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Über das Buch:

Ein Zeitreise-Roman, der süchtig macht! 

Als die Journalistin Anne eines Tages den Auftrag erhält, nach Florenz zu fahren, um über ein mittelalterliches Spektakel zu berichten, ahnt sie nicht, dass diese Reise ihr Leben verändern wird. Auf einem vornehmen Kostümfest wird ihr ein geheimnisvoller Trank angeboten, der sie in einen tiefen Schlaf versetzt. Als sie wieder erwacht, befindet sie sich im Florenz des 15. Jahrhunderts - und verliebt sich prompt in den jüngeren Bruder von Lorenzo di Medici. Doch das Leben der berühmtesten Familie von Florenz ist bedroht, und auch Anne schwebt in höchster Gefahr ... 

Franziska Wulf

Verschwörung in Florenz

Zeitreise-Trilogie Anne

Edel Elements

 

 

 

»Dann siehst du, dass der Weg, den ihr gegangen,
vom göttlichen sich so weit unterscheidet
wie eure Erde von dem höchsten Himmel.«

 

aus: Dante, Die Göttliche Komödie, Läuterungsberg,
33. Gesang

I

Florenz, 25. April 1464

C osimo wurde geschoben und gezerrt, gestoßen und gedrückt. Manchmal schienen seine Füße sogar den Halt zu verlieren, und dann war ihm, als würde er von der Menschenmenge davongetragen. Es war Markttag. Alles, was in Florenz und der Umgebung der Stadt Beine hatte, war herbeigelaufen und drängelte sich nun um die Stände der Händler und Handwerker.

»Wo bleibst du denn?«, rief Cosimos Freund Giacomo. Sein dunkler Lockenkopf tauchte vor ihm aus dem Gewühl auf, um gleich darauf wieder zu verschwinden. »Nun komm schon. Beeil dich!«

»Ich komme ja!«, schrie Cosimo zurück und verwünschte aus tiefster Seele den Einfall, ausgerechnet an diesem Tag den Markt zu besuchen. Wütend riss er einer zahnlosen Alten einen Zipfel seines Hemdes aus den dürren Fingern, verlor dabei das Gleichgewicht und taumelte gegen einen Koloss von Mann. Der revanchierte sich sogleich mit einem Stoß seines Ellbogens. Cosimo schnappte mühsam nach Luft, hielt sich die schmerzenden Rippen und ließ sich weiter über den Marktplatz schieben. Es war ein Inferno. Man konnte meinen, das Jüngste Gericht sei über Florenz hereingebrochen. Verwunderlich war das allerdings kaum, denn für gewöhnlich strömten die Menschen zu jedem Markttag aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt. Und dieser Markt heute war etwas ganz Besonderes. Heute war die ganze Welt in Florenz zu Gast. Heute gab es Dinge zu sehen, zu bestaunen und zu kaufen, die sonst selbst in dieser reichen Stadt eine Seltenheit und nur den wahrhaft Wohlhabenden vorbehalten waren. Da gab es köstliche exotisch duftende Gewürze aus dem Orient, die von dunkelhäutigen, in fremdartige bunte Gewänder gehüllten Männern angeboten wurden, deren Augen so schwarz waren wie der Himmel einer Novembernacht. Wenn diese Männer sich bewegten, um auf den feinen Messingwaagen eine Hand voll Pfeffer, ein paar Nelken oder ein Stück von den herrlich duftenden Zimtstangen abzuwiegen, klingelten die schweren silbernen Armreifen an ihren Handgelenken, und hin und wieder sah man sogar an ihren Gürteln den Griff eines Dolches aufblitzen.

Nur ein paar Schritte weiter gab es buntes venezianisches Glas zu bestaunen, das im Sonnenlicht funkelte und strahlte wie kostbare Juwelen. Und dann, wenn man dachte, dass es nichts Besseres auf dieser Welt zu kaufen gäbe als eben diesen oder jenen Kelch aus venezianischem Glas, stieg einem bereits der verführerische Duft saftiger Orangen aus Sizilien in die Nase, die der Händler nebenan zu einer kunstvollen Pyramide aufgetürmt hatte. Ihr Anblick allein ließ bereits das Wasser im Mund zusammenlaufen.

An einem anderen Stand verkaufte ein mit einem langen Gewand und Turban bekleideter Mann große lebende Vögel, deren herrliches Gefieder blaugrün schimmerte. Cosimo wusste, dass es sich bei diesen seltenen Vögeln um Pfauen handelte. Er hatte schon mal einen gesehen – damals, als sein Vater und sein Onkel ihn auf eine ihrer ausgedehnten Handelsreisen mitgenommen hatten und sie für einige Nächte am Hofe eines Fürsten zu Gast gewesen waren. Doch viele Leute in Florenz sahen diese herrlichen wundersamen Geschöpfe zum ersten Mal. Und so war es nur natürlich, dass um den Vogelhändler besonders viel Gedränge herrschte. Während Cosimo sich von der Menschenmenge weitertreiben ließ wie von der Strömung eines Flusses, entdeckte er sogar einen Stand mit Leinen aus einer Gegend, die so weit im Norden lag, dass noch nicht einmal die Handelsbeziehungen der Familie Medici bis dorthin reichten. Die beiden Händler – ein Mann und eine Frau – waren hochgewachsen und hatten auffallend helle Haut, strahlend blaue Augen und Haare von einer Farbe, dass man meinen konnte, auf ihren Köpfen wüchse Flachs.

Doch Cosimo hatte keine Muße, um alle ausgestellten Waren genau zu betrachten, die gewagten Kunststücke der Seiltänzer und Feuerschlucker zu bewundern oder von den knusprigen Brötchen oder heißen Würsten zu kosten, die umherlaufende Bäcker- und Metzgerburschen an die Leute verkauften. Er und Giacomo waren nicht hier, um das bunte Treiben zu beobachten. Sie hatten ein ganz bestimmtes Ziel.

»Nun komm doch endlich!« Erneut tauchte der Freund aus dem Gewühl vor Cosimo auf, packte ihn am Ärmel und zog ihn mit sich fort. »Wir sind gleich da. Es ist dort drüben.« Im hintersten Winkel des Marktes, fast hinter den Planen der anderen Stände versteckt, stand ein kleines schmuckloses Zelt. Die Plane war aus unscheinbarem gewöhnlichem Tuch gefertigt, dessen Farbe mit den Steinen des Marktplatzes und den Häusern im Hintergrund verschmolz, als wollte es sich verbergen. Man hätte es ohne weiteres übersehen und achtlos an ihm vorübergehen können, wenn nicht die zahlreichen jungen Mädchen und Burschen gewesen wären. Sie schlichen verstohlen aus allen Richtungen hierher und warteten mehr oder weniger geduldig vor dem mit losen Stoffbahnen verhängten Eingang.

