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Kurt Lehmkuhl

Ein CHIO ohne Rasputin

Kriminalroman

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Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

E-Book: Mirjam Hecht

Umschlagbild: © © markusspiske / photocase.de

Umschlaggestaltung: Simone Hölsch

ISBN 978-3-7349-9434-0

Das Urteil

Ich hatte, vorsichtig ausgedrückt, die Schnauze gestrichen voll, als ich grußlos und ohne meinen Mandanten länger zu beachten, den schmucklosen, nüchternen Sitzungssaal verließ und kraftvoll die große Holztür hinter mir zuwarf, sodass es schepperte. Von einem nachtragenden, resoluten Richter wäre mir dieser Akt als ungebührliches Verhalten und Missachtung des Gerichts vorgehalten worden. Aber mir war diese etwaige Konsequenz meines ungezügelten Handelns im Moment schnurzpiepegal. Das soeben abgeschlossene Strafverfahren kotzte mich an.

Der mit Arbeit überhäufte, als streng bekannte Richter hatte in diesem viel beachteten Fall nicht anders gekonnt. Er hatte das von mir erwartete Urteil gesprochen und sogar sprechen müssen, sagte ich zu mir, während ich mit wehender Robe durch die weiten Flure des alten Gerichtsgebäudes eilte. Doch gerade das Eintreten des Erwarteten machte mich so wütend, wobei wütend noch eine vergleichsweise verharmlosende Beschreibung meines Gemütszustandes war.

In der fast leeren Kantine grapschte ich an der kärglich bestückten Selbstbedienungstheke nach einem blass-weißen Pappbecher mit angeblich heißem Kaffee, warf der verdutzten Kassiererin ungehalten ein Geldstück hin, das prompt über die Theke rutschte und unter ihrem Stühlchen zu Boden fiel, und schob mich zu einem allein stehenden, freien Tisch in der Nähe des Fensters, das den Blick auf das ehemalige Untersuchungsgefängnis frei gab. In mich hinein fluchend rührte ich heftig mit dem einfachen, weißen Plastiklöffelchen durch die schwarze Brühe, bis sie über den Becherrand schwappte.

Ich betrachtete Staatsanwalt Salentin, der in die Kantine eingetreten war und suchend um sich schaute. Eben noch hatte Salentin versucht, mir bei der Verhandlung das Leben schwer zu machen, jetzt winkte er freundlich, nachdem er mich endlich entdeckt hatte, und kam zielstrebig auf mich zu.

»Tut mir echt leid, Tobias«, sagte der Anklagevertreter mit aufrichtigem Bedauern und setzte sich zu mir.

»So wie du dich im Gerichtssaal verhalten hast, konnte ich gar nicht anders. Oder?«

Ich sah dem mir durchaus sympathischen Mann in meinem Alter ruhig ins Gesicht. Äußerlich wirkte ich vielleicht gelassen, innerlich kochte ich vor Wut. Salentin und ich, wir hatten uns schon vor 15 Jahren beim Studium in Bonn kennengelernt. Damals hatte ich ihm bei einigen Hausarbeiten die Hilfe geboten, die er brauchte, um sie zu bestehen. Jetzt waren wir wieder aufeinander gestoßen, er als Mitglied der Staatsanwaltschaft in Aachen, ich als Jurist in der großen, geachteten Anwaltskanzlei meines Freundes Doktor Dieter Schulz.

Warum sollte ich Salentin widersprechen? Es gab objektiv keinen Anlass dazu. Wir hatten beide unseren Job getan. Der Strafprozess hatte den Verlauf genommen, den ich im Grunde erwartet und daher insgeheim auch befürchtet hatte.

Wahrscheinlich eher zufällig als beabsichtigt war das Strafverfahren, das heute abschließend entschieden worden war, vor ein paar Monaten auf meinem Schreibtisch gelandet. Die angestellten Kollegen unserer auf Familienstreitigkeiten aller Art spezialisierten Kanzlei waren allesamt mit einträglichen Erbschaftsangelegenheiten oder lukrativen Scheidungstragödien eingedeckt gewesen, derweil ich den gerechten Büroschlaf schlummerte, aus dem mich der Fall Adolf Meurer jäh aufweckte. Selbst der Rechtsreferendar, der im Rahmen seiner Ausbildung bei uns Station machte, war von mir mit einem interessanten Fall beauftragt worden, der ihm Erfahrung und uns Honorar bringen würde, und stand mir deshalb für diese unappetitliche Lappalie nicht zur Verfügung.

