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Karte Gwildor
Titelseite

Inhalt

Eis und Feuer

Die erste Herausforderung

In die Dunkelheit

Ein Feind erwacht

Knappe Flucht

Ein Biest in Ketten

Ein alter Feind

Velmals Schild

Der Eisriese

Der letzte Kampf

In der Tiefe verschwunden

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank
an Michael Ford
 
Für Charlie Heaphy

Bild

Willkommen in einer neuen Welt …

Hast du gedacht, du hättest schon alles Böse gesehen, das es auf der Welt gibt? Dann bist du fast so töricht wie Tom! Er mag Malvel besiegt haben, aber neue Herausforderungen warten auf ihn.

Er wird in die Ferne reisen und alles zurücklassen, was er kennt und liebt. Warum? Weil er in einem Königreich, das nicht sein Zuhause ist, gegen sechs Biester kämpfen muss.

Wird er mit ganzem Herzen bei der Sache sein? Oder wird Tom seiner neuen Mission den Rücken kehren? Er weiß es noch nicht, aber ihn verbindet viel mit den Menschen in Gwildor. Ein neuer Feind wartet dort auf ihn. Und er ist entschlossen, Tom zu vernichten. Kannst du dir vorstellen, wer dieser Feind ist?

Lies weiter und du wirst erfahren, wie dein Held sich schlägt.

Velmal

Eis und Feuer

Linus keuchte, als er den riesigen Fußabdruck im Schnee entdeckte. Die Legenden waren also wahr.

„Hier entlang!“, befahl Dylar und deutete mit seinem knochigen Finger auf den eisigen Pfad vor ihnen.

Die Flammen seiner Fackel zuckten im Wind und grauer Rauch kräuselte sich zum kalten Nachthimmel empor. Dylar war der Dorfälteste und im orangefarbenen Licht konnte man jede Falte in seinem ernsten Gesicht erkennen.

Linus war noch ein Kind, aber er trug wie alle anderen auch eine Fackel. Trotz der Hitze der Flammen zitterte er in seiner dicken Fellkleidung. In seinem Dorf, Frigora, lag das ganze Jahr Schnee, aber heute Nacht kroch ihm die Kälte in die Knochen wie nie zuvor.

Sie waren auf der Suche nach einem Monster.

„Da! Da!“, rief jemand. „Ich habe etwas gesehen!“

Rufe wurden laut.

„Wo?“

„Dem Biest hinterher!“

„Wir haben keine Zeit zu verlieren!“

Die Menge drängte nach vorn, aber Dylar rief lauter als der Rest: „Stopp! Bleibt dicht zusammen. Wir erwischen das Monster nicht, wenn wir nicht zusammenarbeiten! Bringt die Kinder in Sicherheit.“

Linus sorgte dafür, dass er nicht mit den anderen Kindern nach hinten gebracht wurde. Er schlüpfte unter Händen und Beinen durch und blieb nah an der Spitze des Suchtrupps.

„Ich werde mir auf keinen Fall den Spaß entgehen lassen“, dachte er.

Der Weg wurde schmaler und steiler. Etwas glühte vor ihnen auf.

„Der Mann aus Eis!“, schrie jemand.

Linus hielt die Luft an.

Das Monster hatte ihnen den Rücken zugekehrt. Es war so groß und breit wie zwei Männer. Sein Eiskörper schimmerte bläulich im Licht der Fackeln. An manchen Stellen konnte Linus durch den Körper hindurchsehen.

Das Biest drehte sich um und brüllte wütend. Sein Gesicht war kantig und schroff. Es sah aus wie das Gesicht einer grob gehauenen Statue. Seine Haare bestanden aus spitzen Eiszapfen. Die Augen glänzten wie gefrorene Teiche. Linus sah, dass das Biest einen Schild trug, der größer war als Linus selbst. Er leuchtete grün. In der anderen Hand trug das Biest einen gezackten Knüppel.

„Was … was sollen wir tun?“, fragte jemand ängstlich.