Auch Cosimo und Giacomo stellten sich in die Reihe der Wartenden. Sie hatten sich als arme Schustergesellen verkleidet und fielen folglich unter den anderen jungen Männern kaum auf. Trotzdem versuchte Cosimo sich den Anschein zu geben, als hätte ihn lediglich der Zufall in diese Gegend verschlagen und er hätte sich nur aus Langeweile zu seinem Freund gesellt. Die wissenden Blicke der Vorübergehenden ließen ihn bis unter die Haarwurzeln erröten. Sie erweckten den Eindruck, dass jeder Mann und jede Frau in Florenz ganz genau wusste, weshalb er hier stand. Es war eine uralte Tradition. Seit hunderten von Jahren gingen junge Mädchen und Burschen am Markttag zu der Hexe, um sich das Gesicht der oder des Zukünftigen zeigen oder einen Liebeszauber geben zu lassen. Und in so manchem wehmütigen oder amüsierten Lächeln, das Cosimo auffing, schwang die Erinnerung an eigene Erfahrungen mit. Die Anwesenheit der Hexe auf dem Markt wurde von dem Klerus der Stadt natürlich nicht gerade gern gesehen. Doch für gewöhnlich blickte der Bischof voller Gnade und Verständnis darüber hinweg. Die Hexe gehörte seit alters her ebenso zum Markt wie die Gaukler mit ihren Kunststücken. Und doch hatte Cosimo den Verdacht, dass sich mindestens hinter einem der Händler hier in der näheren Umgebung in Wahrheit ein Diener des Bischofs verbarg, der das kleine Zelt und seine Besucher nicht aus den Augen ließ.

Die beiden jungen Mädchen, die vor ihm in der Reihe warteten, kicherten und tuschelten miteinander. Ihrer einfachen, mehrfach geflickten Kleidung und den Hauben auf ihren Köpfen nach zu urteilen waren es Küchenmägde. Die eine hatte unreine, pickelige Haut und schielte ein wenig. Die andere hingegen war recht hübsch. Sie lächelte Cosimo schüchtern zu, und verwirrt wandte er den Blick ab. Hätte das Mädchen geahnt, wer in der geflickten, armseligen Kleidung des Schustergesellen steckte, sie hätte sich ihm ohne Zweifel nur mit gesenktem Blick genähert.

»Der alte Stallknecht im Haus meines Onkels hat mir erzählt, dass schon sein Vater die alte Arianna um Rat gefragt hat. Ihr Zauber soll wirklich sehr stark sein«, flüsterte Giacomo ihm zu. »Wollen wir die Kräuter gleich ausprobieren, wenn wir hier fertig sind? Welche von den beiden willst du haben?«

Er stieß Cosimo in die Seite und grinste. Natürlich, dafür waren sie schließlich hergekommen. Sie wollten mit Hilfe der Zauberkräfte die Herzen der Mädchen betören. Allerdings hatte Cosimo dabei nicht gerade an eine schielende, pickelige Küchenmagd gedacht. Nein, er hatte eher Chiara de Pitti mit ihren langen dunkelbraunen Locken oder Giulia aus dem vornehmen Bankiershaus der Bizzi, die so sanfte, wunderschöne Augen hatte, im Sinn. Oder Giovanna de Pazzi, Giacomos Halbschwester – auch wenn er das aus nahe liegenden Gründen vor seinem Freund niemals zugegeben hätte.

Die beiden Mädchen verschwanden im Zelt der Hexe. Cosimo wurde allmählich nervös. Seine Hände begannen zu zittern, und immer wieder musste er sie an den Beinkleidern abwischen, weil sie plötzlich so feucht waren wie bei seinem Vetter Bernardo mit dem käsigen Gesicht und den hervorstehenden Augen, über den sie sich oft lustig machten. Wenn er nur wüsste, was ihn im Inneren des Zeltes erwartete. Obwohl es eigentlich nicht seine Art war, lauschte er, um wenigstens ein Wort oder ein Geräusch aufzufangen. Doch er hörte nichts. Rein gar nichts. Weder die Stimmen der Mädchen noch eine andere Stimme, noch irgendwelche geheimnisvollen Laute oder Gesänge. Das kleine unscheinbare Zelt mit seinem dichten Vorhang schien die beiden Mägde – und jedes Lebenszeichen von ihnen – förmlich verschluckt zu haben.

Cosimo war so vertieft in düstere Fantasien, in denen er sich das Schicksal der beiden Mädchen ausmalte, dass er vor Schreck zusammenfuhr, als sich der Vorhang plötzlich öffnete und die beiden wieder heraustraten. Sie lachten und unterhielten sich und sahen kaum anders aus als zuvor. Vielleicht waren ihre Wangen ein wenig gerötet, aber das war auch schon alles. Die Schielende warf ihm noch einmal einen koketten, spöttischen Blick zu, dann verschwanden sie zwischen den Marktständen. Gewiss hatte sein Vater Recht, der jede Art von Wahrsagerei und Hexenkünsten einfach als groben Unfug und Geldschneiderei abtat. Dennoch war er aufgeregt. Und zu der Nervosität gesellte sich das herrliche erregende Kribbeln, dass hinter diesen schlichten Stoffbahnen vielleicht doch ein Geheimnis auf ihn warten könnte. Denn tief in seinem Inneren hatte er Zweifel an der Meinung seines Vaters.

»Wollt ihr beide nicht endlich hereinkommen? Bald wird die Sonne untergehen.«

Die Stimme aus dem Inneren des Zeltes klang weder unfreundlich noch gespenstisch, wie man es von einer Hexe erwarten würde. Im Gegenteil. Sie hörte sich so freundlich und einladend an, als wären sie bei einer Tante zu Besuch, die ihnen nun frisches Gebäck anbieten wollte. Oder war die Freundlichkeit etwa nur Tarnung wie in den Geschichten, die man ihnen erzählt hatte, als sie noch kleine Knaben waren? Cosimo und Giacomo sahen sich an und nickten sich gegenseitig aufmunternd zu, bevor sie dann endlich durch den Vorhang schritten und das laute Treiben auf dem Markt hinter sich ließen.

Das Innere war ganz anders, als Cosimo sich das Zelt einer Hexe vorgestellt hatte. Wohl hingen einige Büschel getrockneter Kräuter von den hölzernen Querstangen herab, die das Dach trugen. Auch gab es ein paar mit blauer Farbe gemalte Symbole an den Zeltwänden, die vermutlich den einfachen, des Lesens und Schreibens unkundigen Knechten und Mägden geheimnisvoll und mysteriös erscheinen mochten. In Wahrheit handelte es sich jedoch lediglich um astronomische Symbole und römische Ziffern. Etwa ein halbes Dutzend Kerzen, ganz gewöhnliche Kerzen, wie man sie in jedem Haushalt finden konnte, standen auf zwei niedrigen, als Tische dienenden Holzkisten, und der angenehm frische Duft von Minze und Salbei erfüllte das Zelt. Die »Hexe« hockte auf einem Schemel. Sie trug gewöhnliche Kleidung, keinen Schmuck und hatte weder eine schwarze Katze noch einen Raben bei sich. Ihre langen hellen Haare baumelten in einem dicken geflochtenen Zopf über ihrer Schulter. Wäre sie Cosimo auf der Straße begegnet, er hätte sie ohne Zweifel für eine einfache Bäuerin oder ein Waschweib gehalten. Sie sah überhaupt nicht wie eine Hexe aus. Außerdem war sie viel zu jung. Nach Cosimos Schätzung war sie höchstens ein paar Jahre älter als Giacomo und er selbst.

