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UN WAT IS, WENN …?

Wolfgang Mahnke

UN WAT IS, WENN …?

Plattdeutsche Geschichten

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INHALT

VIRENGEBRABBEL?

INTEGRATION

MITLEED

MIEN STRAT

DÜTSCHE SÜND BRAVE UNNERDANEN

KEIN’N ORRIGEN BERUF

OPA, WORÜM GOOGELST DU NICH?

WAT ’N BLISS ALLS ANRICHTEN KANN …

ÜMMER WEDDER DEI ANPUTZ!

PHYSIKALSCHE TELEPATHIE

WARM ORER KOLT?

TAU FRÜH!

DAMPER ORER TOG?

… UN ÜMMER WEDDER „VIAGRA“

BET WANN?

SPEIGEL-KLÖNSCHNACK

WAT DAT MIT ’N BRUNCH UP SICK HETT …

WENNIHR?

WENN MIEN FRU TAU’N TIGER WARD …

EIN TAUVÄL

MIT JÜRGEN BORCHERT TAU JOHANNES GILLHOFF

UN WAT IS, WENN …?

WAT NU?

SMARTPHONUNKULTUR

LERRIG

INKÖPEN UN PHILOSOPHIE

UT ’N ZOO?

DEI KAFFSACK

NOCH NICH VERSÖCHT

WENN JOSÉ CARRERAS TAU SPENDEN UPRÖPPT …

SCHAD’ UM ’T SCHÖNE WIHNACHTSFEST!

WIHNACHTSTIET?

MIT POPPEN, BIEL UN PUDELMÜTZ

DIEN HÄNN

FRÜHJOHR

VIRENGEBRABBEL?

Mien letzt Läsung in dit Johr harr ick an’n 22. Dezember in ein Reha-Klinik, abends Klock söben. Nahmiddags kreg ick so’n Magweihdag’, dat ick all an’t Oewerleggen wier aftauseggen. Man dat künn ’k woll nich, dei Lüd freugten sick up denn’ Abend, grad nu, ’n poor Daag vör Wihnachten.

Mit ’n groten Pott Tee künn ick mien’ Mag för ’t Ierst begäuschen. Oewer all bi dei Trüggfohrt rumorte hei so dull as bi’n Wulff dei Wackerstein. Tau Hus kreg ick grad noch dei Schau von ’e Fäut un dat Tüg von’n Liew, üm in ’t Bad tau störten. Wat ick harr, wier mi nu klor, Bräkdörchfall orer ok Magen-Darm-Gripp. Dei Novovieren harrn mi tau faten.

As ick nahst in mien Stuw in’t Bedd leg, wull ick nix hürn orer seihn, blot schlapen. Oewer so recht kem ick nich tau Rauh, denn mien Kopp wier heit un ick hürte wat brabbeln, künn mi oewer tauierst keinen Vers up maken, bet ick markte, dat twei miteinanner spröken un dat in mien’n Liew: „Hi, Horst, wur langen wisst du em mit dien Brigad tausetten?“

„Tauminn’st ein Woch? Villicht ok ’n bäten länger?“

„Oewer denn vermasselst du em je dat Wihnachtsfest!“

„Fang nich an tau minscheln, Elvira, dei Lüd up ’t Krüz tau leggen is uns’ Professchon, vergät dat nich!“

„Un wat sall ick dei Tiet oewer daun? Dei Hänn in’n Schot leggen? Dat ’s mi tau langwielig!“

„Elvira, ick hew denn’ Plan för dien’n Viruskrink doch all langen fardig. Wenn sien Fru morgen von’n Friseur trügg kümmt, sett ick di up ehr Kaffeetass af. Sasst seihn, ’n Ogenblick späder is ehr Mag un Darm lerrig un nahmiddags liggen ji all tausamen in ’e Bedden!“ Ehr Grifflachen klüng so grell in mien Uhren, dat ick binah ahnmächtig von würd. Oewer ein Wurt hett mi wak holl’n: Viruskrink! Künn je gor nich anners sin, dor harrn äben twei von dei Novoviren wat miteinanner afspraken! Oewer woso künn ick dei hür’n un babentau ehr Sprak verstahn? As ick noch oewer grüwelte, hürte ick Elvira wedder wat fragen:

„Du, Horsti, wenn dei Festdaag vörbi sünd, denn burr’n wi oewer af un säuken uns bi anner Lüd Quartier, süss kamen wi noch ut unsen Rhythmus!“

