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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1959

 

Im Hypertakt

 

Sie wollen nach Gorhoon – die große Reise mit der SOL

 

von Robert Feldhoff

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Im großen Konflikt zwischen der Koalition Thoregon, die sich für den Frieden im Kosmos einsetzt, und dem nach wie vor mysteriösen Shabazza konnten Perry Rhodan und seine Wegbegleiter unlängst einen gewaltigen Erfolg erzielen: Es gelang ihnen, die SOL zurückzuerobern.

Damit ist das uralte Generationenraumschiff, das von Shabazzas Hilfstruppen stark verändert wurde, nach vielen hundert Jahren wieder im Besitz der Menschheit. Das Problem dabei: Durch die Kämpfe sind zahlreiche Sektoren des Schiffes schwer beschädigt worden; immerhin ist es eingeschränkt flugfähig.

Perry Rhodan weiß jedoch, dass dies nur ein Teilsieg ist. Nach wie vor verfügen die Gegner der Menschheit über Waffen und Machtmittel, deren Stärke und Charakter völlig unbekannt sind. Um Shabazza und seine Verbündeten entscheidend schlagen zu können, benötigt Perry Rhodan, der Sechste Bote von Thoregon, in erster Linie neue Informationen.

Diese wiederum kann er nur von Thoregon selbst erhalten. Sein Weg dahin führt erneut über die Brücke in die Unendlichkeit – mit dieser hat vor gar nicht langer Zeit alles begonnen. Der nächste Zugang liegt in der Galaxis Gorhoon; sie ist das nächste Ziel der SOL. Und der Flug dahin geschieht IM HYPERTAKT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Sechste Bote von Thoregon bricht nach Gorhoon auf.

Monkey – Der Oxtorner interessiert sich für Sicherheitsmängel an Bord der SOL.

Tautmo Aagenfelt – Der Physiker wird gleich mehrfach bestohlen.

Don Kerk'radian – Der TLD-Agent sammelt Unterschriften an Bord.

Ruud Servenking – Der Techniker steht vor der größten Reparatur-Aufgabe seines Lebens.

Fee Kellind – Die ehemalige TLD-Agentin ist Kommandantin der THOREGON SECHS.

1.

 

Der Glatzkopf mit den künstlichen Augen kam schon zum dritten Mal vorbei. Ruud Servenking verfolgte mit hochgerecktem Kopf seine Route durch das technische Desaster, das sich Kraftwerks-Sektor schimpfte.

Dieser Teil des Hantelschiffs war besonders schwer beschädigt. Die Altreaktoren der SOL befanden sich in gutem Zustand. Von den zusätzlich verbauten vier Reaktorblöcken funktionierte jedoch kein einziger mehr.

Die Zusatzreaktoren wurden dringend benötigt. Ohne ihre Kraft war nur eine geringe Fluggeschwindigkeit zu erzielen.

Im Inneren des Schiffes hatte ein kleiner Krieg getobt.

Am Ende hatten sie Shabazza, ihren Erzfeind, verjagt und die SOL in Besitz genommen. Aber um welchen Preis? Dass die SOL nach der Eroberung durch die Terraner immer noch flug- und manövrierfähig war, war in Servenkings Augen reines Glück.

Sein Blick fiel wieder auf den Glatzkopf. Irgend etwas schien der Mann zu suchen. Er drängelte sich zwischen Männern und Frauen hindurch, die seit dem Start der SOL praktisch nicht geschlafen hatten.

Die Untätigkeit des Mannes fiel in der umgebenden Geschäftigkeit unangenehm auf.

Seine Augen, die anthrazitfarbenen Kameraobjektiven glichen, bewegten sich kaum. Dennoch war es nicht vorstellbar, dass ihnen etwas entging.

Servenking hielt sich für den besten Techniker der SOL. Als Fachmann konnte er es nicht leiden, wenn in seinen Anlagen Fremde stöberten. Zumal nicht, wenn es sich um Fremde von zweifelhaftem Ruf und einer gewissen Gefährlichkeit handelte.

»He!«, rief er ärgerlich. »Du da!«

Servenking ließ das Werkzeug fallen, das er in der Hand gehalten hatte. Er kletterte über ein Trümmerstück, das zum Kern des Zusatzreaktors 1 gehörte, und baute sich in sicherer Entfernung vor dem Glatzkopf auf.

