Armin Nassehi
Editorial
»Wohin flüchten?« – das ist derzeit für viele die entscheidende Frage ihres Lebens. In den unterschiedlichsten Regionen der Welt flüchten Menschen vor Verfolgung, Gewalt, Staatszerfall und ökonomischer Hoffnungslosigkeit. Man könnte es sich leicht machen und betonen, dass Flucht, Vertreibung, Wanderung und die Suche nach einem besseren Leben letztlich ein konstitutives Merkmal unseres Gattungslebens sind – und das buchstäblich. Die Ausbreitung des Homo sapiens hat stets damit zu tun, dass die Leute woanders hingegangen sind – und sicher nicht, um die Welt zu besiedeln, sondern um wegzukommen, weil es »zu Hause« nicht mehr passte.
Vielleicht ist sogar unser eigener Hefttitel ein akademisches Selbstmissverständnis – irgendwie an den schönen Narrativen des Menschen als eines suchenden Wesens, als eines Überschreitenden und an Neuem Interessierten orientiert. Die Wirklichkeit ist wohl prosaischer. Man geht nur, wenn die gewohnte Umgebung nicht mehr funktioniert, das heißt, wenn man es sich woanders besser erhofft. Unsere Frage »Wohin flüchten?« ist womöglich nicht die erste Frage, sondern frühestens die zweite. Die erste zielt aufs Gehen. Erst mal weg hier!
Und das ist doch das, was Fluchtgründe derzeit hauptsächlich ausmachen. Die meisten wissen nicht, wo sie landen werden und was sie erwartet – und letztlich ist das ja ein geradezu unnatürliches Verhalten, das Gewohnte aufzugeben und damit die vertraute Lebenswelt zu verlassen. Kritiker von Flüchtlingen tun immer so, als hätten Flüchtlinge unsere Heftfrage bereits beantwortet, dabei gehen sie meistens erst dann, wenn es zu Hause unerträglich geworden ist.
Man kann es schön an der Diskussion um die sogenannten »sicheren Herkunftsstaaten« nachverfolgen, etwa am Beispiel der Balkanstaaten, die, an der Schwelle zur EU-Mitgliedschaft, so schlecht nicht sein können. Und das stimmt sicher zum Teil sogar. Aber womöglich nicht, wenn man ein Roma ist. Oder vielleicht sogar ein Jude in Ungarn, das ja der EU bereits angehört, aber längst nicht mehr hineingehört. In all diesen Fällen ist das Wegkommen die wichtigere Frage als die des Wohin. Und für die Krisenregionen der Levante gilt das erst recht. Wer vor dem IS flüchtet, fragt nicht: »Wohin?« Und wer aus afrikanischem Staatszerfall flüchtet, auch nicht.
Und doch gibt es auf das »Wohin?« eine deutliche Antwort. Sie heißt Europa – jenes Europa, das seine internen Fragen der Finanzpolitik, des Handlings unterschiedlich potenter Volkswirtschaften, seine Probleme einer nur unvollständigen Demokratie und die Utopie eines europäischen Staatsvolks als Basis für Transferleistungen und aus dem Nationalstaat bekannte Umverteilungen nicht hinbekommt. In einer Zeit, in der Europa sich selbst krisenhafter sieht denn je, wird es von außen immer attraktiver für Flüchtlinge – trotz der Grunderfahrung, die wohl die meisten Flüchtlinge zunächst machen: dass sie letztlich nicht gewollt und nicht willkommen sind. Der Strand von Lampedusa sagt: Unter humanitären Gesichtspunkten ist es schön, dass ihr nicht ersoffen und verreckt seid, unter politischen Aspekten ist jeder von euch zwei zu viel: du selbst und derjenige, der durch deinen Erfolg motiviert wird, auch nach Europa zu kommen. Energie wird dann nur noch aufgewandt, dich möglichst schnell über den Brenner zu bekommen.
Es gibt eine merkwürdige Aufmerksamkeitsökonomie. Brennende Wohnheime, lautstarke Proteste, zweifelhafte Wortwahl im politischen Diskurs und ein merkwürdiger kleinbürgerlicher Hass gegen die angeblich privilegierten Flüchtlinge werden derzeit sehr sichtbar und stellen die Toleranzfähigkeit und auch die humanitären Potenziale unserer wohlsituierten und satten Region infrage. Unsichtbar bleibt dabei die enorme Hilfsbereitschaft an konkreten Orten und in konkreten Projekten, die Bereitschaft vieler, bei Alltagsproblemen zu helfen. Es mag noch keine gesellschaftlichen und politischen Lösungen geben – Lösungen auf der Ebene der konkreten Interaktionen gibt es sehr wohl, was wieder ein Hinweis darauf ist, dass die meiste Kommunikation, die wir pflegen, Kommunikation unter Anwesenden ist – also das, was wir Soziologen Interaktion nennen. Sobald das Gegenüber konkret wird, werden aus abstrakten Problemen konkrete Probleme.
