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Freya Phoenix, Michaela Feitsch

Die Stundenwelt - Brynadette

(Band 2)





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Titel

Michaela Feitsch

 

 

Die

Stundenwelt

 

 

 

Geschichten aus der Siebenwelt

 

Zweiter Band

Brynadette

 

 

 

 

 

Roman

 

Vorwort & Landkarte

 

"Novize, Herr der Stundenwelt,

sieh´ wie der Sand der Zeit

durch deine Finger rinnt,

wie der Sand durch das Glas."

 

(Der Lehrer)

Gespräch mit dem Novizen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1 Std. 59 Min. 59 Sek.

 

 

 

1. Kapitel

»Bernie, bist du so lieb und kopierst das schnell für mich?«

Bryn nahm ihrer Kollegin die Unterlagen ab und ließ sie auf ihren Schreibtisch plumpsen. »Brynadette.«

Ihre Kollegin räusperte sich. »Wie bitte? Was hast du gesagt, Liebes?«

»Brynadette. Mein Name ist Brynadette. Oder Bryn.«

»Ach so, das weiß ich doch Bernie.« 

Marsha, Ihre Arbeitskollegin lächelte kurz und zwinkerte ihr zu. Dann wandte sich Marsha von ihr ab und wackelte auf ihren Absätzen davon

Bryn starrte auf ihren kleinen Schreibtisch, an dem sich bereits ein hoher Stapel Unterlagen türmte. All diese Akten musste sie heute für ihre Kollegen kopieren. 

Bryn ließ ihre Augen über den Schreibtisch gleiten. 

Wenn ich noch einen Tag länger in diesem Büro arbeiten muss, ertränke ich mich in meinem Kaffeebecher. 

Sie genehmigte sich schnell einen Schluck aus der Tasse, anstatt ihre Nase hineinzustecken. Hastig klemmte sie sich die Ordner unter den Arm und verschwand mit energischen Schritten im Kopierraum. Mit einem festen Ruck schlug sie die Tür hinter sich zu. Jetzt hatte sie wenigstens ihre Ruhe. 

Ich arbeite schon seit zwei Jahren hier und sie wissen immer noch nicht wie ich heiße, ging es ihr durch den Kopf.

 

In dem kleinen Kopierraum verteilte sich eine stetige Hitze. Bryn krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch. Dadurch legte sie ihre stämmigen Unterarme frei, aber das störte sie momentan nicht, immerhin war sie gerade unbeobachtet. 

Sie öffnete die Klappe des Geräts, das an dem Temperaturanstieg schuld war und ihr Gesicht spiegelte sich in dem Glas des Kopierers.

Bryn gehörte zu den eher unauffälligen Standardtypen, mit Allerweltsgesicht. Ihr strähniges Haar trug sie meistens, so wie jetzt gerade, zu einem Dutt hochgesteckt. Ihre Brillengläser wurden von einem graubraunen Rahmen auf ihrer 08/15-Durchschnitts-Nase gehalten. Make-up trug sie kaum, auch heute nicht. Sie versuchte es hin und wieder, aber nach ein paar Stunden bekam sie einen schrecklichen Ausschlag. Und auch Kontaktlinsen waren keine Alternative, um ihr Gesicht aufzuhübschen, weil ihre Augen davon ständig juckten. Aber eigentlich war ihr das fast egal, weil sie sich in ihrem rundlichen Körper sowieso nicht besonders wohl fühlte. 

Also warum dann an ihrem Gesicht Herumdoktoren? Das war die ganze Mühe sowieso nicht wert.

 

Sie schloss den Deckel des Kopierers und drückte auf Start. Während sie auf den ersten Durchgang wartete, sah sie an sich herab. Sie trug eine weite Bluse um ihre Pölsterchen am Bauch zu kaschieren und einen auslandenden Rock. Darunter spannte ihre Strumpfhose, die jedoch überlebensnotwendig war, wenn sie vermeiden wollte, dass ihre Schenkel schmerzlich aneinander rieben. 