Meurer, ein fast fünfzigjähriger Kerl, war schon auf den ersten Blick eine grobschlächtige Ekelpocke, ein mieser Kotzbrocken und ungepflegt zerzauster Unsympath mit zu langem Haar und schlechter Rasur, der mir auf Anhieb missfiel und dem ich ungeprüft alle Schlechtigkeiten dieser Welt zutraute, somit auch die Misshandlung und versuchte Vergewaltigung des geistig behinderten Mädchens, weswegen er angeklagt worden war. In der Vergangenheit war der Mann schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Körperverletzung, Sachbeschädigung, räuberischer Diebstahl, Erpressung und ähnliches fanden sich in dem beachtlichen Vorstrafenregister. Dennoch hatte er nur sehr wenig Knastatmosphäre genießen müssen, weil er sich ausreichend Zeit zwischen den einzelnen Delikten ließ und damit die Bewährungsauflagen erfüllte. Weshalb ausgerechnet unsere Kanzlei und obendrein gerade ich mit der Verteidigung dieses Schweins betraut worden war, das blieb mir bis zum heutigen Tag ein wahrscheinlich unlösbares Rätsel.

Meurer, unverheiratet, mittellos und Pferdepfleger von Beruf, hatte Armenrecht beantragt und dementsprechend von Staatswegen eine Pflichtverteidigung bewilligt bekommen, die letztendlich bei mir hängen geblieben war. Der unangenehme Zeitgenosse, den ich lieber von hinten statt von vorne sah, hatte in den Vernehmungen bei der Polizei und in den notgedrungenen Gesprächen mit mir niemals über die ihm zur Last gelegten Taten gesprochen. Er hatte dazu immer nur geschwiegen, unentwegt geraucht und sogar dann nicht einmal ein Zeichen von Mitleid, Bedauern oder Reue gezeigt, als das geschockte Mädchen wenige Wochen nach dem abscheulichen Verbrechen verstarb, ohne bis dahin in der Lage gewesen zu sein, eine Aussage gemacht zu haben.

Selbst die Untersuchungshaft, aus der Meurer wohl heute noch entlassen würde, konnte sein beharrliches Schweigen zu den Anklagepunkten nicht brechen. Ich hatte mich nicht einmal um eine Haftverschonung bemüht, sodass er nun schon seit fast einem Jahr gesiebte Luft atmete. Aber auch dazu hatte er sich nicht geäußert. Dieses Schweigen hatte er auch bei seinen früheren Strafverfahren praktiziert, wie den umfangreichen Prozessunterlagen zu entnehmen war.

Die Staatsanwaltschaft hatte zwar unverdrossen versucht, zwischen dem Tod des Mädchens und dem Vergewaltigungsversuch einen Kausalzusammenhang festzustellen, aber sie konnte ihn letztendlich ebenso wenig beweisen wie Meurers Täterschaft.

Ich nickte nachdenklich und schlürfte das flüssige Zeug, das mir angeblich als Kaffee verkauft worden war, derweil ich den sichtlich enttäuschten Salentin musterte, dem der Verlauf der Verhandlung wohl ebenfalls das Wochenende vermiest hatte.

Mit dem Tod des Mädchens war der Staatsanwaltschaft das wichtigste Glied in der Beweiskette ausgebrochen.

Ich hatte mich bei Meurers Verteidigung vornehmlich auf diesen Mangel konzentriert und in der Gerichtsverhandlung sämtliche Indizien und vermeintliche Beweise der Anklage zerpflückt. Es blieben allenfalls ein paar nicht bedeutsame Zeugen, die geglaubt haben wollten, Meurer sei als Letzter mit dem Mädchen zusammen gewesen, ihre Aussagen aber vor Gericht relativieren mussten.

Letztendlich blieb Salentin als Anklagevertreter nichts anders übrig, als den Antrag zu stellen, das Verfahren gegen Meurer einzustellen. Ich dagegen drängte auf ein Urteil.

Und so kam es, wie es kommen musste. Selbst der Anklagevertreter forderte in seinem Plädoyer einen Freispruch für Meurer.

Ich hatte den Prozess, ganz im Sinne meines Mandanten, gewonnen. Meurer konnte das Gericht als freier Mann verlassen. Er durfte strahlen, ich fühlte mich, gelinde gesagt, beschissen. Da war es mir nur ein schwacher Trost, dass Meurer wenigstens für ein paar Monate in U-Haft gesessen hatte.

Dankend lehnte ich das kollegiale Angebot von Salentin ab, mich in seinem Wagen vom Gericht am Adalbertsteinweg zur Theaterstraße mitzunehmen. Unsere Kanzlei und das Büro der Staatsanwaltschaft Aachen lagen dort nur wenige Häuser voneinander entfernt. Der bisweilen kurze Dienstweg würde länger werden, wenn die Kollegen der Anklage ins Gerichtsgebäude an die Seite der Richter ziehen würden, was ich jetzt schon bedauerte.