Servenking konnte ein unbehagliches Gefühl nicht verdrängen. Er war ein Kerl von zwei Metern Größe und 120 Kilogramm Gewicht, mit einem freundlichen Gesicht, das er durch eine eckige Kinnrasur auf bösartig trimmte.

Sein Gegenüber war jedoch ein völlig anderes Kaliber. Die Körpergröße stimmte noch überein. Nur, dass der Glatzkopf die massivste Körperstruktur aufwies, die je ein Mensch oder Menschenabkömmling besessen hatte.

Ruud Servenking wusste, dass der Glatzkopf ein Oxtorner war. Mit einem einzigen Schlag konnte er töten, wen er wollte, und er konnte zerstören, was ihm im Weg stand. Servenking hatte im Grunde vor dem Mann Angst.

»Bist du nicht dieser Profi-Killer?«, rief er mit drohendem Unterton. »Der Kerl aus der Abteilung Null? Was hast du hier verloren?«

Der Oxtorner kam ruhig näher. Die Kameraobjektive, die seine Augen ersetzten, ruhten einige Sekunden lang auf Ruud Servenking.

Dann sagte der Oxtorner lakonisch: »Ich sehe mich um.«

Servenking lachte nervös. »Das ist mir nicht entgangen!«, versetzte er. »Ich wäre dir dankbar, wenn du dich anderswo rumtreiben könntest. – Monkey, das war doch dein Name, oder? Also verschwinde, Monkey! Sieh zu, dass du dich irgendwo nützlich machst!«

Der Oxtorner ließ wiederum einen Augenblick verstreichen. Er versuchte offenbar einzuschätzen, was Servenking von ihm wollte. Eine Antwort gab er nicht.

»Hab' ich mich unklar ausgedrückt? Verschwinde!«

Ruud Servenking ballte die Hände, und er konnte gerade noch verhindern, dass er dem Oxtorner einen Stoß vor die Brust versetzte. Wahrscheinlich hätte er sich nur die Finger gebrochen.

Gebrochene Finger waren das letzte, was er brauchte; das Raumschiff SOL wies unzählige Beschädigungen auf, und jeder gute Techniker wurde verzweifelt dringend benötigt.

»Ich verstehe deine Aufregung nicht«, sagte der Oxtorner bedächtig. »Was wirfst du mir vor?«

»Du störst hier den Betrieb«, knurrte Servenking. »Ich will keine Leute sehen, die hier ohne Werkzeug herumlaufen. Wir haben uns vorgenommen, dass wir Zusatzreaktoren in vier Tagen fertigstellen. Das geht nicht, wenn es Störer gibt.«

Monkey antwortete tonlos: »Ich halte diese sogenannte Störung für gerechtfertigt.«

»Ach«, meinte Servenking, »und wodurch?«

»Noch in dieser Woche wird in der SOL eine Versammlung stattfinden. Dann werden die Funktionen verteilt, die jedes Besatzungsmitglied an Bord der SOL innehat. Ich gehe davon aus, dass man mir die Leitung der Abteilung Innere Sicherheit anvertrauen wird.«

Ruud Servenking sagte gar nichts mehr. Seine Augen wurden groß, und er öffnete den Mund, ohne dass es ihm bewusst wurde. Er brauchte einen Moment, bis er die Auskunft verdaut hatte.

»Jetzt verstehe ich! Du gibst es also zu? Du spionierst hier herum!«

»Ich sorge für Sicherheit«, korrigierte Monkey gelassen. »Für den Schutz der Besatzung.«

Ruud Servenking schüttelte fassungslos den Kopf. »Hier ist alles voller TLD-Agenten. Wen willst du da beschützen?«

»Es könnte sein, dass Shabazza uns in diesem Schiff noch unbekannte Gefahren oder Fallen hinterlassen hat. Aufgrund meiner überlegenen Fähigkeiten werde ich diese Gefahren deutlich schneller erkennen als andere Besatzungsmitglieder.«

Plötzlich lachte Ruud Servenking auf. »Das kann nur ein Scherz sein. Du willst dich wichtig machen, Monkey.«

»Keineswegs.«

»Du denkst wahrscheinlich, dass du in die Schiffsführung aufrücken kannst, wenn du eine eigene Abteilung leitest.«

Monkey sagte: »Das ist vollkommen richtig. Ich bin der Meinung, dass ich in die Schiffsführung berufen werden sollte.«

»Aber du glaubst doch nicht daran, dass wir dir vertrauen würden?«

»Darauf kommt es nicht an. Ich stelle mir diese Frage nicht. Für mich ist lediglich entscheidend, in welcher Position ich diesem Schiff am meisten nütze.«

»Ach! Und du glaubst, dass du das als unser Anführer am besten kannst?«

»Nein.«

Servenking hielt konsterniert inne. Er war bereits sicher gewesen, dass er Monkeys Motive durchschaut hatte.

