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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2268

 

Das Paragonkreuz

 

Auf der Welt der Tabtree – sie suchen ein sorgsam verborgenes Artefakt

 

Horst Hoffmann

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Auf der Flucht vor den Kybernetischen Heerscharen musste Perry Rhodan die Flucht durch das zusammenbrechende Transportmedium der DISTANZSPUR antreten: Das Unternehmen gelang, doch seitdem ist der Bionische Kreuzer SCHWERT im Arphonie-Sternhaufen gestrandet, ausgerechnet im Herzen des Feindes.

Aber auch die Schutzherrin Carya Andaxi hält sich hier auf. Gemeinsam mit ihr bilden Perry Rhodan, Atlan und die Motana unter ihrer Stellaren Majestät Zephyda die »Allianz der Moral«. Primäres Ziel bleibt die Ausschaltung von Tagg Kharzani, dem Herrscher auf Schloss Kherzesch. Um mit Aussicht auf Erfolg losschlagen zu können, benötigt die Allianz allerdings nach wie vor neue Schutzherren. Diese aber werden nur durch eine einzige Instanz in einen vollwertigen Status erhoben.

Diese Instanz ist DAS PARAGONKREUZ ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Lyressea – Die Mediale Schildwache spürt das Paragonkreuz.

Sonder fan Dor – Der Priester der Tabtree zahlt für die Folgen seines Tuns.

Perry Rhodan – Der Terraner sucht ein geheimnisvolles Artefakt.

Zephyda – Die Stellare Majestät kehrt in die Wälder zurück.

1.

 

Sonder fan Dor zuckte zurück, als habe ihn ein Mechmechtel gestochen. Die Augen des Priesters waren unnatürlich weit aufgerissen und verrieten pures Entsetzen. Nein!, durchfuhr es ihn. Es kann nicht sein!

Er schüttelte den Kopf, dass sein langes weißes, schütteres Haar in alle Richtungen flog. »Nein, nein, Große Allmutter. Bitte sag deinem Diener, dass es nicht wahr ist!«

Er kniete vor dem kleinen Altar in der Mitte des Tempels, zu dem von allen vier Seiten Stufen hinaufführten. Die Sonne stand hoch genug, um ihre Strahlen durch die kleinen Fenster auf den Sockel fallen zu lassen, auf dem die Heilige Ikone ruhte, aus der die Allmutter Andaxi an besonderen Tagen zu den Tabtree von Scherydann sprach; meistens aber nur zu ihm, dem Priester des Treyfolken, der neben der Königsfamilie über das Wohl und Wehe des Stammes wachte. Nur er war in der Lage, sie zu verstehen, wenn sie sprach.

Und heute war solch ein Tag. Es hätte ein großer Tag werden sollen, ein Fest, wie die Tabtree es lange nicht mehr erlebt hatten. Die ganze Stadt war geschmückt. Die Männer, Frauen und sogar Kinder hatten schon gestern und vorgestern gefeiert, getrunken, gelacht und gesungen. Ganz Scherydann war wie im Rausch, einem einzigen großen Freudentaumel. Es sollte ein Tag voller Herrlichkeit werden, von dem die Tabtree noch ihren Enkeln und deren Kindern erzählen würden.

»Bitte sag, dass es nicht wahr ist!«, flehte der Priester. »Große Allmutter, du musst dich irren!«

Schon im gleichen Augenblick erschrak er vor sich selbst. Wie konnte er an ihren Worten zweifeln? Er war ein Frevler, seines hohen Amtes und der Verantwortung, die er trug, nicht würdig!

Doch die Allmutter antwortete ihm nicht. Sie sprach nicht mehr, und als er ihr Bild in der Kugel verblassen sah, da wusste er, dass er ihre Stimme heute nicht mehr hören würde.

Wie in Trance richtete Sonder fan Dor sich auf. Sein Blick war ins Leere gerichtet, als er die Stufen hinabschritt, dann zwischen den Bänken hindurch, hin zur Tür, hinter der Prinz Ahber fan Var auf ihn wartete.

Wie sollte er es ihm sagen? Wie konnte er es der Stadt beibringen, ohne dass die Freude sich in große Trauer verwandelte? Und es würde nicht nur Trauer sein. Schlimmer würde die Angst sein, denn statt der erhofften fruchtbaren Jahre würden dem Treyfolken Plage und Sorge bevorstehen.