»Was wollt ihr beide von mir?«, fragte sie.

»Ich ... Ich meine, wir ...«, stammelte Giacomo, der nicht weniger fassungslos über den Anblick zu sein schien als Cosimo.

»Wir wollten mit jemandem ein Geschäft abschließen«, sagte Cosimo, der sich allmählich zu ärgern begann und darüber seinen Mut wiederfand. Er ärgerte sich über die verlorene Zeit, die er vor dem Zelt verbracht hatte, seine eigene Dummheit, seine lächerliche Nervosität. Im Stillen pflichtete er seinem Vater bei. Es gab keine Magie auf Gottes Erdboden. »Doch wie mir scheint, sind wir im falschen Zelt. Wir bitten unser Eindringen zu verzeihen und empfehlen uns.«

»Falsches Zelt?« Das Lachen der Frau erklang glockenhell. »O nein, meine jungen Freunde, hier seid ihr genau richtig. Die Hexe, mit der ihr zweifelsohne euer Geschäft abschließen wolltet, das bin ich. Ich bin Arianna. Und das, was euch in diesem Augenblick irritieren mag wie das Fehlen von getrockneten Fledermausflügeln, fetten Spinnen, giftigen Kröten oder des Gestanks geheimnisvoller Zaubertränke, sind nur Äußerlichkeiten. Äußerlichkeiten jedoch sind veränderlich, sie sind Täuschung, vielleicht sogar nichts als Illusionen, euren eigenen Fantasien entsprungen. Äußerlichkeiten verraten nie etwas über das Innere, das wahre Wesen – oder über Macht. Deshalb sollte man Äußerlichkeiten auch keine allzu große Beachtung schenken. Schaut nur euch beide an. Wer euch begegnet, sieht zwei arme Schustergesellen vor sich. Doch ebenso könntet ihr euch verkleidet haben, um alle jene Gemüter zu täuschen, die zu schlicht und zu oberflächlich sind, um hinter die Fassade zu blicken.«

Sie lachte wieder, und Cosimo wurde feuerrot im Gesicht. Er hatte den Eindruck, die Frau hatte sie durchschaut und wusste– woher auch immer -, wer sie wirklich waren.

»Nun also nochmals – warum seid ihr zwei hier? Oder wollt ihr, dass ich es errate?« Ihre braunen Augen funkelten belustigt, als sie zuerst Giacomo und dann Cosimo ansah. »Ihr seid gekommen, um mich um einen Liebeszauber zu bitten?«

Beide nickten wie zwei Schuljungen vor ihrem strengen Lehrer. Doch die Frau schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte sie, und Cosimo glaubte, er hätte sich verhört. Aber ein Blick in das verblüffte, beinahe bestürzte Gesicht seines Freundes belehrte ihn eines Besseren.

»Nein?«, fragte Giacomo, und in seiner Stimme schwang deutlich ein zorniger Unterton mit. »Aber warum ...«

»Weil ihr beide keinen Liebeszauber braucht. Das wäre euer wahrlich unwürdig.« Sie lachte wie über einen Scherz und schüttelte wieder den Kopf. »Kommt näher heran, ich will es euch erklären. Ihr beide seid Männer aus den vornehmsten Familien der Stadt. Ihr seid gesegnet mit Jugend, Schönheit und Reichtum. Euer Liebeszauber ist euer Name. Einen wirksameren könnte auch ich euch nicht geben.«

»So sind wir also vergeblich zu dir gekommen?«, fragte Cosimo. Er war enttäuscht, mehr noch, er fühlte sich verraten und betrogen. Dabei wusste er nicht einmal, was er eigentlich erwartet hatte.

»Nein«, antwortete sie. Und diesmal lächelte sie nicht. »Ich könnte euch stattdessen etwas anderes anbieten. Es handelt sich um ein Geheimnis. Ein Geheimnis, großartiger, kostbarer und fantastischer als alles, wovon ihr jemals gehört habt. Doch ich weiß nicht ...«

Sie zögerte.

»Was ist?«, drängte Giacomo. »So sprich doch endlich weiter.«

»Ich weiß nicht, ob ihr genügend Mut und Stärke aufbringt, um ...« Sie brach erneut ab und schüttelte den Kopf. »Nein, ich darf es euch nicht sagen. Ihr seid noch zu jung. Ich fürchte, ihr würdet die Prüfungen nicht bestehen, die auf euch warten. Es wäre viel zu gefährlich – für euch und für alle.« Cosimo und Giacomo sahen sich an. Und in diesem Augenblick stand fest, dass dies genau das war, was sie gesucht hatten. Ein Geheimnis. Drohende Gefahr. Den Beweis von Mut und Stärke. Cosimos Hände vibrierten vor innerer Erregung, und Giacomo fuhr sich aufgeregt durch seine dichten dunklen Locken.

»Wir sind mutig«, erklärte er mit bebender Stimme. »Und wir sind stark. Wir sind bereit, jede Prüfung zu bestehen, die uns auferlegt wird.«

»Genau«, stimmte Cosimo seinem Freund zu und wäre ohne mit der Wimper zu zucken auf der Stelle und nur mit einem Schwert bewaffnet bis ans Ende der Welt geritten, um dort jedes Ungeheuer zu töten, dass sich ihm in den Weg stellen würde, und sei es noch so furchterregend.

Die Frau sah von einem zum anderen. Sie runzelte die Stirn, dachte nach, während die beiden Freunde, eingespannt zwischen den beiden Schraubzwingen Neugierde und Hoffnung, zitternd vor Ungeduld auf ihre nächsten Worte warteten.

»Heute seid ihr mutig. Heute seid ihr von Tatendrang erfüllt. Allerdings scheint jetzt die Sonne, und die Freundlichkeit und Milde des Tageslichts vertreiben selbst den dunkelsten Nachtmahr. Doch was wird sein, wenn die Schatten der Dunkelheit aus ihren Winkeln hervorgekrochen kommen und Zweifel und Angst – die beiden schrecklichen Schwestern der Nacht – euch mit ihren eisigen Klauen packen? Werdet ihr dann immer noch genügend Mut aufbringen?« Sie atmete tief ein, legte die Fingerspitzen beider Hände aneinander und schloss die Augen, als ob sie beten würde. Oder vielleicht hielt sie auch mit irgendeinem unsichtbaren Wesen aus der Unterwelt Zwiesprache. Cosimo wagte kaum sich zu rühren.

Endlich, nachdem eine Ewigkeit verstrichen war, öffnete sie die Augen wieder.

