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Inhalt

Beten – danken – Menschen helfen

1. Adventswoche

1. Adventssonntag
Gemeinsam unterwegs zum Frieden

1. Adventswoche · Montag
Hoffnung am Horizont

1. Adventswoche · Dienstag
Nur die Armen im Geist können verstehen

1. Adventswoche · Mittwoch
Eine Kirche ohne Freude ist undenkbar

1. Adventswoche · Donnerstag
Wir brauchen keinen Schirm

1. Adventswoche · Freitag
Lästiges Geschrei

1. Adventswoche · Samstag
Der Herr lässt unsere Hoffnung aufblühen

2. Adventswoche

2. Adventssonntag
Trost und Freude

2. Adventswoche · Montag
Gottes liebevoller Plan

2. Adventswoche · Dienstag
Hinausgehen und Leben schenken

2. Adventswoche · Mittwoch
Alles ist Gnade

2. Adventswoche · Donnerstag
Gottes Wiegenlied

2. Adventswoche · Freitag
Ohne Angst vor der Freiheit

2. Adventswoche · Samstag
Unsere Liebe Frau von Guadalupe

3. Adventswoche

3. Adventssonntag
Unsere Freude ist Jesus Christus

3. Adventswoche · Montag
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

3. Adventswoche · Dienstag
Sie werden die Ersten sein

3. Adventswoche · Mittwoch
Die Musik der Stille

3. Adventswoche · Donnerstag
Das Herzstück christlicher Berufung

3. Adventswoche · Freitag
Bitte nicht stören

4. Adventswoche: O-Antiphonen

4. Adventssonntag
Gottes Zeitplan erkennen

17. Dezember
„O Weisheit“: Wir sind der Nachname Gottes

18. Dezember
„O Adonai“: Gott schreibt Geschichte mit seinem Volk

19. Dezember
„O Wurzel Jesse“: Die Zeit der Neuschöpfung

20. Dezember
„O Schlüssel Davids“: Eine ganz persönliche Beziehung

21. Dezember
„O Morgenstern“: Unsere Reise nähert sich der Vollendung

22. Dezember
„O König der Völker“: Dies wird ein Zeichen sein

23. Dezember
„O Immanuel“: Wir wollen dein Angesicht sehen

24. Dezember · Heiligabend
Ein Licht strahlt auf über ihnen

25. Dezember · 1. Weihnachtstag
Ehre sei Gott

26. Dezember · 2. Weihnachtstag, Tag des heiligen Stephanus
Gewalt wird durch Liebe besiegt

Sonntag nach Weihnachten · Fest der Heiligen Familie
Darf ich? Danke! Entschuldigung!

1. Januar
Maria, Mutter Gottes

6. Januar · Heilige Drei Könige
Wage etwas

Quellenangaben

Bilder des Buches

Beten – danken – Menschen helfen

In der hektischen Vorweihnachtszeit passiert es schnell, dass wir den tiefen Sinn des Advents übersehen. Doch wenn wir uns die Zeit nehmen, sein leises Summen hinter allem geschäftigen Einkaufen, Backen, Dekorieren und all den Weihnachtsfeiern wahrzunehmen, entdecken wir die stille Freude, die diese Zeit in sich trägt: Momente ohne die Hast (oder den Frust) des Dezembers. Selbst hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche können sich so in den Weihnachtsvorbereitungen verlieren, dass sie die tiefe Freude des Advents verpassen. Die Adventszeit fordert uns heraus, einen Schritt von der hektischen Welt zurückzutreten – wenn auch nur für ein paar kurze Momente jeden Tag.

Papst Franziskus ist der ideale Begleiter durch diese Zeit des Jahres. Da er selbst nicht vor einem vollen Terminkalender zurückschreckt, hat er das Geheimnis entdeckt, wie man eine sinnvolle Balance hält zwischen Arbeit und Besinnung, Geschäftigkeit und stiller Einkehr, Feiern und Alleinsein, und wie man Schlichtheit mit den komplexen Vorgängen des täglichen Lebens verbinden kann. Der Kern dieses Geheimnisses ist die Verankerung in Christus. Die Arbeit, die wir tun (und die Freude, die daraus entstehen kann), entspringt dem Wunsch, das Geschenk der Liebe Gottes allen zu bringen, denen wir begegnen.

