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Dörte Müller

Max und Mama

Max und Mama meistern das Chaos





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Neulich in der Krabbelgruppe

Alle Personen und Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig.

 

 

 

 

Was vorher geschah ...

 

Elke Meier wird kurz vor der Geburt ihres Sohnes Mäxchen von ihrem Freund verlassen, weil sie eine Wahrsagerin aufgesucht hat. Jetzt muss sie sich alleine um das Kind kümmern.

Max und Mama meistern das tägliche Chaos mit Bravour.

Die Zeit vergeht wie im Flug, Mäxchen wächst heran, geht zur Schule und wird schließlich ein fleißiger Student. Auch als Erwachsener hat er es mit seiner Mutter nicht immer leicht (aber sie auch nicht mit ihm.)

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

Neulich in der Krabbelgruppe

 

(Zwölf Mütter sitzen im Kreis und haben ihre Babys vor sich auf einer Decke liegen.

Sie singen: „Hallo Kinder, hallo Kinder, wir winken euch zu. Hallo Kinder, hallo Kinder, erst ich und dann du.“)

 

„Hallo, ich bin die Steffi. Ich bin die Mama von Karlchen. Wer bist du?“

„Ich bin die Elke, die Mama von Mäxchen.“

„Und, wie sieht es bei dir aus? Passt du schon wieder in deine alten Klamotten?“

„Nein, noch lange nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich meine alte Figur wahrscheinlich nie wieder zurückkriege!“

„Bei mir geht es eigentlich schon. Ich mache auch jeden Morgen Pilates, wenn Karlchen seinen zweiten Morgenschlaf hält. Schläft deiner schon durch?“

„Leider nein. Ich bin völlig fertig und fühle mich wie gerädert. Schläft Karlchen schon durch?“

„Ja, schon eine Woche nach der Geburt hat er das kapiert. Gott sei Dank. Stillst du?“

„Nein, kurz nach der Geburt hatte ich eine Blasenentzündung und musste Medikamente nehmen. Da habe ich dann abgestillt. Klappt es bei dir?“

„Ja, ganz hervorragend. Es ist ein irres Gefühl, wenn Karlchen saugt. Ich liebe es. Ich glaube, nur für diese Momente bin ich geboren ... einfach Mutter sein! Nimmt deiner auch so gut zu und wächst so schnell?“

„Nein, Mäxchen hat sogar abgenommen. Ich bin völlig verzweifelt, der Kinderarzt hat mich aber beruhigt und will ihn erst mal beobachten, bevor er vielleicht wieder ins Krankenhaus muss!“

„Gehst du auch in die PEKIP Gruppe am Donnerstagmorgen?“

„Nein, ich habe einfach noch keine Kraft, in all diese Gruppen zu gehen. Ich laufe eigentlich den ganzen Tag nur im Bademantel herum und fühle mich wie nach einer Party ...!“

„Hahaha! Nur, dass du keine Party hattest! Sollen wir uns morgen früh mal auf dem Spielplatz treffen?“

„Da muss ich mit Mäxchen zur Krankengymnastik. Er hat sich bei der Geburt den Wirbel verrenkt, deshalb schreit er auch ununterbrochen. Der Kinderarzt meint, dass das Schreien nach drei Monaten wieder weggeht.“

„Was hast du gesagt? Dein Mäxchen schreit so laut!“

„Ich muss schnell nach Hause, ich glaube er hat einen Stinker und ich habe keine Ersatzwindel dabei!“

„Elke, warte! Lauf doch nicht so schnell weg, du kannst eine Windel von mir haben. Ich habe immer alles dabei in meinem „Easy Care Baby Traveller!“

 

(Mutter und Mäxchen sind in Rekordzeit nach Hause gestürmt und Mutter nimmt sich vor, nie wieder eine Krabbelgruppe zu besuchen.)

 

 

 

Beim Kinderarzt

„Frau Meier! Sie waren doch erst gestern bei mir und vorgestern und letzten Mittwoch, wenn ich mich nicht irre.“

„Ja, es tut mir leid, Dr. Röder, aber Mäxchen röchelt seit vier Uhr morgens so seltsam. Da wollte ich lieber noch einmal bei Ihnen vorbei schauen, weil doch morgen Wochenende ist.“

 

(Dr. Röder untersucht Mäxchen.)