»Also gut. Ich werde euch eine Bedenkzeit geben. Prüft eure Herzen, ob ihr wirklich bereit seid, das Geheimnis in Empfang zu nehmen. Solltet ihr euch dazu entschließen, so kommt morgen zur Mittagszeit, wenn die Kirchenglocken zu Ehren der Verkündigung des Herrn läuten, nach San Miniato al Monte. Ich werde euch bei dem Wäldchen, das unterhalb des Klosters liegt, erwarten, um euch in der Stille und Abgeschiedenheit des Ortes fern von neugierigen Ohren das Geheimnis mitzuteilen. Doch bedenkt: Das, was ich euch anvertrauen will, ist gefährlich. Niemand wird euch zürnen, falls ihr euch anders entscheiden solltet.«

»Wir werden uns nicht anders entscheiden«, versicherte Giacomo eifrig. »Wir werden morgen zur verabredeten Stunde in San Miniato al Monte sein. Darauf kannst du dich verlassen.«

»Wir werden sehen«, erwiderte die Frau mit mildem Lächeln. »Geht jetzt. Vor dem Zelt warten noch mehr junge Burschen und Mädchen auf meinen Rat.«

Sie wandten sich zum Gehen. Cosimo schob den Vorhang zur Seite und ließ Giacomo an sich vorbei ins Freie treten, als ihm ein Gedanke kam. Er wandte sich noch einmal zu der Frau um.

»Was verlangst du eigentlich dafür, dass du uns das Geheimnis nennst?«

»Auch das werdet ihr morgen erfahren, vorausgesetzt, dass ich euch an der verabredeten Stelle treffe.«

»Du glaubst nicht, dass wir den Mut aufbringen. Doch ich sage dir, du irrst dich.«

»Wir werden sehen.«

Cosimo wandte sich um und verließ das Zelt. Er konnte dieses milde Lächeln der Frau nicht mehr ertragen. /

Der Tag danach

Stille Ehrfurcht erfüllte die Kapelle. Sanft schimmerte das Tageslicht durch die wenigen schmalen Fenster aus buntem Glas, warf Streifen roten, grünen und gelben Lichts auf den Altar und das Kruzifix, vermischte sich mit dem Schein der Kerzen vor dem Standbild der Heiligen Jungfrau. Wie klares, kühles Wasser Flusskiesel umspülten die gemurmelten Gebete zweier alter Frauen die zierlichen Säulen. Die sich immer wiederholenden Anrufungen der Gottesmutter wurden als leises, im Raum schwebendes Echo von den Seitenwänden zurückgeworfen und stiegen schließlich zu der gedrungenen Kuppel empor. Unwillkürlich stellte man sich die Frage, was der Mensch und all sein Streben auf dieser Welt vor dem Angesicht Gottes war. Und ebenso unwillkürlich tauchte die Antwort auf – nichts als eine Hand voll Staub. Mitten in diese Stille hinein wurde das Portal aufgerissen, und grelle, beißende Strahlen des Sonnenlichts durchbohrten das Halbdunkel wie tödliche Lanzen. Cosimo betrat die Kapelle nicht, er platzte förmlich in sie hinein, als hätte ein wütender Sturm ihn mit sich gerissen. Und tatsächlich fühlte er sich auch so. Allerdings tobte der Sturm nicht draußen, in den Straßen von Florenz, sondern in ihm selbst.

Er eilte ein paar Schritte den Mittelgang entlang auf den Altar zu. Die Sohlen seiner Schuhe klapperten geräuschvoll über den Steinboden, als wären sogar sie zornig. Dann blieb er stehen, damit seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnen konnten. Hinter ihm fiel die Tür ins Schloss – laut und dröhnend wie eine Kesselpauke. Das leise Gemurmel erstarb. Missbilligend wandten sich die beiden alten Frauen zu ihm um, zu ihm, dem Störenfried, dem Fremdling, der in diesen heiligen Hallen nichts zu suchen hatte. Cosimo spürte es selbst. Er gehörte nicht hierher. Er fühlte sich nicht wohl in diesem von Heiligkeit und Stille, Anbetung, Buße und grenzenlosem Gehorsam erfüllten Raum. Die Atmosphäre der Kapelle hatte für ihn stets den schalen Geschmack von Melancholie, Trübsinn und mangelnder Lebensfreude. Und jetzt in seinem Zorn war ihm das schier unerträglich. War er vielleicht ein Ungläubiger? Nein, keineswegs. Allerdings gehörte er auch nicht zu den Pazzi, jener wohlhabenden Kaufmannsfamilie, die diese Kapelle vor einiger Zeit – angeblich allein zu Ehren Gottes – hatte erbauen lassen. Er gehörte zu den anderen. Zu denen, die offen zugaben, dass sie ihren Reichtum niemals als eine Bürde empfanden, deren erdrückende Last man höchstens durch tägliche Buße erträglicher machen konnte.

Wie jedes Mal, wenn er sich in der Kapelle der Pazzi aufhielt, verspürte Cosimo den unwiderstehlichen Wunsch, die kleine Kirche auf der Stelle wieder zu verlassen. Doch heute war er nicht gekommen, weil er geladen worden war, an einer der zahllosen Familienmessen der Pazzi teilzunehmen. Er war gekommen, um seinen Freund zu holen. Seinen Freund Giacomo de Pazzi, mit dem er, wie sie es am Vortag verabredet hatten, eigentlich genau zu dieser Stunde vor den Toren der Stadt Arianna treffen sollte. Und eines war gewiss, er würde ihn auch finden und mitnehmen, zur Not am Kragen und gegen seinen Willen hinausschleifen. Vermutlich hatte Giacomo Angst bekommen. Doch Cosimo war nicht gewillt, der Hexe ihren Triumph zu gönnen. Sie sollte nicht Recht behalten.

Er atmete einmal kurz durch und setzte seinen Weg fort, vorbei an den beiden alten Weibern, die sich bekreuzigten, als wäre in der Gestalt eines vornehmen, gerade siebzehnjährigen Mannes der Teufel persönlich an ihnen vorbeigegangen. Cosimo lächelte, als ihm einfiel, dass er ja gar nicht seine normalen Gewänder aus Samt, Seide und teurem Leinen, geschneidert nach der neuesten Mode, trug. In den ärmlichen, mehrfach geflickten Kleidern eines Schustergesellen konnten die beiden Alten ihn natürlich nicht erkennen. Er war ein Medici. Und ein Medici ließ sich nicht einfach verscheuchen oder davon abbringen, sein einmal gewähltes Ziel zu verfolgen. Durch gar nichts. Nicht durch das milde Lächeln einer angeblichen Hexe, und schon gar nicht durch die giftigen Blicke zweier zahnloser alter Frauen.

Tatsächlich fand er Giacomo, wie er es vermutet hatte. Der Freund kniete vorne gleich neben dem Altar in der Bank der Familie Pazzi. Sein Haupt war gesenkt, seine Hände andächtig gefaltet, so wie bei den Heiligen, deren Abbilder die Wände der Kirche schmückten. Er schien andächtig in das Gebet versunken und sah nicht einmal auf, als Cosimo direkt neben ihm stand. Doch Cosimo ließ sich nicht beirren. Giacomo hatte ihn bemerkt.

»He, Giacomo!« Cosimo packte ihn an der Schulter und gab sich keine Mühe, besonders leise zu sprechen. Die beiden Weiber hatte er bereits in ihrer Andacht gestört. Und Giacomo wollte er stören. »Giacomo! Was um alles in der Welt tust du noch hier? Seit einer guten Stunde warte ich vergeblich auf dich.«

Giacomo sah auf. Sein Gesicht war rot vor Scham. Wenn er Zweifel bekommen hatte, so hatten sie ihn noch nicht lange in ihren Klauen, denn auch er trug dieselbe Verkleidung wie gestern. Trotzdem schüttelte er den Kopf. Und Cosimo verstand. Aus irgendeinem Grund hatte den Freund der Mut verlassen. Kurz vor dem Ziel.

