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Wolkengaukler

 

Ein Roman von Anett Leunig

 

 

 

 

 

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen

Originalausgabe 2009

© by the author

 

http:// www.deadsoft.de

 

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte

© Serghei Velusceac – fotolia.com

© 1911 – fotolia.com

 

3. Auflage 2016

ISBN 978-3-934442-44-3

ISBN 978-3-96089-065-2 (epub)

 

 

Für Sven

Inhalt:

Nach einem miserablen Schuljahresabschluss verbringt Jann die Ferien bei seinem Cousin in München, der eine Menge Erkenntnisse für ihn bereithält. Gleich in mehrfacher Hinsicht verhilft Christoph Jann im Laufe des Sommers zu seinem Coming-out. Dem ersten Kuss folgen bald tiefergehende Empfindungen. Die beiden sind wie füreinander geschaffen und ihre Gefühle sind echt und scheinen grenzenlos. Doch plötzlich ziehen Wolken an ihrem Himmel auf …

CHRISTOPH

I

 

Hitze. Dumpfe, lähmende Schwüle. Staub, der im gleißenden Sonnenlicht tanzte, sich in trägen Wirbeln in die Höhe schraubte, wie in einem unendlichen Reigen, im Takt der dumpfen Schläge, die von den Rädern unter dem Zugwaggon bis an meine müden Ohren drangen.

Es roch nach Schweiß und kaltem Zigarettenrauch. Weiter vorne aß irgend jemand eine Currywurst. Die junge Frau hinter mir pustete schon seit einer Ewigkeit immer wieder geduldig in den Plastikbecher in ihren Händen, um den dampfenden, viel zu heißen Kaffee darin abzukühlen. Dabei blies sie mir den Kaffeedampf direkt in den Nacken, aber ich rührte mich nicht. Ich konnte es sowieso nicht ändern. Und Kaffeegeruch war immer noch besser als Currywurst. Von all den verschiedenen Gerüchen um mich herum, von der drückenden, stickigen Schwüle wurde mir langsam, aber sicher schlecht.

Das hatte man nun davon, wenn man noch zu jung für den eigenen Führerschein war. Da blieb einem nur der Zug, umständlich und einsam, und bis nach München war es eine lange Fahrt. Dorthin war ich gerade unterwegs, und ich war erst am Anfang meiner Reise.

Ich saß in der Regionalbahn nach Braunschweig, in einem überfüllten Abteil, eingequetscht zwischen zwei älteren, schwitzenden und trotzdem munter und unermüdlich miteinander schwatzenden Damen. Es war Juli, vielleicht der heißeste Tag des Jahres, und ich war unglücklich. Nachher im ICE würde es vielleicht etwas angenehmer werden, aber bis dahin musste ich in dieser Kiste hier noch eine ganze Weile ausharren.

Am schlimmsten war vielleicht die Tatsache, dass ich unglücklich war. Unglücklich und ziemlich orientierungslos.

Bis hierher war es keine angenehme Zeit gewesen, kein angenehmes Jahr und kein angenehmer Schuljahresabschluss. Mein Zeugnis war so schlecht gewesen wie noch nie, und zum ersten Mal hatte ich mich kaum nach Hause getraut. Draußen hinter den milchigen, zerkratzten Plastikfenstern glitt die Landschaft in der flirrenden Sommerhitze vorüber, aber ich nahm sie kaum wahr. Vor meinem inneren Auge glitten die Bilder der letzten Tage vorbei, gestochen scharf, unangenehm und nicht so ohne weiteres auszublenden. Es war, als säße ich in einem imaginären Kino und sähe meinen eigenen Film, in der Hauptrolle: Jannek Kiebel, kurz: Jann, sechzehn Jahre (in zwei Monaten siebzehn), Schüler, versetzungsgefährdet und auch sonst ziemlich am Rande des Abgrundes. Keine Komödie, eher eine Tragödie. Die hatte kein Happy End, auch wenn die Auflösungen in den klassischen Tragödien meistens genau so unrealistisch waren wie in den Hollywoodfilmen.

Ich hatte meine Eltern relativ unsanft und schlecht vorbereitet mit meinem miserablen Zeugnis konfrontiert. Genau gesagt hatte ich es ihnen einfach kommentarlos vorgelegt und innerlich abgeschlossen.

Meine Mutter war vor Entsetzen bleich geworden und hatte mich vorwurfsvoll angeschaut. Mein Vater hatte es nach eingehendem Studium nur wortlos auf den Tisch geknallt, sein Jackett zurückgeschoben, die Hände in die Hosentaschen geschoben und mit dem Rücken zu mir aus dem Fenster gestarrt. Selbst bei dieser Hitze trug er einen Anzug und ein blütenweißes Hemd. Das flößte mir zwar Respekt ein, aber nicht unbedingt Achtung. Eher ein bisschen Mitleid. Weil er sich nicht öffnen konnte. Immer sauber, penibel, hoch geschlossen.

Ich sah, wie sich seine Schultern unter seinen tiefen Atemzügen leicht hoben und senkten. Gegen das Licht betrachtet hatte Vaters schlanke, hochgewachsene Gestalt geradezu etwas Majestätisches, zumindest Unnahbares. Trotz seiner mittlerweile fünfundvierzig Jahre war er noch immer gut in Form, obgleich sein dunkelblondes Haar an den Stirnansätzen langsam zurückwich und sich an den Schläfen erste graue Strähnen zeigten. Sein kantig geschnittenes Gesicht blieb mir verborgen, ich konnte ihm weder in die Augen schauen, noch sonst eine Gefühlsregung bei ihm ausmachen. Geschlagene fünf Minuten sagte er kein Wort. Nichts zu sagen ist für mich die schlimmste aller Strafen, aber ich traute mich auch nicht, das Schweigen zu brechen. Ziemlich verloren stand ich mitten im Wohnzimmer und sah sechs lange, einsame, trostlose Ferienwochen vor mir.

Schließlich hörte ich seine Stimme, sie klang irgendwie kalt und mühsam beherrscht: „Deine Chemienote ist unter aller Würde, von Mathematik rede ich gar nicht erst. Ich dachte, wir wären uns einig gewesen, was deine Zukunft betrifft.“ Er drehte sich zu mir um, noch immer in Geschäftsmannhaltung. Den Vater suchte ich darin allerdings vergebens. „Was gedenkst du, jetzt zu tun?“

Ich wusste, dass er sich einen Abiturdurchschnitt mit einer Eins, mindestens aber einer Zwei vor dem Komma von mir erhofft hatte. Aber ich war mir gar nicht mehr so sicher, ob ich bis zum Abitur überhaupt noch durchhalten würde. Die Vier in Chemie und die Fünf in Mathe waren harte Brocken, über die ich selbst entsetzt gewesen war, auch wenn ich sie hatte heranrollen sehen wie Lawinen: unaufhaltsam, unaus-weichlich. Im Grunde hatten Zahlen für mich nicht in erster Linie einen Wert, sondern eine Form. Eine Vier ist eckig, kantig, bedrohlich. Wie die Spitzen einer Pinzette laufen ihre beiden vertikalen Linien aufeinander zu, bereit, mich zu zwicken und zu peinigen. Eine Fünf ist dickbauchig und behäbig. Im Zensurenspiegel ist sie dominant, unübersehbar, der dicke Querbalken über dem Flaschenbauch suggeriert die Endgültigkeit des eigenen Versagens. Wenn ich eine Zahl liebe, dann ist es die Zwei. Sie sieht aus wie ein Schwan, gleitet mühelos in einem Zug aus dem Stift, schön und stolz wie ebenjener Prinz der Vögel. Eine Zwei fand sich allerdings nicht in meinem Zeugnis, jedenfalls nicht in diesem Jahr. 

