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Über das Buch

Beim Schulausflug ins Museum stößt Sara mit einem mysteriösen Fremden zusammen. Der blondgelockte, braungebrannte Surfertyp stellt sich als »Cupido« vor und behauptet, der römische Liebesgott zu sein. Und da er gerade zu viele Liebende zu verkuppeln hat, will er Sara kurzerhand zu seiner Assistentin auf Lebenszeit machen. Sara, die glaubt, dass sich jemand aus ihrer Klasse einen Scherz mit ihr erlaubt, sagt ja. Doch kaum hat sie zugestimmt, ändert sich alles: Plötzlich kann sie merkwürdige Lichter sehen, die jeden Menschen umwabern. Und bevor sie weiß, wie ihr geschieht, drückt ihr der Liebesgott auch noch ein Tablet mit Rezepten für Liebestränke in die Hand. Nur eine Regel gibt es zu beachten: Sara darf den Liebeszauber niemals für sich selbst einsetzen! Aber ein paar Tropfen von dem Liebestrank für den süßen Tom können doch nicht schaden, oder?

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

1

»Habt ihr keine Augen im Kopf? Hier ist frisch gewischt!«

Die Stimme von Herrn Diekmann hallte donnernd durch das Treppenhaus. Sara warf ihrer Freundin Michaela einen genervten Blick zu, setzte dann aber ein provozierend freundliches Lächeln auf und drehte sich zu ihm um. Seitdem sie in diesem Mietshaus wohnten, und das waren jetzt schon einige Jahre, schikanierte Herr Diekmann sie, wann immer es ging. Er wusste doch, dass sie fast jeden Tag um diese Uhrzeit aus der Schule nach Hause kam. Konnte er nicht etwas früher oder später wischen? Und warum wischte er überhaupt so oft? Jeden Tag war ja wohl reichlich übertrieben. Saras Mutter glaubte, dass Herr Diekmann ein einsamer alter Mann war, der nichts weiter hatte, als all die Dinge, über die er sich aufregen konnte. Sara wusste es besser: Dieser Typ brauchte Paroli.

»Oh, sorry, Herr Dickmann.«

»Ich heiße Diekmann! Mit »ie«!«

»Klar, Herr Dickmann, ich werd’s mir merken.«

Michaela versuchte krampfhaft, ihr Grinsen zu unterdrücken. Herr Diekmanns Kopf wurde puterrot.

»Bist du zu dumm für die deutsche Sprache, Mädchen? Ich werde mit »ie« geschrieben!«

Er zog seine Wohnungstür mit einem lauten Knall ins Schloss und der unechte Blumenkranz, der seinen Spion umringte, segelte auf die Fußmatte. Jetzt grinste auch Sara. Sie und Michaela klatschten ab.

»Nee, bist du fies«, prustete Michaela los. »Hast du gesehen, wie rot der geworden ist? Ich dachte, jeden Moment explodiert sein Kopf.«

»Iiehh … na ja, dann gäb’s hier wenigstens mal einen Grund zu wischen«, sagte Sara und zog Michaela mit sich die Treppe hoch. Von oben kam ihnen die Postbotin entgegen. Sie war etwa fünfzig, also vermutlich im selben Alter wie Herr Diekmann und mindestens genauso unsympathisch. Auf ihrem Kopf trug sie wie immer eine Baseballkappe mit ihrem Namen darauf: Ursula.

»Platz da«, zischte sie und drängte sich zwischen den beiden Freundinnen durch. »Es gibt auch noch Leute, die müssen arbeiten.«

»Äh … hallo?« Michaela sah der Postbotin empört hinterher. »Was hat die denn?«

»Wenn du mich fragst: keine Freunde«, antwortete Sara.

»Komm, vergiss sie einfach.«

Nach dem nächsten Treppenabsatz, im vierten Stock, standen sie vor Saras Zuhause. An der Tür hing ein selbstgemachtes Schild aus Ton, das Sara in der 5. Klasse getöpfert hatte, darauf stand: »Vanessa & Matteo Minio & Tochter Sara.« Leider stimmte das nicht mehr, denn vor einigen Wochen war ihr Vater urplötzlich ausgezogen. Seitdem sprachen ihre Eltern von Scheidung und konnten kein vernünftiges Wort mehr miteinander wechseln. Wie schlimm sich das für Sara anfühlte, schien die beiden nicht zu interessieren. Sara schloss die Tür auf. Drinnen roch es wie immer nach einem Mix aus Lavendel und Zitrone.