Er hielt in seinem Gang inne, die rechte Hand schon nach der breiten Tür ausgestreckt. Ihm war, als könne er durch sie hindurchsehen: das edle Gesicht des Prinzen, strahlend vor freudiger Erwartung. Seine Brüder und Schwestern; die Schar der Höflinge, bunt und festlich gekleidet, ihre glänzenden Augen.

Wie sollte er die Enttäuschung des Prinzen ertragen – und erst jene der Prinzessin, die schon in ihren Gemächern im Schloss für den Hochzeitsflug vorbereitet wurde!? Der ganze Stamm würde Trauer tragen. Des alten Königs Schmerz würde in Form von Tränentropfen auf Scherydann fallen, Regen aus dem trauergrauen Himmel. An seinem Totenbett hatte der König die Hände des Prinzen und Miri fan Shos ineinander gelegt. Er hatte seinem einzigen Sohn und der lieblichsten Tochter des Stammes seinen Segen gegeben.

Und jetzt musste er, Sonder fan Dor, zu ihnen hinaustreten und die schlimme Nachricht überbringen.

Er drehte sich zum Altar um und sah die Kugel der Ikone im Sonnenlicht stehen. Aber sie leuchtete nicht mehr von innen. Die Allmutter schwieg.

Sie hatte sich noch nie geirrt. Aber vielleicht ... war es jetzt das erste Mal?

Frevel!, schrie es in dem Priester, der schon den alten König vermählt hatte. Es sind sündige Gedanken, die in dir keimen!

Aber dann sah er wieder die glänzenden Augen des Prinzen und seines Gefolges; hörte die ausgelassenen Lieder der Tabtree und das Lachen der Kinder, roch den Duft der Blumen, mit denen sie die Straßen und Häuser der Stadt geschmückt hatten. Wie konnte er das alles zerstören?

Sonder fan Dor stand vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Hier war der Spruch der Allmutter, dort war die Stadt mit all ihren freudetrunkenen Bewohnern. Selbst die Bäume und die Blumen glühten im inneren Licht ihrer Vorfreude. Die ganze Welt wartete ... Wie konnte er das alles zerstören?

Noch einmal drehte er sich zu der Ikone um. »Verzeih deinem Diener, Große Allmutter«, flüsterten seine alten, spröden Lippen. »Aber ich ... kann es nicht.«

Er streckte beide Arme aus und öffnete die Tür des Tempels nach draußen. Der Prinz, sein Gefolge, Kinder, Frauen und Männer. Die Arbeit auf den Feldern ruhte. Jeder Einwohner von Scherydann sollte heute feiern. Viele von ihnen würden einen solchen Tag nie wieder erleben.

Selbst die Sonne schien besonders hell. Die Luft roch würzig und süß wie noch nie. Der Flug der Vögel, der Zug der Wolken am Himmel, die Farbe der Bäume und der alles verbindenden Rankengewächse – alles war an diesem so besonderen Tag feierlich.

»Nun sag schon, Sonder fan Dor!«, rief der junge, prächtig gewandete Prinz mit leuchtenden Augen. »Hat uns die Allmutter ihren Segen erteilt?«

Der Priester schloss noch einmal die Lider. Noch einmal holte er tief Luft. Einmal noch tobte in ihm der Widerstreit seiner Gefühle und seiner Pflicht. Er leistete der Allmutter Andaxi in Gedanken tiefe Abbitte und wusste, dass er allein schuld war, wenn aus diesem Tag der Freude ein Tag der Trauer und der Verzweiflung wurde. Doch solange die Chance bestand, dies würde nicht eintreten, nicht sofort jedenfalls ...

»Hat sie uns ihren Heiligen Segen gegeben, Priester?«

Sonder fan Dor öffnete die Augen, sah den Prinzen an und nickte langsam. »Sie hat. Es wird ein prachtvoller Hochzeitsflug werden, Prinz Ahber fan Var. Ein Flug, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat.«

2.

19. September 1333 NGZ

 

Perry Rhodan beobachtete Lyressea, deren Blick in Fernen gerichtet war, Räume und Zeiten, die nur ihrer Erinnerung gehörten: verpasste Gelegenheiten, genutzte Möglichkeiten, ein anderes Leben.

Sie saßen einander in der Zentrale der SCHWERT gegenüber, auf der mittleren Ebene im dritten Deck des Bionischen Kreuzers, jeder an einem Hufeisenpult. Seit fast fünf Minuten hatten sie kein Wort mehr gesprochen. Es war ungewohnt still. Echophage, die Biotronik, hatte nichts Neues zu vermelden. Zephyda in der oberen Ebene war voll in ihre Konzentration versunken. Sie flog das Schiff mit geschlossenen Augen, unterstützt von ihren zwölf Quellen, deren Energie ihr unaufhörlich zufloss.

