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Danke,

für meine wundervollen Eltern, die stets, voller Liebe und Zuspruch, für mich da sind -

für die freundliche und liebevolle Familie, in die ich hinein geboren wurde -

für den inspirierenden und wahrhaftigen Mann, der bereit ist, mit mir gemeinsam solche Wege zu gehen -

für die beste Freundin, die alle meine Lebensphasen unerschütterlich begleitet hat, seit nun mehr bald 40 Jahren -

für meine geduldigen und mitfühlenden Lehrer und Begleiter -

für alle Ärzte und Pflegekräfte, die sich erfolgreich um mein Leben bemüht und sich um mich gekümmert haben,

und für die unendliche Fülle, in der ich dieses Leben verbringen darf.

Petra Heinrich

Weite wagen

Ein Wegbegleiter zur Selbsterfahrung

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© 2016 Petra Heinrich

Umschlaggestaltung , Bilder & Coverfoto: Petra Heinrich

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback: 978-3-7345-6120-7
Hardcover: 978-3-7345-6121-4
e-Book: 978-3-7345-6122-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

WERDEN - TEIL I

Der Anfang

Heil werden - heil sein

Übung 1: kleines Experiment

Symptom-Kommunikation

Übung 2: Die Symptom-Gestalt 1

Übung 3: Die Symptom-Gestalt 2

Der Schatten

Übung 4: in den Mokassins des Anderen gehen

Übung 5: Schattenspiegel - das Objekt

Übung 6: Schattenspiegel - Situationen

Übung 7: Schattenspiegel - Geräusche

Körper-sein

Übung 8: Schattenspiegel - Körperregion

Übung 9: Schattenspiegel - Bewegung

Übung 10: Schattenspiegel - verborgene Bewegung

Partnerschaft

Übung 11: Schattenspiegel - Beziehung

Draußen

mm

Systeme

Übung 12: Das Chamäleon entdecken

Übung 13: Schattenspiegel - "völliger no-go"

Träume

Übung 14: Den Traumkörper kennenlernen

Übung 15: Wahrnehmung des Hintergrundes

Bewusstwerdung durchTräume

Die erste Traum-Ebene

Die zweite Traum-Ebene

Die dritte Traum-Ebene

Übung 16: Traumarbeit

Die vierte Traum-Ebene

Übung 17: Traumarbeit II

Die Archetypen

Die fünfte Traumebene - Teil I

Übung 18: Archetypen

Ebene fünf – Teil II

Übung 19: Deine Traumreise

SEIN - TEIL II

Anknüpfung

Freiheit

Übung 20: Freiheit wovon?

Übung 21: Freiheit wofür?

Übung 22: Ohne Sicherheitsnetz?

Das Bewusstsein

Übung 23: Die Welt "da draußen"

Der Verstand

Den inneren Dialog beenden

Übung 24: "ich und mein"

Die Erforschung des Egos

Übung 25: der Geburtsort der Gedanken

Übung 26: Fallen in den Zwischenraum

Übung 27: reines Sehen

Übung 28: freigelassene Emotionen

Übung 29: Körperwahrnehmung

Wer bin ich?

Übung 30: enttarnen von Konzepten

Übung 31: Die Illusion des freien Willens

Meditation

Übung 32: Wahrnehmung

Übung 33: Wer bin ich?

Die Suche

Das Ende

Die Traumweberin

Literaturverzeichnis

Wie ich begleite

WERDEN - TEIL I

Der Anfang

“Die hat ein Rad ab! “ diese Redewendung sagt, dass jemand nicht mehr richtig in der Spur läuft. Dabei impliziert diese Aussage auch, dass es mindestens zwei Räder gibt. Lassen wir dieses Bild in uns vollständig werden, so entsteht dabei ein Gefährt. Ob nun ein Fahrrad, Auto oder etwas anderes, ist zweitrangig. Spannend hingegen ist der Inhalt des Bildes, bezogen auf uns selbst. Das Gefährt hat sowohl Stabilität, als auch durch die Räder Mobilität. Wenn wir es uns fahrend vorstellen, bewegt sich etwas nahezu Gleichbleibendes durch die verschiedensten Landschaften. Obgleich dadurch die Möglichkeit zur Betrachtung gegeben ist, gibt es verhältnismäßig wenig Wechselwirkung auf das Aussehen, das Verhalten und die Art der Fortbewegung.

