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Originalausgabe Oktober 2014

Charakter und Zeichnung: Nick © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators

Text © Achim Mehnert

Copyright © 2016 der eBook-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Petershagen

 

Lektorat: Edelgard Mank

Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz

Hintergrundillustration Umschlag: © Karelin Dimitriy – fotolia.com

E-Book-Konvertierung: Thomas Knip | Die Autoren-Manufaktur

 

ISBN ePub 978-3-86305-196-9

 

www.verlag-peter-hopf.de

 

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Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,

Eduardstraße 48, 20257 Hamburg

www.hansrudi-waescher.de

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

 

 

 

Inhalt

 

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

 

 

 

ACHIM MEHNERT

Versuch 158

 

Nick Band 4

 

 

 

EINS

 

Der schwere Turbowagen hielt hinter dem Haus und war vom Wasser aus nicht zu sehen. Der Antrieb erstarb, und zwei in blaue Ganzkörperanzüge gekleidete Männer stiegen aus. Sie sahen sich um und vergewisserten sich, dass ihre Annäherung nicht bemerkt worden war.

»Sind wir hier richtig?«, fragte der eine.

»Ja, Jack«, versicherte der andere. »Das ist Nicks Landhaus.«

»In Ordnung, Steve. Keinen Laut jetzt. Ich breche das Schloss auf.«

»Sei vorsichtig. Wahrscheinlich sind die beiden im Haus. Wenn sie Abwehrmaßnahmen ergreifen können, ist der ganze Plan dahin. Wenn wir Nick nicht in die Hände bekommen, kriegt der Alte einen Tobsuchtsanfall.«

»Hältst du mich für einen Anfänger? Einer solchen Tür rücke ich notfalls mit einem Zahnstocher zuleibe. Halte du bloß die Augen auf und mach dich auf etwas gefasst! Mit diesem Nick ist nicht gut Kirschen essen.«

»Keine Sorge, den kriegen wir schon. Notfalls haben wir ja den Lähmungsstrahler. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, auch nicht Nick.«

Während Steve die Umgebung im Auge behielt, machte sich Jack an die Arbeit. Er hatte nicht übertrieben. Das Schloss stellte ihn vor keine Schwierigkeiten. Er hatte schon wesentlich besser gesicherte Systeme überwunden. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis sich die Tür vor den Einbrechern öffnete.

»Auf dich ist Verlass«, lobte Steve seinen Kumpan.

»Halt keine Reden. Komm schon!«

Geräuschlos huschten die Männer ins Hausinnere. Eine rasche Durchsuchung ergab, dass es verlassen war. Weit konnten Nick und sein Freund Tom nicht sein. Überall lagen ihre Sachen herum, und in der Küche standen die Reste eines erst kurz zuvor genossenen Frühstücks. Der Kaffee in der Kanne war noch warm.

»Wahrscheinlich schwimmen sie eine Runde im Meer.«

Jack begab sich zur Rückseite und schaute durch die Glastür hinaus. Er entdeckte Nick und den Biologen im Wasser. Es konnte nicht lange dauern, bis sie zurückkamen. Bis dahin machten die Einbrecher es sich bequem.

 

Illu-01

 

*

Monate waren vergangen seit den dramatischen Ereignissen auf der Venus. Nick hatte entscheidend dazu beigetragen, den Nachbarplaneten der Erde für eine Besiedelung durch Menschen vorzubereiten. Niemand dachte mehr an die Seuche, der man nur durch die Hilfe der Ork-Wissenschaftler Herr geworden war. Nicht zuletzt deren Heilserum hatte zur Freundschaft zwischen Menschen und Venusianern geführt.

Der Weltraumfahrer und sein Freund und Weggefährte Tom Brucks verbrachten ihren Urlaub in Nicks Landhaus am Meer. Vom Wasser schlug ihnen eine laue Brise entgegen, als sie in Badehosen zum Ufer hinunterliefen. Schon nach dem Frühstück war es warm. Die angenehmen Temperaturen trieben die Freunde hinaus.

»Los, alter Junge, nur keine Müdigkeit vortäuschen!« Nick sprühte vor Bewegungsdrang. »Zeit für unser morgendliches Bad.«

»Ich komme ja schon, du alte Wasserratte.«

Nick hechtete von einem Felsvorsprung in die Fluten, und der Biologe tat es ihm gleich. Das Meerwasser war angenehm temperiert. So ließ es sich wochenlang aushalten. Allerdings wurde Nick des Müßiggangs allmählich überdrüssig.

