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Nr. 14

 

Das galaktische Rätsel

 

Perry Rhodan sucht den Planeten der Unsterblichkeit – und findet eine Spur, die in die Ewigkeit führt ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Die Stationen, die Perry Rhodan und seine Mannschaft auf der Suche nach dem Planeten des ewigen Lebens bisher zurückgelegt haben, scheinen im Vergleich zu dem was noch folgen soll, geradezu ein Kinderspiel zu sein.

Jedenfalls ziehen die Unbekannten, die das Geheimnis der Unsterblichkeit besitzen und bewahren, alle Register psychologischer Tricks, um jeden unentschlossenen »Jäger« zu entmutigen.

Doch Perry Rhodan, der an die Bestimmung der Menschheit glaubt, gibt nicht so leicht auf. Er verfolgt konsequent sein Ziel – und stößt dabei auf DAS GALAKTISCHE RÄTSEL ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Herr der Dritten Macht.

Reginald Bull, genannt Bully – Rhodans engster Vertrauter.

Thora und Crest – Zwei Vertreter des Sternenreiches der Arkoniden.

Lossoshér – Ein ferronischer Wissenschaftler, der eine seltsame Theorie zu beweisen sucht.

Sergeant Groll – Ein Raumjägerpilot der Dritten Macht.

Anne Sloane, Betty Toufry und John Marshall – Drei Angehörige des Mutantenkorps der Dritten Macht.

1.

 

Die Sonne war ein winziger Lichtpunkt im Weltall und verlor sich rettungslos im Gewimmel der Sterne. Sie war genau 27 Lichtjahre entfernt.

An ihre Stelle war eine neue Sonne getreten, ein mächtiger, glühender Feuerball von unglaublicher Größe, dessen weißblaue Strahlen die Oberfläche der näheren Planeten versengte. Aber der Stern Wega besaß genug Planeten, um sich diese Verschwendung erlauben zu können. Die Lebenszone des Systems reichte, knapp gemessen, vom 7. bis zum 11. Planeten.

Das Objekt, eine riesenhafte Kugel aus matt schimmerndem Metall, entfernte sich von der Sonne und strebte über die Bahn des 9. Planeten hinaus und näherte sich dem 10. Planeten des Systems.

Die Bewegungen der Kugel verrieten eindeutig, dass es sich um einen von intelligenten Lebewesen gesteuerten Flugapparat handelte. Bei flüchtiger Betrachtung hätte man die Kugel für einen gigantischen künstlichen Satelliten halten können, der in ewiger Bahn um die Wega kreiste, aber die willkürlichen Kursänderungen und die unterschiedliche Geschwindigkeit verwischten diesen Eindruck sofort. Die Kugel war das Raumfahrzeug einer technisch hochentwickelten Rasse. Ihr Durchmesser betrug gut 800 Meter. Und in ihrer Zentrale standen Menschen.

Sie starrten auf die gewölbten Bildschirme, die in ihrer raffinierten Anordnung jeden Fleck des sie umgebenden Raumes wiedergaben. Elektronische Zeichenautomaten summten und hielten auf einem weißen Bogen ihre Berechnungen in graphischer Form fest. Langsam entstand ein schematisches Bild, das die Anwesenden sehr zu interessieren schien.

»Ihre Vermutung dürfte damit bestätigt werden«, sagte einer der Männer ruhig. Er stand ein wenig abseits und fiel durch seinen hohen Wuchs auf. Die weißen Haare machten ihn zwar nicht älter, aber sie betonten seine Reife. Obwohl er rein äußerlich einem Menschen glich, stammte er von einem weit entfernten Sternensystem, dem Mittelpunkt des zerfallenden galaktischen Reiches der Arkoniden. »Was werden Sie daraus schließen, Perry?«

Perry Rhodan wandte sich langsam um und verzichtete darauf, die sich selbst zeichnende Karte ständig im Auge zu behalten.

»Noch ist nicht gewiss, ob Lossoshérs Angaben stimmen, Crest. Wir werden es jedoch bald wissen. Es kann aber auch genauso gut sein, dass wir eine falsche Spur verfolgen.«

Lossoshér, ein Wissenschaftler des 8. Planeten des Wegasystems, machte eine unsichere Bewegung. Er war das einzige Lebewesen an Bord der Raumkugel, dem man auf den ersten Blick ansehen konnte, dass er nicht von der Erde stammte. Seine kleine und stämmige Statur verriet eine Heimatwelt von größerer Schwerkraft. Die tiefliegenden Augen waren durch die vorgewölbte Stirn gegen die starken Sonnenstrahlen geschützt. Der starke Haarwuchs hingegen fand keine so schnelle Erklärung. Auf Ferrol, wie der 8. Planet genannt wurde, war es nur selten kalt.

