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Schicksalsnovellen über Malerinnen des zwanzigsten Jahrhunderts


Schicksalsnovellen über Malerinnen des zwanzigsten Jahrhunderts


1. Auflage

von: Ingrid Möller

6,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 24.11.2015
ISBN/EAN: 9783956555671
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 102

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Wie Überlebende von Hiroshima trotz allem Mut fassen, zeigt das Beispiel der alten Bauernfrau Suma Maruki (1872-1956). An ihr, der Analphabetin, die in ihrem kargen Leben nie einen Schreibgriffel in der Hand gehalten hatte, vollzieht sich das Wunder, dass sie plötzlich feststellt, dass sie ein Talent zum Malen hat.
In der Vorahnung, dass auch sie nicht verschont bleiben würde und an der Cote d‘ Azure nicht sicher sei, malt und schreibt die junge Charlotte Salomon ihre Biografie auf, verschnürt die vielen Blätter in einer Kiste und gibt sie einem befreundeten Arzt mit den Worten: „Heben Sie es gut auf, dies ist mein Leben!“ Ihr Schicksal ähnelt dem der Anne Frank. Bald darauf wird sie verschleppt nach Auschwitz, wo sie 1943 umkommt. Was aber bleibt und später veröffentlicht wird, ist ihr künstlerischer Nachlass.
In die revolutionären Wirren ihrer Zeit ist die Mexikanerin Frida Kahlo (1907- 1954) verstrickt, besonders durch ihren Ehemann Diego Rivera. Doch ist ihr Leben überschattet durch private Schicksalsschläge, Krankheiten und zahlreiche Operationen. Lange Zeiträume ans Bett gefesselt, entgeht sie der Verzweiflung durch ihre Malerei. Die Vorbereitung einer Ausstellung wird zu einem nachdenklichen Rückblick auf ihr Leben.
Die zunehmende Macht der faschistischen Kulturpropaganda wird der Deutschen Kate Diehn-Bitt (1900-1970) zum Problem. Glücklich über die professionelle Ausbildung zur Malerin in Dresden, zurückgekehrt nach Rostock, wo sie ein eigenes Atelier eingerichtet hat und voller Zukunftspläne steckt, wird ihr die Teilnahme an Ausstellungen verwehrt und durch das Verbot, Malmaterialien zu kaufen, jede Perspektive genommen. Die Begründung: ihr jüdischer Stiefvater.
Als Farmerstochter wuchs Georgia O'Keeffe (1900-1996) in Wisconsin/USA auf. Ihr künstlerisches Talent wurde von der Mutter gefördert. Erst Zeichenlehrerin, gelangte sie zur Ausbildung an Akademien. Schließlich stellte sie ihre Werke in die Galerie des Fotografen Alfred Stieglitz in New York aus, der ihre Popularität förderte und sie heiratete. Sie aber konnte nicht dauerhaft in New York leben, war an weiträumige offene Landschaften gewöhnt. Ihre Wahlheimat wurde New Mexico.

Fünf Schicksale, die unterschiedlicher kaum sein könnten, sind in diesem Band erzählt. Sie alle vereint die Durchsetzungskraft der Malerinnen, die unter ganz besonderen Bedingungen zum Ziel kommen, nicht ohne Hindernisse, aber doch jede auf ihre sehr besondere und unverwechselbare Art.
Der bunte Fisch der Suma Maruki (Hiroshima, Japan 1946)
Die Angst im Nacken. Carlotte Salomon (Villefranche bei Nizza 1942)
Die Retrospektive. Frida Kahlo (Mexiko-Stadt 1953)
Düsternis über dem Land. Kate Diehn-Bitt – Rostock 1938
Im Angesicht des Sternenhimmels. Georgia O’Keeffe. (New Mexico 1929)
Geboren 1934 in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern).
Studium der Kunstgeschichte und Klassischen Archäologie an der Humboldt-Universität BerIin. Diplom, Promotion zum Dr. phil.