»Ist deine Ma gar nicht zu Hause?«, fragte Michaela. Sie spazierte zielstrebig in die Küche, öffnete den Kühlschrank und begann, sich ein Brot zu schmieren. »Willst du auch eins?«

Sara schüttelte den Kopf. In letzter Zeit hatte sie nur wenig Hunger. Die Trennung ihrer Eltern und ihr Liebeskummer wegen Tom schlugen ihr ziemlich auf den Magen. Eigentlich hatte sie nur Appetit auf Chips. Oder Eis. Oder beides zusammen.

Kurz darauf öffnete sich die Wohnungstür, und Saras Mutter kam herein, bepackt mit einigen Umzugskisten, die sie aus dem Keller geholt hatte. In Saras Hals bildete sich ein Kloß, sie musste sich zwingen, nicht in Tränen auszubrechen. Ihre Mutter schien ihre Gedanken zu erahnen.

»Ich weiß, Sara-Schatz. Mir tut es auch weh. Aber wir müssen uns damit abfinden und nach vorne sehen.«

Sara sah ihrer Mutter an, dass sie noch längst nicht nach vorne sehen konnte. Sie wirkte traurig, ihre Haut war vom Weinen zerknittert, und ihre Augen, die sonst in einem wunderschönen Grün leuchteten, wirkten stumpf und grau. Ihre Haare hatte sie nachlässig auf dem Kopf verknotet, und ihre hübschen, sonnengelben Strähnchen hatte sie seit der Trennung nicht mehr nachfärben lassen.

»Papa braucht noch ein paar seiner Sachen. Er holt sie heute Abend ab.«

Sara nickte nur und ging in ihr Zimmer. Sie wollte und konnte sich jetzt nicht mit den Problemen ihrer Eltern beschäftigen. Sie hatte auch noch ein eigenes Leben, und das war zurzeit frustrierend genug. Michaela folgte ihr, in der einen Hand ein Butterbrot mit doppelt Käse, in der anderen eine große Flasche Apfelschorle und ihren Rucksack, den sie gekonnt an die Türklinke hängte.

»So, schieß los«, sagte sie aufmunternd und fläzte sich aufs Bett, »mit welchem Style willst du Tom morgen den Kopf verdrehen?«

Darüber zerbrach sich Sara jetzt schon seit Wochen jeden Morgen den Kopf. Genauer gesagt seit dem Tag, an dem ihr bewusst geworden war, dass sie Tom liebte und dass sie alles dafür tun wollte, damit er sich auch in sie verliebte. Bisher hatte es aber leider nicht funktioniert, Tom und sie waren immer noch nur Freunde. Er kapierte einfach nicht, dass sie mehr für ihn sein konnte.

»Keine Ahnung. Vielleicht das hier?« Sara zog einen schwarzen Jeansminirock, ein grünes Spaghetti-Top und schwarze Turnschuhe aus dem Schrank. Kombiniert mit ihren glatten, schwarzen, schulterlangen Haaren und ihren tiefbraunen Augen sah das ziemlich lässig aus. Michaela schien allerdings anderer Meinung zu sein.

»Standard. Hast du nichts Ausgefalleneres?« Michaela legte ihr Butterbrot auf dem Nachttisch ab und stand vom Bett auf. Saras Blick fiel auf den Spiegel, der an einer der aufgeklappten Schranktüren befestigt war. Sie und Michaela waren schon ein komisches Paar. Michaela war groß und dünn, hatte hellblonde, lockige Haare, die sie meist zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und wenn sie lächelte, entblößte sie die perfektesten Zähne, die ein Zahnarzt sich vorstellen konnte. Sara war knapp einen Kopf kleiner und von der Statur weniger wie ein Model, sondern eher wie eine Sportlerin gebaut. Sie hatte muskulöse Arme und Beine und mit Körbchengröße B leider einen viel kleineren Busen als Michaela. Was ihren Klamottenstyle anging, bildete Sara sich nicht besonders viel ein, am liebsten trug sie eigentlich Jeans, in die Jahre gekommene T-Shirts und Turnschuhe. Im Gegensatz dazu sah Michaela immer aus wie ein Hollywoodstar, der inkognito unterwegs war. Sie trug zwar ähnliche Sachen wie Sara, aber sie hatte definitiv ein Händchen dafür, ihre Kleidung überraschend zu kombinieren und mit Accessoires aufzupimpen.