Ich wusste, was mein Vater jetzt von mir hören wollte: dass ich an jedem Ferientag hart arbeiten und lernen würde, um den Stoff nachzuholen, in der Bibliothek sitzen und Formeln ausarbeiten und Integralrechnung üben würde. Aber das wollte ich ihm nicht sagen – nicht jetzt und nicht später. Weil es nicht der Wahrheit entsprach. Und zur Wahrheit war ich erzogen worden. Aber was war schon wahr? Oh Gott, bitte jetzt keine philosophischen Gedanken! Lieber schwieg ich.

Plötzlich hörte ich die Stimme meiner Mutter, leise, aber fest: „Frank, das hat keinen Sinn. Der Junge braucht Ruhe. Lass ihm die Ferien, damit er sich ausruhen kann. Im nächsten Schuljahr wird es wieder besser werden. Er ist noch mal versetzt worden, und das hier ist nicht das Abschlusszeugnis. Es hat im Grunde nichts zu bedeuten.“

Vater drehte sich langsam um und schaute Mutter an. Im Gegensatz zu ihm war sie eine kleine, zierliche Person, mit braunem, halblangem Haar, das sie meistens hochsteckte oder zu einem strengen Knoten zusammenband. Dazu trug sie stets eine schlichte Bluse und ein Kostüm in gedeckten Farben, was ihr zwar sehr gut stand, aber niemals aus dem Alltagsgrau, das uns alle umgab, herausstach. Selten hatte ich sie in einem Kleid gesehen, das luftig und verspielt um ihre doch recht schönen Beine streichen konnte. Und noch seltener hatte ich sie mit offenem Haar erlebt, aber ich wusste, dass es wunderschön voll war und sich in seidig weichen Wellen um ihre Schultern schmiegte. Warum bändigte sie es immer so zwanghaft?

Während dieser kleinen Analyse meinerseits hielten die Augen  meiner Eltern eine lautlose Zwiesprache miteinander. Eine Art Machtkampf: Autorität und Pflichtgefühl gegen Verständnis und Rücksicht. Ich zuckte mit keiner Miene. Schließlich schienen sich Vaters Gesichtszüge, eben noch hart und wütend, langsam zu entspannen, als würde der warme Blick aus Mutters braunen Augen sie aufweichen. Ich gestattete mir ein kleines, unhörbares Aufatmen.

„Also gut“, sagte Vater schließlich, „er bekommt seine Chance, sechzehn ist noch nicht achtzehn.“ Und zu mir gewandt: „Wir haben einen Deal, Partner. Sechs Wochen Ferien für dich, ein besseres Halbjahreszeugnis in der elften für mich. Klar?“

Ich nickte stumm. Vater war Geschäftsmann, ein guter sogar. Mittlerweile führte er sein eigenes Unternehmen, klein, aber fein und sein. Und als Apotheker konnte er sich über mangelnde Umsätze nicht beklagen. Die Geschäfte liefen gut, warfen meistens einen ansehnlichen Gewinn ab, und zwar für ihn. Ich befürchtete allerdings, dass ich als sein Geschäftspartner mehr als nur den materiellen Verlust zu erleiden haben würde, wenn ich dieses hier vermasselte.

Aber Mutter war noch nicht fertig. Sie wollte für ihren Sohn das Optimale herausholen: „Ich finde, er sollte nicht die ganze Zeit hier allein sein. Da kommt er nur unnötig ins Grübeln. Ich fände es gut, wenn er die Ferien mal woanders verbringt, wo doch wir beide auch kaum zu Hause sein werden.“

Das stimmte: Vater würde auf eine einmonatige Geschäfts-reise gehen, Mutter als Betreuerin in ein Kinderferienlager. Das war so abgesprochen und mir auch recht gewesen. Bis vorgestern. Aber da hatte ich noch einen besten Freund, eine Freundin, kein Zeugnis mit ‚mangelhaft’ und eine Menge Pläne für die Ferien.

„Was genau stellst du dir für ihn vor?“

Ich hasste es, wenn er in meiner Anwesenheit über mich redete, als stünde ich nicht leibhaftig vor ihm. Aber im Augenblick hätte ich auf die Frage, was ich mir für meine  Ferien vorstellte, ohnehin keine gute Antwort präsentieren können. Also schwieg ich weiter. Vaters Ton war noch immer ganz Geschäftsmann, aber Mutter ließ sich nicht von ihm einschüchtern, auch wenn sie stets gut abwog, in welchen Augenblicken sie ihm entgegentrat. Sie war beinahe die einzige Frau, die das konnte, und sie tat es meistens, wenn es um mich ging.

Doch das war in letzter Zeit immer seltener geschehen. Irgendwie schien sie immer öfter von mir zu erwarten, dass ich meine Kämpfe nun selbst mit Vater ausfocht, mich gegen ihn behauptete, die Territorien neu bestimmte, meine eigenen Grenzen fand und setzte. Aber ich war noch nicht so weit. Bei mir war alles durcheinandergeraten, ich wusste selbst nicht, wo ich eigentlich stand, und das schien sie gespürt zu haben. Deshalb stellte sie sich jetzt noch einmal vor mich und bot ihm statt meiner die Stirn. Sie konnte das – sie und ihre Schwester Melanie.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, schlug Mutter vor: „Ich denke, es wäre gut, wenn Jann zu Melanie fährt, für zwei Wochen vielleicht, oder wie lange er sonst möchte. Christoph ist wohl über den Sommer auch da.“ Sie war aufgestanden, neben mich getreten und hatte den Arm um meine Schulter gelegt. Für Vater das eindeutige Signal, dass er hier keine Chance haben würde. In Momenten wie diesen würde sie sich für mich wie eine Löwin mit ihm raufen.

Er sah mich an, kurz und durchdringend, und sagte dann: „Okay, die Ferien gehören dir.“ Dann verließ er das Zimmer, nicht ohne seiner Frau im Vorbeigehen einen Kuss auf die Stirn zu geben – sein Kompliment an ihre Stärke und ihren Mut.