Knirschend hob das Eismonster einen Fuß, dann stampfte es fest auf den Boden. Der Pfad bebte und die Dorfbewohner stolperten rückwärts. Aber das Monster kam nicht näher.

„Umzingelt es!“, rief Dylar.

Die erste Reihe der Männer stürmte vorwärts und Linus folgte ihnen. Das Eismonster drehte sich um, aber die Männer von Frigora waren schneller. Die Menge teilte sich und umrundete das Biest von beiden Seiten. Ein Mann sprang auf seinen Rücken, rutschte aber sofort ab und fiel in den Schnee. Der Eisriese brüllte und hob einen Fuß, um den Mann zu zertreten. Linus sprang mit hoch erhobener Fackel vor. Die Flammen zuckten dem Biest ins Gesicht und es wandte sich ab. Der Eisriese ließ seinen Schild fallen und hob schützend den Arm hoch.

Linus starrte ihn mit offenem Mund an.

Das Eismonster hatte Angst vor Feuer!

Wasserperlen erschienen auf dem Körper des Biests. Umzingelt von den Dorfbewohnern taumelte es hin und her und wagte nicht, in die Nähe der brennenden Fackeln zu kommen.

Linus schlich nach vorn. Wenn er den Schild aufheben würde, wäre er der Held des Dorfs. Er hielt seine Fackel wie ein Schwert und ging langsam auf ihn zu.

Das Biest streckte seine dicken Eisfinger auch nach dem Schild aus, aber Linus drohte ihm mit seiner Fackel.

„Bleib zurück!“, hörte er sich selbst rufen. Das Monster zuckte zurück. Linus zog den schweren Schild zur Seite und die Männer von Frigora jubelten.

Das Biest sah sie panisch an. Wasser strömte von seinem Körper und es begann zu schrumpfen.

„Tötet das Biest!“, rief ein Dorfbewohner.

„Bringt es zum Schmelzen!“, rief ein anderer.

Der Ring aus Feuer begann sich zu schließen.

Da hörte Linus den Dorfältesten über den Tumult schreien:

„Nein!“ Auf Dylars Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Alle wandten sich ihm zu. „Es gibt noch eine andere Möglichkeit …“

Die erste Herausforderung

Tom konnte sich im Sattel kaum aufrecht halten, als er auf Storm den Bergpfad hinunterritt. Seine Mission in Gwildor war schwerer als alles, was er je zuvor erlebt hatte. Der Kampf mit Rokk hatte ihm all seine Kraft geraubt.

Seine Hand pochte vor Schmerz. Seit Rapu, der Giftkämpfer, ihn mit seiner gigantischen Krebsschere verletzt hatte, hatte sich das Gift in Toms Hand immer weiter ausgebreitet. Er packte die Zügel mit der linken Hand und presste die rechte an seine Seite. Er drehte sich zu Elenna um und hoffte, dass sie nichts bemerkt hatte.

„Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht“, dachte Tom. Sie befanden sich noch mitten in ihrer Mission. Drei weitere Biester mussten sie noch von Velmals bösem Fluch befreien. Sonst würden Gwildor und Avantia in Dunkelheit versinken.

Plötzlich rutschten die Steine unter Silvers Pfoten weg und er jaulte verletzt auf. Erschrocken glitt Elenna von Storms Rücken. Ihr zahmer Wolf leckte sich die Pfote. Tom entdeckte Blut auf dem Pfad.

„Alles in Ordnung mit ihm?“, fragte er besorgt.

Elenna legte die Arme um Silvers Nacken.

„Ich denke schon“, antwortete sie. Sanft hob sie das Bein des Wolfs an und untersuchte seine Pfote. „Sieht nur nach einem kleinen Kratzer aus.“

Als Elenna aufstieg, war auch Silver wieder auf den Beinen und begierig darauf weiterzugehen. Elenna sah den steinigen Pfad hinunter.

„Wir sollten vielleicht mal auf die Karte schauen“, schlug sie vor.