Atlan und Rorkhete befanden sich diesmal nicht mit an Bord. Beide waren auf dem Planeten Graugischt zurückgeblieben – Rorkhete, um weiterhin aufopferungsvoll am Zuwachs der dortigen Shoziden-Population mitzuwirken, und Atlan, weil er als erfahrener Admiral und Militärstratege General Traver auf dessen Kommandoschiff begleiten sollte.

Nach einer Weile kehrte Lyresseas Geist in die Gegenwart zurück. Die Mediale Schildwache wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen und sah Perry Rhodan an.

»Wie lange musterst du mich schon?«, fragte sie.

»Du warst mit deinen Gedanken beim Paragonkreuz«, umging er eine direkte Antwort. »Und? Hattest du eine Eingebung?«

Sie schüttelte den haarlosen Kopf. Ihre ausdrucksstarken eisgrauen Augen zeigten eine Mischung aus Unsicherheit und Trotz.

»Ich werde es spüren, wenn ich in seiner Nähe bin«, sagte sie. »Nicht über Lichtjahre hinweg.«

»Das wird bald so weit sein. Wir fliegen mit Maximalgeschwindigkeit. Bis zum Petaccha-System sind es keine zwei Stunden mehr.« Er beugte sich vor. »Du kannst es kaum erwarten, oder?«

»Ich weigere mich zu glauben, das Paragonkreuz könne sich im Besitz der Kybb befinden oder gar von ihnen vernichtet worden sein.«

»Wer sagt, dass es so sein sollte?«

Sie blickte ihn herausfordernd an. »Ihr alle zweifelt an seiner Existenz – Zephyda, du, und selbst Carya Andaxi war sich nicht sicher.«

»Sicherheit können wir erst gewinnen, wenn wir Petac erreicht haben«, antwortete er ernst. »Ich kann uns leider nicht hinzaubern – glaub mir, ich täte es gerne. Ich bin genauso gespannt wie du.«

Sie wandte sich von ihm ab und richtete den Blick auf die Holokugel, in der Zephyda lebensgroß zu sehen war. Die Stellare Majestät aller Motana, seit kurzem auch Oberbefehlshaberin des Widerstands gegen die Kybb, gegen Kharzanis Garden und das Schloss Kherzesch, machte bei aller Konzentration einen relativ entspannten Eindruck, ganz im Gegensatz zu den langen, für sie zerreibenden und qualvollen Stunden nach dem Eindringen der SCHWERT in den Arphonie-Sternhaufen durch die zusammenbrechende DISTANZSPUR. Sie hatte sich und das Schiff unter Kontrolle und würde es sicher ans Ziel bringen. Zephydas Probleme lagen momentan ganz woanders.

Sie war zwar als Oberbefehlshaberin der neu gegründeten Allianz der Moral eingesetzt worden, doch nicht von allen war sie unbedingt erwünscht. Ihre Anerkennung als oberste Kriegsherrin musste sie sich erst noch erkämpfen.

»Bitte entschuldige«, sagte Lyressea. »Natürlich musst du dem Paragonkreuz genauso entgegenfiebern wie ich. Ohne es könntest du nicht zum neuen Schutzherrn geweiht werden – genauso wenig wie Atlan. Eure Aura genügt nicht, ihr benötigt das Kreuz zur völligen Einsetzung.«

Er sah sie an, ihrer zeitlosen Schönheit gewahr, und lächelte. Er glaubte zu verstehen, was in diesen Stunden in ihr vorging. Sie war erhaben, eine Unsterbliche wie er. Er fühlte sich mit ihr auf eine Weise verbunden, die schwer in Worte zu kleiden war. Ein unsichtbares Band spannte sich zwischen ihnen. Jeder von ihnen achtete den anderen, aber das allein war es nicht. Es war mehr, mehr als bloße Zuneigung. Er verfügte nicht wie sie über die Fähigkeit der Niederschwellen-Telepathie, aber er glaubte ganz genau zu wissen, was in ihrem Kopf vorging.

Er hätte ihr gerne etwas anderes gesagt, aber von allen Menschen war sie diejenige, der er am wenigsten etwas vormachen konnte. Sie würde ihm einen dankbaren Blick schenken, doch beide würden wissen, dass sie Illusionen nachjagten, und er würde sich klein und schmutzig fühlen, wie ein Betrüger.