»Das könnte gehen.« Michaela zog ein rotes Hemd, ein orangefarbenes Top und Saras liebste, tief geschnittene Jeans mit zugegeben stümperhaft – auf Knielänge abgeschnittenen Beinen aus dem Schrank. »Damit bist du garantiert der Eyecatcher.«

»Rot und Orange?« Sara betrachtete die wilde Farbkombination skeptisch. Aber je länger sie das Zusammenspiel der Farben auf sich wirken ließ, desto mehr freundete sie sich damit an. Warum eigentlich nicht? Nur weil irgendwann mal irgendjemand festgelegt hatte, dass das nicht zusammenpasste, hieß das doch nicht, dass sich alle daran halten mussten. Die Geschmäcker waren schließlich verschieden. Was Sara prompt wieder an Tom denken ließ. Unglücklich plumpste sie auf ihr Bett.

»Tom oder deine Eltern?«, fragte Michaela. Sie legte Hose und Oberteile auf den kleinen Schreibtisch neben dem Kleiderschrank, setzte sich zu Sara und schlang den Arm um sie.

»Eigentlich hab ich grad an Tom gedacht. Aber wenn du mich so fragst: Mich nervt beides. Nichts ist so, wie ich es haben will.«

Michaela nickte verständnisvoll. »Das ändert sich auch wieder. Garantiert. Nichts bleibt so schlimm, wie es ist. Ein kluger Mann hat mal gesagt: ›Wenn es schlimm ist, kann es nicht das Ende sein.‹ Oder so ähnlich zumindest.«

Sara wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Dann hoffe ich mal, dass sich bald was ändert. Lange halte ich das nämlich nicht aus. Ich fühl mich total allein!«

»Aber du hast doch mich«, sagte Michaela. Sie zog Sara noch enger an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich verspreche dir, mich wirst du niemals los. Ehre, schwöre. Wenn du willst, zieh ich sogar bei dir ein, bis deine Eltern sich wieder vertragen haben.«

Sara musste lachen. »Lass stecken. In diesem Minizimmer würden sogar wir uns auf die Nerven gehen.«

Michaela sah sich um. Was ziemlich schnell ging, denn Saras Zimmer war wirklich klein. Es bot gerade mal Platz für ihr gemütliches Bett samt bunter Patchworkdecke, den kleinen Nachttisch mit Flohmarkt-Lampe drauf, den Schreibtisch, über dem ein vollgestopftes Bücherregal hing, und den Kleiderschrank.

»Zu viel Platz hast du echt nicht. Dafür ist es gemütlich. Zumindest gemütlicher als in meiner ewigen Baustelle.«

Michaela nannte ihr Zimmer schon immer »die ewige Baustelle«. Sie teilte es sich mit ihrer drei Jahre älteren Schwester, und ständig gab es irgendwelche Grabenkämpfe darum, wer wie viel Platz im Raum für sich beanspruchen durfte. Momentan teilte ein riesiger Wandschrank das Zimmer in zwei gleichgroße Bereiche. Davor waren es Schreibtische gewesen und davor, in der Grundschulzeit, das Etagenbett der Schwestern.