Sie startete zwar immer wieder Versuche Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren, hielt aber nie lange genug durch, um wirkliche Ergebnisse zu bemerken. Und so blieb ihr nur noch die tägliche Selbstkritik vor dem Spiegel. Oder bei der Arbeit. Oder wenn sie im Auto saß. Oder auf die Straße ging. 

Sie starrte vor Langeweile an die Decke und schnaubte in die Luft. 

Wieder bald einen Tag geschafft. Nicht mehr lange, dann ist es vorbei und du kannst wieder nachhause. 

 

Irgendwie war sie sogar stolz auf sich, weil sie diese Stelle schon so lange behalten hatte. Normalerweise schaffte sie es gerade ein paar Monate, höchstens ein Jahr, dieselbe Arbeit jeden Tag wieder und wieder zu machen. Ihr letzter Job als Kellnerin wurde ihr schon nach zwei Monaten zu viel. Insgesamt hielt sie aber sogar vier Monate durch. Ihre Chefin warf ihr vor, sie wäre viel zu ungeschickt für einen Job im Gastgewerbe. Ständig ließ sie etwas fallen. 

Damit hatte sie zwar nicht ganz unrecht, aber Bryn war immer freundlich zu den Gästen gewesen. Selbst wenn sie sie hin und wieder mit etwas überschüttete, weil sie wieder über ihre eignen Füße stolperte. In dieser Zeit hatte sie sogar zwei Kilo abgenommen und das Trinkgeld war auch nicht zu verachten gewesen. 

Aber sei es, wie es sei, sie wurde entlassen. So wie immer. 

Diesen Aushilfsjob im Büro hatte sie auch nur durch Zufall ergattert. Sie würde weiter durchhalten, das hatte sie sich geschworen. Jeden Tag wieder herkommen und ihre Kopien machen. 

Bis ich tot umfalle. 

 

So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Aber so war das wohl, wenn man sich mit Siebenundzwanzig immer noch nicht zu irgendetwas berufen fühlte. Und wenn man nur arbeiten ging, um sich das Leben leisten zu können, von dem man jedoch nicht viel hatte, weil man ja den ganzen Tag in der Arbeit verbrachte. 

Ein Teufelskreis.

 

Bryn ließ sich den restlichen Tag weiter durch das Bürogebäude scheuchen: Sie überbrachte Nachrichten für ihre Kollegen, fertigte weitere Kopien an (um den Stapel auf ihrem Schreibtisch abzuarbeiten), machte die Ablage und zu guter letzt bediente sie den Aktenvernichter. Nachdem der ganze Bürokram erledigt war, machte sie sich ans Werk und verteilte die Post im restlichen Bürogebäude.

Bei ihrer Postrunde blieb sie regelmäßig im Büro der Grafiker hängen. Die Jungs boten ihr meist eine Tasse Kaffee an, da konnte Bryn einfach nicht widerstehen. Die Stimmung in diesem winzigen Büro, in dem sechs Männer ihrer Arbeit nachgingen, strahlte eine ganz andere Atmosphäre als der Rest des riesigen, unpersönlichen Bürokomplexes aus. 

Außerdem wussten sie sogar, wie sie hieß.

»Hey Bryn! Komm rein, dein Kaffee wartet schon auf dich«, begrüßte Sam sie überschwänglich, der fast von seinem Bürostuhl kippte. In dem Kämmerchen herrschte wie immer eine chaotische Stimmung. Das Radio dudelte vor sich hin und der Fernseher brüllte in voller Lautstärke aus der anderen Ecke des engen Büros. Es lief gerade eine Nachrichtensendung und die superschlanke Moderatorin berichtete über den aktuellsten Anschlag auf einen Politiker. Bryn parkte ihren Postwagen und nahm freudig den Kaffee entgegen.

Sam deutete kurz in die Richtung des Fernsehgeräts. 

»Schon wieder einer Matsch. Jetzt sind es schon Vier. Sie nennen es das große Politikersterben.«

Bryn hielt ihre Tasse in der Hand und kratzte mit einem Fingernagel über das Emblem der Firma, das unübersehbar auf der Kaffeetasse prangte. VidaCorp.