 

„Es ist alles in Ordnung, Frau Meier, Sie müssen sich keine Gedanken machen. Er ist kerngesund!“

„Aber dieses Röcheln! Hören Sie es nicht?“

„Nein, das ist ganz normal. Er ist nur ein bisschen verschnupft!“

„Verschnupft? Wo hat er sich das denn geholt? Ich habe doch immer so aufgepasst!“

„Man kann nicht rund um die Uhr auf ein Kind aufpassen. Vertrauen Sie doch auf Ihren gesunden Menschenverstand!“

„Da ich gerade hier bin, Mäxchen hat auf seinem Rücken einen ganz seltsamen roten Punkt. Könnten Sie sich den einmal kurz anschauen?“

 

(Dr. Röder schaut sich Mäxchens Rücken an.)

 

„Das ist nur ein harmloser Pickel.“

„Aber wenn das der Anfang von Neurodermitis ist? Oder ein anderer seltsamer Ausschlag? Das könnte doch sein, oder? Ich habe da schon im Internet recherchiert.“

„Frau Meier, Sie machen sich ganz verrückt. Mäxchen hat nur einen ganz harmlosen Pickel.“

„Wenn Sie da so sicher sind, muss ich Ihnen wohl glauben. Sie sind ja schließlich Arzt und haben studiert. Falls am Wochenende etwas passiert, könnte ich da Ihre private Telefonnummer haben?“

„Die gebe ich eigentlich nicht heraus, aber meine Arzthelferin wird Ihnen gleich ein Kärtchen geben, da steht drauf, wer am Wochenende Dienst hat.“

 

(Mutter verlässt enttäuscht die Arztpraxis und nimmt sich vor, einen anderen Kinderarzt aufzusuchen.)

 

 

 

Oma kommt

„Mäxchen, schau, das ist deine Oma!“

„Kann er schon Oma sagen?“

„Nein, er ist doch erst sechs Monate alt!“

„Ich glaube, du hast mit sechs Monaten schon die ersten Wörter gesagt!“

„Nein, das habe ich ganz bestimmt nicht.“

„Du konntest aber schon sehr früh sprechen, das weiß ich noch ganz genau! Die Leute meinten immer, ich hätte ein richtiges Wunderkind! Machst du denn bei Mäxchen auch alles richtig?“

„Wie meinst du das?“

„Liest du ihm viel vor? Gehst du oft mit ihm an die frische Luft?“

„Natürlich. Wieso denkst du immer, dass ich alles falsch mache?“

„Ich habe ja nur gefragt. Er sieht so blass aus und er hat so einen seltsamen Ausschlag auf dem Kopf!“

„Das ist Milchschorf, das geht mit der Zeit weg.“

„Gehst du auch regelmäßig mit ihm zum Arzt?“

„Langsam gehst du mir wirklich auf die Nerven, Mama!“

„Man wird sich doch wohl noch Sorgen machen dürfen ... um seinen einzigen Enkel!“

„Hast du morgen Abend Zeit, mal kurz auf ihn aufzupassen?“

„Du weißt doch, da muss ich zum Bridge!“

„Vielleicht übermorgen?“

„Da bin ich beim Aerobic ... ich bin vollkommen ausgebucht, ich habe so gut wie nie Zeit! Und übernächste Woche bin ich schon auf dem Kreuzfahrtschiff. Elke, das habe ich dir noch gar nicht erzählt: Ich habe einen neuen Freund! Ich habe ihn in der Nordic Walking Gruppe kennen gelernt.“

„Aber Mäxchen ist dein einziger Enkel und du hast gar keine Zeit für ihn!“

„Ich freue mich ja auch so über ihn. Aber um auf so ein kleines Würmchen aufzupassen, bin ich schon viel zu alt! Das kannst du wirklich nicht mehr von mir verlangen!“  

 

 

 

Krabbelgruppe, zweiter Versuch

 

(Mutter ist zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. Es regnet schon seit drei Wochen ununterbrochen und sie muss mal wieder unter Leute. Da hilft nur eins: die Krabbelgruppe.)