»Beweg dich, Tom! Oder willst du wieder nur meine Schlussleuchten sehen?«

»Dich sticht wohl schon wieder der Hafer, was?«

»Ich versuche nur, dich alten Faulpelz in Gang zu bringen.«

»Faulpelz? Na, warte!«

Nick lachte auf. »Wir wollen doch mal sehen, wer zuerst drüben beim Felsen ist.«

Der Felsen, den er meinte, lag zweihundert Meter vor der Küste. Der kahle Brocken mit unregelmäßiger Form erhob sich an seiner höchsten Stelle zehn Meter aus dem Wasser und bildete eine natürliche Markierung. Dahinter wurde die Strömung stärker und konnte selbst für einen geübten Schwimmer zur Todesgefahr werden.

Die Freunde kraulten, was das Zeug hielt. Sie waren etwa gleich schnell und lagen dichtauf. Nick genoss die kleinen Wettkämpfe zwischen ihnen. Als sie sich dem Felsen näherten, vernahm er ein unterschwelliges Summen, das binnen Sekunden lauter wurde und sich zu einem ohrenbetäubenden Heulen entwickelte.

Ein Düsenflugzeug donnerte über seinen Kopf hinweg. Es raste mit hoher Geschwindigkeit nach Norden und war schon bald nur noch als winziger dunkler Punkt vor dem wolkenlosen Blau des Himmels zu sehen. Unwillkürlich empfand Nick wieder diese Unruhe, die ihn dazu drängte, seinen Urlaub abzubrechen und sich in ein neues Abenteuer zu stürzen.

Doch woher sollte es kommen? Auch für einen Weltraumfahrer fielen die Abenteuer nicht vom Himmel.

»Es wird langsam Zeit, dass sich die Wasserratte wieder in die Lüfte erhebt.«

Tom lachte. »Ob du es glaubst oder nicht, aber mir geht es ähnlich. Nach den Sümpfen der Ork hatte ich die Nase gestrichen voll von anderen Welten und fremden Lebewesen. Aber allmählich überkommt mich wieder die Sehnsucht nach seltsamen außerirdischen Pflanzen, mit denen ich meine Kollegen neidisch machen kann.«

»Mal sehen, wohin es uns als Nächstes verschlägt.« Nick starrte auf einen imaginären Punkt am Himmel, wo der Düsenjet verschwunden war. »Wenn du einen Wunsch frei hättest, wohin würdest du gern mit einem Raumschiff fliegen?«

Der Biologe gab keine Antwort.

»Bis du taub, mein Junge? Ich habe dich etwas gefragt.«

Auf einmal fiel Nick auf, dass Tom nicht mehr neben ihm war. Er war weiter geschwommen und winkte vom Felsen herüber.

»Gewonnen!« Triumphierend streckte er einen Arm in die Höhe.

»Alter Schummler. Nur weil mich das Flugzeug abgelenkt hat. Sonst hättest du mal wieder das Nachsehen gehabt.«

»Angeber.«

»Wie nennst du mich?«

»Angeber. Du weißt doch: Ehre, wem Ehre gebührt.«

»Na warte, Freundchen.«

Nick stürzte sich auf den Biologen, packte ihn bei den Schultern und drückte ihn unter Wasser. Tom wehrte sich nach Kräften, und schon war vor lauter Übermut die schönste Balgerei im Gange. Tom steckte den Kopf aus dem Wasser und stieß Nick von sich.

»Schluss! Sofort aufhören.«

»Was ist los?«

»Ich habe da unten gerade eben eine seltene Algenart entdeckt. Ich wusste gar nicht, dass sie in diesen Breiten vorkommt. Das ist eine Sensation. Diese Entdeckung kann ich mir nicht entgehen lassen. Sie muss umgehend dokumentiert werden. Ich schwimme zum Landhaus und hole meine Geräte.«

»Das ist nicht dein Ernst, mein Lieber.«

»Und wie. Allzeit bereit, auch wenn ich Ferien habe und eine Badehose trage.«

»Deine Algen laufen dir schon nicht weg.«

»Ich verliere lieber keine Zeit.«

Nick wollte seinen Freund aufhalten. Es war zu spät. Tom hatte sich bereits von dem Felsen abgestoßen und schwamm aufs Land zu. Nick blieb seufzend zurück. Ein Wissenschaftler blieb eben ein Wissenschaftler. Wenn dieser alte Ausspruch auf jemanden zutraf, dann auf Tom. Er war Biologe mit Leib und Seele. Wenn er etwas fand, das ihn interessierte, war er nicht mehr zu halten.

Tom hatte das Ufer erreicht. Er stieg aus dem Wasser und schüttelte sich.

»Meinetwegen«, murmelte Nick. Er überlegte, ob er Tom folgen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Der Biologe würde ohnehin in ein paar Minuten mitsamt seiner Ausrüstung zurückkommen.

Stattdessen kletterte Nick auf den Felsen. Eine dem Land zugewandte Terrasse lud zum Verweilen ein. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme im Nacken und blinzelte in die Sonne.