»Wie? Nein?«

»Ich habe nicht die Absicht, die Expeditionsleitung zu übernehmen.«

»Nicht ...?«

»Diese Position ist in jedem Fall Perry Rhodan und Reginald Bull vorbehalten. Ich werde mich lediglich um die Sicherheit kümmern.«

Ruud Servenking blickte den Mann feindselig an. Monkey konnte ihm erzählen, was er wollte, Servenking würde sich von einem ehemaligen Profi-Killer – und dafür hielt er Monkey! – nicht in Sicherheit wiegen lassen.

»Ich sag' dir was: Eine solche Abteilung wird es an Bord der SOL niemals geben. Wir haben etwas mehr als tausend Leute an Bord, und das ist verdammt wenig. Wir haben zehntausend Aufgaben, die am besten gestern noch erledigt wären. Drückeberger brauchen wir nicht.«

Servenking konnte sich nicht mehr beherrschen. Er nahm seine Kraft und seinen Mut zusammen und versetzte Monkey einen kräftigen Stoß vor die Brust. Ein Mensch wäre nach hinten geflogen. Monkey bewegte sich nicht um einen Zentimeter.

Servenking schaffte es nicht, dem starren Blick der Kameraobjektive standzuhalten. Er senkte den Kopf.

»Es tut mir leid«, brachte er heraus. »Ich hätte das nicht tun dürfen.«

»Der Weg nach Gorhoon ist noch sehr lang«, mahnte der Oxtorner. »Wir können uns keinen Streit erlauben. Wir müssen versuchen, miteinander auszukommen.«

Servenking glaubte, dass es Monkey war, der an dem Zwischenfall die Schuld trug, nicht er. Seiner Ansicht nach gehörte der Oxtorner nicht an Bord des Schiffes. Monkey war zu gefährlich.

Servenking presste die Lippen zusammen. Er hasste den Gedanken, dieses Monstrum jeden Tag ertragen zu müssen, doch er war nicht imstande, etwas daran zu ändern.

Bevor er ein weiteres Wort sagen konnte, gellte eine Stimme durch den Reaktorraum:

»Hier spricht Perry Rhodan! Ruud Servenking für einen Sonderauftrag in die Zentrale! Ich wiederhole: Ruud Servenking für ...«

Plötzlich brach die Stimme ab. Ein knisterndes Geräusch erklang, dann herrschte Stille.

Servenkings Blick fiel auf einen altertümlichen Lautsprecher, der praktisch funktionsuntüchtig an der Wand hing. Aus dem Lautsprecherschlitz quoll ein Rauchfaden. Den Lautsprecher musste er als nächstes reparieren, dachte er.

Er drehte sich hastig um, und er sah Monkey gerade noch in der nächsten Tür verschwinden. Eine Tür, die in Richtung des Zusatzreaktors 2 führte.

Er konnte dem Oxtorner nichts befehlen, das sah er ein.

Der Ansatzpunkt war die Versammlung. Wenn sich Monkey bis dahin etwas zuschulden kommen ließ, wollte Ruud Servenking aufstehen und seine Vorwürfe der versammelten Mannschaft vorbringen.

 

*

 

Don Kerk'radian hielt verblüfft inne: »He! Seht euch mal den schrägen Vogel an!«

Ein junger Mann mit tief in die Wangen gezogenen Koteletten marschierte in die Zentrale der SOL, als wolle er die Halle für sich allein in Besitz nehmen. Sein Watschelgang wirkte lächerlich. Es musste an den klobigen Schuhen liegen, die er trug.

Der Mann hatte sehr dunkle Augen und ein breites Gesicht. Seine Frisur reichte tief bis in die Stirn.

Etwas an seinem Auftreten störte Kerk'radian auf Anhieb. Er machte sich klar, dass der andere ein TLD-Agent sein musste. Ansonsten wäre der Mann niemals an Bord der SOL gelangt.