Sie trank einen Schluck und sagte: »Tja, zum Glück sind wir keine Politiker, was? Ich hätte keine große Lust so hingerichtet zu werden. Das kann ich dir sagen.«

Sam warf ihr einen gespielt schockierten Blick zu. 

»Aber Bryn, sowas kannst du doch nicht sagen. Die Politiker der blauen Partei leisten doch wirklich gute Arbeit. Ich verstehe nicht, wie man einen nach dem anderen einfach umnieten kann.« 

Bryn lehnte sich gegen Sams Schreibtisch, auf dem sich, wahrscheinlich über Monate oder sogar über Jahre hinweg, neben einigen Akten und Papierstapeln, eine Menge Kram angehäuft hatte. Sie schob das ganze Zeug, (bestehend aus Wasserflaschen, kleinen Plastikactionfiguren und offenen Kaugummipackungen in verschiedensten Geschmacksrichtungen, einfach mit der flachen Hand beiseite. 

»Selbst Schuld, kann ich da nur sagen. Sie hätten in den letzten Zwanzig Jahren einfach nicht so weit kommen dürfen. War doch klar, dass das nicht ewig gut gehen kann wenn sich eine einzige Partei die Kontrolle über die ganze Siebenwelt einverleibt. Das grenzt ja schon an Absolutismus.«

Sam rieb sich die Stirn und lächelte verlegen. Sie erkannte auf Anhieb die aufsteigende Panik in seinem Blick. Eigentlich wusste sie genau, es war strikt verboten, solche Gedanken laut zu äußern und es galt als Hochverrat an der führenden Partei. Sam würde sie sicher nicht melden, aber man wusste ja nie, wer gerade noch zuhörte. Die Firma befand sich fest in blauer Hand und bekanntlich konnten die Wände Ohren haben. Im schlimmsten Fall würde man sie sogar in Handschellen abführen und sie einer stundenlangen Befragung unterziehen, wenn sie genug Pech hatte.

Bryn wechselte abrupt das Thema. »Und Sam? Wieder mal ein Gesicht verunstaltet oder jemandem unabsichtlich eine Hand abgehackt?«, was brutal klang, aber in Wahrheit nur ein makaberer kleiner Scherz in Grafikerkreisen war. Es passierte immer wieder Mal, dass einer der Grafiker es beim Retuschieren der Bilder zu gut meinte, und die Models dadurch etwas verunstaltete. 

Es war auch schon einmal passiert, dass ein Grafiker (nennen wir ihn Brian ohne jemanden direkt anzusehen), das Titelblatt einer VidaCorp. Werbebroschüre verstümmelte, indem er der Firmenchefin, Margerite Le Fleur, ein Bein amputierte. Er schwor, dass es unabsichtlich passiert sei. Doch so Recht glauben wollte ihm das niemand. 

Die Grafiker, eine eingeschworene Gemeinschaft, hielten zusammen und verpfiffen Brian nicht. Er durfte seinen Job somit behalten und weiterhin Leuten Beine oder Arme abhacken, wenn ihm danach war. 

Sie scherzten noch ein paar Minuten weiter und Bryn verließ die seltsame Wunderwelt der Grafiker wieder, als sie ihren Kaffee geleert hatte. Sie trug die restliche Post aus bis ihr Arbeitstag zu Ende war. Dabei wurde sie noch mindestens dreißig Mal Bernie genannt. 

 

 

Bryn trat nach diesem endlosen Tag im Büro hinaus ans Tageslicht, wobei es nicht mehr sonderlich viel Tageslicht zu sehen gab. Die Zahnräder der Sonne schimmerten in den letzten Sonnenstrahlen.

Erledigt von dem Tag schleppte sie sich zu ihrem Auto, in Gedanken bei ihrem Hund, ihrem einzigen Freund, der ihr seine Gesellschaft zugestand. Obwohl man sagen kann, dass seine Gefühle für sie, sich meist nur sehr subtil äußerten. Er war ein starrsinniger kleiner Staubwedel, der ihr nur dann Aufmerksamkeit und Zuneigung schenkte, wenn ihm gerade danach war. Man könnte ihn aufgrund seiner Mentalität auch gerne mit einer Katze verwechseln. Obwohl er noch viel eigensinniger sein konnte als ein Stubentiger.