Ich machte mich lieber zu Fuß auf den Weg, als mich kutschieren zu lassen. Auch stand mir nicht der Sinn danach, mit Salentin über Recht und Gesetz zu philosophieren. Der Spaziergang brachte mir etwas Bewegung und gab mir vielleicht die Luft, die ich brauchte, um die Übelkeit zu überwinden, die langsam in mir hinaufkroch.

Was hatte ich eigentlich Falsches oder gar Verwerfliches getan? Ich hatte lediglich alle Möglichkeiten ausgereizt, die die Strafprozessordnung einem Verteidiger zur Wahrung der Rechte eines Angeklagten bietet, redete ich mir zu meiner Rechtfertigung ein. Ich hatte mich voll und ganz nach Recht und Gesetz verhalten.

Was hatte ich mit meinem Einsatz erreicht? Einen Freispruch für meinen Mandanten. Es war meine Pflicht gewesen, mich für ihn einzusetzen. Diese Pflicht hatte ich, meinem beruflichen Selbstverständnis entsprechend, zu Meurers Vorteil erfüllt, auch wenn das Honorar nicht sonderlich üppig war.

Und dennoch konnte ich nicht mit mir zufrieden sein. Ich hatte einem perversen Schwein, das sich an einem wehrlosen Mädchen vergriffen hatte, unverdient die Freiheit verschafft. Der Kerl gehörte ein für allemal in den Bau und nicht mehr hinaus. Das stand für mich fest.

Aber nein, der grandiose, unnachahmliche Tobias Grundler holt selbst in den aussichtslosesten Fällen seine Mandanten noch aus der größten Scheiße heraus, auch wenn dabei die Gerechtigkeit auf der Strecke bleibt!

»Du bist das größte Arschloch, das ich kenne!«, schimpfte ich mit mir auf dem Fußmarsch in einem Tonfall und in einer Lautstärke, die die Passanten veranlassten, sich erstaunt oder entrüstet nach mir umzusehen und sich an die Stirn zu tippen, sobald sie den großen, schlanken Mann in der schwarzen Anwaltskleidung davoneilen sahen.

Meine schlechte Laune war auch nicht ansatzweise besser geworden, als ich nach dem Gang durch die Innenstadt knapp vor Mittag in die Kanzlei in der ersten Etage des modernen Bürohauses stürmte. Unsere Empfangsdame, das ältliche Fräulein Schmitz, zog es vor zu schweigen, nachdem sie meinen grimmigen Gesichtsausdruck erkannt hatte. Sie hatte während unserer Zusammenarbeit ihre leidlichen Erfahrungen mit mir gemacht und ihre Lehren daraus gezogen. Die Briefe, die sie in der Hand für mich bereithielt, legte sie kommentarlos zurück auf die Ablage, wobei sie mich strafend gemustert hatte.

Grußlos rauschte ich durch den Flur, knallte die Tür meines Büros hinter mir zu und feuerte die Robe in die Ecke. Ich wollte alleine sein, meine Ruhe haben, mit niemandem sprechen.

Und offensichtlich kamen alle Mitarbeiter meinem unausgesprochenen Wunsch gerne nach. Sie kannten mich lange genug und wussten, wann es ratsam war, sich nicht um mich zu kümmern.

Allenfalls drei Menschen hätten sich jetzt in meine Nähe trauen dürfen: meine Liebste und Sekretärin Sabine, ihre Zwillingsschwester Do sowie Dos Gatte, Sabines Schwager und zugleich mein Freund Dieter, der Begründer und neben mir Inhaber der Kanzlei. Ausgerechnet auf diese drei musste ich an diesem Wochenende verzichten, was mein Stimmungstief noch verstärkte. Dieter und die beiden Frauen waren zu einer Familienfeier bei einem mir unbekannten Onkel Horst nach Düsseldorf gefahren, von der sie am Sonntagabend zurückkehren wollten und bei der ich mangels Verwandtschaft angeblich nichts zu suchen hatte.

Notgedrungen hielt ich Stallwache in der Kanzlei und würde bis Montagmorgen Bereitschaftsdienst leisten, um beschwichtigend einzugreifen, falls irgendwo in unserer zahlungskräftigen Mandantenschaft urplötzlich ein Rosenkrieg ausbrechen sollte oder ein ausgebeuteter Ex den Sohn nach dem Samstagsausflug am nächsten Morgen nicht wieder zur unerbittlichen Mutter zurückbrachte.

Aber auch diese wenig erbauliche Aussicht auf meine mögliche Wochenendbeschäftigung war nicht sonderlich dazu angetan, meine Stimmung zu bessern; im Gegenteil, ich fühlte mich noch mieser.

Ich hatte mich in meinen Sessel gelungert, die Füße auf der Schreibtischplatte abgelegt, die Hände im Nacken verschränkt und starrte ziellos aus dem Fenster in die Linden mit ihrem saftig grünen Blattwerk.

Es hätte so ein schöner sonniger Freitagnachmittag im Juni werden können, aber mir war der Tag gründlich verdorben.