»Ich habe nur eine astronomische Kuriosität festgestellt«, sagte der Ferrone. Es klang, als wolle er sich entschuldigen, »Sie fragten mich nach gewissen Dingen, und ich versuchte, Ihnen zu helfen.«

»Missverstehen Sie mich nicht«, lächelte Rhodan entwaffnend. »Wie Sie wissen, kamen wir in dieses System, weil wir einen Planeten suchen, der sich den Überlieferungen nach hier befinden muss. Und zwar soll er als 10. Planet die Sonne Wega umkreisen.« Rhodan warf einen Blick auf den Zeichenautomaten und sah, dass der kreisende Stift gerade die Umlaufbahn des 39. Planeten auf das Papier übertrug. Wega besaß 42 Planeten, also blieben noch einige Minuten bis zur Fertigstellung der Karte des Systems. »Soweit wir bisher feststellen konnten, gibt es auf dem 10. Planeten kein Leben. Ich gehe noch weiter: es hat auf dem 10. Planeten dieses Systems noch niemals Leben in irgendeiner Form gegeben. Wir wollen lediglich versuchen, diesen Widerspruch zu klären.«

Aus dem Hintergrund schob sich ein Mann vor und stieß mit sanfter Gewalt die beiden Mediziner Dr. Frank Haggard und Dr. Eric Manoli beiseite. Er war von gedrungener Gestalt, hatte ein rundes, fast flaches Gesicht, in dem farblos wirkende, wasserblaue Augen standen. Die schmutzigroten Haare standen wie die Borsten einer Bürste senkrecht in die Höhe. Er ignorierte die vorsichtigen Proteste der beiden Mediziner und baute sich vor Rhodan auf.

»Lieber Kommandant! Ist es einem kleinen und unbedeutenden Mitarbeiter gestattet, seine Meinung zu äußern? Wenn ja, dann möchte ich bemerken, dass absolut kein Widerspruch vorliegt. Die Zentralkartei der Arkoniden spricht vom zehnten Planeten eines Systems, das einwandfrei mit dem der Wega identisch ist. Weiter sagt die Kartei aus, dass auf diesem Planeten Wesen existieren, die das Geheimnis der Zellerhaltung und damit des ewigen Lebens gelöst haben. Wenn wir nun den Planeten gefunden haben und feststellen müssen, dass er unbewohnt ist, so kann es sich doch nicht um einen Widerspruch handeln, sondern einfach darum, dass die Kartei sich irrte. Wir sind eben im falschen System. Es muss irgendwo zwischen hier und Arkon noch ein System geben, das mit dem der Wega rein äußerlich identisch ist.«

Rhodan lächelte geheimnisvoll. Er tauschte einen schnellen Blick mit Crest, streifte die Arkonidin Thora mit halbem Auge und nickte dann Lossoshér beschwichtigend zu. Dann betrachtete er die Karte unter dem Zeichenautomaten. Die Bahn des 42. Planeten wurde gerade beendet.

»Ich würde dir zustimmen, mein lieber Bully, ganz bestimmt würde ich das. Aber da sind einige Kleinigkeiten, die wir berücksichtigen müssen. Die Arkoniden haben sich vor zehntausend Jahren nicht geirrt. Die Kartei stimmt. Der Planet des ewigen Lebens befand sich tatsächlich im Wegasystem. Und zwar kreiste er zwischen dem neunten und elften Planeten um seine Sonne.«

»Dann also ...«

»Abwarten, Bully!«, ermahnte Rhodan seinen übereifrigen Freund. »Wir sind gleich so weit. Da wir es uns in den Kopf gesetzt haben, diese Welt zu finden, kamen wir in das System der Wega. Die Ferronen auf dem achten Planeten konnten uns keine Hinweise geben – oder sie wollten es nicht. Gut, sie gaben zu, dass sie vor zehntausend Jahren Besuch von einer raumfahrenden Rasse erhielten, die ihnen Materietransmitter schenkte. Weiter sagten sie aus, dass diese fremde Rasse ›länger als die Sonne lebe‹. Das ist alles. Und alle unsere Vermutungen stützen sich darauf. Gemeinsam mit der Zentralkartei der Arkoniden ergibt sich jedoch ein fest umrissenes Bild. Die Unsterblichen sind im Wegasystem beheimatet. Und jetzt, da ich zwei weitere Tatsachen bedenke, möchte ich den Satz anders betonen; sie waren hier beheimatet.«

Im Hintergrund war das unmerkliche Nicken Crests.