Unterschiedlichste Themen bewegen Papst Franziskus in seinen Predigten zum Advent. Am Anfang der Adventszeit macht er uns bewusst, dass wir uns auf einer Reise befinden, ebenso wie das Volk Gottes immer unterwegs gewesen ist – durch die Wüste, ins Gelobte Land, ins Exil, zurück ins Gelobte Land, nach Ägypten und erneut zurück ins Gelobte Land. Wir sind unterwegs mit den Propheten, mit Maria und Josef, mit der Heiligen Familie. Am Ende der Adventszeit bringt uns die Reise der drei Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem und die Rückkehr in ihre Heimat zum Ausgangspunkt zurück. Für jeden von uns wird diese Reise durch den Advent anders sein, aber wir alle haben das gleiche Ziel: Leben im Einklang mit Gott.

Maria ist eine zentrale Person in der Adventszeit. Ihre Geschichte ist unsere Geschichte. Vielleicht überrascht uns das. Sie hat Jesus zur Welt gebracht und so ihren eigenen Körper dem Wort Gottes geschenkt. Aber Papst Franziskus erinnert uns daran, dass auch wir diesem Wort jeden Tag das Leben schenken, indem wir uns mit der Liebe und Barmherzigkeit Gottes um Andere kümmern, indem wir das Licht Christi in eine Welt bringen, die oft von dunklen Wolken eingehüllt ist, und indem wir Anderen ein Gesicht zeigen, dass das Gesicht Gottes widerspiegelt. In der zweiten Adventswoche feiern wir das Fest der Unbefleckten Empfängnis und das Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe.

Auch das Thema Familie zieht sich durch die Adventszeit. Für die Meisten von uns bedeuten Advents- und Weihnachtszeit mehr Kontakt mit der Familie als in jeder anderen Zeit des Jahres. Familie war für Papst Franziskus schon immer ein wichtiges Thema. Die Synode zum Thema Familie hat zu manchen überraschenden oder sogar schockierenden Wendungen geführt, und die Kirche ringt nach wie vor mit den verschiedenen Vorstellungen von Familie, die unterschiedliche Menschen haben. Als Gesellschaft, als Kirche, als Pfarrgemeinde, als Einzelpersonen kennen wir Freud und Leid des Familienlebens. Wenn wir in der Adventszeit und an Weihnachten an die Heilige Familie denken, entdecken wir in ihrem Leben manche der Dinge, die auch wir in unseren Familien erleben. Wir lernen von ihnen und lassen uns von ihnen inspirieren, um Heilung und Hoffnung zu finden.

Das bei Weitem wichtigste Thema aber ist Freude. Es ist kein Zufall, dass das erste offizielle Schreiben von Papst Franziskus das Apostolische Schreiben über die Freude des Evangeliums (Evangelii Gaudium) war. Dieses Thema zieht sich durch alles, was der Papst sagt und tut. Der dritte Adventssonntag heißt auch Gaudete, nach dem ersten Wort im Eröffnungsvers: Freut euch! Für Papst Franziskus ist Freude nicht auf einen einzelnen Sonntag beschränkt, sondern sie zieht sich durch die ganze Adventszeit, selbst durch dunkle Zeiten wie die des Martyriums des heiligen Stephanus oder die schreckliche Herrschaft von König Herodes. Er zeigt uns, wie wir Freude empfinden können, egal wie unsere Lebensumstände gerade aussehen. Darin folgt er seinem Namenspatron, dem heiligen Franziskus.

Zu Beginn der Adventszeit rufen wir uns diese Worte des Papstes ins Gedächtnis. Er fasst den Kern der christlichen Freude in drei Tätigkeiten zusammen: „Beten, danken, Menschen helfen.“ Wenn wir uns diese Worte zu Herzen nehmen und sie in unserem Alltag umsetzen, werden auch wir die Adventsfreude entdecken, eine Freude, die wir mit hineinnehmen können in das neue Jahr.