Das »Wohin?« ist zwar eine offene Frage, aber nicht die entscheidende. Und doch stellt sich die Frage – und auch wir stellen sie. Die Beiträge in diesem Kursbuch lavieren alle zwischen den Push- und Pull-Kräften zwischen dem Weg und dem Wohin. Und sie weisen allesamt darauf hin, dass die Kategorien der öffentlichen Diskussion über die derzeitigen europäischen Flüchtlingsfragen völlig untauglich geworden sind. Diese Kategorien speisen sich aus zwei Quellen: Zum einen ist es ein stark moralisch aufgeladener Diskurs, zum anderen eine allzu starke Konzentration auf den Asyltatbestand, im deutschen Fall gestützt durch den Artikel 16a des Grundgesetzes. Beides ist wichtig und unverzichtbar. Doch das moralische Eintreten für die Interessen von Geflüchteten taugt leider wenig zur Lösung der Fluchtprobleme selbst. Und der Asyltatbestand kann die heutigen Fluchtursachen weder abbilden noch als Algorithmus dienen, um Bleiberegelungen und entsprechende Rechtsstatus zu begründen.
Das klassische Asylrecht ist nur historisch zu verstehen. Es stammt aus der Zeit und aus der Erfahrung mit den rechten und linken Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Heutige Fluchtgründe sind komplexer – was heißt Verfolgung, wenn wirtschaftliche und politische Strukturen völlig zusammengebrochen sind, wenn es keine Zukunftsperspektive gibt, wenn man um die eigenen Kinder fürchtet? Die Figur des »wirklich Verfolgten« trifft nur auf wenige zu, die anderen sind die schlichte Realität, und darauf müssen wir uns einstellen. Die Unterscheidung von »wirklich Verfolgten« und »Wirtschaftsflüchtlingen« taugt nicht mehr – menschlich und politisch.
Die Wanderungen, die uns bevorstehen, werden eher vormodernen Wanderungen ähneln, werden unkontrollierbarer sein und ganz neue Herausforderungen zeitigen. Wahrscheinlich sind die derzeitigen Auseinandersetzungen um Flucht und Vertreibung Vorboten einer Situation, in der eine der Kategorien der Nachkriegswelt immer mehr infrage gestellt wird: nämlich die Stabilität von Staaten und staatlicher Ordnung, die wenigstens ansatzweise für eine Bindung von Bevölkerungen an den Raum gesorgt hat. Es war der Ost-West-Antagonismus, der überall auf der Welt für relativ stabile Zugehörigkeits- und Integritätsformen staatlicher Gebilde gesorgt hat, weil kein Fleckchen Erde sich letztlich dem einfachen Algorithmus »wir« oder »die anderen« entziehen konnte. Schon das hat Flüchtlingsströme wie derzeit unwahrscheinlicher gemacht. Ab jetzt aber scheint die Bindung an den Boden weniger stabil zu sein, was ganz andere Bevölkerungsbewegungen hervorbringen wird – in jedem Falle solche, die mit manchen Selbstverständlichkeiten nationalstaatlicher Ordnungen brechen.
Das Kursbuch »Wohin flüchten?« bietet deshalb auch keine klaren Antworten, sondern eher eine Bestandsaufnahme eines Prozesses, der gerade beginnt. Den Beiträgen dieses Kursbuchs kann man mehr als in unseren früheren Ausgaben ansehen und anhören, wie ungeklärt die Gemengelagen um Flucht und Vertreibung sind. Umso mehr danken wir unseren Autoren dafür, sich darauf eingelassen zu haben.
Die Herausgeber haben diesmal den »Brief eines Lesers« vergessen, weil beide gedacht haben, der andere hätte sich darum gekümmert. Pilot und Kopilot werden bei großen Fluggesellschaften niemals als feste Teams ins Cockpit geschickt, sondern immer wieder neu gemischt, damit der eine nicht denkt, der andere hätte es schon erledigt. Unsere Kabinencrew hat übrigens auch nichts gemerkt. Dass sich so etwas rächen kann, führen wir Kursbuch-Piloten damit gerade vor. Aber – wir fliegen trotzdem zusammen weiter. Besonders hingewiesen sei auch auf den Kursbogen – mit dem wir eine alte Kursbuch-Tradition wiederbeleben und bestimmt nicht das letzte Mal präsentieren. Und zu guter Letzt auf unsere Medienkooperation mit dem Kölner Migrations-Audio-Archiv, die auf unserem erstmals produzierten Wickelumschlag abgebildet wird. QR-Codes und Weblinks verweisen auf Flüchtlinge und ihre Lebensgeschichten. Crossmedial zum Hören.
