cover.jpg

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

img1.jpg

 

Nr. 1973

 

MATERIA

 

Unter dem Ereignishorizont – Galaktiker in der Kosmischen Fabrik

 

von Rainer Castor

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

img2.jpg

 

Im Frühjahr 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung strebt ein Konflikt seinem Höhepunkt entgegen: Auf der einen Seite kämpft die Koalition Thoregon, die sich für den Frieden im Kosmos einsetzt, auf der anderen Seite wirkt ein Wesen namens Shabazza, hinter dem bisher unbekannte Mächte agieren.

Das Ziel dieser Mächte ist die Zerstörung Thoregons – und diese Zerstörung will Perry Rhodan verhindern. Der Terraner, seit einiger Zeit als Sechster Bote von Thoregon in Amt und Würden, weiß, dass die Terraner und ihre Verbündeten in verschiedenen Bereichen des Kosmos kämpfen müssen.

Während in der Galaxis Chearth die GILGAMESCH unter dem Kommando des Arkoniden Atlan operiert, um die Völker dieser Sterneninsel sowohl gegen die Invasion der Algiotischen Wanderer als auch gegen die Guan a Var zu verteidigen, sehen sich in der Galaxis DaGlausch die Menschen von Alashan einer neuen Gefahr ausgesetzt: Die komplette Sterneninsel wird in absehbarer Zeit von einem sogenannten Superbeben vernichtet werden.

Um ganz andere Konflikte geht es in der heimatlichen Milchstraße. Die Kosmische Fabrik MATERIA bedroht im Zentrum der Menschheitsgalaxis eine bisher noch unbekannte Superintelligenz – zugleich ist MATERIA die wichtigste Bastion jener Kräfte, die gegen Thoregon kämpfen. Deshalb sucht Perry Rhodan die Entscheidung am Schwarzen Loch.

Nachdem erste Versuche, gegen MATERIA vorzugehen, fehlgeschlagen sind, bleibt nur noch ein Kommandounternehmen übrig. Drei Galaktiker starten gegen MATERIA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Blo Rakane – Der weiße Haluter geht in einen riskanten Einsatz.

Gucky – Der Mausbiber nimmt unverhofften Kontakt auf.

Monkey – Der Oxtorner legt Bomben.

Ki thaRao – Der Letztgeborene der Erranten träumt von einer großen Aufgabe.

Die Anfänge: Fern und vage blieben die ersten Berichte; es wurde von einer gewaltigen Katastrophe gesprochen, der unser Volk seine Entstehung verdanke. Was genau geschah, ließ sich zunächst nicht nachvollziehen, sogar die späteren Kontakte mit den Hathor halfen kaum weiter.

Erst nach der Aufstiegsepoche gab es erfolgreiche Versuche einer Rekonstruktion. Das war, als unsere Vorfahren, gefördert und unterstützt von den Hathor, zu den Kosmischen Ingenieuren von Hathorjan geworden waren.

Wir erfuhren von der letzten Großtat der legendären Porleyter. Ihnen gelang es zwar, das fürchterliche Wüten des Frostrubins zu bändigen, indem sie ihn mit einem Anker versahen. Aber sie erschöpften sich dabei so, dass sie sich von der kosmischen Bühne zurückzogen. Dieses geschah angeblich unmittelbar nach einer Heimsuchung Hathorjans, deren Sterne von einer Explosion erschüttert wurden, welche die Leuchtkraft von mehreren Milliarden Sonnen entwickelte – ein für die Hathor traumatisches Ereignis.

Es muss eine Zeit des Umbruchs und der gewaltigen Veränderungen gewesen sein, in vielfacher Hinsicht: Noch während die Porleyter spurlos verschwanden, übernahm der Hathor Terak Terakdschan von ihnen den Grundgedanken eines Wächterordens. Er trat quasi ihr Erbe an und gründete im Auftrag der Hohen Mächte des Kosmos auf der Welt Khrat in der fernen Galaxis Norgan-Tur den Orden der Ritter der Tiefe.

Es gab etliche Hathor, die sich von dieser neuen Aufgabe angesprochen fühlten. Das Gros ihres Volkes dagegen besiedelte weiterhin mit ihren riesigen Silberkugeln Abertausende Sauerstoffwelten und versuchte in Harmonie mit der Umwelt zu leben.