»Wie meinst du das?«, knurrte Bully ungeduldig.

»Die Kartei spricht nach neuer Überprüfung von einem System mit dreiundvierzig Planeten, mein Freund. Es dürfte auch dir inzwischen aufgefallen sein, dass nur zweiundvierzig Planeten die Wega umkreisen. Wir müssten uns demnach im falschen Sonnensystem befinden. Weiter soll es der zehnte Planet sein. Wir wissen, dass es auf dieser Welt noch niemals die geringste Spur von Leben gegeben hat. Also stimmt da etwas nicht. Wir haben einen Widerspruch. Aber da kam Lossoshér und brachte mich der Lösung näher. Er sprach von einer Lücke zwischen dem neunten und zehnten Planeten. Seine Angaben decken sich mit dem Bild, das uns von dem Roboter gezeichnet wurde.« Er nahm das Blatt Papier aus der Zeichenmaschine. Das Summen des elektronischen Robotmechanismus verstummte. Die Radarteleskope zogen sich in ihr Gehäuse zurück; sie hatten alle in diesem System befindlichen Körper abgetastet, ihre Umlaufgeschwindigkeiten berechnet, den Abstand von der Sonne festgestellt und die Ergebnisse graphisch aufgezeichnet. Das Resultat war eine genaue Karte des Wegasystems. »Seht euch diese Karte an, Freunde. Sie beantwortet uns zumindest die Frage, warum auch richtige Angaben falsch sein können.«

Bully ersparte sich den Blick auf die Karte.

»Du meinst doch nicht etwa ...?«

»Doch! Genau das meine ich! In dem System der Wega fehlt ein Planet!«

 

*

 

Der Abstand zwischen dem 9. und 10. Planeten war groß genug, um sich dazwischen noch einen weiteren Planeten vorstellen zu können.

»Wie ist das zu erklären?«, fragte Crest. In seinen rötlichen Albinoaugen war ein Funkeln. Als einer der letzten Nachkommen einer einst mächtigen Rasse, deren Degeneration den Zerfall des mächtigen Reiches beschleunigte, hatte er seine ganzen Hoffnungen auf die Entdeckung jener Zivilisation gesetzt, die das Geheimnis des ewigen Lebens besaß – oder zumindest besitzen sollte. Die Spur führte einwandfrei hierher. Und nun endete sie so abrupt im leeren Raum.

»Es gibt darauf nur eine Antwort«, sagte Rhodan nachdenklich. »Der Planet, der einst hier die Wega umkreiste, wanderte vor unbestimmter Zeit aus dem System aus. Und zwar der ganze Planet, samt seinen Bewohnern.«

»Das ist ja verrückt!«, empörte sich Bully gegen eine solche Vorstellung, die selbst seiner Phantasie zuviel wurde. »Man kann doch nicht einfach einen ganzen Planeten beliebig von der Stelle bewegen!«

»Du wirst dich noch wundern, mein Lieber«, prophezeite ihm Rhodan gelassen.

Dann zeigte er auf die Systemkarte.

»Damit dürfte klar sein, dass wir die Spur verloren haben. Sie endet in diesem System, an der leeren Stelle zwischen dem neunten und zehnten Planeten. Die Rasse der Unsterblichen hat sich aus dem Staub gemacht. Sie wollen ihr Geheimnis für sich behalten – wenigstens sieht es so aus. In Wirklichkeit jedoch sind sie bereit, es einer gleichwertigen Rasse mitzuteilen. Dafür haben wir Beweise. Die Materietransmitter der Ferronen, niemals von diesen erbaut oder verstanden, bilden den Anfang der neuen Spur. Die Unsterblichen wollten, dass sie den Verdacht einer denkenden Rasse erregten. Und nur fünfdimensional denkende Wesen können die Wirkungsweise der Transmitter begreifen. Damit erhalten wir die erste Bedingung gestellt: das Geheimnis des ewigen Lebens ist nur für solche, die fünfdimensional denken.«

»Tun wir das vielleicht?«, murmelte Bully mürrisch.