 

 

„Hi Elke, du warst ja lange nicht mehr da! Geht es euch gut?“

„Ja, ja, geht so!“

„Schläft Mäxchen schon durch?“

„Nein, leider noch nicht.“

„Was? Immer noch nicht? Du Arme! Wie hälst du das bloß aus ...!“

„Ich habe mich daran gewöhnt!“

„Was machst du so unter der Woche? Welche Kurse hast du gebucht?“

„Wir haben Krankengymnastik am Montag und Mittwoch, Dienstagmorgens gehe ich immer einkaufen ...!“

„War nett, sich mit dir unterhalten zu haben. Vielleicht sehen wir uns am Mittwoch beim Babyschwimmen im Krankenhaus?“

„Mäxchen hat eine Chlorallergie, ich bleibe lieber zu Hause.“

„Wenn du willst kann ich dir mal meine Bücher vorbeibringen. Kennst du „Alle Kinder können schlafen“ und „Lecker kochen für Baby und Mama“?“

„Im Moment habe ich keine Kraft zum Lesen. Ich bin immer so müde und schlafe schon über der Apothekenzeitschrift ein!“

„Dann bringe ich dir die Hörbücher. Die lohnen sich, echt!“

„Danke für deine Tipps, jetzt geht es mir schon viel besser!“

„Und wann fängst du wieder an zu arbeiten?“

„Erst mal habe ich für drei Jahre Elternzeit.“

„Ich gehe in zwei Wochen wieder los. Sonst bin ich zu lange draußen. Ich will einfach den Anschluss nicht verlieren, verstehst du? Und immer dieses eintönige Gequatsche in den Babygruppen – da verblödet man total. Zum Glück habe ich für Karlchen einen Platz in einer Krippe für unter drei bekommen. Stell dir vor, das Storchennest ist sogar bilingual! Erziehst du Mäxchen auch zweisprachig?“

 

(Die Gruppenleitern klingelt mit einem Glöckchen.)

 

„Alle Muttis bitte aufstellen für ein Foto!“

 

(Nach dem Foto versammeln sich die Mütter wieder im Kreis und singen: „Alle Leut, alle Leut gehen jetzt nach Hause. Große Leute, kleine Leute, dicke Leute, dünne Leute, alle Leut, alle Leut gehen jetzt nach Hause.")

 

„Tschüß! Und vergesst nicht: Das nächste Treffen ist auf dem Erlebnisbauernhof!“

 

 

 

Morgens am Rhein

(Mutter joggt am Rhein entlang und schiebt Mäxchen im Kinderwagen vor sich her. Die Sonne scheint, es ist zehn Uhr morgens und es wird ein warmer Tag werden. Viele Leute kommen den beiden entgegen.)

 

„Ist das für das Kind nicht viel zu schnell? Dem armen Baby wird bestimmt ganz schlecht in seinem Wagen!“

 

„Muss das Baby denn so in die Sonne gucken? Es wird ja furchtbar geblendet! Vielleicht wird es für immer blind! Die Pupillen können sich ja noch nicht verkleinern!“

 

„So dick hat die Mama dich angezogen! Armes Baby!“

 

„Wie kann man mit seinem Kind nur ohne Mützchen rausgehen! Unverantwortlich ist das!“

 

„Die jungen Mütter heutzutage müssen immer alles gleichzeitig machen. Statt in Ruhe mit dem Kind spazieren zu gehen müssen sie gleich einen Marathon laufen!“

 

„Was für eine dicke Decke das Baby hat! Das schwitzt sich ja tot!“

 

„Wieso fährt das Baby rückwärts? Da ist es ja vollkommen im Schatten! Sonne würde ihm doch so gut tun! Noch nie etwas von Vitamin D gehört?“

 

„Das Baby schreit ja fürchterlich! Was hat es denn bloß?“

 

(Mutter joggt zur nächsten Bushaltestelle und fährt mit Tränen in den Augen nach Hause.)

 

„Wieso fahren Sie bei diesem schönen Wetter mit dem Bus? Gönnen Sie Ihrem Kind etwa nicht die schöne frische Luft am Rhein?“