»Hast du eigentlich rausgefunden, warum sich deine Eltern getrennt haben?«

Sara schüttelte den Kopf. »Die behandeln mich wie ein Kleinkind. Erst haben sie versucht, ihren Stress vor mir zu verbergen, und jetzt speisen sie mich mit Floskeln ab. Angeblich haben sie sich auseinandergelebt. Aber das stimmt nicht. Die hängen noch aneinander. Das weiß ich ganz genau.«

Michaela nickte, und ihr blond gelockter Pferdeschwanz wippte auf und ab. »Vielleicht brauchen sie ja nur eine Auszeit, um zu begreifen, dass sie sich noch lieben.«

Sara zuckte unschlüssig mit den Schultern. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Liebe nicht das Problem ihrer Eltern war. Irgendetwas war vorgefallen, das sogar ihre Gefühle füreinander nicht heilen konnten.

»Hat dein Vater vielleicht doch eine Affäre?« Michaela stand auf, schnappte sich das Butterbrot vom Nachttisch und biss rein. »Oder deine Mutter?«, fragte sie schmatzend. »Immerhin sind die zwei schon ewig zusammen, oder?«

»Über sechzehn Jahre. Meine Mutter wurde schwanger, als die beiden ganz frisch zusammen waren. Aber sie haben erst einen Tag vor meinem dritten Geburtstag geheiratet. Weil Oma Irma und Opa Bruno sonst keine Ruhe gegeben hätten.«

Michaela schien etwas in Gedanken abzuwägen. »Ich glaub, das ist ganz normal, wenn man sich mal kurzfristig in jemand anderen verguckt. Bei meinen Eltern war das auch so. Die beiden haben das aber überstanden. Und heute sind sie glücklicher als zuvor. Krisen schweißen zusammen.«

»Wenn das so ist…« Sara rollte sich über ihr Bett und griff zum Nachttisch, auf dem die Flasche mit der Apfelschorle stand. »Dann sollte ich vielleicht eine Krise mit Tom anzetteln. Vielleicht schnallt er so, dass wir zusammengehören.«

Michaela schluckte den letzten Bissen Brot hinunter und schüttelte den Kopf. »Genau genommen weiß Tom das schon seit der fünften Klasse. Du warst doch diejenige, die ihn damals hat abblitzen lassen.«

Sara dachte nur ungern an diese Situation zurück. Damals hatte Tom ihr einen Zettel gegeben, auf dem sie ankreuzen sollte, ob sie mit ihm gehen wollte. Sie hatte ihr Kreuz bei NEIN gemacht und »du bist mein bester Freund, und das soll auch so bleiben« dazugeschrieben. Toms Gesichtsausdruck, als er ihre Antwort las, hatte sie bis heute nicht vergessen. Und das war’s dann auch erst mal mit »beste Freunde«. Gute Bekannte traf es seitdem eher.

»Damals waren wir Kinder«, sagte Sara bockig. »Tom kann doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass ich noch das kleine Mädchen bin, das nur Sandkastenburgen mit ihm bauen will.«

»Klar kann er das«, entschied Michaela. »Und zwar so lange, bis du ihm sagst, dass du jetzt auch Gefühle für ihn hast.«

»Und wenn seine Gefühle schon längst Geschichte sind? Nein danke.« Sara schüttelte bestimmt den Kopf. Sie würde sich vor Tom garantiert nicht zum Affen machen. Michaela verdrehte theatralisch seufzend die Augen.

»Mann Sara, du machst dir völlig zu unrecht Sorgen. Der Typ steht auf dich. Das sieht jeder, nur du nicht. Aber vielleicht glaubst du ja wenigstens dem Pendel.« Michaela zog ihre Kette vom Kopf, ein antikes Pendel aus Messing, das sie von ihrer Großtante geschenkt bekommen hatte. Die alte Frau arbeitete noch mit weit über Neunzig als Wahrsagerin und sah in ihrer Großnichte Michaela das einzig übersinnlich begabte Wesen der gesamten Familie. »Hast du irgendwas von Tom hier?«

Sara entdeckte tatsächlich etwas: Auf dem Schreibtisch lag seine Kraftklub-CD, die sie ihm schon seit Wochen zurückgeben wollte. »Hier - seine Lieblingsband.«

Michaela schnappte sich die CD und drückte sie Sara in die Hand. »Nimm die mal bitte. Ich halte das Pendel drüber und stelle die Frage, ob er dich noch liebt. Wenn das Pendel von einer Seite zur anderen schwingt, heißt das Nein. Wenn es kreist, heißt das Ja. Bereit?«

Sara nickte. Ihr war plötzlich ganz mulmig zumute. Sie hatte schon öfter daran gedacht, Michaela darum zu bitten, das Pendel zu befragen. Aber im entscheidenden Moment hatte sie jedes Mal der Mut verlassen. Denn die Antworten des Pendels stimmten immer. Was, wenn es sagte, dass Tom sie nicht mehr liebte?