Die Weihnachtsfreude ist eine ganz besondere Freude. Denn diese Freude geht über den Weihnachtstag hinaus, sie gilt für das ganze Leben eines Christen. Es ist eine aufrichtige und stille Freude, eine Freude, die Christen für immer begleitet. Selbst in schwierigen Zeiten bringt diese Freude Frieden. Ein wahrer Christ verliert nie seinen Frieden, selbst im Leid nicht. Dieser Friede, ja, auch die christliche Freude ist ein Geschenk des Herrn.

Beten wir in diesen Tagen. Aber vergessen wir nicht, dabei um die Weihnachtsfreude zu bitten. Danken wir Gott für all die guten Dinge, die er uns gegeben hat, vor allem den Glauben. Dieser ist eine wunderbare Gnade. Wir sollten uns überlegen, was wir tun können, um denen, die in Not sind, ein bisschen Erleichterung, ein bisschen Frieden zu bringen.

Betend, dankend und Menschen helfend. So werden wir bei der Geburt des Gesalbten ankommen – als Menschen, die mit Gnade, Gebet und Hilfe für Andere gesalbt wurden.

Zum Gebrauch dieses Buches

Wie so viele andere Phasen im Kirchenjahr variiert auch die Adventszeit von Jahr zu Jahr in der Länge, abhängig davon, wie viele Tage zwischen dem ersten Adventssonntag und dem 25. Dezember liegen. Der Advent enthält immer vier Sonntage. Wenn der erste Weihnachtstag auf einen Samstag fällt, feiern wir vier volle Wochen lang Advent. Wenn er auf einen Montag fällt, haben wir nur drei Wochen. Die letzten sieben Tage vor Heiligabend (17.–23. Dezember) bezeichnet man als die O-Antiphonen. Sie heben sich von den normalen Wochentagen im Advent ab und haben ihre eigenen, besonderen Lesungen. Einer dieser Tage wird immer ersetzt durch den vierten Adventssonntag.

Freude! enthält genügend Andachten, um die ganze Adventszeit abzudecken – auch in ihrer längsten Form. Für jeden Tag sind die Lesungstexte angegeben für die, die täglich den Bibeltexten der Heiligen Messe folgen wollen. Wenn Sie diesen Ansatz wählen, müssen Sie ab dem 17. Dezember zu den späten Wochentagen des Advents wechseln. Sie werden aber im Buch selbst auch immer wieder daran erinnert. Ab dem 24. Dezember befassen sich die Andachten mit Heiligabend, dem ersten Weihnachtstag sowie verschiedenen anderen Feiertagen der Weihnachtszeit: das Fest des heiligen Stephanus, die Heilige Familie, Maria, die Muttergottes, sowie das Fest der Heiligen Drei Könige. Weil der Advent eine Zeit ist, die zu einer noch viel bedeutenderen Zeit führt, lohnt es sich, ein paar Tage zur Ruhe zu kommen und das Ziel unserer Reise durch den Advent zu feiern: das fröhliche Fest der Menschwerdung Gottes.

Jeder Tag beginnt mit einem Lesungstext. Sonntags sind diese Texte dem dreijährigen Sonntagszyklus entnommen, unter der Woche wird der einjährige Wochentagszyklus verwendet. Die Lesungen für die Wochentage im Advent sind somit in jedem Jahr gleich. Darauf folgen eine Andacht von Papst Franziskus und zwei Vorschläge, wie man diese Andacht im täglichen Leben anwenden kann („Das Wort berührt unser Herz“ und „Das Wort wird lebendig“). Indem wir „das Wort“ in jedem dieser Kontexte verwenden, erinnern wir uns daran, dass wir mit der Geburt Jesu feiern, dass „das Wort Mensch wurde“ (Johannes 1,14). Jeder Tagesabschnitt endet mit einem Gebet von Papst Franziskus, das oft den Abschluss seiner Andacht für den Tag bildet.

