hat, dann sollte man weder sich noch den Hund zu irgendetwas zwingen. Schnappen Sie sich die Leine und laufen Sie einfach eine Runde über die Felder oder durch den Wald. Eine negative oder erzwungene Grundstimmung führt nie zu einem guten, entspannten Training, sondern in den meisten Fällen nur zu noch mehr Frustration. Der Hund spürt, dass mit seinem Menschen irgendetwas nicht stimmt, und hält, je nach Sensibilität, mehr Abstand zu ihm oder versucht, seine Unsicherheit in einer Art Übersprungshandlung durch Ungehorsam zu überspielen. Der Mensch hat dann seinerseits den Eindruck, dass sein Vierbeiner ihm auf der Nase herumtanzen will, wird noch angespannter, vielleicht sogar laut, worauf der Hund noch unsicherer wird und erst recht nichts mehr funktionieren will. Ein Teufelskreis, der einem das Erziehungs- und Spielprogramm auch für zukünftige Aktivitäten vermiesen kann. Gehen Sie das Risiko einer frustrierenden Übungseinheit also lieber gar nicht erst ein – ein Tag ohne Training ist kein verlorener Tag, denn gemütliches Spazierengehen oder gemeinsames Kuscheln sind um Längen besser, als sich vielleicht unfair dem Tier gegenüber zu verhalten.

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An die Leckereien zu kommen ist ein Spaß, der lange anhält.

Im nächsten Kapitel wird ein genauerer Blick darauf geworfen, was genau Stress im Hirn verursacht und warum man die positive Grundstimmung bei allen Lernprozessen ernst nehmen sollte.

Warum der Spaß am Training so wichtig ist

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Von der Grunderziehung bis hin zum Profisport gibt es schier unendlich viele Möglichkeiten, etwas mit dem Hund zu unternehmen und einzuüben. Selbst einfache Spaziergänge bieten dem Menschen viele Gelegenheiten, den Vierbeiner besser kennenzulernen und gemeinsam mit ihm Neues zu entdecken.

Mit dem Hund unterwegs zu sein ist immer spannend und lehrreich. Beobachten Sie doch während des Spaziergangs mal seine Schnüffelroute. Können Sie vorhersehen, wann er sich wieder nach Ihnen umdrehen wird? An welchem Strauch er stehen bleibt, um zu schnuppern und eine Markierung zu setzen? Und bewegt er nur ein Ohr, wenn Sie sich räuspern, oder dreht er sich sofort mit dem ganzen Körper aufmerksam zu Ihnen um? Je besser Sie den Hund und seine Individualität kennen, desto weniger Probleme werden Sie im Alltag haben.