Alfred Hackensberger
Der Tod als Waffe
Flüchtlinge und ihre Träume
Jeden Tag fahre ich an ihnen vorbei: auf dem Weg zur Schule, zum Einkaufen, in die Stadt oder zum Strand. Bei jeder roten Ampel klopfen sie an meine Fensterscheibe. Junge Männer, die mit leidender Miene die Hand an den Mund führen und sagen, sie haben Hunger. Junge Mütter deuten auf ihre am Rücken festgeschnallten Babys und sagen, sie brauchen Milch. Es sind Menschen aus Nigeria, Kamerun, Mali oder aus dem Tschad, aber auch aus Syrien und Pakistan, die sich zum Heer der professionellen Bettler gesellen, die in Tanger zum Straßenbild gehören. Die meisten Flüchtlinge geben offen zu, sie wollten von der marokkanischen Hafenstadt aus nach Spanien. Die wenigen, die behaupten, in Marokko Arbeit zu suchen, haben Angst. Das ist verständlich, denn ihr Trip, den sie über die Meerenge von Gibraltar vorhaben, ist illegal, und sie befürchten Probleme mit der Polizei. Die behandelt sie in der Regel wenig zimperlich und kann sie völlig überraschend nach Rabat, Casablanca oder Marrakesch verfrachten. Aber Ausreden ergeben in Tanger wenig Sinn. Sie werden nur mit einem müden Lächeln quittiert. Jeder weiß, wozu die Fremden gekommen sind.
Die marokkanische Millionenstadt am Mittelmeer, an der äußersten Nordspitze des afrikanischen Kontinents, gilt seit über 20 Jahren als Sprungbrett für Migranten nach Europa. Es ist die beständigste Route. Momentan ist sie jedoch in Vergessenheit geraten. Im Brennpunkt steht zurzeit Libyen, von dem aus Tausende von Flüchtlingen nach Italien in See stechen und dabei Hunderte von ihnen ihr Leben lassen. Wie lange Libyen allerdings noch Transitland bleibt, hängt vom Verlauf des Bürgerkriegs ab. In jedem Fall ist es nur ein temporäres Schlupfloch, so wie das vorher Mauretanien oder der Senegal waren. Auf Druck Europas machen die lokalen Sicherheitsbehörden irgendwann dicht, und die Flüchtlingsströme sickern aus.
In Tanger ist es anders. Denn von hier aus sind es nicht Hunderte Seemeilen, sondern nur 14 Kilometer, die Afrika vom europäischen Kontinent trennen. Marokkos Polizei und Militär verhindern zwar das Auslaufen von Flüchtlingsbooten nahezu vollständig. Aber die kurze Strecke scheint so verlockend, dass nonstop Flüchtlinge anreisen – egal wie groß oder klein die Chancen sind, auf die andere Seite des Mittelmeers zu gelangen. Laut Registrierung des katholischen Hilfswerks Caritas in Tanger sollen es rund 20 000 Menschen sein, die den Norden Marokkos belagern und auf ihre europäische Chance warten. Wahrscheinlich sind es mehr, denn nicht alle sind bei der Caritas gemeldet. Und für die Bewohner von Tanger, einschließlich mir, scheinen es so viele zu sein wie nie zuvor. Vor zehn oder 15 Jahren wohnten sie in billigen Pensionen in der Altstadt, und es gab einige Camps außerhalb der Stadt. Heute müssen sie auf die Vorstädte von Tanger ausweichen, und dort gibt es unzählige Lager im Freien. Mit ein Grund für den Anstieg: Der Weg über Tanger ist die weitaus weniger gefährliche Route. Libyen ist Bürgerkriegsland, und von dort auf wackeligen, überfüllten Booten das gesamte Mittelmeer zu überqueren, grenzt beinahe an Selbstmord.