»Geh allein, Cosimo«, flüsterte er und senkte beschämt seinen Blick. »Ich komme nicht mit.«

»Was? Bist du verrückt geworden? Warum denn das?«

»Weil es nicht recht ist, was wir vorhaben. Wir sollten uns nicht mit dieser Hexe einlassen. Es widerspricht dem rechten Glauben.« Diese Worte klangen so leer, als wären es nicht seine eigenen. Sie klangen wie mühsam auswendig gelernt.

»Hast du etwa schon vergessen, dass du selbst noch gestern Abend ganz begierig darauf warst zu erfahren, was sich hinter dem Geheimnis verbirgt?«

»Nun, ich habe es mir eben anders überlegt.«

»Ich verstehe. Du hast es dir also anders überlegt. Und wer hat dabei nachgeholfen? War es vielleicht dein Stiefvater?«

Giacomo rang die Hände. »Nun, ich ... Nun ja, du hast Recht«, gestand er schließlich. »Der Schreiber des Bischofs hat mich gestern erkannt, als ich aus dem Zelt der Hexe trat. Wie du weißt, ist er der Beichtvater meines Stiefvaters. Und er hat es ihm natürlich erzählt. Du kannst dir vorstellen, was mich heute früh erwartet hat.« Giacomo starrte düster auf seine Hände. »Drei Tage muss ich jetzt fasten und beten. Und dabei kann ich noch froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein.«

Cosimo kannte Giulio de Pazzi gut. Giacomos Stiefvater, der gleichzeitig sein Onkel war und nach dem Tode seines älteren Bruders nicht lange gezögert hatte, dessen hübsche Witwe Lucia, Giacomos Mutter, zu heiraten, war ein meist schlecht gelaunt dreinblickender Mann. Täglich nahm er an der heiligen Messe teil, mindestens einmal wöchentlich legte er die Beichte ab, und Spaß verstand er überhaupt nicht. Cosimo dachte an das milde Lächeln der Hexe. Sie hatte angeblich gewusst, wer sie beide waren. Vielleicht hatte sie auch geahnt, dass Giacomo sich von seinem frommen, humorlosen Stiefvater einschüchtern lassen würde.

»Und glaubst du nicht, dass dieses Geheimnis ein Risiko wert wäre? Dass es sogar wert wäre, vierzig Tage dafür zu fasten? Oder sind dir deine heißen Würste, die gebratenen Tauben und der Becher Wein wirklich so wichtig? Willst du endlich einmal für dich selbst denken und entscheiden, oder willst du für den Rest deines Lebens nur das tun, was dein Stiefvater dir erlaubt?«

»Psst! So sprich doch leise«, wisperte Giacomo erschrocken und sah sich ängstlich um, als würde er einen der Spitzel seines Stiefvaters in der Nähe fürchten. »Wir sind in einer Kirche. Außerdem sind wir nicht allein. Wenn die beiden Alten dort drüben ...«

»Was kümmern mich die beiden?«, unterbrach Cosimo ihn zornig. Trotzdem senkte er seine Stimme zu einem Flüsterton. Auch wenn ihm die Meinung zweier alter Weiber egal sein konnte, so sollten sie nicht unbedingt erfahren, worum es hier ging. Es war ein Geheimnis. Ihr Geheimnis. Und das sollte es auch bleiben. »War es nicht deine Idee, zu der Hexe auf dem Jahrmarkt zu gehen?«

»Ja, schon, aber ...«

»Und genau das meine ich, Giacomo«, sagte Cosimo. »Wir haben diese Sache gemeinsam begonnen, und wir werden sie auch gemeinsam beenden. Wir gehen zu Arianna nach San Miniato al Monte und hören uns an, was sie zu sagen hat.«

»Aber ...«

»Keine Widerrede. Ich werde dorthin gehen. Und wenn du mich nicht begleitest, werde ich dir das nie verzeihen. Komm, es ist höchste Zeit.«

Noch zögerte Giacomo. Er sah sich wieder um, als würde er tatsächlich fürchten, sein Stiefvater würde gleich hinter einer Säule hervortreten und erneut Rechenschaft über seinen Ungehorsam von ihm fordern. Doch niemand war hier. Sie waren allein mit zwei alten Weibern, die bereits wieder begonnen hatten ihre Gebete zu sprechen und die beiden jungen Männer nicht weiter beachteten.

»Also gut«, sagte Giacomo. Er erhob sich und reichte Cosimo die Hand. »Du hast Recht. Es ist unser Geheimnis. Und wir werden ihm gemeinsam auf den Grund gehen, ganz gleich, wie tief er auch sein möge.«

»So gefällst du mir«, sagte Cosimo. »Und jetzt rasch, sonst ist Arianna wieder fort, ehe wir San Miniato al Monte erreicht haben.«

Gemeinsam liefen sie aus der Kirche. Während sie auf der alten Brücke den Arno überquerten, jener Brücke, die so alt war wie die Stadt selbst, begannen die Glocken der Kirchen von Florenz zu läuten. Cosimo konnte deutlich den Klang der Glocke von Santa Maria del Fiore heraushören. Und den von San Lorenzo, jener Kirche, in der die Familie Medici die heilige Messe zu besuchen pflegte. Es war das Mittagsläuten, das Läuten zu Ehren der Verkündigung des Herrn. Es war vertraut, und doch klang jeder einzelne Glockenschlag wie eine Mahnung, dass sie sich beeilen mussten. Cosimo und Giacomo liefen, was ihre Beine hergaben. Ihre Haare und Hemden flatterten im Wind, und wer nicht rechtzeitig aus dem Weg sprang, wurde einfach umgerannt. Manche der Leute, an denen sie vorbeirannten, als wäre der Teufel mit allen seinen Spießgesellen hinter ihnen her, schüttelten lächelnd die Köpfe. Andere schimpften oder drohten mit den Fäusten. Doch sie kümmerten sich nicht darum. Sie waren jung. Und sie waren auf dem Weg zu einem aufregenden, spannenden Abenteuer. Später, in den Jahren danach, dachte Cosimo oft an diesen Tag zurück; er dachte an die Worte des Freundes in der Stille der kleinen Kirche der Familie Pazzi. Und er fragte sich dann jedes Mal, ob Giacomo an diesem Tag vielleicht – wenn auch nur tief im Inneren seiner Seele – geahnt hatte, worauf sie im Überschwang ihrer Jugend bereit waren sich einzulassen.