 

Zwei Tage später saß ich im Zug auf dem Weg nach München, wo Tante Melanie mich abholen würde. Vielleicht würde auch mein Cousin Christoph mitkommen. Im Gegensatz zu mir hatte er immerhin schon den Führerschein, weil er achtzehn – ach nein, schon zwanzig war. Er studierte in München an der Technischen Universität, und soweit ich wusste, verbrachte er noch zwei Monate bei seiner Mutter, bevor er für ein halbes Jahr nach Kanada fliegen würde, um dort ein Auslandssemester zu absolvieren. Obwohl meine Mutter mit ihrer Schwester regelmäßig telefonierte, hatte ich zu meinem Cousin keinen intensiven Kontakt. Als Kinder hatten wir uns hin und wieder einmal gesehen, zu Weihnachten oder zu Geburtstagen. Aber mit der Zeit waren die Besuche immer seltener geworden und schließlich ganz abgebrochen, als er in die Pubertät und damit in einen Lebensabschnitt gekommen war, in dem man begann, sich eher für gleichaltrige Mädchen zu interessieren anstatt für vier Jahre jüngere Jungs. Das letzte Mal hatte ich ihn zu seiner Abiturabschlussfeier  vor zwei Jahren gesehen.

Damals war er mir unheimlich erwachsen und männlich vorgekommen, in seinem eleganten, dunklen Anzug, dem dezenten Schlips und seinen schulterlangen, gepflegten Haaren, die er sorgfältig zu einem Pferdeschwanz zusammen-gebunden hatte. Mein Vater hatte die Haare anstößig und unerhört gefunden, aber Mutter und Tante Melanie hatten sich während seiner verhaltenen Schimpftirade nur verschwöre-risch zugezwinkert und Vaters Gebrummel einfach ignoriert. Gegen die beiden hatte er einfach keine Chance.

An Christophs Wesen konnte ich mich seltsamerweise fast gar nicht erinnern. Wir hatten damals kaum miteinander gesprochen, vielleicht hatte er mich auch gar nicht richtig wahrgenommen. Er hatte damals eine Freundin, die den ganzen Nachmittag über seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte – wobei da irgendetwas nicht zu passen schien zwischen den beiden. Seltsam, dass mir das jetzt einfiel.

Ich wusste nur noch, dass da etwas Besonderes an ihm gewesen war, anziehend, aufregend und verwirrend. Was es war, war mir entfallen, ich hatte nur noch so eine vage Ahnung ... Wie sah er jetzt wohl aus? Bei diesem Gedanken machte mein Herz einen erwartungsvollen Hüpfer – oder war es die Lautsprecheransage, die mich erschreckt hatte? Ich musste umsteigen und hatte erst einmal keine Zeit für weitere Grübeleien.

 

Endlich saß ich im ICE, fast allein in einem der letzten Abteile. Nur noch ein Mann saß in der Ecke neben der Tür, aber er hatte sich seine Jacke über den Kopf gezogen und schien zu schlafen. Na, wenn der mal nicht seinen Ausstieg verschlief! Aber das war nicht mein Problem. Das Abteil war klimatisiert und fast schon zu kühl im Vergleich zu der sommerlichen Hitze draußen. Aber das war für mich auch okay. Ich holte meine Kekse hervor und begann, an einem herumzuknabbern, als der Zug sachte und fast lautlos anrollte. Meine Gedanken rollten ebenfalls wieder an, rollten zurück zur Schulweihnachtsfete, als meine Welt begonnen hatte, ins Wanken zu geraten.

 

Ich war mit meiner Clique da gewesen, wir hatten lässig an der Bar herumgehangen und rumgeblödelt. Na ja, was man halt so macht, wenn überall lauter Mädels herumstehen, aufgeputzt und angemalt, giggelnd und schnatternd wie Gänse. Mehr konnte ich in ihnen nicht sehen, sorry. Ich war entspannt und kam mir unheimlich cool vor. Zumindest tat ich das, was alle anderen auch taten, und solange Felix bei mir war, war alles in Ordnung.

Felix war mein bester Freund. Mein Sandkastenkumpel, mit dem ich bisher immer alles geteilt hatte. Von klein auf waren wir gemeinsam durch  dick und dünn gegangen, hatten sämtliche blauen Flecke an Leib und Seele beweint. Ich glaubte, dass ich ihn besser kannte als jeden anderen meiner Freunde. Daher traf es mich völlig unvorbereitet, als er an jenem Abend von jetzt auf nachher von meiner Seite verschwand, zusammen mit einem dieser blonden, rotlippigen Mädels. Hinterher wollte er mir nicht erzählen, wo er gewesen war, und was er gemacht hatte!

Das gab den ersten feinen Riss in unserer Beziehung – will sagen Männerfreundschaft. Plötzlich stand da ein Geheimnis zwischen uns, das den Namen Antonia und eine Stupsnase trug, und das verunsicherte mich maßlos. Wenn ich Felix darauf ansprach, entzog er sich mir, wurde abweisend und zusehends gereizt, so dass ich bald nicht mehr mit ihm darüber sprach.

Nachdem der erste Schock abgeklungen war, beschloss ich, den Riss zu kitten, indem ich mir bis zur Schulfete am Valentinstag ebenfalls eines der Mädels anlachte. Das kostete mich allerdings einige Mühe und eine Menge Vorarbeit, denn genau wie Gänse sind Mädchen ebenfalls immer in Scharen unterwegs, laut und unbarmherzig über alles und jeden gackernd.

Aber schließlich hatte ich die Isabel eine Klassenstufe unter meiner so weit, dass sie nicht mehr weglief, als ich fast zwei Monate später zur Valentinsfete auf sie zuging, um sie zum Tanzen aufzufordern. Ich konnte eigentlich nicht tanzen, zumindest hatte ich es bis dahin noch nie probiert. Aber ein bisschen Rhythmusgefühl traute ich mir zu, und eigentlich war es bei den angesagten Songs auch kein Problem, sich halbwegs stilvoll zur Musik zu bewegen. Es lief also auch bei mir ganz gut, und während ich völlig außer Atem mit Isabel auf der Tanzfläche herumsprang, bemerkte ich, wie Felix mir seit Wochen zum ersten Mal wieder zuzwinkerte, während er seine blonde Schönheit durch den Saal wirbelte.

Dann kam plötzlich eine langsamere Runde, das Licht wurde gedimmt, und die Tanzfläche leerte sich zusehends. Noch ehe ich begriff, was das bedeutete, schmiegte sich Isabel zu meinem Entsetzen plötzlich an mich und begann, ihren Körper sacht hin und her zu schaukeln. Ich warf einen Blick zu Felix hinüber: der war irgendwie eins mit seiner Antonia geworden, und sie schienen zu schweben. Mir zuzwinkern konnte er nicht mehr, weil er die Augen geschlossen und das Gesicht in ihrem Haarschopf vergraben hatte.

Ich beschloss, es ihm gleich zu tun, egal, was passieren würde. Eine Weile passierte gar nichts, und dann wurde mir plötzlich ganz heiß. Isabel rückte etwas von mir ab und sah mich einen Augenblick entrüstet an – ich hatte die ganze Zeit auf ihren Füßen gestanden! Ich entschuldigte mich und achtete für den Rest des Tanzes darauf, immer eine Handbreit Abstand zwischen ihrem und meinem Körper zu haben, damit ich gelegentlich auf meine Schuhspitzen schielen konnte. Isabel war zunächst etwas enttäuscht und steif, aber nach einer Weile fand sie sich damit ab, und es wurde für uns beide noch ein recht passabler Abend.