Vielleicht ein Spezialagent, überlegte Don Kerk'radian. Einer der Burschen, die ihr halbes Leben in den Katakomben des TLD-Towers zubrachten und die sich als wahre Supermänner präsentierten, wenn sie wieder das Licht der Welt erblickten.

Kerk'radian heftete sich unauffällig an die Fersen des Mannes.

Der andere blieb mitten in der Zentrale stehen.

Sein Blick glitt prüfend über die Panoramagalerie, die ein Bild des interstellaren Leerraums vermittelte, im sternenarmen Randgebiet von DaGlausch. Die Galerie bestand nicht aus Hologrammen, sondern größtenteils aus großformatigen Bildschirmen.

Was der Mann sah, fand offenbar sein Gefallen. Ein deutlich sichtbares Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Dann fiel sein Blick auf einen viereckigen Umriss am Boden, und das Lächeln gefror zu einer Miene tiefer Nachdenklichkeit.

Kerk'radian versuchte zu erkennen, was der andere so bemerkenswert fand. Er trat einen Schritt zur Seite und lugte neugierig an dem Mann vorbei.

Ein Rechteck von zwei mal drei Metern Größe zeichnete sich im Belag ab. Es bestand aus einem dunkleren Material als der Rest des Bodens, und es befand sich exakt im Mittelpunkt der Zentrale.

Normalerweise hätte dorthin das Kommandantenpult gehört. Statt dessen existierte aber nur das Rechteck.

Don Kerk'radian wusste nicht, aus welchem Grund, doch der Umriss war ihm bis jetzt entgangen.

An der fraglichen Stelle musste früher einmal etwas im Boden verankert gewesen sein. Um was es sich gehandelt hatte, darüber konnte er nur spekulieren.

Der Kerl mit den Koteletten geriet für einen Moment außer Fassung. Er stampfte mit seinen Füßen auf dem viereckigen Umriss herum.

Don Kerk'radian entschied, dass es höchste Zeit war, dem seltsamen Treiben Einhalt zu gebieten. Er trat an die Seite des jungen Mannes, räusperte sich und fragte scharf: »Wer bist du denn?«

Kerk'radian hatte erwartet, dass der Kotelettenmann heftig zusammenzucken würde. Aber weit gefehlt. Der andere drehte sich statt dessen betont langsam um.

»Mein Name ist Roman Muel-Chen«, antwortete er nach einer Weile. – So als sei damit alles gesagt.

Don Kerk'radian wusste, dass er eine einschüchternde Wirkung besaß. Er war 1,99 Meter groß und ein sprichwörtlicher Hüne, mit einer martialischen blonden Kurzhaarfrisur und stechendem Blick.

Muel-Chen schien sich jedoch nicht für Kerk'radians Erscheinung zu interessieren.

Der andere blickte zu Boden. Er starrte intensiv die Füße seines Gegenübers an; bis Kerk'radian begriff, dass der Blick nicht seinen Füßen galt, sondern dem dunklen Bodenstück, auf dem er stand.

»Und was treibst du hier? Sollte es dir entgangen sein, dass du dich in die Zentrale der SOL verirrt hast?«

»Keineswegs.«

»Also, was willst du?«

»Von diesem Punkt aus«, verkündete der Kerl namens Roman Muel-Chen ruhig, »werde ich dieses Raumschiff führen.«

»Ach«, machte Don Kerk'radian verblüfft. Mehr konnte er nicht sagen.

Roman Muel-Chen grinste breit, warf Kerk'radian einen Blick von umwerfendem Sarkasmus zu, dann drehte er sich auf dem Absatz um und schritt mit seinen klobigen Schuhen würdevoll in Richtung Antigravschacht.

Einmal drehte er sich noch um. »Wir sehen uns dann auf der Versammlung!«, rief er.

 

*

 

Ob er sich über Muel-Chen Sorgen machen sollte oder nicht, war schwer zu sagen.

An Bord der SOL befanden sich tausend Agenten des Terranischen Liga-Dienstes. Man konnte nicht alle Leute persönlich kennen, jedenfalls nicht nach einem einzigen Tag Flug.

Man schrieb den 23. August 1290 NGZ. Sie hatten die Nation Alashan am Vortag verlassen. Ihr Ziel war die Galaxis Gorhoon, 13 Millionen Lichtjahre entfernt.