Das Paragonkreuz zu finden war ihr Ziel. Seit elftausend Jahren galt es als verschollen. Damals war es geflohen, eine sehr wahrscheinlich bewusste Entscheidung, schließlich war es kein unbeseelter Gegenstand, sondern ihm wohnte ein Bewusstsein inne, ein Splitter von ES. Bisher hatten sie sich mit diesem Aspekt des Paragonkreuzes nur unzureichend beschäftigt: Auch in Lyresseas Schilderungen war es kaum mehr als ein Instrument gewesen, vielleicht ein Trick oder Kontrollmechanismus von ES.

Vor nicht allzu langer Zeit war die SCHWERT von Graugischt gestartet, der bisher noch geheimen Zentralwelt des Schattenreichs der Carya Andaxi. Die Schutzherrin selbst hatte ihnen verraten, wo sich das Paragonkreuz – zumindest vor elftausend Jahren – aufgehalten hatte, und so waren sie aufgebrochen, die 51 Lichtjahre weite Strecke zum Petaccha-System zu überwinden.

Zu allem Unglück war Petaccha gleich zu Beginn der Eroberung des Sternhaufens von den Kybb eingenommen worden. Die Schutzherrin hatte nach ihrem ersten und einzigen Besuch dort keine weiteren Suchtrupps mehr geschickt, sodass das System heute praktisch terra incognita war: Niemand wusste, wie es dort aussehen mochte. Alles war möglich und das Schlimmste anzunehmen.

Lyressea war Realistin genug, um sich nichts vorzumachen. Vielleicht war es besser, mit einer erneuten Enttäuschung zu rechnen, als hinterher nur umso tiefer zu fallen. Schließlich gab es neben der Suche nach dem Paragonkreuz zwei weitere wichtige Standbeine der Koalition der Moral: Sie benötigten dringend aktualisierte Sterndaten, um ein planvolles Vorgehen gegen die Truppen Tagg Kharzanis zu ermöglichen. Und sie mussten versuchen, möglichst rasch die Geheimnisse des Motoklons zu lüften, jener android-robotischen Kampfmaschine, die auf Graugischt gewütet hatte, bevor sie ihnen doch noch in die Hände gefallen war und jetzt im Sonnenorbit von Demyrtle festgehalten wurde.

Die Zeit schien sich zu dehnen, je näher sie dem Petaccha-System kamen. Rhodan holte sich und Lyressea Trakara. Immer wieder ertappte er sich bei dem Versuch, sich vorzustellen, was sie am Ziel erwartete, das nur noch wenige Lichtjahre vor ihnen lag. Vor seinem geistigen Auge sah er dann riesige Kybb-Flotten oder andere Gefahren, zum Beispiel die gigantischen Hyperdimos, auf die sie schon mehrere Male im Arphonie-Haufen gestoßen waren.

Immer wieder sah er zu dem Holo mit Zephyda. Sie saß starr in ihrem Sitz. Ihr von der wilden roten Mähne umranktes Gesicht verriet nichts von einer beginnenden Überanstrengung. Sie war Herrin der Lage. Es hätte ihn beruhigen sollen, doch die innere Spannung ließ sich nicht so leicht abstellen.

Die letzten Minuten wurden zu einer kleinen Ewigkeit. Lyressea war über die Anzeigen und Displays ihres Pults gebeugt und verfolgte die von Echophage gelieferten Daten und Zahlenkolonnen. Perry Rhodan trat hinter sie und legte ihr beide Hände sanft auf die Schultern. Sie drehte kurz den Kopf und lächelte ihn dankbar an.

Und dann war es so weit: Die SCHWERT fiel in den Normalraum zurück. Die wenigen Sterne am Rand des Hyperkokons standen wieder auf den Schirmen. Vor ihnen lagen die orangefarbene Sonne Cha und ihre Planeten. Rhodan wartete instinktiv auf einen Ortungsalarm, und erst als dieser auch nach den ersten zehn Sekunden nicht erfolgt war, begann er daran zu glauben, dass seine schlimmsten Befürchtungen überflüssig gewesen waren.

 

*

 

Echophage lieferte die ersten Daten. Es gab zwar nicht die befürchteten Kybb-Flotten im System, auch keine Titanen oder gar Hyperdimos, aber um den Planeten Petac ortete die Biotronik insgesamt 21 Blockadeforts der Kybb, wie sie Rhodan und seinen Gefährten von Tan-Jamondi bereits hinlänglich bekannt waren.