1965-69 Redakteurin am Lexikon der Kunst, HU Berlin.
1973-84 Leiterin der Graphischen Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin.
Ausstellungsbetreuungen u.a. in Japan, Mexiko und Estland.
Studienaufenthalte in Holland, Frankreich, England, Irland, Skandinavien, Italien und den USA
Verheiratet seit 1955, drei Kinder, vier Enkel.
Seit 1985 freischaffende Schriftstellerin.
Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller und im Friedrich-Bödecker-Kreis.
Auszeichnungen:
Franz Bunke-Preis 1991 (Hamburg),
Peter-Härtling-Preis 1994 (Weinheim).
Bibliografie (Auswahl):
Das Haus an der Voldersgracht. Ein Vermeer-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1977,
Meister Bertram. Ein Künstlerroman. Prisma-Verlag, Leipzig 1981,
A. v. Ostade. Radierungen, eigene Bestände im Staatlichen Museum Schwerin. Staatliches Museum, Schwerin 1985,
Die Woge. Ein Hokusai-Roman. Prisma-Verlag, Leipzig 1988,
Das mecklenburgische Reutergeld von 1921. Ein kulturgeschichtliches Kuriosum. Stock und Stein, Schwerin 1994,
Ein Schmetterling aus Surinam. Die Kindheit der Maria Sibylla Merian. Beltz und Gelberg, Weinheim 1995,
Wetterleuchten über Isenheim. Ein Grünewald-Roman. Fouqué-Literaturverlag, Egelsbach/Frankfurt am Main 2002,
Schwerin. Hinstorff, Rostock 1998,
Mecklenburg-Vorpommern. Hinstorff, Rostock 1999,
Reisefieber-Fieberreisen. Helms, Schwerin 2004,
Quintessenzen. Gedichte. Edition Nordwindpress, Hof Grabow 2006,
Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian. Edition Nordwindpress, Dalberg-Wendelstorff 2008.
Der Maler und sein Biograph. Ein Thomas Gainsborough-Roman. Edition Nordwindpress, Lychen 2011
Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M. geborene S. Edition Nordwindpress, Lychen 2012
Der Traum vom Glück ohne Ende. Aus dem Leben des Malers Adrian Ludwig Richter. EDITION digital, Pinnow 2014
Blumengärten und Bomberstaffeln. Edition Nordwindpress,Straußberg 2014
Eine Mutter im Himmel und eine auf der Erde. EDITION digital, Pinnow 2015
Schicksalsnovellen über Malerinnen des 20. Jahrhunderts. EDITION digital, Pinnow 2015
Wie Recht „Lütten Schult“ doch hatte! Das Kesseltreiben hat Barlach das Herz gebrochen, hier in Rostock, in der St. Georgsklinik, starb er vor wenigen Wochen, am 24. Oktober.
Kein Wunder, dass ein so sensibler Mensch wie Barlach, der so ganz an seine Kunst hingegeben war, die Repressalien und Diffamierungen nicht aushielt. Schon die Maßnahmen, die der „Reichsbeauftragte für künstlerische Formgebung“ ihm androhte, kamen einem Berufsverbot gleich. Dann der erzwungene Austritt aus der Akademie der Künste, die Beschlagnahme von Hunderten von Werken aus öffentlichen Sammlungen, der Abriss der Ehrenmale für die Gefallenen des Weltkriegs aus den Kirchen in Magdeburg, Kiel, Hamburg und Güstrow.
Kate denkt daran, mit welchen Gefühlen sie vor einem Jahr in München durch die Ausstellung „Entartete Kunst“ gegangen war. Das Blut konnte einem in den Adern gerinnen! Werke der berühmtesten modernen Künstler wie Klee, Dix, Kokoschka, Corinth, Schwitters, Meidner, Kirchner, Heckei, Schmidt-Rottluff, Radziwill, Schlemmer wurden Werken von Geisteskranken gegenübergestellt und zugunsten der Kunst Geisteskranker höhnisch kommentiert. Kein Wunder, dass das Konzept von der „Reichspropagandaleitung, Amtsleitung Kultur“ bestimmt wurde.
Mehrmals musste ihr Mann sie anstoßen, sich nichts anmerken zu lassen, denn es war klar, dass Spitzel als Besucher getarnt waren.
Vor Barlachs Plastik „Das Wiedersehen“ blieb sie dennoch besonders lange stehen. Welche Innerlichkeit, welche anrührende Szene, wie der Auferstandene seinem Jünger wiederbegegnet!
Es half Barlach auch nicht, dass sein Ruhm bereits international war, dass es im gleichen Jahr eine Ausstellung in der Westermann-Gallery in New York gab. Logisch ist eben nichts mehr.
Zu den Trauergästen bei der Beerdigung Barlachs in Ratzeburg erschienen einige der Verfemten, so Schmidt-Rottluff, Kolbe; Gerhard Mareks, Tessenow. Und Käthe Kollwitz zeichnete den Elenden auf dem Totenbett ...
Dieser als „entartet“ gebrandmarkten Kunst war als propagandistisches Gegengewicht eine Ausstellung „wahrer“ Kunst entgegengestellt, auf deren Besichtigung Kate mit Schaudern verzichtete.
Plötzlich klopft es an der Tür. Aus ihren Gedanken gerissen, zuckt sie zusammen. Es ist Peter-Paul, ihr Mann.
„Kate, komm schnell nach Haus!“, befiehlt er aufgeregt.
„Aber - die Zeichnungen muss ich schnell wegräumen!“ und sie verstaut die mit Packpapier umwickelten Blätter wieder unter dem Sofa.
„Was ist denn los?“
Paul Peter flüstert: „Ich hatte gerade nach der Sprechstunde einen sehr nervösen Patienten in der gewissen Uniform. Eigentlich hatte er Ausgangssperre und Redeverbot. Aber die Schmerzen ließen ihn die Vorschriften vergessen. Er verriet mir, dass für heute Abend Schreckliches geplant sei: eine Reichspogromnacht, in der Fensterscheiben klirren würden und es den Juden an den Kragen ginge. - Komm also!“
Kate erschrickt. „Und Glasers?“
„Die sind schon bei uns.“

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