 

*

Tom schwamm ans Ufer, so schnell er konnte. Er war in heller Aufregung. Nick konnte nicht nachvollziehen, dass er wegen ein paar scheinbar banaler Algen alles andere um sich herum vergaß. Schließlich hatte jeder von ihnen seine ganz spezielle Leidenschaft, der sein Herz gehörte. Für Nick war das die Weltraumfahrt, für Tom eben die Biologie.

Er folgte dem Verlauf des schmalen Pfades, der vom Wasser zum Haus hinaufführte. Die Meeresbrise säuselte in den Blättern der Palmen, die den Weg schmückten. Das Singen einiger Vögel, die in den Büschen hockten, mischte sich in den malerischen Klang. Bunte Blumen säumten den Pfad.

Der Biologe nahm die Eindrücke nur unterbewusst zur Kenntnis. Seine Entdeckung hatte ihn geradezu in Hochstimmung versetzt. Dass er vor ein paar Wochen noch die Gelegenheit gehabt hatte, Flora und Fauna der Venus zu untersuchen, tat solchen kleinen Freuden auf der Erde keinen Abbruch.

Er konnte es kaum erwarten, Unterwasseraufnahmen zu machen und ein paar Proben zu nehmen. Vielleicht würde seine Entdeckung sogar in einem Lehrbuch Erwähnung finden. Ein kurzer Blick in die Ferne zeigte ihm, dass Nick es sich auf dem Felsen gemütlich gemacht hatte und sich von der Sonne braten ließ.

Als er das Haus betrat, flötete Tom ein fröhliches Lied, das seiner Stimmung Ausdruck verlieh. Sie änderte sich im nächsten Moment. Ein untrüglicher Instinkt warnte ihn, dass etwas nicht stimmte.

 

*

»Nicks Freund Tom kommt aus dem Wasser«, beobachtete Steve.

»Und Nick?«, fragte Jack.

»Der hat sich auf dem Felsen im Meer niedergelassen. Dumm gelaufen für uns. Können die Kerle das nicht andersherum machen? Schließlich ist es Nick, den wir brauchen.«

Jack kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Tom steht zwar nicht auf unserer Liste, aber wir könnten ihn gleich mit einkassieren.«

»Du hast recht. Schließlich sind sie unzertrennliche Freunde. Mit Tom haben wir ein Druckmittel gegen Nick in der Hand. Außerdem vermeiden wir, dass er Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um seinen Freund zu finden. Tom kommt den Pfad herauf. Er ist gleich hier.«

Die Einbrecher verbargen sich zu beiden Seiten der Tür. Tom trällerte eine Melodie, als er den Raum betrat. Er stutzte und blieb stehen, als sei ihm etwas aufgefallen. Steve trat aus seinem Versteck und verstellte dem Biologen den Weg.

»Hallo, Tom. Wie geht's?«

Der blonde Mann in der nassen Badehose wich einen Schritt zurück. »Wer sind Sie? Wie kommen Sie hier herein? Was wollen Sie?«

Anstelle von Antworten auf seine Fragen erhielt er einen derben Schlag auf den Hinterkopf. Wenn es um so etwas ging, fackelte Jack nicht lange.

»Der Bursche macht uns keinen Ärger. Er liegt im Reich der Träume.«

»Ja, das ging leicht. Verabreiche ihm eine Spritze und bring ihn in den Wagen. Ich beobachte Nick. Wie es aussieht, macht er ebenfalls ein Schläfchen.«

»In Ordnung.« Jack versetzte Tom mit einer Spritze in Tiefschlaf.

 

*

Als Nick aufwachte, war die Sonne ein kleines Stück weitergezogen. Er war eingedöst, stellte er fest. Bestimmt war Tom schon mit der Untersuchung der Algen beschäftigt. Der Weltraumfahrer richtete sich auf und sah sich getäuscht. Von dem Biologen war nichts zu sehen. Offenbar war er im Haus geblieben.

Hatte er seine angebliche Entdeckung nur als Vorwand benutzt, um heimlich wieder ins Bett kriechen zu können? Nick spähte in Richtung Landhaus. Dort war nichts zu sehen.

Er erhob sich und sprang ins Wasser. Mit kräftigen Zügen schwamm er zum Ufer und stieg an Land.

»Wo steckst du, Tom?«

Er erhielt keine Antwort auf seinen Ruf. Der Bursche schien wirklich zu schlafen.

Na warte, Freundchen! Das bringt dir eine kalte Dusche ein.

Nick lief den Weg zum Haus hinauf. Wie zuvor stand die Hintertür offen. Gähnend betrat er das Haus. Er konnte Tom verstehen. So ein Nickerchen in der prallen Sonne machte erst recht schläfrig. Er spielte mit dem Gedanken, sich ebenfalls eine Stunde aufs Ohr zu legen.