Auf den nächsten Feten musste ich ständig mit Isabel aufkreuzen, Arm in Arm, Nase an Nase, unter den spöttischen, vermeintlich wissenden, neidischen oder gönnerhaften Blicken der anderen. Mein einziger Trost war, dass es Felix nicht anders zu gehen schien, aber im Gegensatz zu mir schien ihm das nichts auszumachen; ja, er genoss das geradezu! Immer wieder drückte und schmuste er mit seiner blonden Schönheit. Isabel sah immer mit neidischem Blick zu ihnen hinüber und dann hoffnungsvoll zu mir hoch.

Aber mehr als sie in den Arm zu nehmen brachte ich nicht fertig, obwohl ich das mittlerweile doch irgendwie genoss. Es war schön, ihren warmen Körper an meinem zu spüren, und wenn ihr Atem über meine Haut strich, kribbelte es angenehm. Aber irgendwie fehlte da etwas, und ich brauchte eine Weile, bis ich darauf kam, was es war: sie war mir zu weich! Ich vermisste Kraft und Stärke, Muskeln und Sehnen. Isabel war weich und zart wie meine Mutter, an die ich immer dachte, wenn ich Isabels Schulter oder Hüfte berührte. Etwas sagte mir, dass das nicht okay war.

Irgendwann traute ich mich, mit Felix darüber zu sprechen, an einem unserer gemeinsamen Nachmittage, als wir in seinem Zimmer auf seinem Bett lagen, das zum Sofa umfunktioniert war, und Musik hörten. Ich hoffte, dass unsere Männerfreundschaft das mittlerweile wieder aushalten würde. Aber Felix lachte nur und meinte: „Zu weich? Aber das ist doch normal! Mädchen sind weich, wunderbar, überall und besonders hier ...“ – und er legte seine Hände flach auf meinen linken  Brustkorb und tat so, als würde er zudrücken.

Ich war ein bisschen erschrocken über seine Reaktion – was hieß hier normal, war ich etwa nicht normal? Aber noch mehr erschrak ich über meine eigene Reaktion: dort, wo seine Handfläche mich berührt hatte, spürte ich noch Sekunden später einen Nachhall ihres Drucks und ihrer Wärme auf meiner Haut unter dem dünnen T-Shirt. Das war mir bei Isabel noch nie passiert! Ich wandte mich rasch ab und atmete ganz tief durch. Nur die Ruhe jetzt! Da war nichts geschehen, was nicht ganz einfach zu erklären gewesen wäre.

„Ich bin ein bisschen durcheinander“, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.

Felix schien nichts bemerkt zu haben. Er legte unsere Lieblings-CD ein, warf sich wieder aufs Sofa und klopfte mit der flachen Hand einladend neben sich auf die Decke: „Komm, Alter, lass uns ein bisschen abrocken. Weiber gibt es morgen wieder genug.“

Ach ja, morgen war ja die Geburtstagsfete bei seiner Freundin, oh Gott. Natürlich war ich auch eingeladen, wenn auch eher als Freund von Isabel, aber ich ging nicht gerne. Nicht wegen Antonia, die war mir eigentlich gleichgültig. Aber ich wusste schon so ungefähr, was da wieder auf mich zukam: Hoffnung und Enttäuschung, erst verträumte, anzügliche Blicke, später kühle Gute-Nacht-Wünsche. Warum war das immer so?

Aber morgen war morgen, und heute war ich hier mit Felix allein, in unserer Höhle, wie wir sein Zimmer schon immer genannt hatten. Seine Mutter hatte uns Cola hingestellt, die CD lief, und wir konnten tun, was wir immer getan hatten, seit uns der Sandkasten zu klein geworden war – gemeinsam in Gedanken durch die Welt ziehen, über alles und jeden quatschen (auch über Mädchen; obwohl ich immer öfter versuchte, dieses Thema instinktiv zu meiden, um den wunden Punkt zwischen mir und ihm nicht zu berühren) oder einfach nur mit der Musik fliegen, wohin sie uns trug.

Das waren für mich die schönsten Momente, in denen ich ausruhte von meiner eigenen inneren Unruhe und Kraft tankte. Diese Nachmittage brauchte ich jetzt mehr denn je, und trotzdem wurden sie immer seltener. Irgendwann, das wusste ich, würde seine ‚Kleine’, wie er Antonia nannte, zwischen uns sitzen, dann vielleicht auch meine, dann jeder für sich allein mit seiner, und aus der Anlage würde nicht mehr Hardrock dröhnen, sondern Kuschelrock. Natürlich mochte ich auch gefühlvolle Balladen, die mir wirklich unter die Haut gingen, aber Kuschelrock war mir dann doch zu schnulzig.

 

Dieses Hin und Her in meinem Kopf machte mich ziemlich fertig. Im Unterricht konnte ich mich kaum konzentrieren, saß manchmal einfach nur da und starrte auf mein Schulbuch, als wäre es in Arabisch geschrieben. Dazu kam eine unkontrol-lierbare, manchmal scheinbar grundlose Gereiztheit, die sogar Felix zurückzucken ließ. Meine Schulnoten sausten schon seit geraumer Zeit in den Keller. Felix’ zwar auch ein bisschen, aber nicht ganz so tief. Schon in  meinem Halbjahreszeugnis hatte ‚versetzungsgefährdet’ gestanden, aber dank Vaters Geschäftsreisen konnte ich es noch einmal ganz gut an ihm vorbeischmuggeln. Meiner Mutter jedoch musste ich es zeigen, denn ich brauchte ihre Unterschrift. Sie war stutzig geworden und hatte ein oder zwei Abende lang das Gespräch mit mir gesucht.

Aber was sollte ich ihr erzählen? Dass ich Isabels Körper zu weich fand, Angst vor ihrem Mund hatte, der sich immer viel zu nah an meinen heranpirschte, nicht wusste, wie ich sie beim Tanzen anfassen sollte oder – noch schlimmer – was ich mit ihr machen sollte, wenn wir zufällig mal ganz allein in einer dunklen Ecke saßen? Und dass ich, selbst wenn ich es gewusst hätte, danach kein Bedürfnis verspürte? Wahrscheinlich war Isabel einfach nur nicht die Richtige für mich. Aber was war richtig?

Ich verspürte in mir eine unbekannte Unruhe und Sehnsucht nach etwas, das ich nicht benennen konnte. Aber konnte ich meiner Mutter etwas erzählen, worüber ich selbst nichts wusste? Ich liebte meine Mutter sehr und vertraute ihr auch, aber das war mir dann doch zu peinlich. Also erzählte ich ihr etwas von schwierigen Matheaufgaben, zu hohem Lernpensum und ungeduldigen Lehrern ohne Verständnis. Letzteres brachte sie für mich zur Genüge auf und ließ mich schließlich in Ruhe. Sicherlich hatte sie in ihrem Job selbst den Kopf voll mit den Sorgen anderer Leute. Sie arbeitete als Pädagogin in einem Behindertenheim und war deshalb sehr viel unterwegs, selten zu Hause. Außerdem setzte sie wohl einfach auf die Zeit, die auch bei mir alles regeln würde. Mit meinem Vater zu reden kam mir erst gar nicht in den Sinn, denn der war noch seltener zu Hause und für mein Gefühl eher mit seinem Geschäft als mit meiner Mutter verheiratet.