Genauso ist es meist bei uns Menschen. Wir bewegen uns durch die unterschiedlichsten Situationen, doch die wenigsten bewegen uns, noch dazu auf neue Weise. Es ist, als wäre alles festgeschraubt. Die Tage ereignen sich für uns fast gleichbleibend. Zugleich verspüren immer mehr Menschen eine Langeweile und Erschöpfung von dieser scheinbar endlosen Wiederholung des immer Gleichen.

Was würde wohl geschehen, würden wir ein Rad abhaben oder alle? Was, würden wir uns nach und nach neu formen, uns immer mehr einer Wechselwirkung öffnen und das Wagnis eingehen, die alte Stabilität zu lockern, flexibler werden?

Wir sind es gewöhnt, in ganz bestimmten Bahnen zu denken, auf bestimmte Weise Dinge miteinander in Verbindung zu bringen und daraus unsere Welt zu knüpfen. Immer wieder auf` s Neue gleich. Selten stellen wir dies wirklich in Frage. Und auch wenn wir an der Welt, wie wir sie wahrnehmen, leiden fällt es uns doch erstaunlich schwer, unsere alten Muster aufzulösen.

Mit Vorliebe inszenieren wir unsere Dramen stets auf `s Neue, und bei aller Langeweile oder Erschöpfung können wir dahinter eine wahre Leiden schafft entdecken. Natürlich auch Angst. Wohl bekanntes Terrain verlassen wir nicht gerne. Und so überdrüssig es uns auch scheint, hier kennen wir uns aus. Meisterhaft verstehen wir es, auch in neuer Umgebung unser persönliches Spiel zu inszenieren und die Menschen um uns darin gekonnt einzubinden.

Im Laufe dieses Buches werde ich mit Dir erst mehr Räder als bisher verknüpfen. So kann dann ein umfassenderes Bild Gestalt annehmen. Mit verschiedenen Übungen möchte ich Dir auch die eigene Erfahrung mit diesem Größeren zugänglich machen. Doch dann wollen wir gemeinsam die Verknüpfung wieder auflösen und zusammen heraus finden, wohin mich und Dich das bringen kann.

Vielleicht hast Du gerade bemerkt, dass ich begonnen habe bisher voneinander getrennte Räder zu verknüpfen, Deine und meine. Es kann sein, dass Du dies nun in Frage stellst insofern, dass ich Dich mit auf eine Reise nehmen kann, Du jedoch keinen Einfluss auf mich hast. Ob dies tatsächlich so ist, werden wir im Laufe der Reise herauszufinden versuchen.

Worum es in diesem Buch geht? Z.B.:

Um Dich oder welches Bild Du von Dir hast.

Um alle Anderen und welche Bilder Du von Ihnen hast.

Um die Welt, wie sie Dir erscheint und ob sie vielleicht ganz anders ist, als Deine "Erscheinung" davon. Woran Du leidest oder was Dir fehlt, welche Grenzen Dir zu eng sind und wie es weiter werden kann.

Du meinst das wäre zu vage? Das ist Absicht. Ich lade Dich auf eine Überraschungsreise ein. Geh auf Wegen und folge Wendungen, die Dich um Ecken bringen oder in Höhen katapultieren oder in Tiefen stürzen... eben abseits der bekannten Pfade in Dein eigenes Neuland...

...Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

aus Hermann Hesse, Stufen

Heil werden - heil sein

Um überhaupt dahin zu kommen, dass wir nicht in alter konditionierter Weise auf stets neue Situationen reagieren, müssen wir uns unserer Grenzen, wie auch unserer abgelehnten Anteile wieder bewusst werden, also heil werden.

Wir alle wünschen uns Heilung, wenn wir an etwas leiden, wenn uns etwas fehlt. So unterschiedlich die Vorstellung des Einzelnen ist, was heilt und was heil sein bedeutet, diese heilige Sehnsucht teilen wir im Leiden und im Mangel miteinander.