»Unsere Elektronengehirne tun es für uns«, nickte Rhodan. »Und sie wiesen uns auch den Weg zu der Gruft unter dem Roten Palast.«

Das Regierungsgebäude der Ferronen lag in der Hauptstadt Thorta, genannt nach dem Herrscher, dem Thort. In den Kellergewölben befand sich eine durch ein Zeitschloss abgeriegelte Gruft, in der die Konstruktionspläne zu den Materietransmittern lagen. Es war Rhodan gelungen, sie mit Hilfe seiner Mutanten herauszuholen.

»Diese Gruft«, fuhr Rhodan fort, »wird uns zweifellos den weiteren Weg zeigen. Es wird eine Jagd durch den Weltraum sein, diese Suche nach dem ausgewanderten Planeten, und eine Jagd durch die Jahrtausende. Denn bereits vor zehntausend Jahren haben sich die Unsterblichen entschlossen, dieses System zu verlassen. Aber ich bin überzeugt, dass wir bald eine neue Spur entdecken werden. Die Unsterblichen wollen, dass sie eines Tages gefunden werden, aber sie wollen, dass nur die Richtigen sie finden.«

»Und das sind wir?«, zweifelte Crest lächelnd.

»Wenn wir sie finden – ja!«, sagte Perry Rhodan leise.

 

*

 

Die Suche nach dem Planeten des ewigen Lebens war in ein entscheidendes Stadium getreten. Der gewaltige Kugelraumer hatte noch einmal den 10. Planeten des Wegasystems umflogen und nach Spuren vorhandenen oder vergangenen Lebens gesucht. Die zuerst gemachten Beobachtungen bestätigten sich: Planet Nr. 10 erwies sich als eine leblose und fast sterile Welt, die rein äußerlich dem Mars glich und auch ähnliche Bedingungen zeigte.

Das Raumschiff kehrte nach Ferrol zurück und landete in der Nähe der Hauptstadt auf dem provisorisch eingerichteten Flugfeld des Stützpunktes. Kaum lag die riesige Kugel ruhig auf dem felsigen Grund, da schaltete sich auch wieder das halbkugelförmige Energieschutzfeld ein, das den Stützpunkt einschloss und ihn vor jedem Angriff schützte.

In einer kleinen Lagebesprechung fasste Perry Rhodan noch einmal die Ergebnisse der bisherigen Bemühungen zusammen.

»Es steht fest, dass die unsterbliche Rasse auf dem zehnten Planeten dieses Systems beheimatet war, vorausgesetzt, sie kam nicht aus dem Weltraum und siedelte sich hier lediglich an. Weiter steht fest, dass der jetzige zehnte Planet zu ihrer Zeit der elfte war, während der eigentliche Planet des ewigen Lebens aus dem System auswanderte. Wenn wir die unvorstellbare Technik einer Zivilisation bedenken, die das Geheimnis der ständigen Zellerneuerung entdeckte, so scheint es nicht verwunderlich, dass sie auch in der Lage war, einen ganzen Planeten nach Belieben zu bewegen. Wir kennen ihre Motive nicht, aber wir dürfen als sicher voraussetzen, dass sie ihre Welt für eine Reise durch den Raum ausstatteten und ihrer Sonne den Rücken kehrten. Ihr Ziel ist uns unbekannt, aber Crest und ich sind der Meinung, dass die Gruft unter dem Roten Palast einen Hinweis geben kann. Unser Positronengehirn wurde eingehend befragt. Es sagt eindeutig aus, dass die unbekannte Rasse nicht beabsichtigte, spurlos zu verschwinden. Sie verließ dieses System nur, um den Suchenden Gelegenheit zu geben, ihre Intelligenz und Fähigkeit unter Beweis zu stellen. Den zehnten Planeten im Wegasystem zu finden, war kein Kunststück, aber die hier beginnende Spur durch fünf Dimensionen zu verfolgen – das ist die eigentliche Aufgabe. Wir stehen erst am Anfang unserer Suche nach dem ewigen Leben.«

»Das ist doch ganz einfach«, sagte Bully triumphierend. »Ras Tschubai war schon einmal in der Gruft, warum sollte es ihm nicht wieder gelingen. Er kann ja die Hinweise holen.«