Traum vom Paradies
Bei klarem, sonnigem Wetter kann man vom Boulevard Pasteur im Zentrum Tangers aus die Küste der Iberischen Halbinsel deutlich sehen. Sie scheint zum Greifen nahe und nur einen Katzensprung entfernt. Tatsächlich dauert die Fahrt mit der Schnellfähre gerade mal eine halbe Stunde über die Meerenge. Für das Ticket brauchen Passagiere allerdings einen westlichen Pass oder ein gültiges Schengen-Visum. Beides haben die Flüchtlinge natürlich nicht. Viele von ihnen beantragten zu Hause ein Visum für Deutschland, Frankreich oder Großbritannien, bekommen haben sie keines. Und deshalb sind sie in Tanger, um mit einem Schlauchboot über die Meerenge nach Spanien zu rudern. Nicht ungefährlich, aber trotzdem: »Denn dort beginnt alles Gute, ein anderes, besseres Leben«, wie sie alle sagen. »Dort gibt es jede Menge Arbeit, eine gute Ausbildung, wer fleißig ist, kann reich werden und eine schöne Frau oder einen wohlhabenden Mann heiraten.« Das ist ihr Traum vom Paradies. Der Traum vom Norden als Ort der unbeschränkten Möglichkeiten, der Disziplin verlangt, jedoch Stabilität und Wohlstand garantiert. Von einer Krise in Europa haben sie gehört, aber, wie der 21-jährige Kerdal aus Kamerun stellvertretend die einhellige Meinung der Flüchtlinge festhält: »Nur wer faul ist, findet keine Arbeit.«
Es sind ziemlich ernüchternde Träume – zumindest klingen sie so für uns Europäer. Wir sehen »unseren Norden« weitaus weniger paradiesisch. Wir beklagen die Leistungsgesellschaft, deren Zwängen und Verpflichtungen wir am liebsten entfliehen würden. Man will raus aus der sterilen Welt, in der alles austauschbar geworden ist, keine Authentizität mehr existiert und sogar das Privatleben von den Gesetzen des Marktes diktiert wird. Jeder wird es nicht so formulieren, aber es ist da, das Gefühl des Unbehagens, das Sehnsüchte der Ferne stimuliert. Angesichts der Krise mag sich das in Griechenland, Portugal oder Spanien verändert haben. Dort sind Arbeitslose mittlerweile froh, wenn sie überhaupt eine Anstellung finden, ihre Familie ernähren können und medizinisch versorgt sind. Dafür nimmt man die »kapitalistische Entfremdung« wieder ohne Murren in Kauf, über die man sich vor Jahren noch beschwert haben mag.
Für Deutsche, Briten oder Franzosen liegen die Sehnsüchte nach wie vor im »Süden«: in Spanien, Marokko, Thailand oder in der Karibik. Der Süden repräsentiert Sonne, Meer und Strand. Aber noch viel mehr: Temperament, Genuss, Sinnlichkeit, Erotik, Freundlichkeit, Offenheit, Entspannung und was weiß ich nicht noch alles mehr. Es sind die Ingredienzien, die als Werte eines schönen, besseren Lebens gelten. Klar, das ist eine Gegenwelt zu den am frühen Morgen überfüllten U-Bahnen und Zubringerstraßen, den schlecht gelaunten Chefs, strafzettelschreibenden Politessen, dem Sprint durch den Supermarkt nach der Arbeit, dem beständigen Stress und viel zu hohen Raten für die Eigentumswohnung.
Sehnsüchte entwickeln sich üblicherweise diametral zur Realität. Man möchte das, was man nicht hat. Was scheinbar fehlt, wird gegenüber dem Alltag erhöht, ja hypostasiert und infolgedessen mit Klischees und Stereotypen bepackt: Der Süden, wo der Wind der Freiheit weht und das Leben noch lebenswert ist – um es etwas überspitzt zu formulieren. Wer dann tatsächlich den Schritt ins sonnige Ausland wagt, wird schnell feststellen, die geschätzten »Ureinwohner« lachen doch nicht den ganzen Tag, zur Arbeit muss man auch hier um sieben Uhr morgens aufstehen, und die Bürokratie ist so korrupt, dass man sich die vormals verhassten deutschen Beamten zurückwünscht. Das Leben im Ausland ist mindestens so schwer oder leicht wie zu Hause.
Ich lebe seit über 15 Jahren außerhalb Deutschlands (Libanon, Marokko, Spanien) und reise beruflich sehr viel – da hat man das Déjà-vu der ersten Desillusionierung hinter sich. Man weiß mittlerweile, worauf man sich einlässt, plant im Voraus und würde nie ein unkalkulierbares Risiko eingehen, wie das etwa die Flüchtlinge tun. Viele Dinge sind durch das Leben in unterschiedlichen kulturellen Kontexten längst nicht mehr so wichtig, wie sie früher einmal waren. Ein Traumland existiert nicht. Das Ausland, so exotisch es klingen mag, ist einfach nur anders als zu Hause. Ob man sich wohlfühlt oder nicht, hängt ganz von persönlichen Präferenzen ab. Wir Europäer können leicht sagen: »persönliche Präferenzen«. Für uns ist es einfach, in das ausgewählte Paradies zu kommen. Wir können das Paradies, falls es uns nicht gefällt, auch hinter uns lassen oder es sogar mit einem anderen austauschen. Der Pass eines EU-Bürgers macht das möglich.
Wenn Träume platzen
Für die Flüchtlinge in Tanger gestaltet es sich völlig anders. Ihre Reise ist in der Regel eine einmalige Angelegenheit, und ihre gesamte Existenz hängt davon ab. Die Flüchtlinge riskieren ihr Leben und das Vermögen der Familie. Der Erfolg ihrer Auswanderungsmission hängt stetig am seidenen Faden. Jeden Moment kann es aus sein. Auf dem Weg durch die Wüste können sie ausgeraubt oder noch schlimmer ermordet werden. Selbst in Marokko kann ihnen sehr leicht ihr ganzes Hab und Gut geklaut werden. Für Frauen ist die Reise besonders schlimm. Sie werden ständig belästigt und viele vergewaltigt. Am Ende bleibt der letzte große Schritt über das Mittelmeer, der ihnen das Leben kosten kann. Und haben sie alle Hürden genommen, was Jahre dauern kann, was blüht ihnen in Europa?