Als sie gerade in ihre Klapperkiste steigen wollte, bemerkte sie einen Zettel an der Windschutzscheibe, der aufgeregt im Abendwind flatterte.

Wozu verteilen sie immer diese Flyer? Weil sie wissen, dass man sie nicht einfach wegschmeißen kann und sie ins Auto legen muss, weil es verboten ist Müll auf die Straße zu schmeißen. Deshalb. Sehr schlau diese Kerle.

 

Das kleine Stück Papier war fein säuberlich zusammengefaltet worden. Sie klappte das Blatt hastig auseinander und schluckte dabei ihren Ärger über den Verteiler der nervigen Zettelchen herunter. Eigentlich tat er ja auch nur seine tägliche Arbeit, wie alle. 

Als sie den aufgefalteten Flyer so gut wie möglich glatt strich, machte sie große Augen. Es handelte sich gar nicht um eine Werbung, sondern um eine Nachricht. Eine Botschaft speziell an sie gerichtet. Zuerst tat sie sich schwer die krakelige Schrift zu entziffern, doch als sie es geschafft hatte, las sie die Nachricht immer wieder: 

 

Wir brauchen deine Hilfe. 

Triff uns heute Abend, um neun Uhr,

 im Stadtpark, an der kleinen Kapelle. 

Wir warten auf dich.

 

Bryn drehe den Zettel in ihren Händen hin und her. Aber es befand sich keine Unterschrift unter der Nachricht und auch sonst entdeckte sie keinen Hinweis darauf, wer sie geschrieben haben mochte. 

Wir. Ach ja, wir. Euch kenne ich. Ganz bestimmt

Bis neun Uhr waren es noch zwei Stunden hin. Sie hatte also noch genug Zeit, um sich zu überlegen, ob sie zu dem vorgeschlagenen Treffpunkt gehen sollte. 

Wir. Wer verdammt nochmal ist Wir?

 

In Gedanken bei der geheimnisvollen Nachricht fuhr sie heimwärts nach Brot-West. 

Ludovico hatte entschieden, sich heute zu freuen, als sie nachhause kam. Sie öffnete die Eingangstüre ihrer Wohnung und er eilte ihr unaufhaltsam, mit der Rute wackelnd entgegen. Als er sah, dass es sich aber nur um sein Frauchen handelte, hob er die Schnauze und drehte sich auch gleich wieder von ihr weg. 

»Ludilein, komm. Wir gehen Gassi.« 

Durch dieses Angebot verführte sie ihn fast täglich dazu, sie doch wieder anzusehen. Sie legte ihm sein Geschirr an und ging mit ihm eine Runde um den Häuserblock. Er tat ihr leid, weil er den ganzen Tag alleine in ihrer Zweizimmerwohnung eingesperrt darauf warten musste, bis sie nachhause kam. 

Eigentlich hatte sie geplant, ihn zur Arbeit mitzunehmen. Aber es stellte sich heraus, dass ihre Kollegin - Marsha, die sich ihren Namen einfach nicht merken wollte - anscheinend eine schwere Hundeallergie hatte. Oder zumindest so tat weil sie Hunde nicht ausstehen konnte. 

Ludo bepieselte seine Lieblingsstellen und sah sie dann herausfordernd an. Er schien auf die nächste Beschäftigung zu warten. 

»Ludilein, ab nachhause, dann gibt’s Fressi Fressi.«

 

Wieder in ihrer Wohnung watschelte sie in die Küche und stellte ihm sein Fressen hin. Selbst schlang sie nur ein belegtes Brot mit Tomaten und Käse, gleich im Stehen hinunter. Danach ging sie unter die Dusche, um sich den Arbeitstag ein für alle mal abzuwaschen. 

Acht Uhr. Noch eine Stunde Zeit. Was soll ich nur tun?

Sie zog sich rasch etwas Bequemes an, schnappte sich Ludovico, ohne weiter nachzudenken, und ging mit ihm zum Auto. 

»Ludo, heute drehen wir noch eine Abendrunde durch den Park. Was sagst du dazu?« 

Der kleine schwarze Teufel hechelte ihr aufgeregt von der Rückbank entgegen. 