Von den hathorischen Rittern der Tiefe erhielt später unser Volk erste Aufträge, mehr als eine unserer Werftinseln gelangte schließlich nach Norgan-Tur. Unsere Dienste waren geschätzt und gefragt, denn unsere technologischen Fähigkeiten und Kenntnisse standen bald denen der Porleyter wenig nach.

Doch wen wollte das verwundern? Es glich einem Schock, als unsere Vorfahren erstmals in die Gewölbe unter dem Dom Kesdschan vordrangen und unter anderem die Steinerne Charta von Moragan-Pordh fanden.

Sie mussten erkennen, dass die geistigen Ursprünge unseres Volkes bei ebenjenen Porleytern lagen, die unter anderem in Hathorjan den Frostrubin beobachtet hatten, um seinen Kurs zu bestimmen. Diese Beobachter wurden von der Explosion förmlich zerfetzt, und aus ihren Bewusstseinsfragmenten, die mit primitiven hominiden Lebewesen verschmolzen, entstanden dann wir, die Erranten, bekannt als die Kosmischen Ingenieure ...

Errantischer Almanach: Die Lange Überlieferung

 

1.

18. Januar 1291 NGZ; 18:29:02 Uhr

Bericht Blo Rakane

 

Ein dumpfer Laut drang durch den geschlossenen Kampfanzugshelm. Die Fremdartigkeit des Geräuschs verhinderte zunächst das Erkennen. Aber ich selbst war es, der dieses Geräusch von sich gab.

Eine Sekunde seit Verlassen des Standarduniversums!

Sogar der scharfe Impuls des Planhirns drang mit zwei Millisekunden Verspätung in mein synchronisiert-dialogisches Bewusstsein. Er drohte im ersten Chaos kreatürlicher Todesangst des Ordinärhirns unterzugehen.

Synchronisationsmodus aufheben! Sensibilisierung aller Wahrnehmungen!, gellte der nächste Planhirn-Impuls.

Augenblicklich gewannen Sachlichkeit und Logik in mir die Oberhand. Die Umstellung auf den Separatmodus mit der Priorität des Planhirns erforderte nur eine Mikrosekunde.

Kraft des Planhirn-Willens wurde die spontane Reaktion unterdrückt, mit der das Ordinärhirn zusätzlich zu den organischen Ventilgruppen des linken die des rechten Herzens hatte öffnen wollen, um für körperliche Höchstleistung bereit zu sein, für Flucht oder Kampf.

In unserer Situation jedoch gab es weder das eine noch das andere. Der Sturz unter den Ereignishorizont des Dengejaa Uveso hatte begonnen; wir konnten nur beobachten – und das Ende abwarten ...

Im Separatmodus vernahm ich zwar die drängenden Impulse der nun untergeordneten Ebene meines dialogischen Bewusstseins. Ich konzentrierte mich aber voll und ganz auf die Planhirn-Priorität.

Die Rechenkapazität halutischer Planhirne hatte sich stets als beachtlich erwiesen, früheren Positroniken durchaus gleichwertig. Moderne Syntroniken waren uns zwar grundsätzlich überlegen, allerdings entsprechen deren »Pseudo-Bewusstseine« nicht denen lebender Wesen mit ihrer Intuition und Kreativität.

Das für Körperkontrolle, -steuerung und sinnliche Wahrnehmung verantwortliche Ordinärhirn unterwarf sich dem Druck. Die Analyse der eingehenden Sinnesreize und Speicheraufnahme wurden forciert.

Dennoch stieg der unwillkürliche Drang, den Körper zum kristallinen Block erstarren zu lassen, aus den unbewussten Tiefen meines Ordinärhirns auf. Es handelte sich um eine tiefsitzende, auf genetischer Disposition beruhende Empfindung – dabei war ich gar nicht dazu fähig, meine Körperkonsistenz zu verwandeln.

Blo Rakane, der weiße Haluter!, dachte das Ordinärhirn. Ein Mutant ...

 

*

 

Millisekunden-Dialog der Gehirne:

Unwillkürliche Parallel-Auswertung Planhirn: ... schwächlich und benachteiligt im Vergleich zu den Artgenossen, deshalb voller Ehrgeiz, von Wissensdurst durchdrungen, bemüht, die körperlichen Defizite anderweitig auszugleichen ...