 

Unaufhaltsam bahnte sich die Katastrophe an. Die Schuljahresabschlussfete rückte immer näher, und ich war noch immer im Stadium ‚Händchen halten’ mit Isabel. Langsam wurde sie ungeduldig, das spürte ich. Felix hatte mir von seiner Freundin schon eine Menge berichtet, von wegen Küssen und Streicheln hier und da. Er war fest davon überzeugt, dass ES nach der Abschlussfete passieren würde. Das hörte sich alles sehr gut und sehr einfach an, aber ich hatte das böse Befürchten, dass es bei mir nicht so ablaufen würde. Und das drehte mir fast den Magen um.

Zunächst schien die Fete recht entspannt abzulaufen: ich spendierte Isabel Drinks wie ein Gentleman, wir unterhielten uns über unsere voraussichtlichen Zeugnisnoten und tanzten wild miteinander oder ganz eng umschlungen – das konnte ich jetzt auch, ohne Isabel wie einen Präsentkorb vor mir herzutragen. Der Abend schritt voran, und schließlich bugsierte sie mich ziemlich nachdrücklich nach draußen, denn sie wollte: „... mal frische Luft schnappen“.

Der Sommerabend war lau und wunderschön. Das fanden viele andere Pärchen auch, die in den verschiedensten Ecken eng bei einander standen. Zum Luftschnappen kamen die allerdings nicht, weil sie so fest miteinander verschlungen waren, dass gar keine Luft mehr dazwischen passte. Isabel dirigierte mich über einige Umwege hinter einen steinernen Vorsprung an der Südseite des Schulgebäudes und lehnte sich lässig mit dem Rücken gegen die Hauswand. Ich stellte mich vor sie hin, nahm ihre Beine zwischen meine und legte meine Hände auf ihre runden Hüften. Soweit, so gut, das hatte ich bei den anderen auch gesehen, das war offensichtlich richtig. Über ihre Schulter hinweg konnte ich durch die ebenerdigen Fenster in unseren Chemieraum sehen. Chemie – jetzt würde sich zeigen, ob die zwischen uns stimmte.

Isabel sah mich mit ihren großen, blauen Augen erwartungsvoll an, und ich schluckte hart. ‚Jetzt’, sagte ich zu mir, ‚tu es einfach’. In meinem Kopf spielten sich sämtliche Liebesszenen ab, die ich in diversen Filmen eher flüchtig gesehen hatte, dann entschied ich mich für eine.

Ich nahm ihr Gesicht in meine etwas zitternden Hände, damit ich besser zielen konnte, beugte mich das kleine Stück zu ihr runter und steuerte meine Mund auf ihren zu. Ich sah noch, wie sie die Augen schloss. Ich konnte es nicht, denn ich musste ja ihren Mund treffen und nicht etwa ihre Nase. Hart presste ich meine Lippen auf ihre, hielt ihr Gesicht fest umschlossen und fing an, bis zehn zu zählen. Bei sieben spürte ich plötzlich, wie sie sich zu winden begann, an meinen Armen zog und den Kopf zu schütteln versuchte. Augenblicklich ließ ich sie los.

„Verdammt, was soll das, kannst du denn nicht einmal küssen?“, fauchte sie mich an, etwas außer Atem, weil ich ihr dazu wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr gelassen hatte. Ich trat schnell einen Schritt zurück.

„Mann, was bist du eigentlich für ein Typ, so unsensibel und phantasielos. Kannst du nichts mit Mädchen anfangen?“ Damit stieß sie sich von der Wand ab und schob sich an mir vorbei. Ich versuchte, eine Entschuldigung zu stammeln und sie am Arm zurückzuhalten, aber sie machte sich los und zischte: „Lass mich in Ruhe. Such dir eine andere, mit der du erst mal üben kannst. Ich will nicht mehr.“ Damit stapfte sie davon, und ich stand da wie ein begossener Pudel.

Scheiße.

Aber nach ein paar Minuten stillen Verharrens wurde es mir plötzlich erstaunlich leicht ums Herz. Es war vorbei! All diese Verpflichtungen, Zweifel und Ängste! Ich musste nichts mehr tun, wovon ich nicht wusste, was ich da eigentlich tat, und ob ich das überhaupt wollte. Felix! Ich musste es ihm gleich sagen, brauchte ihn jetzt an meiner Seite. Wo war der jetzt überhaupt?

Ich lief zurück in die Aula und suchte mit den Augen im Halbdunkel die Tanzfläche ab. – Nichts.

Dann die Bar. – Nichts.

Die spärlich besetzten Tische. – Nichts.

Nur Isabel saß mit ein paar ihrer Freundinnen da. Sie weinte, wohl wegen mir. Das tat mir leid, und zum ersten Mal verspürte ich für sie ein Gefühl von Zuneigung. Aber ich wusste, dass sie das jetzt noch weniger von mir wollte als einen echten Zungenkuss, und so wandte ich mich wieder ab und ging nach draußen, die Pärchen absuchen.

Nach einigen Flüchen und Beschimpfungen der in ihrer Turtelei gestörten Liebespärchen fand ich Felix endlich in einer Ecke mit seiner Freundin – aber war das überhaupt seine? War Antonia nicht bis gestern noch blond gewesen? Sicher, Mädchen änderten ihre Haarfarbe schnell, aber die hier war nicht nur braunhaarig, sondern auch ein Gutteil fülliger als Antonia. Noch weicher. – Egal.

„Felix, ich muss dir mal was sagen. Hast du grad’ einen Augenblick Zeit?“

Ziemlich unpassend, aber mir fiel auf die Schnelle nichts anderes ein. Felix hatte mit mir allerdings überhaupt nicht gerechnet. Er fuhr herum, und ich sah, dass er beide Hände unter die Bluse der Brünetten geschoben hatte, und sie hielten ganz gewiss nicht ihre Taille. Seine Beine standen zwischen ihren – hatte ich da vorhin doch etwas falsch gemacht? –, und sein Unterleib hatte sich eben noch rhythmisch wie zu einer für mich unhörbaren Musik an ihrem gerieben. Seltsam, was man alles in dem Bruchteil einer Sekunde im Halbdunkel erfassen kann.

Jetzt allerdings war er erstarrt, sein Gesichtsausdruck verstört und schuldbewusst, seine Augen blinzelten fast ängstlich zu mir herüber. Doch als er mich erkannte, wurde er plötzlich wütend. Ohne sie loszulassen, raunzte er mich an: „Nein, ich bin beschäftigt. Was willst du denn?“ Die Brünette seufzte unter ihm und blickte neugierig zu mir herüber.

Ich stand stocksteif, zum zweiten Mal an diesem Abend und stotterte verlegen: „Ich wollte nur ... Ich weiß nicht ...“ Ich wusste nicht, wo ich hinschauen sollte. Seine Augen waren mir jetzt unangenehm, seine Hände aber auch. Also schaute ich auf seinen Hals. Ich fand, dass er einen schönen Hals hatte, mit einem kleinen Adamsapfel und festen Halsmuskeln. Besonders die kleine Kuhle am Übergang zwischen Hals und Brustkorb fand ich bei ihm sehr anziehend. Warum um Gottes Willen fiel mir das jetzt ein?!