Seufzend griff ich zu dem dünnen grünen Aktenordner, der, mit größter Dringlichkeit bedacht, an oberster Stelle des Stapels der zu bearbeitenden Fälle lag. Ob ich mir allerdings Ablenkung verschaffen konnte durch den Fall Rasputin, den mir mein Freund Dieter angetragen hatte, schien mir äußerst zweifelhaft. Denn es handelte sich um eine jener diskret zu behandelnden Angelegenheiten, bei der ich wahrscheinlich mehr kaputt machen als heilen konnte.

»Nur du kannst damit fertig werden«, hatte mir Dieter geschmeichelt und damit nur umschrieben, dass er sich an diesem Fall nicht die Finger verbrennen wollte. Damit war durchaus zu rechnen in der vertrackten Situation um Rasputin. Denn auf der einen Seite des Streites stand eine renommierte Aachener Versicherungsgesellschaft, mit der unsere Kanzlei schon sehr oft vertrauensvoll zusammengearbeitet hatte, auf der anderen Seite eine traditionsbeladene, honorige Unternehmerfamilie des Aachener Hochadels namens Tombeux, mit der die Familie Schulz schon seit Generationen freundschaftlich verbunden war und die wir seit eh und je in juristischen Streitereien vertraten. Da war ein publikumswirksamer Prozess für alle Beteiligten nicht gerade ein erstrebenswertes Ziel. Vielmehr sollte unsere Kanzlei und damit ich versuchen, den Fall Rasputin ohne großes Aufsehen und möglichst ohne großen Schaden für eine der beiden Parteien zu lösen, was mir allerdings fast unmöglich erschien. Immerhin ging es bei Rasputin nicht gerade um wenig Geld. Knappe fünfhunderttausend Euro standen auf dem Spiel; entweder für die Versicherungsgesellschaft oder als Verlust für die Familie Tombeux.

Und das alles nur wegen eines Pferdes, genauer gesagt, wegen eines verschwundenen Pferdes: nämlich des angehenden Deckhengstes Rasputin.

Vor knapp zwei Wochen war der Vierbeiner verschwunden, den ich nur von einer Fotografie kannte. Rasputin war ein pechschwarzer Hengst, gerade einmal sechs Jahre alt, aber anscheinend mit mir nicht näher bekannten Qualitäten versehen, die ihn als Zuchthengst auszeichneten und ihm den Wert von einer halben Millionen zubilligten. Edeltraud, die junge Tochter des Hauses Tombeux, hatte den edlen Rappen nach der Pflege im Stall auf eine Weide geführt. Als ein Pfleger das Pferd abends zurückholen wollte, tollte Rasputin nicht mehr auf der Spielwiese herum. Das Gatter zu einem Feldweg auf der gegenüberliegenden Seite des Gestüts stand offen.

Dieser Umstand führte verständlicherweise zu unterschiedlichen Interpretationen: Edeltraud hatte das Tor offen gelassen, Rasputin hatte die Gelegenheit genutzt, war ausgebüchst und irgendwohin verschwunden. Vermutlich stand er jetzt bei einem Unbekannten in einem Stall, wenn er nicht verendet war, was aber niemand annehmen wollte. Unwahrscheinlich schien jedenfalls, dass er seit mehreren Tagen alleine durch die Gegend trabte. So argumentierte jedenfalls die Versicherungsgesellschaft und verweigerte deshalb die Zahlung der Versicherungssumme wegen Eigenverschulden.

Ganoven hatten den Hengst entführt und das Gatter absichtlich offen gelassen, um den Verdacht auf das Mädchen zu lenken. Das behauptete hingegen die Familie Tombeux und pochte auf Zahlung der Entschädigung.

Albert Donner, der Besitzer des Pferdehofes, auf dem Rasputin untergebracht war, hielt sich verständlicherweise aus dem Zwist heraus. Aus seinem Stall und von seinen Weiden sei noch nie ein Tier verschwunden, hatte er zu Protokoll gegeben. Andererseits bezeichnete er das Mädchen als äußerst zuverlässig und gewissenhaft.

Alle diese Informationen entnahm ich den Akten, die mir vor wenigen Tagen überreicht worden waren, nachdem sich die Gesellschaft und die Familie nicht hatten einigen können und nun nach einer Lösung suchten, bei der nach Möglichkeit ein Prozess entweder vermieden oder aber in aller Stille entschieden werden konnte. Nun also lag der Fall Rasputin vor mir mit seinen Kniffligkeiten und Ungereimtheiten. Ich hatte noch keinen Plan, wie ich diese Angelegenheit zu jedermanns Zufriedenheit erledigen konnte, bislang hatte ich nur einen Termin: Am Samstagmorgen würde ich mir das Gestüt ansehen, auf dem Rasputin untergekommen war.