Das Erwachen wird bitter werden, denn die Träume, die die Flüchtlinge im Gepäck mitbringen, haben nichts mit der europäischen Realität gemein, in die sie hineingeworfen werden. Es folgen lange Monate in Internierungslagern oder Wohnheimen, in denen sie zur Untätigkeit verdammt sind. Danach werden sie vielleicht abgeschoben. Und selbst wenn sie bleiben dürfen, droht die Arbeitslosigkeit. Mit Glück können sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Vielleicht verkaufen sie auf der Straße Imitate von Markentaschen, Musik-CDs und Filme. Oder sie betteln wieder, wie sie es vorher in Tanger machten. Von schlechten Zukunftsperspektiven wollen die Flüchtlinge nichts wissen. Das sind nur Geschichten von »Losern«, von Verlierern, wie sie sagen. Jeder von ihnen glaubt, er mache es viel besser und habe mehr Glück als alle anderen. Es ist immer das Gleiche, das ich von Flüchtlingen seit über 15 Jahren höre. Und es ist trotzdem immer wieder verblüffend – weniger ihr Traum von Europa, viel mehr die Vehemenz, mit der sie die Realität ausblenden. Aber vielleicht muss das sein, um alle Strapazen durchhalten zu können.
»Europa braucht Immigration, aber nur qualifizierte Fachkräfte. Die meisten der Menschen, die hauptsächlich aus Afrika kommen, sind das nicht«, analysiert Carmen González Enríquez, Migrationsforscherin am Real Instituto Elcano in Madrid. Migranten finden, selbst auf ihrem unqualifizierten, beruflichen Level, kaum einen Job. Sie passen nicht zu den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes. »Europa hat zwar ein demografisches Problem«, erklärt González Enríquez weiter, die bei Forschungsprojekten zur Immigration im EU-Auftrag mitarbeitete. »Nur mit den Flüchtlingen und Migranten, die seit Monaten in Italien und anderswo ankommen, kann das nicht gelöst werden.«
An Arbeitsmarktchancen und Demografie denken Flüchtlinge nicht. Europa kennen sie aus dem Internet und Fernsehen. »Was man da in Dokumentationen und in den Serien sieht, das ist schon toll. Das hat mich beeindruckt«, meint Kerdal aus Kamerun mit einem breiten Grinsen. Er kann seine Vorfreude auf das gelobte Land kaum zurückhalten. Er grinst über beide Ohren, als wäre morgen Weihnachten. Vor etwa zwei Jahren hatte er entschieden, nach Europa zu gehen. Nicht viel anders, als ein Deutscher etwa, der von den Filmen über Natur und das freie Leben in Kanada so eingenommen ist, dass er dort hinzufahren beschließt. Der 21-Jährige Kerdal erzählt mir, dass sein Vater schon lange tot sei und er keine Geschwister mehr habe. Seine Mutter wäre jetzt alleine auf dem Familienbauernhof in Kamerun. Sie wartet jeden Tag auf seinen Anruf aus Europa, seit er sie vor einem halben Jahr endgültig verließ. »Dieser Tag wird bald kommen«, glaubt der 21-Jährige, der in Spanien bei Real Madrid Fußballprofi werden will. »Ich bin ein super rechter Außenverteidiger«, erklärt er mir. Mit seinem Fußballtraum ist Kerdal in einem Flüchtlingscamp in der Nähe des Flughafens von Tanger nicht alleine. Rund 50 Männer und Frauen aus Nigeria, Kamerun, Mali, Gambia, Guinea und der Elfenbeinküste schlafen hier im Freien. Unter einer kleinen Baumgruppe brennt ein Lagerfeuer, daneben stehen große Plastikbehälter mit Wasser, die mühsam von einem Brunnen in der Nähe herangeschleppt werden. Die wenigsten der Flüchtlinge hier haben eine Matratze. »Im Sommer geht das ohne Probleme«, meint Kerdal. »Für den Winter brauchen wir so oder so ein Dach über dem Kopf.«