Den Weg zu dem Wäldchen vor den Toren von Florenz legten sie vergleichsweise schnell zurück. Ihre Beine und Lungen waren kräftig. Trotzdem waren die letzten Schläge des Mittagsläutens längst verklungen, als sie endlich völlig erschöpft, mit roten Gesichtern und verschwitzten Kleidern, den Hügel erklommen hatten. Gierig nach Luft ringend, blieben sie stehen und sahen sich um. Die Kirche San Miniato al Monte und das dazugehörige Kloster lagen oberhalb des Wäldchens und waren nicht zu sehen. Stattdessen hatte man von hier aus einen herrlichen Blick über die Stadt. Der Arno glitzerte wie ein Band aus reinem flüssigem Silber. Man sah deutlich die alte Brücke mit ihren vielen kleinen Geschäften, die Dächer der Häuser der Bürger und die Türme, die zu den Palästen der wohlhabenden Familien gehörten. Daneben standen die Glockentürme der großen Kirchen – San Lorenzo, Santa Maria Novella, Santa Croce. Und über allem thronte die herrliche Kuppel von Santa Maria del Fiore, ein wahres Meisterwerk der Baukunst. Es war ein Anblick, der einem vor lauter Schönheit den Atem rauben oder Tränen in die Augen treiben konnte. Doch weder Cosimo noch Giacomo hatten heute einen Blick für die Wunder ihrer Heimatstadt. Sie suchten Arianna, die Hexe.

»Kannst du sie irgendwo entdecken?«, fragte Giacomo, vor Anstrengung laut keuchend.

»Nein«, antwortete Cosimo. Er spürte so heftige Stiche in der Seite, als ob ihm jemand einen Dolch in den Leib gerammt hätte. Er drehte sich ein paarmal im Kreis, dann stampfte er mit seinem Fuß auf, sodass eine Staubwolke ihm die Sicht auf die Stadt nahm. Er war wütend. Wütend und enttäuscht. Wütend, weil sie es nicht geschafft hatten, rechtzeitig hier zu sein; weil Arianna nicht wenigstens ein bisschen länger auf sie gewartet hatte; weil sie nun niemals das Geheimnis erfahren würden. Aber vielleicht ... Er war schließlich ein Medici, und ein Medici ließ sich nicht durch vermeintliche Rückschläge entmutigen.

»He!«, rief Cosimo, so laut er konnte. »He! Arianna! Wo steckst du?«

»Das hat doch keinen Sinn«, sagte Giacomo mit hängenden Schultern. »Sie ist fort. Sie hat Florenz bestimmt bereits verlassen.«

»Aber vielleicht ist sie noch nicht weit entfernt und kann uns hören«, erwiderte Cosimo grimmig. Er legte seine Hände um den Mund. »Komm zurück! Wir sind jetzt hier!«

»Hör doch auf, so zu schreien!«, mahnte Giacomo und sah sich erschrocken um. »Du wirst noch die Mönche oben im Kloster auf uns aufmerksam machen.«

Der Freund hatte natürlich Recht.

»Verdammt!« Verärgert fuhr Cosimo sich mit beiden Händen durch das Haar, das in feuchten Strähnen auf seiner Stirn klebte. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals in seinem Leben so schnell gelaufen zu sein wie heute. Und trotzdem war alles umsonst gewesen. Doch vielleicht hatte die Hexe sie ja gar nicht erwartet? Vielleicht war sie nie hier gewesen, sondern hatte sich lediglich einen Scherz mit ihnen erlaubt? Cosimo stellte sich vor, wie sie gerade in diesem Augenblick in einem kleinen Ochsenkarren saß, meilenweit von Florenz entfernt auf dem Weg in eine andere Stadt, und über die beiden jungen Narren lachte, die hier, unterhalb von San Miniato al Monte, auf ein Geheimnis warteten, das es in Wirklichkeit gar nicht gab. Vielleicht sollte er ...

»Ihr seid also doch noch gekommen. Das erstaunt mich. Ich hatte nicht damit gerechnet.«

Die klare Stimme ließ Cosimo herumfahren. Dort stand sie, keine zehn Schritte von ihnen entfernt, im Schatten der Bäume. Ihr Kleid war von derselben braungrünen Farbe wie die Rinde der Kastanien und Buchen um sie herum. Möglich, dass sie sogar schon längere Zeit dort gestanden und sie beobachtet hatte. Sie war wirklich schwer zu entdecken.

»Wir wären auch beinahe nicht gekommen«, sagte Giacomo, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte.

»Wir waren nämlich ...«

»Wir wurden noch aufgehalten«, unterbrach Cosimo seinen Freund. Die Hexe brauchte von Giacomos Zweifeln nichts zu wissen. Unter Umständen überlegte sie es sich dann doch noch und weihte sie nicht in das Geheimnis ein. »Deshalb haben wir uns auch verspätet.«

Sie lächelte milde, sanft. Und Cosimo wusste, dass sie seine kleine, eigentlich harmlose Lüge durchschaut hatte. Er wurde rot bis unter die Haarwurzeln.

»Ich verstehe«, sagte sie. »Doch es zählt nur, dass ihr jetzt hier seid – und dass ihr aus freiem Willen gekommen seid.«

»Ja, das sind wir«, erklärte Giacomo so ernsthaft und bestimmt, dass man den Eindruck gewinnen konnte, auch er selbst glaubte an seine Worte. »Und wo ist jetzt das Geheimnis, das du uns versprochen hast?«

»Sachte, mein Freund«, sagte Cosimo und legte Giacomo eine Hand auf die Schulter, um ihn zurückzuhalten. »Bevor wir um die Ware bitten, sollten wir die Frage der Bezahlung klären.«

Giacomo nickte. »Cosimo hat Recht«, sagte er. »Was forderst du von uns dafür, dass du uns das Geheimnis verrätst?«

Das Lächeln war von Ariannas Gesicht verschwunden. Das machte Cosimo nervös.

Jetzt werden wir ihr wahres Gesicht kennen lernen, dachte er. Was wird das Weib wohl von uns verlangen?

»Ich verlange hundert Dukaten«, antwortete sie mit ruhiger, klarer Stimme.

»Was?«, rief Giacomo entrüstet aus. »Ich muss mich wohl verhört haben.«

»Ich sagte hundert Dukaten«, wiederholte sie.

»Aber das ist doch ...«

»Ein ziemlich hoher Preis, Giacomo hat Recht«, fiel Cosimo seinem Freund ins Wort. Er war erleichtert. Hundert Dukaten waren ein geradezu lächerlicher Preis verglichen mit dem, was er im Stillen befürchtet hatte – dreizehn geweihte Hostien oder den Knochen eines Heiligen zum Beispiel. Den Mord an einem Kardinal. Oder gar ihre unsterblichen Seelen. Doch ebenso wie Giacomo gehörte auch er nicht umsonst zu einer der reichsten und angesehensten Kaufmannsfamilien in Florenz. Bereits in der Wiege hatte er an den Bankgeschäften der Familie Medici teilgenommen. Und während andere Kinder auf den Straßen mit ihresgleichen gespielt hatten, hatte er neben seinem Vater und seinem Onkel im Schreibzimmer ihres Palastes gesessen und zugehört, wie sie über ihre Geschäfte gesprochen hatten. Er konnte nicht anders, er musste den Preis herunterhandeln – oder es wenigstens versuchen. »Ich biete dir fünfzig, wenn du uns das Geheimnis nennst.«