Ich schaute also auf diese kleine Kuhle und hoffte, dass Felix mir helfen würde, aus dieser peinlichen Situation herauszukommen. Aber er stieß mich im Gegenteil noch tiefer hinein:

„Was druckst du so rum? Hast du nichts Besseres zu tun? Wo ist denn deine Kleine abgeblieben? Ist sie dir abgehauen, weil du sie nicht richtig festhalten konntest? Oder hast du sie am Ende sogar zerdrückt? So weich, wie sie für dich ist?“

Er lachte, rau und trocken, sehr demütigend. Die Brünette lachte mit, tief und kehlig, nicht so hoch und schrill wie Antonia. Das schien ihn anzumachen, denn er drehte sich wieder zu ihr um und murmelte: „Ach, machen wir weiter.“ Und begann erneut, an ihr herumzufummeln und sich an ihr zu reiben.

Ich schaute ihnen noch einen Augenblick dabei zu, zu geschockt, um noch irgendetwas zu sagen oder anderes zu tun als zu starren. Schließlich widerte es mich an. Er widerte mich an! Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte zum Fahrradabstellplatz. Da knutschten sie sich auch! Überall sah ich nur noch knutschende und fummelnde Pärchen!

Ich raste mit dem Fahrrad geradewegs durch die Dunkelheit nach Hause, zwanzig Minuten Volldampf ohne Achtung auf Ampeln oder Vorfahrtstraßen. In meinem Kopf hämmerten Isabels und Felix Worte: „Kannst du nichts mit Mädchen anfangen? Hast du sie nicht richtig festgehalten? Ist sie dir zu weich? Bist du zu weich?“

Als ich zu Hause die Gartentür zuknallte, war mir schlecht – vor Anstrengung, Aufregung und Enttäuschung.

Mein bester Freund!

Machte sich über mich lustig!

Plauderte meine intimsten Geheimnisse aus!

Ließ mich fallen wie eine heiße Kartoffel!

Ich kotzte in Mutters Blumenbeet. Egal, ich würde mich morgen dafür entschuldigen. Matt schleppte ich mich ins Haus, in mein Zimmer, auf mein Bett. Die Bettdecke über den Kopf ziehen und den Verstand wie die Nachtischlampe ausschalten war das einzige, was ich noch zustande brachte.

Die Nacht war voll von Isabel, Felix und dem Gelächter der Brünetten. Am nächsten Tag gab es die Giftblätter, und ich ging damit nach Hause, ohne Felix, ohne Isabel, ohnmächtige Wut im Herzen statt Schmetterlinge im Bauch.

 

Nun stand ich hier im engen Gang des Zugwaggons und schaute zu, wie der ICE in den Hauptbahnhof München einfuhr. Die Waggontür öffnete sich auf Knopfdruck automatisch, und augenblicklich schlug mir die Hitze vom Bahnsteig unangenehm ins Gesicht. Am liebsten hätte ich wieder Kehrt gemacht und mich in dem vollklimatisierten Abteil weiter bis nach Nirgendwo chauffieren lassen. Aber die anderen Passagiere hinter mir drängten ungeduldig nach draußen. Also schulterte ich meinen Rucksack und kletterte die unpraktisch hohen Stufen hinunter auf den Bahnsteig.

Dort herrschte ein unglaubliches Gewusel. Die eine Menschenlawine wälzte sich unaufhaltsam brutal in Richtung der Rolltreppen, ein Gegenstrom presste sich gegen die Haut der Zugschlange, an deren Türen er wie an durchlässigen Poren versickerte. Wie sollte ich in diesem Hexenkessel Tante Melanie finden?

Im selben Moment hörte ich jemanden meinen Namen rufen: „Jann? Jann, hier! Hier bin ich!“ Eine Frau in weißen Caprihosen und bunt karierter, vor dem schlanken Bauch zusammengeknoteter Bluse kämpfte sich energisch durch das Gewühl. Immer wieder sah ich ihren gelben Strohhut zwischen den Menschenmassen hindurchleuchten.

Im ersten Augenblick dachte ich, es wäre meine Mutter: die gleiche zierliche Figur; der gleiche feste, sichere Schritt trotz des Slaloms, den sie veranstalten musste, um zu mir zu gelangen; das gleiche warme Lachen in den braunen Augen, als sie mich erreichte. Die Schwestern sahen sich sehr ähnlich, es waren ja nur zwei Jahre Altersunterschied zwischen ihnen. Aber meine Mutter hätte nie ihre Bluse bis fast zum Busen hochgeknotet – auch nicht bei den aktuell vorherrschenden fast 30°C im Schatten. Oder hätte sie es vielleicht getan, wenn sie nicht meinen Vater kennen gelernt hätte?

Ich fand keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Tante Melanie hatte mich jetzt erreicht, ergriff meine artig ausgestreckte Hand und zog mich daran in ihre Arme. Auch das hätte Mutter sicher nie getan, jedenfalls nicht mitten auf dem Bahnsteig und mit ihrem Neffen wohl schon gar nicht. Mein Rucksack glitt mir von der Schulter zu Boden und mein um die Hüften geknoteter Pullover ebenfalls. Ich wollte beides aufheben, aber Tante Melanie hielt mich fest und musste erst einmal ihren Begrüßungsschwall loswerden, von wegen, wie gut ich aussähe, und wie sehr ich gewachsen sei in den letzten zwei Jahren.

Dabei wusste ich selbst sehr genau, dass ich trotz der Sommersonne der letzten Wochen ziemlich blass und fertig aussah und mich lediglich um fünf Zentimeter gestreckt hatte. Mit meinen eins siebzig war ich einer der kleineren Jungen in meiner Klasse. Sogar Felix überragte mich um ein paar Zentimeter. Bei dem Gedanken an ihn spürte ich wieder diesen schmerzhaften Stich in der Herzgegend. Na ja, damit musste ich wohl nun leben.

Endlich ließ Tante Melanie mich los. Aber bevor ich dazu kam, meine Sachen aufzuheben, kam mir jemand hinter mir zuvor. Zwei warme Hände mit erstaunlich schlanken Fingern legten mir meinen Pullover um die Schultern, und der Rucksack verschwand aus meinem Blickfeld. Ich drehte mich um. Hinter – jetzt vor – mir stand mein Cousin. Er kämpfte gerade mit dem Trageriemen des Rucksacks über seiner Schulter, der wohl einige seiner noch immer langen Haare eingeklemmt hatte.

„Hi, Jann“, presste er hervor. Schließlich hatte er seinen dunkelblonden Pferdeschwanz wieder befeit, schwang ihn elegant auf den Rücken und streckte mir seine Hand entgegen. Da er nur ein bisschen größer war als ich, sah er mir für einen Moment direkt in die Augen.