Wenn wir als Basis gemeinsamen Verständnisses voraussetzen, dass Heil sein Ganz sein auf allen Ebenen und in allen Lebensbereichen bedeutet, können wir uns nun schrittweise damit auseinander setzen, wie Ganzwerdung gelingen kann. Vermutlich tauchen bei dieser Beschreibung Bilder eines paradiesischen Lebens auf, bei dem uns alle Wünsche in Erfüllung gehen, wir keinerlei Schmerz und auch keinen Mangel mehr erleiden müssen.

Obgleich sich zuletzt dieses Bild sogar erfüllen kann, wird es das auf gänzlich andere Weise tun, als wir es uns jetzt vorstellen können. Vielleicht muss sich hierzu gar am Ende jede Dualität auflösen. Denn eines ist völlig offensichtlich: Solange wir uns innerhalb dieser Dualität bewegen ist es ausgeschlossen einzig sonnige Tage zu erleben. Unser Körper wird altern und für die allermeisten von uns bedeutet dies auch, dass sich zunehmend Krankheiten einstellen. Damit löst sich das paradiesische Bild auch schon wieder auf – und der Körper ist nicht das Einzige, das dem Wechsel unterworfen ist. Insofern können wir erkennen, dass sich Heil sein nicht auf eine körperliche Unversehrtheit bezieht und auch nicht auf einzig sonnige Emotionen oder Gedanken voller Wohlwollen.

Ganzheit bedeutet damit sich allem ganz hinzuhalten, was sich im Leben ereignet. Es ist ein großes JA zum Erleben und Bewegt werden von dem, was uns auf dieser spannenden Lebensreise begegnet. Ganz sein beinhaltet damit alles was dazu gehört und ist nicht verbunden mit persönlichen Bewertungen und Erwartungen.

Wenn wir uns mit unseren Symptomen, gleichgültig ob körperliche, psychische, verstandesmäßige oder spirituelle, an den jeweiligen Fachmann wenden, erfahren wir im Idealfall eine Linderung oder Beseitigung unserer Symptome. Doch ist sehr fraglich, ob dadurch auch gleichzeitig das entsteht, was Heil sein auf allen Ebenen bedeutet. Oftmals ist das Wissen der Fachwelt zwar eindeutig beeindruckend und auch punktuell wirksam, aber meist ermangelt es einem holistischen, ganzheitlichen Ansatz.

So wird eine Erkrankung z.B. dem Mangel oder Überschuss eines bestimmten Hormons zugeschrieben, (was auf der rein physischen Ebene auch stimmt), und ein Medikament soll und kann dieses Symptom regulieren. Welche Gedanken, dadurch ausgelösten Emotionen jedoch mit dieser Hypo-/oder Hyperproduktion in Zusammenhang stehen wird dadurch nicht geklärt. Möglicherweise werden nach einer langen Strecke lebensfeindlicher Glaubenssätze (mit allem, was dadurch weiter ausgelöst wird) hier nun Dysbalancen manifestiert, die trotz der Symptombehandlung ihre schädigende Wirkung beibehalten.

Dies trifft natürlich genauso auf andere mögliche Ursachen (oder Mitverursacher) zu: eine unglückliche Liebesbeziehung, Mobbing, Schwierigkeiten in der Kindererziehung, oder tiefere systemische Themen usw. Es stellt sich die Frage, auf welche Art sich stattdessen das „was fehlt oder des Guten zu viel ist“ Ausdruck verschafft.

Sigmund Freud hatte eine wesentliche Erkenntnis zum Thema Symptombehandlung: Zu Anfang seines Wirkens nutzte er die Hypnose bei seinen Patienten/innen. Er hatte mit seinem Ansatz des „das Symptom verschwindet“ erst mal Erfolg. Allerdings konnte er beobachten, dass nach einiger Zeit entweder die Symptome wieder kamen oder andere an seine Stelle traten. Ihm wurde klar, dass eine kurzfristige Symptomfreiheit bzw. eine Symptomverschiebung nicht sinnvoll ist. Daraufhin entwickelte er die Psychoanalyse.

Meines Erachtens sollte diese Erkenntnis auch auf alle Heilbereiche ausgedehnt werden.

Es ist wesentlich die Bedeutung und Botschaft unserer Symptome zu verstehen und sie als Ausdruck des Ganzen erfassen zu lernen.