Auch Wael ist Außenverteidiger. »Aber links«, wie der 19-Jährige betont, der ebenfalls aus Kamerun stammt. Er will nicht zu Real Madrid, sondern nach Belgien zum FC Anderlecht. »Ich weiß nicht, warum, aber das war schon immer mein Traumklub.« Dann ist da noch Mohammed aus Mali, der beim FC Barcelona ein Probetraining absolvieren will. Sofort nach seiner Ankunft in Spanien, so versichert der 17-Jährige, werde er den Zug nach Barcelona nehmen. Und natürlich keine Frage, Mohammed wird augenblicklich vom Klub Lionel Messis unter Vertrag genommen. »Das sind keine Träume«, behauptet Mohammed, und auch Kerdal und Wael pflichten ihm bei und scheinen leicht verärgert zu sein. Ich hatte unvorsichtigerweise angemerkt, wie schwierig es sei, einen Vertrag bei Barcelona zu bekommen. »Wir sind alle gut genug, um den Durchbruch als Profis zu schaffen.« Man merkt, ihr Enthusiasmus für den europäischen Traum – für den Talentierten und Tüchtigen ist alles möglich – ist riesig und nicht im Geringsten zu erschüttern. Ich wage es aber trotzdem: Ist es die Karriere als Profi wirklich wert, das Leben und die Familienersparnisse aufs Spiel zu setzen? »Was ist das für eine bescheuerte Frage«, erwidert Mohammed genervt. »Natürlich, sonst wären wir nicht hier.« Sie täten alles für den Erfolg, fügt Kerdal an. Nach einer Weile wird klar, was sie darunter verstehen. Sie denken an schnelle Autos, eine große Wohnung, gutes Essen und viele Fans, wie sie zugeben. Sie haben das Leben eines Fußballstars im Kopf. »Mit vielen Mädchen, versteht sich«, fügt Wael an. Die jungen Männer sind nicht anders als Jugendliche in Berlin, Dortmund oder München.
Wir werden umringt von Johnny, Ammadou, Sidi, Moses und Fernando. Keiner von ihnen ist älter als 25 Jahre. In Europa wollen sie Ingenieur, Mediziner, Künstler werden oder als Elektriker und Maurer auf dem Bau arbeiten. Sie wollen nach Frankreich, Deutschland, Holland oder Schweden – je nachdem, wo sie Freunde und Familie haben, wo ihr Lieblingsfußballklub beheimatet ist oder ihre bevorzugte Fernsehserie spielt. Ihre Ziele sind relativ beliebig. Hauptsache ist: Europa! Dort sei die Universität besser und kostenlos. Auf dem Bau gebe es jede Menge gut bezahlter Jobs, und als selbständiger Elektriker verdiene man in kürzester Zeit ein Vermögen. Johnny und Fernando haben jahrelang für die Reise gespart, ebenso wie Jeffrey, ein Englischlehrer aus Nigeria, der jetzt dazukommt. »Wissen Sie, wie hart das ist«, meint Jeffrey. »Das mühsam Ersparte zerrinnt hier zwischen den Fingern.« Erst vor einem Monat wollte er seine Frau und ihr Baby über die Grenze nach Ceuta schmuggeln lassen. Das ist, neben Melilla, die zweite spanische Enklave auf marokkanischem Territorium. Aber sie wurden erwischt. Für einen Platz verlangen Menschenhändler gewöhnlich zwischen 1500 und 2500 Euro. Zuvor hatte Jeffrey mit seiner Familie versucht, auf einem Motorboot nach Ceuta zu kommen. Ein Patrouillenschiff der Guardia Civil, der spanischen Polizei, entdeckte sie und schleppte sie zurück in marokkanische Gewässer. Wie viel das alles zusammen gekostet hat, darüber will Jeffrey nicht sprechen. Es müssen einige Tausend Euros sein. Die anderen drei, Ammadou, Sidi und Moses, haben ihr Reisegeld vom Vater, einem Bruder und einem Onkel bekommen. Alle mussten etwas verkaufen, eine Herde oder ein Haus. Moses’ Vater hat einen Kredit auf ein Grundstück aufgenommen. »Alles ist teuer«, sagt Sidi. »Alleine die Reise nach Tanger kostete über 300 Euro. Dann kommt der ganze Aufenthalt dazu, und wenn man noch einen Schmuggler bezahlen muss, wird es richtig teuer.«
Sie alle geben für ihren Traum viel Geld aus. Die einen zahlen 3000, andere 10 000 Euro. In jedem Fall wäre es genug, um sich in ihren Heimatländern eine neue Existenz aufzubauen. Es sind nicht die Ärmsten der Armen, wie man sich das gemeinhin so vorstellt, die sich auf den Weg nach Europa machen. »Das war noch nie so«, bestätigt die spanische Migrationsspezialistin González Enríquez. »Die Ärmsten könnten sich die teure Reise gar nicht leisten.« Es ist auch nicht so, wie ebenfalls in Europa oder im Westen vermutet wird, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Armut und Migration gibt und dass die meisten Migranten aus den ärmsten Regionen stammen. Das Gegenteil ist der Fall. Je mehr sich ein armes Land entwickelt, desto mehr Menschen emigrieren – nicht umgekehrt. »Sehen Sie«, erklärt González Enríquez, »je entwickelter ein Staat, desto mehr ›Kapital‹ bekommen Menschen, das sie in einem anderen Land einsetzen können. Dazu gehören handwerkliche Fertigkeiten, Kenntnisse von Fremdsprachen oder ein Studium. Es gibt mehr Bildung, mehr Informationen, mehr Networking und vor allen Dingen auch mehr Geld, um die Reise zu bezahlen. Diejenigen, die nichts haben, können nicht reisen. So einfach ist das.«