Er hatte eisgraue Augen, nicht braun wie seine und meine Mutter. Vielleicht die Augen seines Vaters, den ich nie kennen gelernt hatte? Sie schauten mich aufmerksam an, klar und fest. Was mich jedoch am meisten verunsicherte, war das Gefühl, dass er mit diesen Augen sehr tief in mich hinein zu blicken schien. Fast bis auf den Grund meiner Seele. Als ich endlich seine ausgestreckte Hand ergriff, ihren kräftigen Druck spürte und dazu seinen Blick erwiderte, durchlief mich plötzlich ein angenehmes, erregendes Prickeln, von den Fingerspitzen über den Brustkorb bis in die Haarwurzeln.

Oh Gott, was war nur mit mir los?

Tante Melanie ließ uns keine Zeit mehr zum Plaudern, was mir erst einmal recht war. Sie dirigierte uns zum Auto und setzte sich zu mir in den Fond, während Christoph das Steuer übernahm. Souverän manövrierte er uns durch den Feierabendverkehr. Die Hitze im Wagen war fast unerträglich. Binnen Minuten war ich völlig durchgeschwitzt. Tante Melanie strapazierte meine ohnehin schon überreizten Nerven derweilen mit einer Gratisstadtführung, plauderte über das Wetter und die Münchner und gab Christoph Anweisungen, wie er zu fahren hätte. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass der das auch allein sehr gut hinbekam. Ein bisschen beneidete ich ihn darum wie um seine Geduld mit dem schier unendlichen Redeschwall seiner Mutter. Er sagte nichts, warf nur gelegentlich einen amüsierten Blick in den Rückspiegel und brummte zustimmend.

Endlich ließen wir die erdrückende Betonwüste der Innenstadt hinter uns und erreichten gediegenere Wohnviertel mit kühlen, schattigen Alleen und Reihenhäusern aus Backsteinen. In einem von ihnen wohnten die beiden, eine Doppelhaushälfte mit Gärtchen und Terrasse. Christoph fuhr den Wagen in die Einfahrt und unterbrach den Redeschwall seiner Mutter trocken: „Ende der Rundreise. Bitte alle aussteigen.“

Ich kletterte aus dem Fond und streckte meine müden Glieder. Das T-Shirt klebte an meinem Körper und zeichnete jeden einzelnen Knochen, jeden Muskelstrang überdeutlich nach. Als ein kühler Windstoß gegen meinen Körper fuhr, hätte ich es mir am liebsten sofort vom Leib gerissen. Aber anstandshalber hob ich es nur halb an und ließ die Luft um Bauch und Rücken spielen. Christoph sah kurz zu mir herüber, neugierig und beinahe wie prüfend, dann grinste er und trug mein Gepäck ins Haus.

Das Haus war sehr geräumig und gemütlich. Bei uns zu Hause herrschte penible Sauberkeit und Ordnung, die Möbel vermittelten steife Eleganz, die Couchecke Sterilität. Dort hielt man sich auf. Hier dagegen wirkte das Mobiliar bunt zusammengewürfelt, ohne einen bestimmten Stil einzuhalten. Dennoch schien alles in einem durchgeplanten Chaos harmonisch aufeinander abgestimmt zu sein. Hier wurde gewohnt, gelebt.

Im Erdgeschoss lagen die Küche mit Esszimmer und dahinter noch eine kleine, gemütliche Wohnecke mit Kamin, Melanies Schlafzimmer und ein Bad. Im Obergeschoss war Christophs Reich: eine Art zweites großes Wohnzimmer, noch ein Bad und Christophs Schlafzimmer. Mangels eines separaten Gästezimmers sollte letzteres mein vorübergehendes Zuhause werden, denn es lag nach hinten raus, abgeschottet von allem anderen. Christoph würde auf dem ausgezogenen Couchbett in seinem Wohnzimmer schlafen. Das war zwar nicht sonderlich bequem, aber so konnte er, ohne mich zu stören, seine Bibliothek und seinen PC benutzen, die sich ebenfalls im oberen Wohnzimmer befanden.

Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen. Es roch wunderbar frisch, der Raum war gut gelüftet und abgedunkelt, herrlich kühl nach der unglaublichen Hitze draußen. Eigentlich wollte ich einfach nur für ein paar Minuten die Augen schließen und abschalten. Aber nach einer Weile wurde ich neugierig. Schließlich war ich hier im Zimmer meines Cousins, von dem ich kaum etwas wusste. Und wenn man etwas über das Leben einer Person erfahren wollte, dann begann man doch wohl am besten dort, wo es tagtäglich stattfand. Also sah ich mich vorsichtig, aber höchst interessiert um: vom Bett aus konnte ich aus dem Fenster auf den Garten hinaussehen. Am Fußende des Bettes stand ein großer Kleiderschrank aus Kiefernholz. Dem Bett gegenüber befand sich ein riesiger Schreibtisch. Der war eigentlich viel zu groß für dieses Zimmer, und irgendwie war das auch kein richtiger Schreibtisch. Ich schaute mir die Konstruktion genauer an. Offenbar konnte man die Tischplatte verstellen, in sämtliche Richtungen, wie ich durch das Drehen an einigen Schrauben und Kurbeln herausfand. Seltsames Ding. Auf einem Regal darüber standen diverse Zeichengegenstände: unzählige Bleistifte, fein säuberlich in Dosen nach Minenstärke sortiert. Auch andere Zeicheninstrumente, Buntstifte, Lineale und Dreiecke fanden sich da, alles ordentlich aufgeräumt und jederzeit griffbereit. Himmel, wenn ich dagegen an das Chaos in meinem Zimmer dachte! Manchmal war ich schon froh, zwei passende Socken zu finden. Spontanen Besuch konnte ich mir jedenfalls nicht erlauben.

Die restlichen Wandflächen füllten Regale voller Bücher – Fachbücher über Architektur, Zeichnen, Kunstgeschichte, Statik. Kunstgeschichte fand ich recht interessant, Statik weniger. Trotzdem faszinierten mich die Bücher, weil sie voller Anmerkungen, Notizen und Markierungen waren, die Christoph verfasst hatte. Er hatte eine saubere, klare Handschrift, formulierte selbst seine Randnotizen sehr präzise, sodass auch ein Außenstehender wie ich ungefähr verstehen konnte, worum es ging. Es waren eine ganze Menge Notizen in den Büchern, ergänzende, verweisende, fragende und viele kritische, besonders in dem Buch über Kunstgeschichte. Er schien sich also sehr gewissenhaft mit seinem Studium zu beschäftigen, darin regelrecht aufzugehen. Vielleicht würden wir im Laufe der nächsten Tage einmal darüber sprechen können. Ich stellte die Bücher zurück und sah mich weiter um.

Wo kein Bücherregal hing, waren die Wände mit Zeichnungen dekoriert. Keine gewöhnlichen Zeichnungen von Blumen oder Stillleben, sondern Bleistiftskizzen von Gebäuden aus der Vogelperspektive und Frontalansichten, Innenansichten von Räumen, ein Querschnitt durch ein Haus. Interessant, dass man mit wenigen dünnen Linien komplette Gebäude kreieren konnte! Eine Skizze deutete sogar eine ganze Häuserzeile an. Mein Blick wanderte aufmerksam von einer Zeichnung zur anderen. Manche davon waren mit Tusche nachgezeichnet, die einzelnen Flächen schraffiert oder farblich schattiert, wohl um sie von einander abzuheben und mehr Tiefe ins Bild zu bringen. Hatte Christoph das alles gezeichnet? Mein Cousin beeindruckte mich immer mehr.