»Okay, es geht los. Keine hektischen Bewegungen, verhalte dich am besten ganz still«, ordnete Michaela an. Wenn sie pendelte, wirkte sie strenger als sonst, ihre Ausstrahlung war dann so, wie man sich eine echte Wahrsagerin vorstellte. Sara war gespannt, ob Michaela später auch mal in die Fußstapfen ihrer Großtante schlüpfen und Wahrsagerin werden würde, wenigstens nebenberuflich. Ein Gespür für Übersinnliches hatte sie auf jeden Fall, Michaela war berühmt für ihren Siebten Sinn, und im Traum hatte sie schon öfter Dinge erlebt, die sich später tatsächlich ereignet hatten. Gebannt starrten Sara und Michaela auf das Pendel. Eine gefühlte Ewigkeit passierte rein gar nichts. Sara war drauf und dran, den Pendelversuch abzubrechen, doch Michaelas konzentrierter Blick und ihre eigene Neugier hielten sie davon ab. Dann, ganz langsam, kam Bewegung in die Sache. Anfangs war nicht auszumachen, ob das Pendel kreiste oder von rechts nach links schwang. Doch dann war es eindeutig zu erkennen: Das Pendel drehte sich im Kreis!

»Sag ich’s doch! Er liebt dich!« Michaela brachte das Pendel mit einem Handgriff zum Stehen und legte die Kette wieder um ihren Hals.

Von Saras Herz fiel ein tonnenschwerer Stein. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie schlimm es für sie gewesen wäre, wenn das Pendel eine negative Antwort gegeben hätte. Michaelas Handy piepste. Sie zog es aus ihrer Hosentasche und warf einen Blick aufs Display.

»Meine Mutter. Ich soll noch Kartoffeln mitbringen.« Sie grinste wie eine Katze, die eine Maus gefangen hat. »Das klingt verdächtig nach Kartoffelsalat und Frikadellen!«

»Musst du jetzt schon los?«

Michaela nickte. »Wir haben doch alles geschafft. Deine Klamotten für morgen stehen, und das Pendel hat ja gesagt. Du bist top vorbereitet!«

Sara sah Michaela erschrocken an. »Apropos vorbereitet: Hast du irgendeinen von den Texten gelesen, die uns der Mertens letzte Woche mitgegeben hat?«

Sie sprang auf, griff nach ihrem Schulrucksack und kramte drei kleinbedruckte, verknitterte DIN-A4-Blätter raus. Michaela winkte lässig ab.

»Das wird der uns morgen haarklein erzählen. Deswegen fahren wir doch ins römisch-germanische Museum.«

»Und wenn er uns nebenbei Fragen stellt? Er muss nur einen seiner schlechten Tage haben.«

»Dafür ist doch der Referendar dabei. Orkan wird schon darauf achten, dass der Mertens nicht zu fies wird.«

Sara nickte hoffnungsvoll. Noch eine mündliche Fünf in Geschichte konnte sie sich nicht leisten, wenn sie ihren eigenen Ansprüchen genügen wollte. Aber Lust, die Texte noch vor morgen zu lesen, hatte sie auch nicht. Sie wollte sich lieber eine Reaktion überlegen, falls sie Tom wirklich dazu bringen konnte, im Museum einen Annäherungsversuch zu starten. Michaela nahm ihren Rucksack von der Türklinke und drehte sich noch einmal zu Sara um.

»Ich muss los. Morgen früh, halb zehn?«

»Müsste locker reichen. Danke für deine Hilfe.«

»Immer gern. Irgendwo muss ich mein Wissen aus tausend Folgen »Style Check« ja unterbringen.«