Im Camp in der Nähe des Flughafens wird jetzt über Schlauchboote diskutiert. Sie gelten als Schlüssel zum Glück. »Ich brauche ein Schlauchboot, ein Schlauchboot«, ruft Kerdal euphorisiert, als hätte er einen Schnaps zu viel getrunken. »Und schon bin ich drüben, und alles ist gut!« Fernando, Mohammed, Sidi und alle anderen nicken eifrig und murmeln: »Ja, Mann, so geht das.« Die Rede ist nicht von professionellen, hochseetauglichen Booten, sondern von Freizeitbooten, die man in jedem größeren Supermarkt in Tanger kaufen kann. Sie kosten umgerechnet etwa 80 Euro. Aber der Kauf ist für Schwarzafrikaner schwierig. Jeder weiß, dass sie damit aufs Meer hinauswollen. Manchmal wird die Polizei gerufen. Das Maximalgewicht für Passagiere beträgt 250 Kilogramm. Auf dem Weg ins europäische Paradies wird darauf keine Rücksicht genommen – bis zu sieben Personen finden dann Platz. Draußen auf dem Meer hofft man, den Trick anwenden zu können, auf den alle setzen. »Man ruft das spanische Rote Kreuz an und fordert Hilfe in Seenot«, erklärt Kerdal. »Das ist doch ganz einfach.« Nur der »Trick« hat einen Haken, das Rote Kreuz hat nur ein Schiff für den Küstenstreifen und ist nur selten in der Nähe. Stattdessen fischt die marokkanische Marine die Flüchtlinge auf und bringt sie zurück aufs Festland. Glück im Unglück kann man sagen. Denn wenn ihnen niemand hilft, driften sie leicht auf den Atlantik ins offene Meer hinaus, und dann ist alles vorbei. Aber das ist ihnen egal. »Tod oder Europa« ist ihre Devise, wie sie alle sagen. Das Rote-Kreuz-Schiff ist und bleibt die große Hoffnung von allen, die die waghalsige Tour übers Mittelmeer machen.
Eine menschliche Tragödie
Alle Flüchtlinge in Tanger glauben, es sei nur eine Frage der Zeit und des persönlichen Geschicks, bis sie durchs Nadelöhr ins Paradies schlüpfen. Dabei ist alles ganz anders. »Sie stecken in einer Sackgasse und können weder vor noch zurück«, wie Santiago Agrelo Martínez im sonnigen Innenhof der Erzdiözese von Tanger betont. Der Erzbischof kennt das Schicksal der Flüchtlinge nur zu gut aus der Arbeit der Caritas. Sie ist im Souterrain der Kathedrale untergebracht und kümmert sich seit Jahrzehnten um Flüchtlinge. »Es gibt fast keine Möglichkeit mehr, auf die Iberische Halbinsel zu kommen«, versichert der Geistliche. Vor Jahren sei das anders gewesen. Martínez meint damit die Zeit, als es noch einen organisierten Menschenschmuggel gab. Das war ein breites Netzwerk von Kriminellen und Polizeibeamten. Aber damit ist es vorbei, seit auf beiden Seiten der Meerenge von Gibraltar aufgerüstet und die Korruption bekämpft wurde.
Spanien hat alleine in den letzten fünf Jahren rund 250 Millionen Euro für die Grenzsicherung ausgegeben. Und Marokko erhielt Gelder der EU, um die Grenzen dichtzumachen. Von 2007 bis 2010 waren das alleine 68 Millionen Euro. Heute patrouillieren marokkanische Marineschiffe entlang der Mittelmeerküste. An jeder auch noch so kleinen Bucht sind Militärposten stationiert, um ein Auslaufen von Booten zu verhindern. Und die Maßnahmen greifen. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen registrierte von Januar bis Juni dieses Jahres nur 920 Immigranten, die in ganz Spanien eingetroffen sind. Zum Vergleich: In Italien zählte man im gleichen Zeitraum 54 000 und in Griechenland 48 000 Flüchtlinge. In Libyen gibt es so gut wie niemanden, der die Flüchtlingsboote am Auslaufen Richtung Italien hindert. In Griechenland kommen die meisten Flüchtlinge über die Türkei. Die griechischen Inseln sind unübersichtlich und zum Teil in unmittelbarer Nähe zur türkischen Küste. Die Behörden der Türkei taten bisher sehr wenig, um den Menschenschmuggel zu kontrollieren.