Am meisten faszinierte mich das kleine Modell, das da in der Glasvitrine neben dem Fenster stand. Wenn man das Rollo hochzog, würde das Licht direkt darauf fallen: auf ein kleines Reihenhaus, die Nachbarhäuser rechts und links nur angedeutet. Es war offenbar aus Styropor und Pappe gefertigt, mit Bäumen aus Holzperlen darum herum und kleinen Fenstern, durch die man hineinschauen konnte. Man konnte sogar das Dach abnehmen und das Obergeschoss direkt ansehen. Drinnen war das Haus komplett eingerichtet mit Minimöbeln, Kamin, Treppe und WC. Es war das Haus, in dem ich mich befand, im Miniaturformat, bis ins Kleinste detailgetreu nachgebildet. Unglaublich!

Ich war so in meine Betrachtungen versunken, dass ich erschrocken zusammenzuckte, als ich Tante Melanies Stimme von unten rufen hörte: „Jann? In einer halben Stunde gibt es Abendbrot, ja?“

Das war gut, ich bekam nämlich langsam, aber sicher Hunger. Aber vorher wollte ich duschen. Ob ich einfach Christophs Bad benutzen konnte? Er war nicht da, um zu fragen. Aber warum auch nicht!

Ich kramte meinen Kulturbeutel hervor und tapste mit nackten Füßen ins Bad. Dort baute ich erst einmal meine Sachen auf der kleinen Ablage unter dem Spiegel auf: Zahnputzzeug, Haarbürste, Deo, Rasierer – nein, den besser nicht, das war mir zu peinlich. Ich hatte mich noch nicht daran gewöhnt, dass in meinem Gesicht nun ständig Haare wuchsen, wo vorher alles glatt und geschmeidig gewesen war. Mittlerweile musste ich mich jeden zweiten Morgen rasieren, um mir wenigstens noch den Anschein einer weichen Jungenhaut zu bewahren. Wahrscheinlich würde Christoph sich über mich lustig machen, wenn er das mitbekam. Sein Rasierapparat hing sauber und ganz selbstverständlich neben der Ablage in der Halterung.

Auf einem Sideboard lagen unter einem Schild „Gäste“ frische Hand- und Badetücher bereit. Ich zog mich aus, wobei ich meine Klamotten wie immer quer im Bad verteilte. Im Gegensatz zu meinen Eltern hatte ich es nicht so mit der Ordnung. Dann stieg ich in die Duschkabine, stellte den Brausekopf auf eine angenehme Höhe ein und ließ das Wasser laufen. Eigentlich sollte man bei dieser Hitze mit Wasser ja sparsam umgehen, aber heute hatte ich mir eine ausgiebige Dusche einfach verdient.

Ich schloss die Augen und ließ das Wasser an meinem Körper herablaufen. Langsam kühlte sich meine Haut ab, öffneten sich die Poren, ließ das Gefühl der Beklemmung und peinigenden Enge in mir nach. Mit meinen seifigen Fingern strich ich mir langsam über Schultern, Bauch und Kreuz weiter nach unten. Ich spürte Befreiung und Erleichterung in mir aufsteigen, während ich den frischen Geruch um mich her tief inhalierte.

„Du weißt schon, dass du gerade das ganze Bad unter Wasser setzt?“, fragte plötzlich eine Stimme neben mir.

Ich zuckte zusammen, riss die Augen auf – und blickte geradewegs in Christophs. Er stand direkt vor mir, nackt bis auf den Slip – womit er mir gegenüber einen entscheidenden Vorteil hatte – und grinste mich belustigt an. Ich hatte versehentlich die Kabinentür nicht geschlossen, so dass der Duschstrahl hinter meinem Körper ungehindert in den Raum spritzte.

„Oh, ich ..., tut mir leid!“, stammelte ich und drehte mit der einen Hand rasch den Brausekopf weg, während ich mit der anderen versuchte, möglichst unauffällig meine unfreiwillige Blöße zu bedecken.

„Kein Problem, das wischen wir nachher wieder auf“, meinte Christoph. Und dann, mit einem schelmischen Seitenblick auf meine Hand hinunter: „Und das da kannst du ruhig lassen. Da ist nichts, was ich nicht auch kenne.“ Damit zwinkerte er mir freundlich zu und tapste durch die große Pfütze vor der Duschkabine zum Waschbecken. „Wenn du fertig bist, bin ich dran“, rief er mir noch zu, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Oh Gott, wie peinlich!

Wie lange hatte er da wohl schon gestanden? Hatte er mich beobachtet, wie ich mir die Seife vom Körper gestrichen hatte, mit langsamen, gleitenden Bewegungen, um mich zu entspannen? Wie ich gedankenverloren mein Glied in die Hand genommen und sacht damit gespielt hatte, um den Entspannungsmoment zu vertiefen? Hatte er gesehen, dass es sich augenblicklich noch mehr versteift hatte, als mein Blick auf seinen nackten Oberkörper gefallen war? Die Verlegenheit trieb mir nachträglich die Schamesröte ins Gesicht. Aber das half nun auch nichts mehr.

Entgegen meinen Befürchtungen erwähnte Christoph den Vorfall weder beim Essen noch später. Er ging entspannt und locker mit mir um wie mit einem guten Kumpel, was auch mich wieder zur Ruhe brachte.

II

 

Eigentlich hatte ich vorgehabt, in den Ferien nichts anderes zu tun als zu faulenzen, zu entspannen, abzuschalten. Aber das war nach den Ereignissen der letzten Wochen leichter gesagt als getan. In den ersten Tagen in München zog ich rastlos durch das Haus und den Garten, fand keine Ruhe, konnte mich aber andererseits auch nicht auf die Aufgaben konzentrieren, die ich hin und wieder für Tante Melanie zu erledigen hatte.

Am Sonntag Abend saßen wir auf der Terrasse und plauderten gemütlich miteinander, jeder ein Glas Wein vor sich. Die Luft war erfüllt vom Brummen der Insekten, die im warmen Licht des späten Abends noch einmal an den bunten Blütenkelchen nippten und dann schlaftrunken heimwärts taumelten. Am Gartenteich hatten sich ein paar Frösche eingefunden und pumpten ihre Luftsäcke mit der duftigen Lauheit um uns herum voll. In wenigen Minuten würden sie ihre Sommerouvertüre anstimmen, begleitet vom eindring-lichen Schreien der Schwalben und – in einem späteren Satz – dem zarten Zirpen der Grillen auf der Wiese. Was für ein Sommerabend!

 Tante Melanie erzählte vom Leben in der Großstadt München, was mich aufheiterte. Sie war Friseurin, kannte daher eine Menge Leute und noch mehr lustige, traurige, phantastische oder ergreifende Anekdoten, die sie uns an Abenden wie diesem sehr unterhaltsam zum Besten gab.