In Gorhoon befand sich der nächstgelegene Pilzdom, ein Pfeiler der Brücke in die Unendlichkeit. Zumindest war es der nächstgelegene Pilzdom, den er erreichen konnte. Theoretisch war es nach Shaogen-Himmelreich nicht so weit – der dortige Pilzdom lag jedoch im Deltaraum der Baolin-Nda und war kaum zugänglich. Gorhoon war der sichere Weg.

Von dort aus wollte Perry Rhodan zu den geheimnisvollen Helioten Kontakt aufnehmen; Wesen aus Licht, die sich als Freunde der Menschheit erwiesen hatten. Von den Helioten erhoffte sich Rhodan Hilfe im Kampf gegen Shabazza, ihren großen Feind.

Im Grunde war das alles aussichtslos. Mit rund tausend Personen Besatzung ein Riesenschiff in eine ferne Galaxis zu führen, das war ein Ding der Unmöglichkeit.

Um so schlimmer, dachte Don Kerk'radian, wenn sich offenkundige Spinner wie Roman Muel-Chen an Bord verirrten. Er schüttelte heftig den Kopf und drehte sich um.

Sein Blick fiel auf Fee Kellind, eine gutaussehende Blondine, die den Auftritt des Kotelettenmannes anscheinend mit Interesse verfolgt hatte. Kellind war die provisorische Kommandantin der SOL. Neben Perry Rhodan und Reginald Bull war sie die einflussreichste Persönlichkeit an Bord.

»Fee! Was war das für ein seltsamer Mensch?«

»Das war Roman Muel-Chen«, erklärte sie ihm ungerührt.

»Ja«, gab er unwirsch zurück, »das hab' ich auch gehört.«

»Kennst du Muel-Chen nicht?«

»Nein. Ich weiß nur, dass der Mensch irgendwie einen Schuss haben muss.«

»Das ist zweifellos richtig«, seufzte Fee Kellind. »Hoffen wir, dass er als Pilot der SOL nicht mal Unsinn macht.«

»Wieso?«, fragte Kerk'radian, mit einemmal verblüfft. »Dieses ... dieses Individuum wird doch nicht ...«

»Doch. Muel-Chen ist der designierte Erste Pilot der SOL. Ich habe bereits mit Perry Rhodan darüber gesprochen.«

»Pilot? Der sah doch aus, als könnte er nicht mal allein die Hosen runterlassen.«

Mit plötzlich ganz geschäftsmäßiger Stimme erläuterte Fee Kellind: »Roman Muel-Chen ist tatsächlich das jüngste aktuelle Besatzungsmitglied der SOL. Im TLD-Tower erhielt Muel-Chen eine Spezialausbildung. Er ist der wahrscheinlich einzige aktuelle Emotionaut der Menschheit. Damit ist er ohne Zweifel jedem anderen Piloten weit überlegen. Wir werden versuchen, hier in der Zentrale eine SERT-Haube für ihn zu installieren.«

 

*

 

Fee Kellind:

»Was mir die SOL bedeutet? Ich finde, dass das eine seltsame Frage ist. Ein Raumschiff, das von außen aussieht wie eine Hantel. Acht Kilometer lang, einige Milliarden Tonnen Terrastahl, Plastik und Carit. Es riecht hier drinnen seltsam. Ist euch das mal aufgefallen? Nicht?

Na ja, nichts funktioniert so, wie es soll. Aber ich kann mich gut erinnern, als wir die SOL erobert haben. Ich flog in meinem Raumanzug auf diesen Koloss zu, und ich empfand eine ungeheure Angst, weil ich glaubte, dass ich jetzt sterben muss. Heute gehört die SOL uns. Wir können stolz darauf sein. Ich persönlich bin jedenfalls entschlossen, dieses Schiff niemals wieder herzugeben.«

Interview des Tages in der Bordzeitung der SOL, am 25. 8. 1290 NGZ.

 

Ruud Servenking hatte wahrlich Besseres vor, als an einer sinnlosen Schnitzeljagd durch das SOL-Mittelstück teilzunehmen. Zum Beispiel die Triebwerke zu reparieren – dazu hatte man ihn schließlich mitgenommen – oder die Kraftwerke auf volle Leistung hochzuschrauben.

»Wenn Perry Rhodan mich nicht persönlich gebeten hätte«, brach es aus ihm hervor. »Dann ...«

»Was dann?«, fragte einer der anderen. Es war der, den Servenking bei sich den »Rädelsführer« nannte, ein Mann namens Roman Muel-Chen.

»Dann würde ich jetzt was Sinnvolles tun. Und nicht diesen Unsinn!«