„Elvi, günn mi doch ’n bäten Rauh! Wi hebben dit Johr doch wohrhaftig naug dan. Bi dei beiden hier is ’t doch würklich komodig. Abends pisaken wi sei nich so dull, dat s’ sick denn’ Fernseh anmaken, wi kieken ’n bäten mit un hebben so ok wat von’t Fest. Denn sorgen wi dorför, dat sei bet Silvester lang liggen, schlapen uns eins richtig ut un an’n Niejohrsmorgen gahn wi wedder up Tour!“ Elvira multe ierst noch ’n bäten rüm, denn künn ick nix mihr hüren, in mien’n Kopp rabasterte dat ok nich mihr so dull un ick schlöp in.

Annern Morgen harr ick all mihrfach upstahn, fix up Toilett, trügg in ’t Bedd un schlapen, achter mi, as ick in’n Schlaprum wat stöhnen hürte. Dor leg mien Fru lingelang, nüsternbleik un hüll sick ehre Mag. Ick harr sei nich von’n Friseur trüggkamen hürt, sehg oewer gliek, dat Elvira düchtig tauschlagen harr. As sick nahmiddags uns’ Wäg vör dei Baddör krüzten, säd mien Fru:

„Wi möten uns’ Reservierungen för dei Festdaag afseggen. Wat wi dornah inplant hebben, kännen w’ je noch apen laten. Mi is grad wedder so leeg, kannst du dat erledigen? Un, wenn ’t geiht, gliek!“

„Mak ick. Oewer ick segg ok alls anner bet Niejohr hen af, denn ick weit, woans uns’ Krankheit aflopen ward. Ick hew taufällig mithürt, as sick dei Virenbosse Elvira un Horst oewer uns unnerholl’n heben un …“

„Du süsst eins Fewer mäten!“, säd mien Fru, schüddköppte, leggte sick dal un trök sick ehr Bedddeck oewern Kopp.

An’n Hilligabend let dat Bukkniepen bäten nah, wi tröken uns dei Bad’mäntel oewer un keken in ’e Rühr. Ick nütt’e dei Gelägenheit un vertellte mien Fru nu alls, wat ick Elvira un Horst aflauscht harr. Sei kek mi kort von ’e Siet an un säd:

„Mit disse Krankheit in’n Liew is mi nah Malligkeiten nich tau maut, spor di dei för Silvester up!“ Ick hew denn ok wieder nix mihr seggt, oewer doch mit ’n lütt bäten Pläsier faststellt, dat Elvira un Horst ehren Plan sihr akerat utführt hebben.

Dei Sünnenschien an’n Niejohrsdag gew denn’ Utschlag. Wi stünnen tau’t ierst Mal wedder up un makten einen lütten Spaziergang üm unsen Block. Grad dat wi ’n poor Schräd von uns’ Husdör weg sünd, stahn middenmal uns’ Nahwers, dei nägenklauken Brümmers, vör uns. Dei gahn wi süss ut ’n Weg, oewer nu künn’n wi nich mihr trügg. Brümmers kriegen uns bi dei Hänn tau faten un wünschen uns „Ein gesundes Nieges Johr!“. Dat wünschen wi Brümmers ok un verafschieden uns fix. As sei all orrig wat von uns weg sünd, segg ick, woll ok ’n bäten schadenfroh:

„So, dei sünd wi nu los!“

„Woso dat? Will’n Brümmers uttrecken?“ Ick weit, dat ick mien Fru nich noch eins mit Elvira un Horst kamen kann un segg:

„Gitting, du hest woll wat in’n falschen Hals krägen. Ick säd: Dat sünd wi nu los, dat oll Johr meint ick!“

„Ach so.“ Ganz säker wier ick mi oewer nich, wat Elvira mit ehren Krink un Horst mit sien Brigad würklich bi Brümmers Quartier nahmen harrn. As ick uns’ läwig Stratenzeitung, Fru Kalettka, twei Daag späder in’n Husflur drap, wies ick up Brümmers Breifkasten un segg:

„Süss halt Brümmer doch all Klock soeben sien Tieding ut ’n Kasten, nu is dat all teigen un … “ Kalettkasch lett mi nich uträden:

„Weiten Sei dat denn nich? Brümmers liggen siet Niejohr dal! Sei hebben ein gräsig Magengripp, bannig gefihrlich, denn dei ward dörch ein nieg’ afrikansch Mikrow oewerdragen, Togovirus orer so!“

INTEGRATION

„Hest du di mit Utlänner anleggt?“, frög mien Fru.