Die Andachten des Papstes sind zusammengestellt aus seinen täglichen Predigten und der Ansprache, die er beim Angelus-Gebet am Sonntag hält. Manchmal war auch eine andere Ansprache oder Predigt Quelle für die Andacht. Die Quellenangaben finden sich am Ende des Buches.

1. Adventssonntag
Gemeinsam unterwegs zum Frieden

Jahr A: Jes 2,1–5; Ps 122,1–9; Röm 13,11–14; Mt 24,37–44
Jahr B: Jes 63,16b–17+19b; 64,2–7; Ps 80,2–3+15–16+18–19
Jahr C: Jer 33,14–16; Ps 25,4–5+8–10+14; 1 Thess 3,12–4,2; Lk 21,25–28+34–36

Worte von Papst Franziskus

Heute, am ersten Adventssonntag, beginnen wir ein neues Kirchenjahr. Das heißt, das Volk Gottes begibt sich erneut auf die Reise – zusammen mit Jesus Christus, unserem Hirten, der uns durch die Geschichte der Menschheit zur Vollendung des Reich Gottes führt. Deshalb ist dieser Tag ein besonderer: Er macht uns die Bedeutung der Geschichte auf tiefe Weise erfahrbar. Wir machen uns bewusst, wie wunderbar es ist, dass wir alle zusammen unterwegs sind: Die Kirche mit ihrer Berufung und ihrer Mission sowie die ganze Menschheit, alle Völker, Zivilisationen, Kulturen – wir alle sind zusammen auf einer Reise durch die Zeiten.

Die Offenbarung hat sich in Jesus Christus erfüllt, und er, das Wort, das Fleisch geworden ist, wurde der „Tempel des Herrn“: Er ist sowohl der Anführer als auch das Ziel unserer Pilgerreise, der Reise des gesamten Volkes Gottes. In seinem Licht können auch die anderen Völker sich auf den Weg zum Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens machen.

Hören wir aufmerksam auf die Worte des Propheten Jesaja: „Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“ Aber wann wird es so weit sein? Es wird ein wunderbarer Tag sein, wenn Waffen in Werkzeuge verwandelt werden! Und dieser wunderbare Tag wird kommen! Lasst uns ganz auf diese Hoffnung setzen, die Hoffnung auf Frieden. Wir können sicher sein, dann wird dieser Tag kommen!

Das Wort berührt unser Herz

Der Prophet Jesaja lebte zu einer Zeit, in der Gewalt und Krieg an der Tagesordnung waren. Das Volk Israel war von den Assyrern besiegt worden und würde später gezwungen werden, ins Exil zu gehen. Trotzdem konnte Jesaja von einer Hoffnung sprechen, die in Gottes Ruf nach Gerechtigkeit und Frieden verwurzelt war. Unsere Welt heute scheint mehr und mehr von Gewalt geprägt zu sein. Uns mag es so vorkommen, als seien wir so weit von Jesajas Vision entfernt wie noch nie. Das Internet bringt Gewalt aus den entferntesten Winkeln der Erde in unser Leben, aber wir kennen Gewalt auch aus unseren Städten, unseren Vierteln und manchmal sogar aus unseren eigenen Häusern. Dennoch hören wir auch von heldenhaften Taten, die uns Hoffnung machen. Oft sind es Einzelne, die ihr Licht in der Dunkelheit leuchten lassen, so schwach es auch sein mag.

Worte

Wie könnten Sie diese in Worte der Toleranz, des Mitgefühls und der Liebe verwandeln?

Wenn wir ein Zeichen Gottes für alle Völker sein sollen, wie können wir uns den Menschen aus anderen ethnischen Gruppen, Anhängern anderer Religionen oder Lebensstile gegenüber so verhalten, dass sie vom Wort des Lebens, das uns motiviert, angezogen werden?

Anregung zum Gebet

Bereiten wir uns vor auf Weihnachten,

und denken wir daran, dass Jesus kommt.

Ich hoffe, dass Jesus in das Herz
eines jeden von Ihnen kommt,

Sie segnet und Ihnen Kraft zum Weitermachen gibt.

Beten Sie auch für mich! Vielen Dank.

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