Doch Arianna schüttelte den Kopf. »Nein, auch wenn du deinem Namen und deiner Familie alle Ehre machst, Cosimo, ich lasse nicht mit mir verhandeln. Im Gegenteil. Für dieses Geheimnis könnte ich alles von euch verlangen – selbst die Köpfe eurer Väter auf einem silbernen Tablett. Und ihr wärt ohne Zögern bereit, jeden Preis zu zahlen, wenn ihr wüsstet, worum es sich handelt.«

»Doch gerade darum geht es«, widersprach Cosimo. »Wir kennen das Geheimnis nicht. Und dir jetzt die gewünschte Summe zu versprechen, hieße, die Katze im Sack zu kaufen.«

»Eben.« Giacomo nickte zustimmend. »Außerdem musst du mir noch eines erklären. Angenommen, das Geheimnis ist wirklich so wertvoll, wie du behauptest, weshalb solltest du dich dann mit hundert Dukaten zufrieden geben?«

Die Hexe schwieg einen Augenblick. »Du hast Recht, dass du diese Frage stellst«, entgegnete sie schließlich. »Und du hast ein Recht auf eine Antwort. Als ich vor Jahren dieses Geheimnis empfing, geschah es unter der Voraussetzung, dass ich einen Schwur leistete. Ich schwor den Eid, mich nicht an dem Geheimnis bereichern zu wollen, es nicht für niedere Zwecke zu gebrauchen und es auch nur in äußerster Not und Gefahr an andere weiterzugeben. Und an diesen Schwur fühle ich mich gebunden.«

»Und weshalb willst du es uns dann jetzt verraten?«, fragte Giacomo spöttisch. »Ich kann nämlich weit und breit keine Gefahr entdecken.«

Sie hob den Kopf, und Cosimo erschauerte. Der Blick dieser Frau gefiel ihm überhaupt nicht.

»Spotte nur, Giacomo de Pazzi«, sagte sie leise. »Doch ich habe die Zukunft gesehen. Ich habe gesehen, dass viele Menschen leiden werden. Dass man Frauen wie mich, Frauen, die das zweite Gesicht haben, verfolgen, foltern und töten wird. Ich will diesem Schicksal entgehen. Nicht aus Angst um mein eigenes Leben, das wäre mir gleich, denn ich fürchte den Tod nicht. Ich tue es für meine Kinder. Sie müssten ebenfalls leiden. Hundert Dukaten sind genau die Summe, die ich benötige, um diese Gegend verlassen und irgendwo in einer abgelegenen Provinz ein Stück Land oder ein Haus erwerben und ein neues, ein unauffälliges Leben beginnen zu können.«

»Und wenn wir nicht bereit sind, das Geschäft mit dir abzuschließen? Was wirst du dann tun?«

Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich werde weiterziehen und in einer anderen Stadt einen anderen Käufer finden.«

»Nun gut, wenn das so ist ...« Giacomo räusperte sich und warf Cosimo einen Hilfe suchenden Blick zu. Damit hatte wohl keiner von ihnen gerechnet.

»Wir verstehen deine Beweggründe«, sagte Cosimo und versuchte sich vorzustellen, was sein Onkel oder sein Vater in so einem Fall getan hätten. »Doch du solltest auch versuchen, unseren Standpunkt zu verstehen. Es bleibt immer noch ein Risiko für uns, denn wir kennen dich nicht und kennen auch niemanden, der sich für deine Ehrlichkeit verbürgt. Deshalb schlage ich vor, dass wir dir fünfzig Dukaten im Voraus zahlen, du uns das Geheimnis verrätst, und wenn wir sehen, dass es das Geld wert ist, erhältst du die zweite Hälfte. Allerdings ...« Er zögerte und sah Giacomo kurz an. »Weder er noch ich haben jetzt die erforderliche Summe bei uns. Wir könnten sie jedoch bis heute Abend beschaffen. Wenn du so lange wartest, werden wir ...«

Sie winkte ab. »Das ist nicht nötig. Ich teile euch das Geheimnis auch so mit. Euer Wort würde mir reichen. Gebt ihr mir das Versprechen?«

Die beiden Freunde sahen einander an und nickten sich zu, bevor sie die ihnen entgegengestreckte Hand ergriffen. Cosimo dachte dabei an die Augen der Hexe, und eine innere Stimme sagte ihm, dass dieses Weib nicht wirklich so dumm und gutgläubig war, wie es den Anschein hatte. Irgendetwas mussten sie beide übersehen haben, eine kleine, unscheinbare Klausel, die sich ganz schnell als tödliche Falle entpuppen konnte.

»Und wo ist jetzt das Geheimnis?«, fragte Giacomo, der allmählich ungeduldig wurde.

»Hier«, erwiderte Arianna, zog aus einer Falte ihres Kleides etwas heraus und reichte es Cosimo.

Verblüfft nahm er den Gegenstand und drehte ihn hin und her. Es war ein ganz gewöhnlicher, von seiner Rinde vollständig befreiter Ast, ein Knüppel, etwa eine Elle lang und so dick wie das Handgelenk eines Mannes. Nichts Ungewöhnliches war an ihm zu entdecken, keine rätselhaften eingeritzten Zeichen, nicht einmal eine ungewöhnliche Maserung, nichts. Es war einfach ein dicker trockener Ast, der gewiss gut brennen würde, wenn man ihn in den Ofen warf. Er sah die Hexe ungläubig an. Was sollte das sein? Etwa ein Zauberstab?

»Öffne ihn, dann wirst du es sehen.«

Öffnen? Cosimo warf Arianna einen überraschten Blick zu. Dann glitt er mit den Fingern vorsichtig über das Holz. Tatsächlich spürte er eine Rille, kaum breiter als ein Haar. Erst jetzt erkannte er, dass der Ast aus zwei nahtlos ineinander gefügten Teilen bestand, so fein und sauber gearbeitet, dass man es übersah, wenn man nicht davon wusste. Er drehte die beiden Enden behutsam gegeneinander und hielt zwei Stücke in seinen Händen. Der Ast war in Wahrheit eine Röhre. Und in seinem Inneren steckte ein zusammengerolltes Pergament. Vorsichtig zog Cosimo es heraus. Giacomo schaute ihm dabei über die Schulter.

Bereits auf den ersten Blick war zu erkennen, dass es sich um eine alte Schrift handelte. Uralt, um genau zu sein, denn die ehemals wohl schwarze Tinte war blass. Doch dank der Röhre, in der es die Jahre trocken und sicher überdauert hatte, befand sich das Pergament in einem erstaunlich guten Zustand, abgesehen von den unregelmäßigen schwarzen Rändern, die bei der Berührung zu schwarzem Staub zerfielen und aussahen, als hätte einst jemand versucht es zu verbrennen. Cosimo erkannte griechische Buchstaben. Doch da waren auch noch andere Zeichen, und die Worte waren unverständlich oder ergaben keinen Sinn. Das Einzige, was sich zweifelsfrei mit einem Blick identifizieren ließ, war eine kleine Zeichnung im linken oberen Rand des Pergaments. Es war das Bild eines Falken.