Stunden vergingen, ohne dass ich mich beruhigen oder einen klaren Gedanken fassen konnte. Den abgeschlossenen Fall durch den anstehenden Fall zu verdrängen, das wollte mir einfach nicht gelingen. Immer wieder spielte sich der Prozess vor meinen Augen ab und lenkte mich von Rasputin ab. Dass ich mir durch meinen juristischen Erfolg ein Problem aufgehalst hatte, war für mich offenkundig. Wie sollte ich dem bedauernswerten Vater des geschändeten Mädchens plausibel machen, dass Meurer zu Recht frei gesprochen worden war?

Das Schicksal hatte es wirklich nicht gut mit Edwin Klinkenberg gemeint. Aufopferungsvoll und ohne Klagen hatten er und seine Gattin das geistig behinderte Kind groß gezogen. Dann war seine Frau vor zwei Jahren unverschuldet bei einem Verkehrsunfall getötet worden, der Autofahrer, der sie auf dem Gehweg überfahren hatte, war unerkannt geflüchtet. Und im letzten Jahr, vor knapp elf Monaten, hatte es das Verbrechen an seiner Tochter Stefanie gegeben, das ungesühnt blieb.

Das Telefon auf meinem Schreibtisch hatte eine Zeitlang unablässig geklingelt, und ich ließ es regungslos klingeln, bis letztlich Fräulein Schmitz in der Zentrale resigniert hatte. Mehrfach war zaghaft oder fordernd an die Tür geklopft worden, doch ich hatte darauf nicht reagiert.

Schließlich gab ich mir einen Ruck, griff zum Hörer und ließ mich von der Auskunft mit dem Anschluss von Edwin Klinkenberg verbinden. Ich konnte ja nicht mein Leben lang einen Bogen um den vom Schicksal gebeutelten Mann machen. Im Nachhinein empfand ich mein Verhalten im Gerichtssaal ihm gegenüber als feige. Der leidgeprüfte Vater hatte schweigend als Nebenkläger den Prozess verfolgt und mit regungsloser Miene das aus seiner Sicht unerträgliche Urteil zur Kenntnis genommen.

Ich hätte mich sofort an ihn wenden und mich entschuldigen müssen.

Angespannt wartete ich, ob sich auf mein Klingelzeichen jemand meldete.

Das »Klinkenberg« klang matt und enttäuscht. Es war die Stimme eines gebrochenen Mannes, die mir durchs Telefon entgegen klang.

Für einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, wortlos aufzulegen, doch dann besann ich mich. Ich hatte dafür gerade zu stehen, was ich verursacht hatte.

Auf meine Namensnennung reagierte Klinkenberg überhaupt nicht. Meine Entschuldigung für mein ungewöhnliches Verhalten nach dem Richterspruch nahm er kommentarlos hin. Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte und schwieg.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte Klinkenberg bloß nach einer langen Pause.

Mein mühsamer Versuch, ihm mein Verhalten im Gerichtssaal und meine Pflicht als Strafverteidiger zu erklären, schien ihn nicht sonderlich zu interessieren.

»Jeder tut das, was er meint, tun zu müssen«, sagte er teilnahmslos, als kümmere ihn meine berufliche Verpflichtung nicht mehr als der Job einer unbeachteten Eierverkäuferin auf dem Wochenmarkt.

Doch ich nahm den Faden auf.

»Was werden Sie denn tun, Herr Klinkenberg?«

Er schwieg wieder sehr lange, ehe er langsam zu einer Antwort ansetzte.

»Wenn mir keiner helfen kann, muss ich mir selbst helfen«, sagte er mit einer weiteren Floskel.

»Ich hole mir mein Recht, da können Sie sicher sein.«

Ehe ich einhaken konnte, fuhr Klinkenberg fort. Plötzlich schlug seine Stimme um, sie wurde hitzig und unbeherrscht. »Sie können mir glauben, Herr Anwalt«, brauste er überraschend auf, »das Schwein hat nicht mehr lange zu leben. Den Meurer bringe ich um!«

Damit war für ihn das Telefonat beendet. Er hatte den Hörer wütend auf die Gabel geworfen.

Mehrmals wählte ich noch seine Rufnummer an, blieb aber stets beim Besetztzeichen hängen.

Zwar war ich beunruhigt, doch tröstete ich mich damit, dass es Klinkenberg mit größter Wahrscheinlichkeit bei seiner Drohung belassen würde. Von ihm ging keine tatsächliche Gefahr aus. Er war beileibe nicht der Typ, der andere Menschen umbringen könnte, beschwichtigte ich mich. Nach seinem zurückhaltenden Auftreten im Gerichtssaal zu urteilen, wo er als ruhiger Nebenkläger nur stumm neben Salentin gesessen hatte, traute ich ihm kein Verbrechen zu. Diese Drohung war wohl als ein Ausdruck seiner Hilflosigkeit zu verstehen gewesen.