„Nich dat ick wüsst, wo kümmst du dor up?“

„Du hest Post von dei Integrationstell in Schwerin. Dei Breif liggt up dienen Schriewdisch!“

Ick hew denn’ Ümschlag beögt. Dor stünn akerat mien Adress up un as Afsenner wohrhaftig Integrationsbeauftragte, Binnenministerium. As ick dat Schriewen läst hadd, wier mi klor, dei hebben mi mit einen annern verwesselt. Dor stünn: Wenn ick nich in ’e Lag wier, denn’ Breif tau läsen, künn ick mi em oewersetten laten (Kosten drägt dei Integrationsstell) un an’n 24. Februar süll ick nah Schwerin kamen, tau Fru Ashanti Mojala, Binnenministerium, Büro 207, „zwecks einzuleitender personengebundener Integrationsmaßnahmen“ (Kosten för dei Fohrt drägt ok dei Integrationsstell). Un fett utdruckt achteran: Dei Termin müsst inholl’n warden, süss künn ’t Arger gäben.

„Na, wat will’n dei Schweriner von di?“, röp mien Fru ut dei Koek.

„Dei hebben mi woll verwesselt, denn’ Breif schmiet ick in’n Papierkorf!“

„Nu man sachten. Dei Breif kümmt je nich süsswo her. Wies mi em eins.“

Bi’t Läsen hett sei ’n poormal schüddköppt un säd denn:

„Bäten schnaacksch kümmt mi dat je ok vör, oewer du möst di dor seihn laten un wi süll’n dat Best ut maken. Kiek eins, so billig kamen wi nich wedder nah Schwerin. Du köffst ein Mäkelborg-Ticket för uns un wieldess du dat mit dei Verwesslung in’t Ministerium klor makst, gah ick in Schwerin ’n bäten inköpen.“ Ierst wull ick mi noch quer leggen, man denn hew ich nahgäben un wi sünd führt.

Up dei Stäuhl vör dei Dör von 207 seten orrig ’n poor Lüd, mihrst Jungsche, Utseihn un Sprak nah Utlänner. Sei wiern mit ehr Handys beschäftigt. Mi estimierten sei nich. Ick dacht grad: Na, dit kann je duern, as mien Nam all upropen würd.

„Guten Tag Herr Mahnke, nehmen Sie bitte Platz. Mein Name ist Ashanti Mojala. Ich stamme aus Nigeria, war selbst einmal Migrantin un kenne mich deshalb mit den Integrationsproblemen gut aus. Durch unser Motto ‚Integration für alle‘, sind wir auf ihren Fall aufmerksam geworden. Sie sprechen nur Plattdeutsch und in Ihrem Alter werden Sie zunehmend Probleme mit der Verständigung bekommen, z.B. bei den Behörden beim Arzt und …“ Ick winkte af, let Fru Mojala nich uträden un röp:

„Je, nee, ick weit nich recht, oewer dit …“

„Sie müssen hier nicht radebrechen“, säd Fru Mojala, „wir haben uns auf dieses Gespräch gut vorbereitet. Ich möchte Ihnen Frau Elvi Möller vom Plattdeutsch-Krink-Schwerin vorstellen, die übersetzen wird.“

Tauierst dacht ick: Dei will’n di hier woll up ’n Arm nähmen, oewer denn markte ick, dat dei beiden Frugens mit groten Iernst bi dei Sak wiern. Ashanti Mojala sprök, Elvi Möller oewersett’e un ick gew Antwurt. Mien Argument, dat ick in ’e Schaul, in’t Fack Dütsch ümmer gaude Noten hadd harr, leten dei Frugens wägen Verjährung nich gell’n. Ick künn ehr verkloren, wat ick wull, sei bleben stur un tau’n Schluss leggten sei vör mi einen Andrag up ’n Disch för einen Dütschkurs bi dei Volkshochschaul in Rostock, denn’ ick gliek unnerschriewen süll (Kosten för denn’ Kurs drägt dei Integrationsstell). Un weiten Sei, wat ick makt hew? Ick hew denn’ Andrag unnerschräwen, denn bi lütten harr ick Spaß an disse Ort „Integration“ funnen un wull nu bi denn’ Spijök mitmaken. As ick mien Fru dat vertellte, frög sei ierst, wat ick mienen Klauk nich mihr harr, besünn sick denn oewer un säd:

„Schaden kann ’t nich un Tiet naug hest je.“