»Und was soll das jetzt?«, fragte Giacomo und zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich kann nicht ein Wort lesen, geschweige denn verstehen, was dort geschrieben steht.«

»Es ist natürlich verschlüsselt«, erklärte die Frau. »Merlin hat seine Schriften stets in einer Geheimschrift abgefasst, um sie nicht jedem zugänglich zu machen. Doch in Anbetracht eurer Bildung solltet ihr beide in der Lage sein, den Text zu entziffern.«

»Merlin?«, rief Giacomo aus. »Habe ich eben richtig gehört? Du meinst doch nicht etwa den Merlin, der ...«

»Doch, genau den meine ich. Ihn, den Ratgeber der Könige, den größten Magier aller Zeiten. Es ist lange her, da begann er damit, sein Wissen für seine Schüler niederzuschreiben, jeden einzelnen Spruch, jedes Ritual, jedes Rezept, seinen eigenen Weg zu den Geheimnissen der Magie. Alles, was er wusste, stand in diesen Schriften, die in Leder gebunden wohl mehr als zweitausend Seiten umfasst haben mussten. Aus der ganzen Welt kamen gelehrte Männer und Frauen, um dieses Buch zu studieren, und die Magie und die Wissenschaften erfuhren eine Blütezeit, wie sie wohl niemand je erträumt hatte. Doch der Mensch ist nicht in der Lage, mit Wissen und Macht weise umzugehen. Viele missbrauchten Merlins Erkenntnisse – aus falscher Barmherzigkeit, aus Habgier, Hass oder Neid. Einer von ihnen trieb es besonders schlimm. Er benutzte die Schriften des großen Magiers, um jene Grenzen, die Merlin selbst aus Weisheit und Einsicht stets unangetastet ließ, zu überschreiten und seine eigenen furchtbaren Experimente durchzuführen. Er erschuf entsetzliche Ungeheuer, beschwor Dämonen herauf und tat so manches, was gegen jede gottgewollte Ordnung verstieß. Als Merlin davon erfuhr, war er außer sich vor Zorn. Er verfluchte den jungen Magier und vernichtete ihn. Doch letztlich gab er sich selbst und seinem Werk die Schuld an diesem Unglück. Er nannte es seinen ›Fluch‹ und wollte das Buch vernichten. Doch er hatte das Pergament mit einem mächtigen Schutzzauber belegt, sodass es sich der Einwirkung von Feuer, Wasser, Kälte und Alter entzog. Und nicht einmal er selbst war in der Lage, diesen Zauber zu brechen. Da beschwor Merlin einen Sturm herauf. Einen Sturm, der so gewaltig war, dass er das Buch auseinander riss und die Seiten über die ganze Welt verstreute. Seit diesem Tag gilt der Fluch des Merlin, wie das Werk genannt wird, als verschollen. Doch immer wieder tauchen einzelne Seiten auf.« »Und das soll eine davon sein?«, fragte Cosimo ungläubig. Es klang mehr als unwahrscheinlich. Merlin war eine Märchengestalt, ein Mythos, den er aus dem Heldenepos eines Dichters aus dem fernen England kannte. Mehr nicht. »Wie kommst du zu dieser Schrift?«

»Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Das Pergament befindet sich bereits seit langem im Besitz meiner Familie. Es wird von Generation zu Generation weitergegeben, stets von der Mutter auf die Tochter.«

»Und wer sagt uns, dass dieses Pergament echt ist?«

»Der Falke. Er ist Merlins Siegel und ist auf jeder Seite seines Werkes zu finden. Und außerdem ...« Die Hexe lächelte. »Entschlüsselt den Text. Es handelt sich um das Rezept für einen Trank. Probiert ihn aus, dann werdet ihr schon merken, ob das Pergament echt ist oder nicht.«

»Ich weiß nicht recht«, sagte Giacomo und warf Cosimo einen zweifelnden Blick zu. »Sollen wir es wirklich wagen?« Cosimo war unschlüssig. Hundert Dukaten waren wirklich eine ziemlich große Summe für ein Hirngespinst. Doch wenn es wahr war, wenn Arianna Recht hatte und dies wirklich eine Schrift von Merlin war, dann war sie jede einzelne Münze wert. Selbst wenn sie sich niemals die Arbeit machen sollten, die Geheimschrift zu entschlüsseln.

»Ja«, sagte er entschlossen. Jeder Mann in seiner Familie hatte eine besondere Leidenschaft. Sein Onkel sammelte Krüge aus allen Materialien und allen Teilen der Welt, sein Vater sammelte Waffen. Er selbst hatte eine Schwäche für Gemälde und Handschriften. Und diese Handschrift war ohne Zweifel alt. Sie war schön. Und allein der Gedanke, dass sie von Merlin stammen könnte, machte sie unendlich kostbar. Das war beinahe so, als würde ihm jemand einen jener Briefe anbieten, die der heilige Apostel Paulus geschrieben hatte. »Wir sollten es tun. Und wenn du Skrupel hast, so werde ich die Summe allein aufbringen.«

Giacomo zuckte mit den Schultern. Die Hexe lächelte zufrieden.

»Ich wusste, dass ihr den Wert dieser Schrift zu schätzen wisst.«

»Wo willst du deinen Lohn in Empfang nehmen?«

»Ich erwarte euch morgen früh bei Sonnenaufgang hier.«

»Kannst du uns noch etwas über das Rezept sagen?«, fragte Cosimo und versuchte bereits die Buchstaben und Zeichen zu entziffern. Er konnte seine Augen kaum von dem Pergament lösen, so sehr faszinierte es ihn.

»Wenig, denn ich selbst habe nie von diesem Trunk gekostet. So verlockend es erscheinen mag, ich habe mich vor den Gefahren gefürchtet, die darin lauern. Ich kann euch also nur den Rat geben, vorsichtig zu sein. Alles andere müsst ihr selbst entscheiden und herausfinden.«

»Wenn alles geklärt ist, können wir ja gehen«, sagte Giacomo. »Gehab dich wohl.«

Er verbeugte sich halb vor der Hexe und stampfte davon, so als wäre ihm die Laune verdorben worden. Kopfschüttelnd sah Cosimo ihm nach.

»Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist.«

»Er ist schwach und lebt mit den Fesseln, die sein strenger Stiefvater ihm angelegt hat. Doch gerade darin liegt die Gefahr. Denn sollte er eines Tages die Fesseln abstreifen, könnte die neu gewonnene Freiheit seinen Geist verwirren. Du wirst auf ihn aufpassen müssen, Cosimo.«

Sorgfältig rollte Cosimo das Pergament zusammen, schob es in die Röhre zurück und verschloss sie wieder. Nachdenklich drehte er den Ast in seinen Händen, der genauso unauffällig aussah wie zuvor.

»Kaum zu glauben, dass so ein unscheinbarer, gewöhnlicher Ast solch eine Kostbarkeit in sich birgt.«

»Ich sagte euch doch, dass Äußerlichkeiten keinen Wert haben.«

»Wie kannst du sicher sein, dass ich jetzt nicht einfach davongehe und nicht mehr wiederkehre?«, fragte Cosimo. »Ich meine, ich habe das Pergament, du hast uns alles erklärt. Weshalb sollten wir uns an unseren Teil des Geschäfts halten?«

Sie lächelte wieder, doch diesmal war ihr Lächeln so kalt, dass Cosimo mitten an diesem warmen Frühlingstag im April zu frösteln begann.