Petac war der erste von sechs Planeten der orangefarbenen Sonne. Echophage gab seine Distanz zum Muttergestirn mit nur 46 Millionen Kilometern an, was auf relativ hohe Temperaturen schließen ließ, den Durchmesser mit knapp 15.000 Kilometern und einen Sonnenumlauf von 87,3 Tagen. Die Schwerkraft wurde mit 0,8 Gravos ermittelt. Petac zeigte sich als eine erdähnliche, von Wolkenfeldern überzogene mondlose Sauerstoffwelt mit großen Kontinenten in den Ozeanen.

»Danke, Zephyda«, sagte der Terraner.

Die Epha-Motana sah ihn aus dem Holo aus ihren grünen Katzenaugen an. »Wofür?«

»Für den ruhigen Flug«, sagte er in einem Versuch zu scherzen. In Wirklichkeit hatte er ihr gegenüber immer noch Schuldgefühle wegen der unmenschlichen Strapazen, die er ihr während der ersten Stunden im Arphonie-Haufen zugemutet hatte.

»Mach dich nicht lächerlich«, antwortete sie. »Wenn das alles war ... Lass uns lieber in die Zukunft blicken. Die Blockadeforts gefallen mir überhaupt nicht.«

»Die Frage ist: Wie kommen wir nach Petac, ohne von den Blockadeforts geortet zu werden? Wir können nicht einfach in das System einfliegen.«

»Natürlich nicht«, sagte Zephyda. »Ich schlage vor, wir legen eine kurze Überlichtetappe ein und tauchen eine Lichtminute vor Petac in den Normalraum zurück. Dann bremsen wir mit fünf Kilometern pro Sekundenquadrat ab und schmuggeln uns durch die Reihen der Kybb.«

»Das klingt sehr naiv«, meinte Lyressea.

»Ich weiß, was sie meint.« Rhodan deutete auf die von Echophage gelieferten Ortungsdaten. »Von den Forts geht starke Streustrahlung aus. Die sollten wir nutzen.«

Lyressea schien nicht überzeugt. »Klingt sehr optimistisch«, sagte sie.

Sie hat eigentlich keine Angst vor den Kybb, dachte er. Sie fürchtet sich vor der eigenen Hoffnung; vor der Enttäuschung. Das Paragonkreuz ist ihr im Moment das Wichtigste von allem.

»Auch hier im Arphonie-Haufen leiden die Kybb an der veränderten Hyperimpedanz«, sagte Rhodan bedächtig. »Offensichtlich lag hier im Petaccha-System keine Priorität der Umrüstung vor. Sie scheint zwar begonnen worden, aber nicht abgeschlossen zu sein. Normalweise hätten wir keine Chance, durch ihr Ortungs- und Sicherheitsnetz zu schlüpfen. Die Kybb sind weder dumm noch unterentwickelt. Aber hier dürfen wir darauf hoffen, dass die Ortungseinrichtungen nicht mit voller Leistung arbeiten. Und die Streustrahlung der Tender wird das ihrige dazu beitragen.«

Lyressea starrte ihn an. Woran dachte sie? Verglich sie ihn in Gedanken mit den Schutzherren, die sie gekannt, die sie begleitet hatte?

»Wir wollen das Kreuz«, sagte er stattdessen. »Dass die Kybb den Planeten mit vollständiger Blockade gegen die Außenwelt abriegeln, lässt nur einen Schluss zu.«

Sie sah ihm in die Augen. Ihr Blick war suchend, so als wolle sie in seinen Gedanken forschen. Doch da sie keine echte Telepathin war, musste ihr seine Mimik genügen.

Schließlich nickte sie. Ein spürbarer Ruck ging durch ihren vollkommenen Körper. »Ich bin einverstanden.«

»Zephyda?«, fragte Rhodan.

»Wir sind so gut wie auf Petac«, antwortete die Stellare Majestät selbstbewusst.

Perry Rhodan war sich nicht ganz so sicher, wie er sich gab. Einerseits verstand und teilte er bis zu einem gewissen Grad Lyresseas Angst vor einer Enttäuschung. Zum anderen sah er eine reelle Chance.

Die SCHWERT nahm wieder Fahrt auf. Als die Sterne erneut verschwanden, konzentrierte sich Rhodan auf die Blockadeforts.