Ich versank wieder in meiner Lethargie, die zugleich eine innere Aufgewühltheit war. Ich wollte endlich meine Ruhe haben, allein sein in dieser Welt, in der die Gerechtigkeit nicht immer siegte, woran ausgerechnet ich einen nicht unerheblichen Anteil hatte.

Erst die Reinigungskolonne in Form dreier resoluter Frauen, die mit den Staubsaugern durch die Räume düsten, trieb mich aus der Kanzlei. Als eine der Raumkosmetikerinnen begann, mit einem feuchten Lappen über meinen Schreibtisch zu wischen, ohne mich überhaupt zu beachten, gab ich mich verloren und verließ entmutigt den Kampfplatz.

Quer durchs Fahnen geschmückte Städtchen ging ich durch den lauen Frühsommerabend zu meiner kleinen, ehemaligen Studentenbude am Templergraben, die eher einem Langzeitstudenten Ehre machte als einem ausgewachsenen Juristen. Aber mir reichte diese Wohnung allemal.

Aachen hatte sich dem sportlichen Anlass entsprechend sein schönstes, schwarz-gelbes Kleid angezogen und machte keinen Hehl daraus, dass es sich auf das internationale Publikum freute, das wegen des Reitturniers aus aller Welt ins Dreiländereck gekommen war. Mich interessierte dieses Turnier nicht die Bohne, ich fand es nur kurios, dass ausgerechnet wenige Tage vor dem Pferdefest ein Pferd verschwunden war.

Es war fast schon dunkel, als ich die Wohnungstür öffnete und dabei das Telefon hörte. Wird wohl meine Liebste sein, dachte ich mir sofort und eilte in Vorfreude durch den schmalen Flur.

Nur Sekunden später schimpfte ich mit mir, nachdem ich den Hörer abgenommen hatte. Mit allen möglichen Anrufern hätte ich gerechnet, aber nicht mit diesem.

Ausgerechnet Meurer rief mich zu dieser unmöglichen Zeit an, dieses Arschloch, dem ich die unverdiente Freiheit verschafft hatte.

»Was wollen Sie?«, bellte ich ihn ungehalten an.

»Ich wollte mich bei Ihnen bedanken«, antwortete Meurer ungewohnt zuvorkommend und einschleimend. Selbst diese schmierige Höflichkeit hätte ich dem grobschlächtigen Kotzbrocken nicht zugetraut.

»Im Gerichtssaal hatte ich ja keine Möglichkeit dazu«, fuhr er fort. »Sie hatten es wahrscheinlich sehr eilig, Herr Grundler.«

»Und? Sonst noch was?« Ich sah keinen Grund, meinen abfälligen Tonfall zu ändern.

»Sie bekommen meine Rechnung und überweisen hoffentlich mein Honorar.«

Soweit ich mich erinnerte, war Meurer kaum in der Lage, die Kosten zu begleichen. Er würde die Rechnung zum Sozialamt bringen, wenn er sie nicht gleich wegschmiss und wir deswegen Mühe hatten, das Geld einzutreiben. Ob er überhaupt auf den Gedanken kam, wegen der U-Haft eine Entschädigung zu verlangen, war mir gleichgültig. Ich würde ihn nicht auf diesen Anspruch stoßen. Ich war froh, wenn ich mit Meurer nichts mehr zu tun hatte und er endlich aus meinem Leben verschwand.

»Keine Sorge«, versicherte mein Mandant kumpelhaft.

»Sie bekommen Ihre Flocken. Spätestens am Montag habe ich einen Job.«

»Wo?« Die Frage war überflüssig, gestand ich mir ein, nachdem ich sie gestellt hatte. Sie verlängerte nur unnötigerweise das Gespräch.

»In der Soers natürlich. Der CHIO fängt doch an. Da werden immer gute Pferdepfleger gebraucht«, antwortete Meurer voller Zuversicht. »Bei meinem alten Chef hat’s zwar nicht geklappt. Aber der Stallmeister ist zuversichtlich, mich morgen vermitteln zu können. Wenn’s zur Not sein muss, reise ich auch mit einem Turnierstall durch die Weltgeschichte. Toll, was?«

Ich wünsche ihm viel Erfolg, entgegnete ich kurz angebunden und heuchlerisch. Für einen Moment überlegte ich, ob ich Meurer über Klinkenbergs Rachegelüste informieren sollte, doch dann legte ich grußlos auf.