Crest im Hintergrund lächelte nachsichtig. Neben ihm stand Thora, die ehemalige Kommandantin der auf dem Mond gescheiterten Raumexpedition. Ihre Einstellung zu den ihrer Meinung nach primitiven Menschen hatte sich nur wenig geändert. Es war ihr ein stetes Bedürfnis, die Überlegenheit der Arkoniden den Terranern gegenüber unter Beweis zu stellen. Thora war auch für irdische Begriffe eine schöne Frau, deren Alter unbestimmbar blieb. In ihrer schwankenden Seele kämpften Hass und Bewunderung, Abneigung und Liebe, krasse Verneinung und bedingungslose Bejahung miteinander. Sie liebte und verehrte Rhodan, aber sie hasste ihn auch. Manchmal hasste sie sogar sich selbst.

»Sie erhielten wie Rhodan die Hypnoschulung der Arkoniden«, sagte sie verächtlich zu Bully gewandt. »Ich kann nicht verstehen, wie Sie eine so unüberlegte Bemerkung machen konnten. Es zeugt wieder einmal für die Unreife der menschlichen Rasse ...«

»Wir sind nicht hier zusammengekommen, um die Reife oder Unreife unserer beiden Rasse zu diskutieren«, warf Rhodan ein und zwinkerte Bully beschwichtigend zu. »Bully kennt die Ergebnisse meiner Positronengehirnbefragung nicht. Das sollten Sie bedenken, Thora. Vielleicht ist es besser, wenn Ihnen Crest darüber berichtet.«

Der arkonidische Wissenschaftler nickte und begann sofort zu sprechen.

»Es gelang Rhodan mit Hilfe einiger Mutanten, insbesondere der Telekinetin Anne Sloane, des Teleporters Ras Tschubai und des Spähers Sengu, die geheimnisvolle Gruft für Sekunden zu öffnen. Nicht länger. Dabei stellte sich heraus, dass alle Gegenstände, die jene unbekannte Rasse in der Gruft deponierte, nicht räumlich, sondern zeitlich aufbewahrt werden. Der Afrikaner Ras Tschubai wurde Jahrtausende in die Vergangenheit geschleudert, wo er die Kassette mit den Plänen zum Bau der Materietransmitter fand. Der ganze Vorgang dauerte nicht länger als zehn Sekunden. Heute wissen wir nun schon, dass die Gruft in Wirklichkeit nichts anderes ist als ein Safe aus gebündelten kosmischen Strahlen, nicht zur jetzt existierenden Zeitebene gehörig. Und wir wissen auch, wie man alle Gegenstände, die sich in der Gruft befinden, in die Gegenwart zurückholen kann, ganz gleich, wo, oder besser: in welcher Zeit sie sich befinden. Die in der Kassette gefundenen Hinweise genügten, dem Positronengehirn die notwendigen Anhaltspunkte zu geben. Damit ist unser nächster Schritt festgelegt.«

Bully begegnete den Blicken der beiden Mediziner Haggard und Manoli. Er zuckte die Achseln. Was konnte er schon dafür, wenn die beiden Ärzte nicht an das ewige Leben glaubten? Ihm, Bully, wäre es schon ganz recht, tausend und mehr Jahre alt werden zu können.

»Ich lege immer noch größten Wert darauf«, übernahm Rhodan wieder das Wort, »dass niemand die astronautische Position der Erde erfährt. Aus diesem Grund muss der Hyperfunkverkehr mit unseren Stützpunkten dort begrenzt bleiben. Das Universum ist nicht leer und einsam, sondern von vielen intelligenten Rassen bevölkert. Sie interessieren sich für jeden, der tastend seine Fühler nach den Sternen ausstreckt. Und nicht alle diese Rassen sind friedlich, wie wir selbst erfahren mussten. Mit Hilfe der so genannten Strukturtaster ist es einigen von ihnen sogar möglich, den Hypersprung unserer STARDUST über Tausende von Lichtjahren hinweg zu registrieren. Aber das ist uns ja allen bekannt. Aus eben diesem Grund möchte ich darauf verzichten, jetzt zwischenzeitlich zur Erde zurückzukehren. Eine kurze Funknachricht muss genügen. Und dann werden wir den Inhalt der Gruft in die Gegenwart holen, um ihn in aller Ruhe zu studieren.«

»Gibt es außer der Kassette denn noch andere Gegenstände in der Gruft?«, wollte Haggard wissen.

Rhodan nickte.