Unversehens sah er sich einem Fremden gegenüber. Der Mann trug einen blauen Overall und lächelte dünn.

»Wer sind Sie? Wo ist Tom?«

Am Blick des Fremden erkannte Nick, dass Gefahr im Verzug war. Zugleich gewahrte er aus dem Augenwinkel einen zweiten Eindringling in dem gleichen blauen Ganzkörperanzug. Augenblicklich war Nick hellwach. Er sprang und packte den Mann vor sich.

»Einbrecher, was?! Das werde ich euch austreiben.«

Sein Gegenüber wollte nach ihm greifen, war aber zu langsam. Nick versetzte dem Kerl einen Schwinger. Ächzend ging der Mann in die Knie.

»Die Spritze. Schnell, Jack!«

Nick fuhr alarmiert herum, um sich dem zweiten Gegner zu stellen. Bevor er ihn attackieren konnte, spürte er einen Stich. Der Mistkerl hatte ihm eine Spritze verabreicht. Sofort begannen Nicks Kräfte zu schwinden. Der Raum begann sich um ihn zu drehen. Seine Knie gaben nach, und er hatte das Gefühl, in einem Meer aus Watte zu versinken.

»Gut gemacht, Jack«, vernahm er eine Stimme wie aus weiter Ferne. »Jetzt ist alles bereit für Versuch 158.«

Nicks Sinne schwanden. Erfolglos versuchte er, sich in die Höhe zu stemmen. Es gelang ihm nicht einmal mehr, seinen Kopf zu bewegen. Der merkwürdige Begriff, den er soeben gehört hatte, geisterte durch seinen Verstand.

Versuch 158. Was hatte das zu bedeuten?

Ihm blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn der Inhalt der Spritze zeigte Wirkung. Es wurde schwarz um Nick.

 

 

ZWEI

 

Sein Geist kehrte allmählich aus der Dunkelheit ans Licht zurück. Er lag auf etwas Hartem, stellte er fest. Zwischen seinen Schläfen pochte dumpfer Schmerz. Er versuchte sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht.

Nick schlug die Augen auf und fand sich in einem trostlosen, kahlen Raum wieder. Drei Meter über ihm schwebte eine metallische Decke. Vorsichtig drehte er den Kopf nach links und nach rechts. Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Der Druck in seinem Schädel ließ bereits nach.

Nicht nur die Decke bestand aus Metall, sondern der ganze Raum. Er barg kein einziges Einrichtungsstück. Aus einer unsichtbaren Quelle drang ein fahler, auf den Boden gerichteter Lichtkegel, in dessen Mitte Nick wie ein hilfloses Insekt lag. Sein zweiter Versuch, sich zu erheben, verlief so erfolglos wie der erste.

Sein erster Gedanke galt Tom. Wahrscheinlich war dem Biologen das Gleiche widerfahren wie ihm.

Aber was? Und wieso?

Langsam setzte Nicks Erinnerung ein. Er war in seinem Landhaus gewesen und von zwei Eindringlingen überrascht worden.

Jack. Dieser Name war gefallen.

Nick konnte nichts mit ihm anfangen. Er kannte keinen Jack. Schon gar keinen Jack, der ihn aus dem Hinterhalt mit einer Spritze ins Reich der Träume schickte. Wer waren die verdammten Mistkerle, und warum hatten sie ihn entführt?

Denn das war offensichtlich geschehen. Sie hatten ihn an einen ihm unbekannten Ort verschleppt. Damit nicht genug. Irgendwie hatten sie ihn zudem bewegungsunfähig gemacht. Seine Sinne waren wach, und sein Verstand arbeitete, doch er konnte sich nicht bewegen.

Ihm fiel auf, dass er bekleidet war. Bei seiner Entführung hatte er lediglich die Badehose getragen. Nun trug er einen roten Kombianzug.

In seiner Erinnerung tauchte ein weiterer Begriff auf, der gefallen war, bevor er das Bewusstsein verloren hatte. Hatte er ihn wirklich gehört oder ihn sich nur eingebildet? Der Begriff ergab für Nick überhaupt keinen Sinn.

Versuch 158.

 

*

»Sehen Sie, Professor! Nick hat die Augenlider bewegt. Die Betäubung lässt nach.«

Masters saß vor einem Bildschirm und beobachtete den Probanden, der soeben wieder zu sich kam. Nick lag in dem Raum, in dem schon die anderen Versuchskaninchen vor ihm aufgewacht waren. Im Gegensatz zu den meisten von ihnen geriet er jedoch nicht in Panik, sondern blieb gelassen.

»Gut«, sagte der Professor. Der leicht untersetzte Sechzigjährige mit dem schlohweißen Haarkranz rückte seine Brille zurecht. »Damit kann Versuch 158 beginnen.«