Täglich erreichen neue Flüchtlinge Marokko, obwohl die Chancen aussichtslos sind, ihrem Traum auch nur ein kleines Stück näher zu kommen. Wer goldene Träume hat, will von der Realität nichts wissen. »Manche bleiben zehn Jahre«, erzählt Erzbischof Martínez. »Sie versuchen es immer und immer wieder.« Aber Umkehren, zurück in ihre Heimat, das komme nicht infrage. »Keiner will die Schande auf sich nehmen, ein Versager zu sein«, so der Kirchenmann weiter. »Der soziale Druck ist zu groß, nachdem die Familie ihre Schafherde verkaufen oder einen Kredit aufnehmen musste.« Und wer tatsächlich nach Hause wolle, habe in der Regel kein Geld mehr dafür. »Es ist eine tragische Situation«, hält der Geistliche abschließend fest »Diese Menschen nehmen alle nur erdenklichen Strapazen auf sich und riskieren ihr Leben.«
In Libyen ist das anders. Dort besteht zumindest die reale Möglichkeit, nach Italien zu gelangen. Dafür ist das Risiko wesentlich höher, auf See zu sterben. Zudem sind die Strapazen und das Leiden größer. Wer den Fahrpreis von 1000 bis 2000 Euro bezahlt hat, wird mit den anderen Passagieren interniert. Je nach Volumen des Schiffes können das 100 oder auch 500 Menschen sein. Sie werden in leer stehende Häuser oder Lagerhallen gesperrt: Männer, Frauen und Kinder – alle zusammengepfercht. Dort müssen sie auf die Abfahrt warten. Das kann Tage, aber auch Wochen dauern. Es hängt vom Wetter und den Patrouillen vor der Küste ab. Für die Internierten gibt es einen Fernseher und mit Glück mehr als nur eine Toilette, die gleichzeitig als Bad funktioniert. Dreimal am Tag wird Essen gebracht.
»Nach einer Woche habe ich das Tor nur noch mit meinem Dobermann aufgesperrt«, erzählte mir dort einer der Schmuggler, der über Jahre einige Dutzende von Booten Richtung Italien schickte. »Mit der Zeit knallten die alle durch und wollten nur noch raus, raus. Aber das ging natürlich nicht.« Der Schmuggler hat sich mittlerweile zur Ruhe gesetzt. Radikale Islamisten hätten sich in »sein Geschäft« eingemischt und 50 Prozent am Gewinn abkassiert.
Alle im Camp in der Nähe des Flughafens von Tanger glauben, dass sie besondere Fähigkeiten haben, die in Europa gefragt seien. Angefangen bei den »exzellenten« Fußballern über die Studenten, die denken, sie seien »überdurchschnittlich intelligent«, zu den Handwerkern, die glauben, niemand könne so gut arbeiten wie sie. Alle verweisen auf das Fernsehen. Dort hätten sie gesehen, dass man sie braucht, dass jeder seine große Chance bekäme. »In Europa ist das so«, behauptet Ammadou. »Ich habe mit Deutschen, Franzosen und einem aus Norwegen im Internet gechattet. Alle sagten mir, es sei nicht einfach, aber mit Einsatzwillen und Kraft könne man alles erreichen.« Ammadou versichert mehrfach: »Ich werde bis zum Umfallen arbeiten, und wenn es 24 Stunden am Tag sind.« Niemand könne ihn aufhalten. Er sei sich sicher, dass ihm die Menschen in Europa helfen werden und er dort sein Glück finde.
Was ist das? Naivität, Dummheit, Informationsmangel? Letzteres bestimmt nicht. Jeder hat Zugang zu Internet und Fernsehen, wie der Rest der Welt. Aber was bringt Ammadou, Kerdal und alle anderen dazu, ihr ganzes Leben zurückzulassen? Sie hatten alle Arbeit, eine Familie, ein Haus oder eine Wohnung. Sie waren nicht reich, aber hatten zu essen, ein Dach über dem Kopf. Die Kinder konnten zur Schule gehen. Aber plötzlich ist dies alles nichts mehr wert. Sie machen sich auf und treten eine mehrere Tausend Kilometer lange Reise an. Unter ihnen sind schwangere Frauen, Babys und heranwachsende Kinder. Einige werden bedroht und bestohlen, Frauen vergewaltigt. Und sie wissen vorher, dass das alles passieren kann. In Tanger leben sie dann in winzigen Räumen mit vier oder mehr Personen unter fragwürdigen hygienischen Verhältnissen. Wer weniger Glück hat, lebt unter freiem Himmel. Tag für Tag betteln sie auf der Straße. Jederzeit können sie von der marokkanischen Polizei aufgegriffen werden. Sie wissen nie, ob sie je in Europa ankommen werden. Doch halten sie weiter fest an ihrem Traum.