So kann es uns auch widerfahren, wenn wir einen Psychotherapeuten, um Rat und Hilfe für unsere Angst zu bekommen, aufsuchen. Vielleicht erhalten wir auch hier ein Medikament, das unsere Angstzustände lindert. Oder wir erfahren, dass diese Angstzustände in unserer frühesten Kindheit anzusiedeln sind und lernen die persönliche Geschichte neu zu bewerten. So hilfreich das auch ist - wir erfahren nicht, welche Bedeutung und Botschaft auf anderen Ebenen dieses Symptom zum Ausdruck bringt. Wie wir dadurch auch nicht erkennen können, dass es gerade die Geschichten sind, an denen wir in Wahrheit leiden.

Jetzt stellen wir uns vor, während einer Lebenskrise wenden wir uns z.B. an ein Medium. Dieses channelt für uns, und wir erfahren, dass alte karmische Verstrickungen noch heute wirksam sind, wir sie auflösen müssen und noch manches mehr. Frage und Hand auf `s Herz: so spannend und wichtig das auch klingt - weißt Du, wie Du diese Verstrickung lösen kannst? Ich vermute mal, dass es nicht jeder weiß. Also machen wir uns auf den Weg zu einer Geistheilerin. Diese schickt uns nun heilende Energie von Engeln, alten Völkern oder ähnlichem. Trunken und beseelt verlassen wir die Sitzung. Sind wir nun wirklich in der Lage diese Energie so in unseren Alltag zu integrieren, dass die Lebenskrise Auswege finden kann? Und haben wir daraus gelernt, wie wir in kommenden Situationen damit umgehen können?

Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden. Ich spreche mich nicht gegen medizinische, psychologische oder Energiebehandlungen aus. Im Gegenteil, ich selbst verdanke mein Überleben und die Qualität meines Lebens der Medizin, und auch der Fähigkeit verschiedener Psychotherapeuten wie auch Heilern. Vielmehr ist es mein Anliegen, unsere Seins-Ebenen miteinander zu verbinden, wie auch verschiedene Methoden und Möglichkeiten für die jeweiligen Ebenen aufzuzeigen.

Wir werden nicht heiler, wenn wir bestimmte Ebenen ausgrenzen, als Materialist die spirituelle, als Esoteriker die körperliche usw. Leider ist dieses Phänomen oft zu beobachten. Ich bin gegen alles, was mir nicht als wahr erscheint. Du bist auch gegen alles, was Dir nicht als wahr erscheint. So dauert der Kampf zwischen Materialisten und Esoterikern auch an. Der Materialist will Beweise, viele Esoteriker wollen sich mit der materiellen Welt gar nicht mehr beschäftigen, weil diese profan sei und “schon überwunden” geglaubt. Ich stelle mal eine vage These auf: Solange wir in unserem Körper über diese Erde wandeln, sind wir zutiefst wesenhaft, leiblich - ganz offensichtlich.

Nicht nur, dass uns eine rigide Haltung eine wirkliche Begegnung „ich und du im Hier und Jetzt“ unmöglich macht, sie legt uns selbst in Ketten. In diesem Bereich scheint Wachstum ausgeschlossen. Wachstum, sprich damit auch Veränderung ist jedoch ein grundlegendes Prinzip des Lebens.

Wenn wir nicht nur die Freiheit von einem Symptom anstreben, sondern Ganzwerdung, und wenn wir nicht nur fachübergreifende Behandlung wünschen, sondern unser eigenes Verständnis ganzheitlich werden lassen wollen, müssen wir unseren Blick erweitern und unser Verständnis für größere Zusammenhänge öffnen. Letztlich vielleicht bis dahin, dass es keine Symptome mehr als solche gibt, sondern lediglich noch Phänomene. Wir werden sehen.

Solange wir uns selbst zerteilen in Körper, Psyche, Verstand, vielleicht noch Seele und Geist, solange sind wir nicht heil - nicht ganz. Erst wenn wir selbst beginnen, uns der zusammenhängenden Erfahrung all dieser Seins-Ebenen zu öffnen, kann Heilung gelingen.

Hierzu möchte ich ein kleines Experiment vorschlagen.

Übung 1: kleines Experiment