Sollte der Mistkerl halt beim CHIO sein Glück versuchen. Mir war es ziemlich egal. Ich interessierte mich nicht für Pferdepfleger und noch weniger für arbeitsuchende, skrupellose Pferdepfleger, geschweige denn für den CHIO, den Concours Hippique International Officiel, wie jeder Schüler schon in der ersten Französischstunde erlernte, den die Aachener in ihrer all umfassenden Bescheidenheit als das größte Weltfest des Pferdesports für sich einvernahmt hatten. In der nächsten Woche würde der Pferdegeruch wahrscheinlich wieder in der ganzen Stadt zu riechen sein und würden sich alle Gespräche beim CHIO, dem Offiziellen Internationalen Dressur-, Spring- und Fahrturnier der Bundesrepublik Deutschland, nur noch ums »Peäd« drehen, schwante mir.

Aber nicht mit mir. Ich würde, auch in der Hochzeit des Pferdesports, höchstens als Paragraphenreiter manchem Kollegen, Staatsanwalt oder Richter die Sporen geben. Zum Turnierplatz in der Soers trieb mich freiwillig jedenfalls nichts hin.

Ein Umstand machte mich nach dem Telefonat allerdings nachdenklich. Woher bloß hatte Meurer meine Geheimnummer?

Meurers Bruder

Das Gestüt des anerkannten Pferdezüchters Albert Donner, auf dem Rasputin bislang seinen Hafer gefressen hatte, lag zwischen Müntz und Hottorf im Jülicher Land. Für einen waschechten Kaiserstädter, für den die zivilisierte Welt vor Würselen und hinter Kornelimünster endete, wäre die Fahrt dorthin zur lebensbedrohenden Reise ins Ungewisse geworden. Für mich als in Aachen gerade widerstrebend tolerierter Zugezogener aus der vermeintlichen Provinz war die Spritztour in die Börde hingegen ein gemütlicher Ausflug aus einem ernsten Anlass. Ich war neugierig auf Donner, der selbst von der Versicherungsgesellschaft als tadelloser und zuverlässiger Pferdezüchter bezeichnet wurde und der große züchterische Erfolge verbuchen konnte, so hatte ich den Unterlagen entnommen. Dieses Loblied hatten Tombeux harmonisch mitgesungen. Diesen Menschen musste ich einfach kennen lernen, auch wenn mich die Gäule nicht sonderlich interessierten. Allenfalls in kleinen Portionen als Sauerbraten konnte ich mich mit Pferden zufrieden geben. Aber als hochwertiges Sportgerät waren mir diese Vierbeiner nicht nur unbekannt, sondern sogar unvorstellbar. Ackergäule und Zirkusponys, damit konnte ich noch etwas anfangen, Springpferde oder Traber hingegen sagten mir rein gar nichts.

Über die Düsseldorfer Autobahn bis zur Abfahrt Mersch und dann linkerhand von Titz in Richtung Linnich, dort würde ich, auch ohne Straßenkarte oder gar Autopilot, das Gestüt und seinen hoch gelobten Betreiber auf Anhieb finden. Die Zielsuche mit dem Autopilot scheiterte schon aus Sachzwängen. In Sabines Polo, der mir fürs Wochenende in die Obhut übergeben worden war, befand sich ein derartiges Hilfsmittel gar nicht.

Die paar Kilometer über die Autobahn hatte ich am Samstagmorgen schnell zurückgelegt, den etwas besseren Feldweg zwischen den beiden Dörfern ebenfalls rasch gefunden. Aber dann begann das Suchen. Verstreut lagen einige wenige Bauernhöfe auf der Strecke, alle mit einer eigenen Zufahrt und alle ohne Hinweisschild. Am ersten Bauernhof kehrte ich gleich am Eingangstor zurück, da das Namensschildchen den Bewohner als Knipprath auswies. Am nächsten Bauernhof meldete sich niemand auf mein Rufen und Klingeln, bei meinem dritten Versuch verbuchte ich einen Teilerfolg, als mir eine ältere, keineswegs misstrauische Greisin den entscheidenden Hinweis gab: »Das zweite Haus auf der rechten Seite.«

Nun war es ein Leichtes für mich, mein Ziel anzusteuern. Nichts deutete bei der Anfahrt auf den Bauernhof auf ein Gestüt hin. Ich hatte mir Pferdekoppeln auf weiter Flur vorgestellt, doch gab es nur die mit Rüben bepflanzten Felder beiderseits des Weges und die mit Buchen gesäumte Zufahrt, die in einer breiten, weißen Kiesfläche vor dem Haus endete, in dem das Gestüt Donner beheimatet sein sollte. Haus war dabei eine sehr untertriebene Bezeichnung für den prächtigen zweistöckigen, roten Klinkerbau mit den frisch gestrichenen weißen Läden an den symmetrisch angeordneten Fenstern. Mindestens dreißig Meter war die Vorderfront des Gebäudes breit, an dessen beiden Enden große Torbögen den Abschluss bildeten. Vor der breiten Eingangstür aus heller Eiche in der Hausmitte war eine nicht gerade billige, silbermetallicfarbene Limousine der Marke Jaguar geparkt, die auf einen gewissen Wohlstand des Fahrers schließen ließ.