»Scheint so, als wärst du einverstanden. Wunderbar, dann fahren wir los.«

 

Für die Strecke zum Park brauchte sie zwanzig Minuten. Die Anlage war nicht gerade klein und der Weg zu der Kapelle dauerte ungefähr noch mal so lange. Als sie die Kapelle vor sich auftauchen sah, hielt sie den Atem an. 

Zehn vor Neun

Ludovico schnüffelte gerade an einem Stamm einer großen Trauerweide, diese riesigen Bäume kreisten die Kapelle rundherum ein. Sie versteckte sich hinter dem mächtigen Stamm der Weide, in der Hoffnung sich so vor Wir bedeckt halten zu können. 

Ich möchte zuerst mal sehen, wer Wir ist. Ich bin doch nicht blöd und laufe euch direkt in die Arme. 

Mittlerweile war es richtig düster geworden. Der Abend versank bereits im Grau der Nacht. Im Park war nicht mehr viel los und direkt vor der Kapelle standen nur zwei Gestalten herum. 

Das müssen sie sein. 

Ein Mann und eine Frau, wobei sie ihn weit überragte. Die Frau wurde leicht vom Schein einer Laterne erhellt. Sie war sicher fast zwei Meter groß und trug einen langen, schwarzen Ledermantel, der trotz ihrer enormen Körpergröße fast den Boden berührte. 

Der Mann hatte wirres Haar und war ebenfalls in einen langen Mantel gehüllt. Welche Farbe er haben mochte, erkannte sie aufgrund der herrschenden Dunkelheit nicht. Sie tippte jedoch ebenfalls auf Schwarz. Die Silhouetten der beiden standen bewegungslos da und schienen auf ihr Eintreffen zu warten. Da bekam es Bryn mit der Angst. Sie machte kehrt und lief los. Sie zerrte Ludovico an der Leine, durch den Park, zurück zu ihrem Auto. Der arme Hund wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Verdattert versuchte er, mit seinem aufgebrachten Frauchen Schritt zu halten.

Das war eine wirklich blöde Idee hierher zu kommen. Was habe ich mir nur dabei gedacht?

 

Wieder zurück in ihrer Wohnung sank Ludovico, beglückt von der vielen Bewegung, in sein Körbchen und sabberte selig die Auflage voll. Bryn legte sich in ihr Bett und überlegte, ob sie noch lesen sollte, doch sie war noch viel zu aufgeregt von ihrem ungeplanten Ausflug.

Eigentlich war es doch ganz spannend. Ich hätte mit ihnen reden sollen. Ludo hätte mich schon beschützt. 

Sie warf der kleinen Promenadenmischung einen Blick zu. 

Er hätte sie immerhin in die Wade zwicken können. Obwohl, so groß wie diese Frau war, vielleicht doch eher nur in den Knöchel.  

Bryn schlief mit diesem Gedanken ein, bis sie ihr Wecker am nächsten Morgen aus dem Schlaf riss, um ihr zu sagen sie solle gefälligst arbeiten gehen. 

 

 

Der nächste Tag im Büro verlief wie jeder andere auch: Kopien anfertigen, den Aktenvernichter bedienen, die Post austragen, sich Bernie nennen lassen. Kaffee mit den Jungs aus der Grafikabteilung trinken und mit Sam Scherze reißen. Hin und wieder landeten ihre Gedanken wieder in dem Park. Und sie stellte sich vor, wie sie mit selbstsicheren Schritten doch zu der Kapelle hinübergegangen wäre. Sie hätte mit den beiden gesprochen. 

Hab´ ich aber nicht, Chance vertan. Kein Abenteuer für Bryn.  

Da sie sich so viel über sich selbst ärgern musste, verging der Tag schneller als gewohnt. Kaum hatte er begonnen, war er auch schon wieder vorbei und sie ging, so wie nach jedem anderen Arbeitstag, wieder zu ihrem Auto um nachhause zu Ludovico zu fahren, der auf sein Gassi und Fressi wartete. 

Doch dieses Mal fand sie dort etwas anderes als eine Nachricht.