Kurzimpuls Ordinärhirn: Hass! Überbetonte Sachlichkeit! Werden sterben ... Angst! Handeln! Etwas tun! Es gibt keinen Schutz an der Außenseite von MATERIA!

Planhirn, beruhigend: Sprung unter den Ereignishorizont seit 1,43 Sekunden – keine Entmaterialisation, Körper hat materielle Struktur behalten!

Ordinärhirn: Aber: Es gibt keine optischen Wahrnehmungen! Weiterhin perfekte Dunkelheit! Erkennbar nur Bodenberührung der Füße – zarte Vibrationen des Materials.

Planhirn: Unsere Landung auf einer winzigen Plattform an der Außenseite eines der bis zu sechzig Kilometer hohen Turmbauten verlief quasi parallel zu einem weiteren »Abtauchen« der Kosmischen Fabrik ...

Rekapitulation Umgebungsmuster: Fünfeckige Hauptplattform mit einer Höhe von zehn und Kantenlängen von 33 Kilometern; ergibt einen Umkreisdurchmesser von etwa 56 Kilometern. Burgähnliches Aussehen aufgrund der Türme in dichter Oberseitenbebauung; Maximalhöhe 60 Kilometer. An den Plattformeckpunkten Zylindertürme von 5,3 Kilometern Durchmesser und 32,5 Kilometern Höhe; Landung erfolgte hier nahe der Oberkante.

Beim Anflug erwies sich die Außenseitengestaltung als äußerst differenziert und strukturiert: Platten verschiedener Dicke, Simse, Noppen, kurze Ausleger. Alles aus goldglimmend-spiegelndem Carit. Beziehungsweise mit diesem Material beschichtet. Undurchdringlich für Teleportationen.

Weiteres: unbekannt.

Planhirn: Seit knapp zwei Sekunden befinden wir uns unterhalb des Ereignishorizonts!

 

*

 

Als zerschneide jemand mit einem Vibratormesser einen schwarzen Vorhang, entstanden unvermittelt vertikale Risse von kalkigem Weiß in der Dunkelheit. Störungslinien und Funkenrauschen blitzten über die Helmwölbung und machten mir klar, dass die optischen Sensoren wie auch die Mikropositronik überfordert waren.

Ich ging das Risiko ein und hob rasch die Totalverdunkelung auf; im Vergleich zur beschleunigten Planhirn-Erfassung beanspruchte die Bewegung meines rechten Handlungsarms zur Gürtelschaltung eine Ewigkeit.

Dann sah ich die weißen Risse auch in realoptischer Wahrnehmung. Sie wurden breiter. Mit ihnen verbunden war die akustische Wahrnehmung eines laut grollenden Rauschens.

Mit dem auf Fingerlänge ausgefahrenen rechten Schläfenauge erhaschte ich einen Blick auf goldenes Glimmen: die Carit-Hülle. Im infrarotempfindlichen Bereich meiner Augen dagegen blieb alles dunkel.

Drei Sekunden ... Die elektromagnetische Wechselwirkung ist eingeschränkt! Die Sinnesreize insgesamt besitzen stark illusionäre Komponenten! Ordinärhirn-Interpretation dominiert! Es kann hier keine akustische Wahrnehmung geben!

Die direkte Umgebung von MATERIA musste eine Art Mischform oder Zwischenzustand angenommen haben. Hier überlappten im Bereich der Ultrasemi-Manifestation die vertraute Raum-Zeit-Struktur, übergeordnete Prozesse und die fremden Gesetzmäßigkeiten unterhalb des Ereignishorizonts zu etwas Neuem.

Die optischen und akustischen Pseudo-Eindrücke wuchsen innerhalb weniger Zehntelsekunden zu einem Phänomen heran, das dem eines umfassenden Wasserfalls glich, dessen Einzelpartikel aus einem steten Strom vorbeiwirbelnder Gaswolken und Materiebrocken zu bestehen schienen.

Ich konnte nicht bestimmen, in welcher Distanz sich der »Wasserfall« befand.

Der Eindruck, ihn mit dem ausgestreckten Handlungsarm berühren zu können, war ebenso pure Illusion wie der, dass er Millionen Kilometer entfernt sein konnte. Soviel konnte ich dennoch erkennen: Nie kam es zu einem direkten Kontakt mit MATERIA.

Also eine weitere Bestätigung des mit Carit verbundenen isolierenden Effekts!