Donner? Schon auf der Fahrt aufs Land hatte ich mich vage an meine Schulzeit erinnert, an die ersten Jahre auf dem Gymnasium. Ich glaubte, da war ein Donner in meiner Klasse gewesen. Bis zur mittleren Reife war der Junge, von dem ich keine Vorstellung mehr hatte, mein Klassenkamerad gewesen. Dann verschwand er aus meinem Umfeld.

Vom Alter her passte es. Der Mann, der mir auf mein kurzes Klingeln sofort öffnete, dürfte zu meinem Geburtsjahrgang gehören. Ich musterte den mittelgroßen Mann Ende Dreißig mit den schulterlangen, braunen Haaren und dem wettergefärbten Gesicht. Rustikale Eleganz, so würde wahrscheinlich meine Liebste seinen Kleidungsstil bezeichnen. Donner trug ein grobes kariertes Flanellhemd, das in einer eng geschnittenen, dunkelbraunen Reiterhose steckte.

»Waren Sie in Alsdorf auf dem Gymnasium?«, fragte er mich, nachdem er mich ebenfalls ungeniert gemustert hatte und wenig Anstoß an meinem grauen Sweatshirt und meiner Jeans fand.

»Ich hatte jemand in meiner Klasse, der hieß auch Grundler und lief auch damals immer so lässig leger gekleidet herum.«

Als ich bestätigte, war uns klar, dass wir uns heute nicht das erste Mal begegneten.

Albert Donner forderte mich freundlich auf, ihn ins Wohnzimmer zu begleiten. Er bot mir einen Platz auf einem Sofa an, der durch zimmerhohe Fenster einen faszinierenden Blick in eine grüne Natur freigab. So weit das Auge reichte, gab es Weiden, auf denen Pferde grasten, umsäumt war die riesige Fläche von einer hohen Hecke.

Donner ließ mich allein. Entschuldigend eilte er zum läutenden Telefon in einem angrenzenden Zimmer und verschloss die Tür. Er schien mir zu vertrauen oder hatte nichts zu verbergen.

Ich konnte meinen Blick nicht von dieser Idylle auf der anderen Seite des Fensters abwenden. Außer Pferden gab es nichts auf dem saftigen Grün. Menschen würden hier nur stören.

»Davon sieht man nichts, wenn man draußen vorbeifährt«, staunte ich laut, als mein alter Klassenkamerad nach Minuten zurückkam, und nickte dankend, als er mir ein Glas mit Mineralwasser reichte.

»Das kann ich dir sagen«, antwortete er und verfiel wie selbstverständlich in das plump-vertrauliche Duzen, das mir zuwider war, jetzt aber von mir nicht mehr zu vermeiden.

»Soll auch so sein. Ruhe ist wichtig für die Zucht. Und zu viele Schaulustige sind auch nicht gut.«

Als ich fragend die Augenbrauen hochzog, gab er mir die Erklärung.

»Fremde verunsichern nur die sensiblen Pferde. Sie sind es nicht gewohnt, immer von Menschen begafft und sogar gestreichelt zu werden. Sie brauchen vertraute Gestalten.«

Diese Aussage irritierte mich. Darauf musste ich im weiteren Verlauf unserer Unterhaltung noch einmal zurückkommen.

Zunächst interessierte mich aber, warum Donner ausgerechnet Pferdezüchter geworden war.

»Mein Onkel hatte den Betrieb. Ich habe ihn nach seinem Tod übernommen. Ich bin halt ein Pferdenarr«, antwortete er.

Davon sei mir während der Schulzeit nichts aufgefallen, meinte ich und Donner lachte. »Damals habt ihr euch doch für alles interessiert, nur nicht für Pferde.« Er erzählte einige angebliche Anekdoten, an denen er und ich beteiligt gewesen sein sollten und von denen ich keinen blassen Schimmer mehr hatte. Aber ich ließ ihn reden. Da gingen wahrscheinlich ein paar Pferde mit ihm durch.

Donner gab sich redselig und vertrauensvoll, als sehe er in mir einen alten Kumpel, den er endlich wiedergefunden hatte. Von seinem privaten Pech mit Scheidung und Ledigsein berichtete er ebenso wie von seinen züchterischen Erfolgen von Pferden, die mir als Laie überhaupt nichts sagten. Er konnte mir diesbezüglich im wahrsten Sinne des Wortes etwas vom Pferd erzählen.

Diese Vertraulichkeit war mir fast schon zu viel des Guten. Ich war nicht zu einem Gespräch zwischen ehemaligen Klassenkameraden gekommen, ich wollte das Schicksal von Rasputin klären. Doch ich musste mich noch gedulden.

Donner erzählte mit stetig wachsender Begeisterung von seiner Pferdezucht.