Mir war klar, dass das schwerlich echte Eindrücke der Umgebung sein konnten, entsprach die Annäherung an den singulären Kern des Dengejaa Uveso doch in vielem dem »Aufenthalt« in einem übergeordneten Kontinuum.

Laut Planhirn-Analyse waren keine Aussagen über Ausdehnung und physikalische Gesetzmäßigkeiten möglich. Außerhalb der schützend-beruhigten Zone der Ultrasemi-Manifestation gab es weder Raum noch Zeit in der vertrauten Gestalt, keine an diese Bedingungen gebundene Kausalität.

Unbekanntes Medium. Permanente Änderungen sind deshalb zwangsläufig, weil kein konkreter Ist-Zustand zugeordnet werden kann. Prognose: Gerade deshalb wurde mit großer Wahrscheinlichkeit der Bereich unterhalb des Ereignishorizonts als Versteck der verfolgten Superintelligenz ausgewählt!

Die Wahrnehmung dieses »Außerhalbs« unterlag zwangsläufig einer Verzerrung, wurde deformiert, entstellt, gefiltert. Dennoch überlappte oder verschmolz offenbar dieses »Außerhalb« bis zu einem gewissen Grad mit der beruhigten Blase, die zwar weitgehend konventionelle Umgebungsbedingungen bewahrte, aber als Schnittmenge fungierte.

Die vierte Sekunde des Abtauchens war begleitet vom Empfinden, dass die Kosmische Fabrik mit hoher Geschwindigkeit den Wasserfall durchdrang. Fast glaubte ich, einen körperlich spürbaren Ruck wahrzunehmen.

Stillstand.

Zu erkennen war nur noch eine Art weißes Rauschen: wildes Toben, Flirren und Aufblitzen von unbestimmbaren Dingen inmitten einer ebenso unbestimmbaren Umgebung.

Irgendwo vor mir glaubte ich plötzlich ein vage konturiertes Objekt zu entdecken, das sich klar vom Rest unterschied. Verzögert erkannte ich eine abgeflachte Sphäre von hellgrauer Farbe, die sich zum geometrisch exakten Rotationsellipsoid verdichtete.

Im nächsten Augenblick verschwand das Objekt, wurde vom Rauschen überdeckt.

Der Wasserfall erschien wieder.

Wahrnehmungsdauer exakt 1,533 Sekunden. Gesamtaufenthalt in Abtauchphase nun knapp sechs Sekunden ... MATERIA bewegt sich gezielt im Medium unterhalb des Ereignishorizonts!

Das Strömen und Rauschen schwächte sich langsam ab. Vage erkannte ich neben mir eine Bewegung: Monkey! Die vertikalen weißen Risse erschienen, schlossen sich, machten wieder der umfassenden Finsternis Platz.

Ich tastete nach der Schaltung zur Totalverdunklung des Helms: Die Wirkung setzte ein, als MATERIA außerhalb des Schwarzen Lochs ins Standarduniversum zurückkehrte.

Der extrem hohe Eingang elektromagnetischer Strahlung fast des gesamten Spektrums bedingte, dass wir auf Helm-Transparenz verzichten mussten. Optische Simulationen wurden statt dessen eingeblendet. Sie waren das Ergebnis der Anzugsensoren und der bedingt leistungsfähigen Mikropositroniken.

Auf Pikosyns oder SERUNS konnten wir ebenfalls nicht zurückgreifen, weil in MATERIA mit der zerstörerischen KorraVir-Wirkung gerechnet werden musste. Im Gegensatz zu meinen Begleitern, die Spezialanfertigungen des Standardschutzanzuges trugen, stand mir das Potenzial eines roten halutischen Kampfanzuges zur Verfügung – und dieses war schon in Zeiten vor Einführung der Syntrons beachtlich gewesen. Angepasst an den halutischen Metabolismus, gab es ins Material integrierte Molekülwandler, die es in eine stahlfeste Rüstung verwandeln konnten.

Die Positroniksimulation auf der Helminnenseite zeigte nun wieder das gefilterte Glühen der Akkretionsscheibe und das Goldspiegeln der MATERIA-Außenhülle. Und es gab den optisch aufbereiteten »Nachklang« von etlichen orangeroten Bahnen, die sich zeitlupenhaft in Standorte weit unterhalb meiner Position zurückzogen.

Hyperdimensionale Traktorstrahlen? Waffenwirkung?

Schon die Umgebung außerhalb eines normalen Schwarzen Loches, erst recht eines gewaltigen Molochs wie das Dengejaa Uveso, überforderte jede normale Wahrnehmung.

Die Akkretionsscheibe aus hochbeschleunigtem Gas, nuklearem Plasma, hochenergetischen Quantenerscheinungen und -resonanzen; in den Schlund hineinspiralisierendes Licht, knapp davor stehend, für ewig aus der vertrauten Raum-Zeit-Struktur zu verschwinden; die extreme Krümmung mit Gravitationslinseneffekt, so dass ein »um die Ecke sehen« möglich wurde – all das überstieg das Fassungsvermögen eines Lebewesens.

Daran konnte sogar die Tatsache nichts ändern, dass Schwarze Löcher physikalisch gesehen durch ganze drei Kenngrößen vollständig zu beschreiben waren: durch Masse, Ladung und Drehimpuls. Problematisch waren die mit ihnen verbundenen bizarren Eigenschaften.

Ein sozusagen normaler Sturz unter den Ereignishorizont ging einher mit extremer Zeitdilatation. Die Umgebung verzerrte sich mehr und mehr, ließ Farben schillern, gewaltige Gezeitenkräfte zerrissen letztlich jedes eindringende Objekt.

Im Gegensatz zu vergleichsweise kleinen Schwarzen Löchern, die aus einzelnen Sonnen entstanden, wurde von Giganten wie dem im galaktischen Zentrum behauptet, sogar knapp unterhalb des Ereignishorizonts sei für einige Zeit – Relativzeit des betroffenen Beobachters! – ein unbeschadeter Aufenthalt möglich, obwohl es selbstverständlich ein »Ort ohne Wiederkehr« war. Jedenfalls für konventionelle Mittel.

Anders sah es dagegen beim Einsatz hyperphysikalischer Methoden aus. Mit ihnen ließen sich durchaus Raum-Zeit-Enklaven mitnehmen und konservieren, und über den »Umweg« des Hyperraums war sogar ein Entkommen praktizierbar.

MATERIA beweist es!, dachte ich.

 

*

 

Synchronisierter Bewusstseinsmodus!, signalisierte das Ordinärhirn. Das Planhirn hatte eine Gesamtdauer des Abtauchens von exakt 9,554 Sekunden ermittelt.

Blitzschnell vollzog ich die Rückkehr zum dialogischen Bewusstsein ohne Einzelpriorität. Die Bewusstseinsebenen dachten nun wieder parallel, die mathelogischen Berechnungen des Planhirns vollzogen sich auf einer tieferen und unbewussten Schicht.

Im Helmempfänger knisterte es verhalten; Monkeys Stimme erklang: »Teufel noch mal! Was war das? Ich muss die Aufzeichnung wiederholen ...«

»Es werden nur wirre Daten gespeichert sein«, antwortete ich leise.

Gucky war weiterhin bewusstlos und regte sich nicht – von vereinzeltem Muskelzucken abgesehen.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die kaum überschaubare Struktur der Kosmischen Fabrik. Die Zoomfunktion meiner Augen lieferte Vergrößerungen kleiner Objekte in mehr als dreißig Kilometern Entfernung, die am Rand der Hauptplattform MATERIAS angeordnet waren. Objekte, die langsam im Boden versanken.

Die Möglichkeit!, dachte das Planhirn. Zweifellos »Antennen« im weitesten Sinne des Wortes; multifunktional. Sie werden bei Bedarf ausgefahren und stehen mit dem Abtauch-Suchen MATERIAS im Zusammenhang! Da muss es auch Zugangsmöglichkeiten für Wartung und Reparatur geben!

»Stimmt, Haluter. Nur sonderbares Rauschen ... und eine Art Linse. Ich habe 107 Einzelbilder. Ich erkenne nur eine hellgraue Kontur im Durcheinanderquirlen. Sogar die Vektorvergrößerung liefert keine Einzelheiten.«

»Das Ziel MATERIAS!«, knurrte ich.

»Denke ich auch; wohl der Sitz der Superintelligenz, wer immer sie auch ist. Was nun? Wir müssen ins Innere! Wie geht es dem Ilt?«

Guckys Teleportersprung war nicht gelungen, das Carit der MATERIA-Außenhülle erwies sich als undurchdringlich – seither war der Ilt bewusstlos.